4711 Echt Kölnisch Wasser - Eau de Cologne Testbericht

Manche Zahlenkombinationen sind bekannter als andere: 007, 0815 oder auch 666 sind Chiffren, mit denen auch Menschen etwas verbinden, die sich in der Welt der Zahlen nicht sehr heimisch fühlen.


Die 4711 ist auch so eine Kombination: Wer dächte da nicht automatisch an das so genannte Kölnisch Wasser? Erfunden worden ist das von einem Italiener, der seinerzeit in Köln wohnte. Farina hieß der gute Mann, und das, was er in Flaschen füllte, hies deshalb Farinas Echt Kölnisch Wasser.

Später hat dann ein Einheimischer dem Herrn Farina die Formel und den Namen für sein Duftwässerchen abgekauft, und aus diesen Tagen rührt auch die Zahl 4711. Die war nämlich die Hausnummer der Fabrik in der Kölner Glockengasse, in der das Kölnische Wasser hergestellt wurde. Soviel Geschichte darf in diesem Falle, glaube ich, schon sein; und das ist auch ziemlich genau das Maß an Geschichte, das auch in einen der TV-Spots passte, mit dem das Unternehmen lange Zeit für seine Erzeugnisse warb.

Die Spots sind izwischen auch längst Geschichte, und überhaupt zehrt, so mein Eindruck, die Marke 4711 heute vor allem vom Ruhm vergangener Tage. Im Hauptbahnhof in Köln prangt zwar wie eh und je eine rieseige Leuchtreklame, aber hergestellt wird das Wässerchen inzwischen in Stolberg nahe Aachen. Das eine weiß ich aus eigener Anschauung, das andere aus der Wikipedia.

4711 ist in die Jahre gekommen, und ich glaube, die 4711-Käufer sind es auch. Bei denen dürfte es sich vornehmlich um ältere Damen handeln. Die haben zwar einen immer größeren Anteil an der bundesdeutschen Bevölkerung, aber ich bin mir nicht sicher, ob 4711 wirklich noch ihre Marke ist. Tatsächlich ist für mich 4711 eine der Marken, mit denen ich vor allem Kindheitserinnerungen verbinde: Wenn ich mir auf dem Spielplatz mal wieder die Knie aufgeschlagen hatte, zog Oma ein Stoffhandtuch aus ihrer Handtasche, beträufelte es mit Eau de Cologne und desinfizierte den Kratzer mit Kölnisch Wasser.

Und wenn es damals mit der Deutschen Bahn in die Sommerfrische ging, saß im Abteil garantiert auch eine ältere Dame, die erst eine sehr, sehr reife Banane und dann, nach abgeschlossener Mahlzeit, eines der eigens mitgeführten Erfrischungstücher hervorzog. Die rochen entweder nach Uralt Lavendel oder, in den meisten der Fälle, eben nach 4711. Hier hat, finde ich, 4711 auch seine Berechtigung: Wenn der Mensch lange Strecken fährt und das menschliche Bedürfnis plötzlich so pressiert, dass er seine Notdurft in der Toilette des Autobahnparkplatzes bverrichten muss, ist er sicher froh um ein 4711-Erfrischungstüchlein - das taugt ganz gut als Reinigungstuch, wenn im stillen Örtchen an der lauten Bahn mal wieder kein Wasser fließen will.

Eine ganze Flasche Kölnisch Wasser habe ich allerdings noch nie gekauft, und ich schätze, ich werde das auch nie tun - dafür ist mir der Duft einfach etwas zu aufdringlich, und dafür scheinen mir die Einsatzbereiche auch etwas zu beschränkt, zumal ich mir in den letzten Jahren nur noch selten die Knie auf Kinderspielplätzen aufgeschlagen habe. Die Zeiten sind, fürchte ich, vorbei - und ich fürchte, das Eau de Cologne hat seine beste Zeit ebenfalls hinter sich. Den Duft zu beschreiben finde ich schwer - für mich dominiert da vor allem Zitrus, und das so sehr, dass ich mich schwer damit täte, beim Kölnisch Wasser so etwas wie Basis-, Kopf- und Herznote zu unterscheiden. Wie gesagt: Für mich ist es eine Art Erste Hilfe-Parfüm, und Ich würde es nicht kaufen.