Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen (DVD) Testbericht

ab 6,26
Auf yopi.de gelistet seit 11/2010

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Erfahrungsbericht von Hollgo

Cop auf Crack...

Pro:

+ ein sehr stark aufspielender, unangepasster Nicolas Cage

Kontra:

- ein nahezu unglaublicher "Twist" mit "Happy Ending" inclusive...

Empfehlung:

Ja

In manchem Heftchen steckt mancher Hollywood-Streifen - Magazine, mit deren Erwerb man gleichzeitig zu einem (abgespeckten) Film auf DVD kommt, gibt es mittlerweile in reichlicher Auswahl in Kiosken oder Buchhandlungen zu kaufen.

=== So kam ich zum Film "Bad Lieutenant" ===

In einer Ausgabe der "AudioVideoFoto Bild" steckte die - wie sich herausstellte - abgespeckte DVD-Version der auch im Handel erhältlichen DVD dieses Films. Die spezielle "Bild"-Version enthält dabei nur den Film an sich in im 16:9 Bildformat nur mit der deutschsprachigen, auf DD2.0 heruntergetrimmten Audiospur ohne zuschaltbare Untertitel und natürlich auch null Bonusmaterial. Für die Zeitschrift an sich zahlte ich 3,99 €...

== "Bad Lieutenant - Cop ohne Gewissen ==

=== Darum geht es ===

Der Film beginnt anno 2005 - kurz nachdem Hurrican "Katrina" die im Süden der USA an der Mississippi-Mündung liegende Metropole New Orleans verwüstet hat.

Die beiden Cops Terence Mc Donagh ( _Nicolas Cage_ ) und sein Partner Ned ( _Brad Dourit_ ) suchen kurz nach Abzug des Sturms den Gefängnistrakt des Polizeipräsidiums auf - und hören hier Hilfeschreie eines Häftlings. Von der Treppe aus werfen die beiden Cops einen Blick in die bis zur Schulterhöhe überschwemmten Gefängniszellen - ein offensichtlich in den Zellen vergessener Häftling droht, durch das weiter steigende Wasser zu ertrinken. Dazu schwimmt eine giftige Wasserschlange auf ihn zu. "Lass ihn doch ertrinken und piss nochmal ordentlich drauf", rät Ned seinem Partner Terence.
Terence jedoch ist da aus anderem Holz geschnitzt. Er zieht sich sein Jacket aus ,springt kurzentschlossen herunter und kann den so in der Klemme sitzenden Gefangenen vor dem sicheren Tod retten - was gute und weniger gute Konsequenzen für Terence haben soll...

_Terence´ Freud und Leid_

Ein Jahr später: durch seinen Einsatz wurde Terence zum Police Lieutenant befördert und nimmt nun als solcher Ermittlungen in einem grauenhaften Mordfall an einer aus dem Senegal eingewanderten Familie auf. Terence ist das Schicksal dieser Familie keineswegs so gleich wie manchem seiner Kollegen.
Leider bereitet ihm sein Rücken nach dem spontanen Sprung zur Rettung des Häftlings permanente Schwierigkeiten, sodass er stetig auf Vicodim (ja, dem Schmerzmittel, welches sich bekanntlich auch Dr. House aus der gleichnamigen Serie bedient) angewiesen ist.
Dazu hat er sich in die Edelprostituierte Frankie ( _ Eva Mendes_ ) verliebt, mit der er eine "außerberufliche" Affäre unterhält und die ihn bald mit "härterem" Stoff gegen seine Schmerzen versorgt. Dazu scheint sich der Mordfall bald in eine für ihn , einem jungen Zeugen und Frankie bald gefährliche Richtung zu entwickeln, denn offenbar hat ein großer Drogenbaron der Stadt mit dem "schönen" Namen "Big Fate" ( _Xzibit_ ) seine Hände im Spiel...

=== Darsteller und Charaktere ===

Dieser Film ist überwiegend von der Rolle des von Nicolas Cage gespielten, stets hart am Rand des Absturzes stehenden Cops der Polizei von New Orleans, Charakter des Terence Mc Donagh dominiert.
Im Prinzip zeigt der ganze Film die Entwicklung dieses Charakters während seiner Ermittlungen um den Mordfall an der senegalischen Einwandererfamilie.
Dabei steht Mc Donagh scheinbar stetig am Rande eines Loches aus Gier nach Sex, Drogen und illegalen Machenschaften, die seine durch die Beförderung gerade wieder einen Schub bekommende Karriere jäh zu beenden droht.
Tatsächlich ist McDonagh in seiner wachsenden Drogensucht nicht zimperlich. Seine "Spezialität" , um an Drogen heranzukommen, die er dann selbst und seine Freundin Frankie zu konsumieren pflegt, ist es dabei, arglose Pärchen, die gerade bestimmte Arten von Nachtclubs besucht haben, als Cop hochzunehmen, die er mit sicherem Blick als Drogenkonsumenten entlarvt. Doch er nimmt seinen "Opfern" nicht nur die Drogen ab - als "Schweigegeld" will er von dem weiblichen Part des Pärchens in der Regel noch einen Gutteil mehr als erlaubt ist - und kommt dabei stets damit durch. Doch auch sonst ist McDonagh schon fast einer der "Bösen", denn bald geht er dazu über, sich die immer heißer verlangten Drogen durch gefälschte Unterschriften und Unterschlagung aus der Aservatenkammer seiner Dienststelle zu besorgen. Dabei ist die Grenze zur Illegalität scheinbar für ihn nicht mehr vorhanden - Halt sucht er bei Frankie (gespielt von _Eva Mendes_ ) , die ihm aber auch nicht immer viel helfen kann, denn letztlich ist sie als Prostituierte auch kein "zuverlässiger", ihm Halt bietender Part. Seinen sich im Entzug befindlichen Vater Pat sowie dessen neue Lebenspartnerin kann er dabei auch nicht groß um Hilfe bitten - die müssen als Alkoholkranke selbst schauen, wie sie über die Runden kommen. Und dann ist da noch der Mordfall, der ihm zu schaffen macht und den er neben allen Begleiterscheinungen seiner Sucht und seiner stetig auftretenden Rückenschmerzen schließlich auch noch in den Griff bekommen muss - wobei er sich stets mit recht üblen Gestalten einzulassen versteht. Als Spielernatur ist er ebenso zu manchem Schurkenstück bereit. Zufällig trifft er einen Schlüsselspieler des Football-Teams von New Orleans, dem er glatt ein Päckchen Drogen unterjubelt, um ihn anschließend mit seinem Fund zu einer Spielmanipulation zu erpressen. Dabei ist er in seinen Charakterzügen durchaus widersprüchlich - nicht nur, dass er den Häftling aus einer gefährlichen Lage errettet , der Mordfall an den Senegalesen, die seinem Umfeld keinen Pfifferling wert sind, ist für ihn jedenfalls ganz oberste Priorität, für dessen Aufklärung er keinerlei Kompromisse zu machen bereit ist...

=== Das macht diesen Film aus ===

Vielfach habe ich gelesen, dass "Bad Lieutenant" eine Art von Parodie / Komödie sein soll. Diesen Eindruck hatte ich nun überhaupt nicht. Der Film ist zum einen eine Charakterstudie eines stets hart am Abgrund sich bewegenden Police-Cops, der immer auf ganz schmalem Grat wandelnd öfters ins Illegale abdriftet,um andererseits dann doch wieder Gutes zu Stande zu bringen.
Dabei ist er noch dazu von einem Umfeld umgeben, welches auch nicht gerade wie geschaffen dazu ist, sich von Drogen fern zu halten. Seine Freundin Frankie ist voll auf härteren Drogen, macht allerdings eine Entwicklung im Film durch, sodass sie bald dabei ist, "clean" zu werden, während Terence immer noch versucht, seine Rückenschmerzen durch immer härteren Stoff in den Griff zu bekommen. Doch das Unglaubliche dabei: je tiefer Mc Donagh scheinbar droht, in den sich stets ansammelnden Problemen unterzugehen, desto mehr scheint es mit seiner eigentlichen Polizeikarriere aufwärts zu gehen. Da macht es auch nichts aus, dass sich der einzige Zeuge der Morde, ein junger Schwarzer, panisch von seiner "Bewachung" nach England absetzt, wo er einfach nicht mehr als Zeuge greifbar ist. Doch der scheinbar nun vollkommen ruinierte Fall ist nicht das einzige Problem - er hat sich noch mit dem verzogenem Sohnemann eines einflußreichen Bürgers der Stadt angelegt, der ihm darüber hinaus das Leben schwer macht. Doch - es ist wie ein Wunder in diesem Film: statt nun vollends an einem tiefschwarz für Terence zu werden drohendem Tag unterzugehen in einem Sumpf aus Drogen, Kriminalität und Entlassung in Schande wendet sich -oh Wunder - alles zum Guten. Kollegen können ein Beweisstück, welches sich in Mc Donaghs Obhut befunden hatte und welches er durch falsche Behandlung scheinbar unbrauchbar gemacht hatte, doch noch Spuren von Täter-DNA finden, dazu schließt der missratene Sohnemann, der so fies zu seiner Freundin Frankie gewesen war, unerwartet Frieden mit ihm und sogar im Mordfall scheint es auf einmal trotz allem bestens zu laufen...

Diese Wandlung zum Guten, die eigentlich im Film binnen weniger Filmminuten wie "Kai aus der Kiste" die zuvor eher von mir als Zuschauer schon als "total hoffnungslos" eingestuften Geschichte von einem immer mehr abhalftenden , drogenversumpften Cop zu einer positiven Wendung eintritt, ist für mich derart unerwartet und überraschend gekommen, dass ich es schon nicht mehr glauben konnte. Statt zugekokst irgendwo auf einer Parkbank in Schimpf und Schande herumzuvegetieren, wird der zuvor über 80 Minuten als immer tiefer abrutschender Cop dargestellte Terence Mc Donagh doch - wie zu Anfang des Films - zum gefeierten Helden, statt Selters gibt es letztlich doch noch Sekt und eine Beförderung zum Captain und sogar Terence Dad und seine Freundin Frankie werden "clean" - nur Terence "sumpft" trotz allem weiter vor sich hin.

=== Auf einen Blick ===

* Titel: Bad Lieutenant
* Studio: WVG Medien GmbH
* Genre: Thriller & Krimi; Drama; Action; Unterhaltung
* Produktionsjahr: 2009
* FSK: ab 16 Jahren / Laufzeit: 117 Min.
* Bildformat: 16:9; 1,85:1
* Darsteller: Nicolas Cage, Eva Mendes, Val Kilmer, Xzibit, Denzel Whitaker
* Regie: Werner Herzog

=== FAZIT ===

Ja, das ist schon ein merkwürdiger Film, der vor knapp 3 Jahren unter der Regie von Werner Herzog (der schräge Werke wie u.a. "Fitzcarraldo" oder "Woyzeck" , jeweils mit Klaus Kinski scheinbar zu lieben scheint) da entstanden ist. Schräg ist eigentlich schon zu wenig, denn wegen der genannten, mehr als nur überraschenden Wende mutet dieser Film letztendlich für mich doch schon zu sehr unglaublich an, um irgendwie auch nur ansatzweise "realistisch" zu wirken. Das ist schade, denn Nicolas Cage ist in diesem Film (endlich) mal nicht dermassen aalglatt gebügelt und stromlinienförmig, wie ich es so häufig in Filmen mit seiner Mitwirkung erlebt habe. Er ist herrlich tief- wie abgründig und gibt tatsächlich als Charakter eine sehr überzeugende Darstellung eines hart am Abgrund zum totalen Absturz stehenden Cops ab. Eva Mendes und der Rest der Cast sind dabei eher "Anspielpartner", die stets nur die Bälle im übertragenen Sinne weiterspielen, die ihnen durch Cages Charakter zuvor zugespielt wurden. Der Film ist ein Mix aus Drama, Krimi und Charakterstudie, leidet dabei leider unter dem recht willkürlich und gewollt wirkenden "Twist", den Herzog nach meiner Vermutung aufgrund der Hollywoodschen Wünsche nach "Happy Endings" einflechten musste.
Dennoch: es bleiben starke Eindrücke von einem "Antihelden", der letztlich doch immer zum Held wird
Ich gebe insgesamt vier Sternchen und eine Empfehlung - Nicolas Cage ist in meiner Gunst nach diesem Film jedenfalls deutlich gestiegen - er kann es ja doch !

45 Bewertungen, 10 Kommentare

  • anonym

    04.05.2013, 18:40 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Damaris

  • Juri1877

    22.01.2013, 16:49 Uhr von Juri1877
    Bewertung: besonders wertvoll

    auch hier noch ein bw

  • giselamaria

    04.11.2012, 11:20 Uhr von giselamaria
    Bewertung: besonders wertvoll

    prima ! - klingt gut :-) LG gisela

  • debbi87

    01.11.2012, 21:01 Uhr von debbi87
    Bewertung: besonders wertvoll

    ...Liebe Grüße...debbi!

  • Nina1805

    01.11.2012, 20:54 Uhr von Nina1805
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und einen schönen Abend!

  • XXLALF

    01.11.2012, 17:00 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...und ganz liebe grüße

  • Miraculix1967

    01.11.2012, 16:56 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Allerbeste Allerheiligen-Grüße und schönen Feiertag! LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967

  • katjafranke

    01.11.2012, 16:29 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße von der Katja

  • ag_588

    01.11.2012, 14:59 Uhr von ag_588
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße und einen schönen Tag!

  • Lale

    01.11.2012, 14:48 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*