Fahrenheit (Adventure PC Spiel) Testbericht

Lucas Kane führt ein normales Leben, arbeitet als Bankangestellter und ist wohl wie so oft an einem gewöhnlichen Winterabend in einem Restaurant zu Gast. Nach dem Essen geht er kurz auf die Toilette, wo der Abend eine unerwartete Wendung nimmt. Grundlos attackiert Lucas mit dem Messer einen Mann und ritzt sich selbst seltsame Symbole in die Arme. Als er wieder zu sich kommt, weiß er von nichts. Er scheint in einer Art Wahn oder in Trance gehandelt zu haben. Doch wer soll ihm das glauben? Und vor allem, warum hat er überhaupt gemordet, und wieso musste gerade Kane der Mörder sein? Lasset das Spiel beginnen!

---> Bitte Mitdenken!
Nach der Sequenz, in der der Mord geschieht, findet ihr euch unmittelbar im Geschehen und müsst sogleich die ersten Entscheidungen treffen. Wollt ihr die Leiche verstecken und die Blutspuren verschwischen, oder doch lieber fliehen? Zeit zum Überlegen bleibt nicht, denn ein Officer, der ebenfalls im Restaurant aß, hörte seltsame Geräusche aus der Toilette und ist schon auf dem Weg dorthin. Letzteres klappt leider nicht, deshalb bleibt euch nichts anderes übrig, als euch durch die Hintertür zu verdrücken.

Auf einer großen Kreuzung in New York trefft ihr irgendwann auf ein Taxi, in das ihr einsteigt. Dieses fährt euch direkt nach Hause, wo ihr erst einmal Schlaftabletten zur Beruhigung zu euch nehmen könnt. Selbst bei der Einnahme müsst ihr mitdenken; denn Tabletten zusammen mit Alkohol nehmen, kostet Lucas das Leben. Das ist das Schöne an „FAHRENHEIT“: egal was ihr tut oder nicht tut, ihr müsst mitdenken. Scheinbar kleine Fehler können euch verraten oder euch umbringen.

---> Auf der Suche nach sich selbst
Während des Spielverlaufs übernehmt ihr nicht nur die Rolle des Mörders Lucas Kane, sondern auch die von Carla Valenti und Tyler Miles. Valenti und Miles sind zwei Polizisten, die auf der Suche nach dem Täter, sprich Lucas, sind. Folglich heißt das, dass ihr euch im Spiel selbst verfolgt.

Klingt einfacher, als es in Wirklichkeit ist. So versteckt Lucas zum Beispiel Gegenstände, doch ihr seht nicht, wo. Somit müsst ihr als Polizisten manchmal stundenlang suchen, bis ihr das Versteck entdeckt und das Gesuchte findet. Manchmal ist das etwas langatmig, vor allem bekommt ihr einmal den Auftrag, im Keller nach einer bestimmten Akte zu suchen. Dummerweise ist es dort verdammt dunkel, es gibt tausende von Akten und mehrere Regale, die es alle zu durchsuchen gilt. Überspringen könnt ihr keine Mission, deshalb sind hier diejenigen, die viel Geduld mitbringen, klar im Vorteil. Ihr stellt euch also quasi eure Aufgaben selbst, da ihr auf bestimmte Verläufe keinen Einfluss nehmen könnt (beispielsweise was wo versteckt wird).

Lucas selbst sucht ebenfalls gewissermaßen nach sich selbst. Er fragt einen Priester, ob der nicht etwas über solche Phänomene weiß und sucht unter anderem auch eine Wahrsagerin auf. Solltet ihr auf der Suche nach dem Grund für die Tat über einen längeren Zeitraum auf keine brauchbare Information stoßen, läuft Lucas Gefahr, sich selbst umzubringen.

---> Selbstmord
Kane ist natürlich psychisch sehr labil, seit er weiß, dass er jemanden getötet hat. Deshalb sind selbst kleine Rückschläge sehr gefährlich und können ihn unter Umständen dazu bringen, sich selbst umzubringen.

Eine keine Anzeige im unteren Bildschirmrand informiert euch über seine Lage. Ob er depressiv, „nur“ verstimmt oder sich recht gut fühlt, könnt ihr dort ablesen und euch danach richten. Oft hilft eine Mütze Schlaf und bringt ihn zumindest einigermaßen wieder auf Trab. Unverzichtbar sind Erfolge trotzdem – ansonsten stürzt er sich früher oder später auf jeden Fall aus dem Fenster und das Spiel ist vorbei.

---> Zack, Zack!
Gewöhnungsbedürftig fand ich die Steuerung – insbesondere im Kampf. Während des Spiels begegnen euch mehrere Gegner. Im Büro zum Beispiel überdimensionale Insekten, die euch nicht freundlich gesinnt sind. Statt die Fliege zu machen, müsst ihr gegen sie antreten.

Das macht das bislang eher als Adventure bekannte Game zu einem Action-Adventure, bei dem ihr ohne flinke Finger und eine schnelle Reaktion Probleme bekommen dürftet. Während der Kampfszene werden euch nämlich in kurzen Abständen Symbole eingeblendet, die ihr in der vorgegebenen Reihenfolge drücken müsst. Lässt ihr euch zu viel Zeit (weniger als eine Sekunde), passiert es nicht selten, dass ihr den Kampf verliert und das gesamte Spiel verliert.

Rätsel gibt es im Übrigen nicht. Ihr müsst lediglich Kämpfen und die Geschichte weiterführen, um das Rätsel aufzudecken. Gespräche hingegen sind wie bei allen Adventures vorhanden; ihr könnt eine der vorgegebenen Antwortmöglichkeiten auswählen. Wobei ihr auch hierbei schnell handeln solltet – seid ihr zu langsam, antwortet euer Protagonist mit „Weiß nicht.“

---> Zurück in die Vergangenheit
Gelegentlich reist ihr auch zurück in die Vergangenheit von Lucas Kane, in dem ihr dann seine Rolle als Kind übernimmt. Dabei rettet ihr seine Freunde oder begeht anderweitige Abenteuer. Leider sind diese Level ziemlich sinnlos, da sie sich nicht zum eigentlichen Spielgeschehen beziehen. Des weiteren ist es ärgerlich, dass sie zeitlich begrenzt sind und ihr euch wirklich beeilen müsst. Die Level sind außerdem sehr dunkel, so müsst ihr zum Beispiel in einer Mission aus einem Haus finden – leider ist es so dunkel, dass ihr zwei- oder dreimal verliert, bis ihr den Weg nach draußen gefunden habt. Meines Erachtens hätte auf diese „Vergangenheitsreisen“ verzichtet werden können.

---> Filmspiel oder Spielfilm?
Das Spiel ist eher wie ein Film als wie ein „gewöhnliches“ Videospiel aufgebaut. Sprecht ihr mit Personen, so wird dies zu einer Sequenz, in der ihr aktiv eingreifen könnt (in dem ihr die entsprechenden Antworten auswählt). Dabei werden die klassischen „Kinobalken“ (oben und unten schwarze Balken) eingeblendet, manchmal wechselt das Geschehen sogar in Zeitlupe und in Nahaufnahmen. Dabei kommt man sich vor, als würde man in einem Spielfilm aktiv eingreifen können, was natürlich eine tolle Sache ist.

Grafisch ist „FAHRENHEIT“ zwar nicht altbacken, kann aber nicht so ganz mit der heutigen Zeit mithalten. Dinge, die ihr detailreich sehen sollt, sind auch so dargestellt. Teilweise sind die Level zu düster – selbst für ein solch düsteres Game. Ein wenig Kantig wirken die Personen auch. Insgesamt ist das aber vertretbar und ruiniert den Spielspaß in keinster Weise.

---> Systemvoraussetzungen
· DirectX 9.0
· Prozessor mit 800 MHz
· 256 MB Arbeitsspeicher
· 32 MB Grafikspeicher
· 3D Grafikkarte

---> Fazit
Mit „FAHRENHEIT“ erschien 2005 ein Action-Adventure, das sich sehen lassen kann. Eine einfallsreiche Geschichte, die vom Spieler nicht durch Rätsel aufgedeckt sondern durch aktives Eingreifen weitergeführt wird, um sie schlussendlich aufzudecken. Zwar kann man das Spiel auf unterschiedliche Weise spielen, allerdings bleibt das Ende und die groben Geschehnisse gleich.

Die Steuerung ist etwas gewöhnungsbedürftig, auch die sinnlosen Level, in denen der Spieler in die Kindheit des Hauptprotagonisten Lucas Kane schlüpft, sind zum Großteil ärgerlich und einfach unnötig. Dennoch: ein Game, das Adventure-Liebhaber gespielt haben sollten.