Der Professor (gebundene Ausgabe) Testbericht

ab 13,05
Auf yopi.de gelistet seit 11/2010
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  durchschnittlich
  • Spannung:  hoch
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von dik1609

Warum ich heute so müde bin

5
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  sehr gering
  • Spannung:  sehr gering
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  Männer

Pro:

Geniale Vermischung von Realität und Fiktion

Kontra:

Absolut nichts erkannt.

Empfehlung:

Ja

Es ist schon eine geraume Zeit her, dass ich mir dieses Buch anschaffte. Aber es musste natürlich den gleichen Weg hinter sich legen wie all meine Neuanschaffungen auf dem literarischen Sektor: Es kam im Stapel meiner ungelesenen Bücher am Ehebett nach ganz unten und musste sich im Laufe der Zeit erst einmal vorarbeiten. Das Buch war geduldig. Ich aber nicht, als ich erst einmal mit dem Lesen begonnen hatte. Und weil diese Aktivität jetzt beendet ist, kann über Katzenbachs Thriller an dieser Stelle auch berichtet werden.

Der Kauf

Sicher bin ich mir, dass ich die gebundene Ausgabe dieses Buches, 2010 im Droemer Verlag erschienen, in einer Filiale des Club Bertelsmann gekauft habe. Nicht mehr sicher bin ich, wie viel ich dereinst dafür bezahlt habe - aktuell wird es für nur 8,99 Euro (für Club-Mitglieder) angeboten. Ich denke aber, dass ich damals mehr dafür bezahlt habe. Erhalten habe ich im Gegenzug 560 Seiten voller Spannung.

Das Aussehen

Meine Ausgabe dieses Thrillers ist in schwarzem Leinen gebunden und mit einem papiernen Schutzumschlag versehen. Der zeigt neben dem Namen des Autors und des Titels ein paar Handschellen - was ja vielsagend genug ist. Buch und Schutzumschlag wurden auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.

Der Autor

John Katzenbach, geboren 1050, war ursprünglich Gerichtsreporter für den "Miami Herald" und die "Miami News" und hat bisher acht Spannungsromane veröffentlicht. Gleich mit seinem Debüt, "In the Heat of the Summer", wurde er für den Edgar Award nominiert, einige Zeit später noch einmal mit "The Shadow Man". Seine Psychothriller sind allesamt Bestseller. Katzenbach lebt mit seiner Familie in Amherst/Massachusetts.

Der Inhalt (Schutzumschlag)

Der pensionierte Psychologieprofessor Adrian Thomas bekommt von seinem Arzt eine niederschmetternde Diagnose: Demenz. Noch immer unter dem Eindruck der bestürzenden Nachricht blickt der alte Mann auf die Straße und sieht ein etwa 16-jähriges Mädchen vorübereilen. Gleichzeitig rollt ein Lieferwagen heran, bremst ab und beschleunigt wieder - das Mädchen ist verschwunden. Der Professor ist verwirrt. Täuscht er sich, oder hat er gerade eine Entführung beobachtet?

Leseprobe

Als die Tür aufging, wusste Adrian, dass er tot war. Der hastig abgewandte Blick, die eingezogenen Schultern, die nervösen, gehetzten Schritte, mit denen der Arzt das Zimmer durchquerte, ließen keinen Zweifel. Fragte sich also nur: Wie viel Zeit bleibt mir noch? Wie schlimm wird es werden?
Die Antworten ließen nicht lange auf sich warten.
Adrian Thomas sah zu, wie der Neurologe in den Testergebnissen blätterte, bevor er sich hinter seinem großen Eichenschreibtisch verschanzte. Der Arzt lehnte sich im Sessel zurück, beugte sich wieder vor, blickte auf und sagte endlich: "Die Untersuchungsergebnisse schließen die meisten naheliegenden Diagnosen aus ..."
Adrian hatte nichts anderes erwartet. MRT. EKG. EEG. Blut. Urin. Ultraschall. Hirnszintigramm. Eine ganze Phalanx an kognitiven Funktionstests. Inzwischen waren über neun Monate vergangen, seit er zum ersten Mal festgestellt hatte, dass er Dinge vergaß, die man sich gewöhnlich leicht merken konnte. Wie er zum Baumarkt gefahren war, wo er plötzlich vor dem Regal mit Glühbirnen stand und nicht den blassesten Schimmer hatte, was er kaufen wollte; wie er einmal in der Stadt einem alten Kollegen über den Weg gelaufen war und ihm ums Verrecken der Name nicht mehr einfiel, obwohl der Mann zwanzig Jahre lang im Dozentenzimmer nebenan gesessen hatte. Vor sechs Tagen dann hatte er abends eine geschlagene Stunde lang im Wohnzimmer ihres Hauses im westlichen Massachusetts mit seiner längst verstorbenen Frau angeregt geplaudert. Sie hatte sogar in ihrem geliebten Queen-Anne-Sessel mit dem Paisley-Bezug vor dem Kamin gesessen.

Meine Meinung

"Ich komme gleich nach", rief ich der besten Ehefrau von allen hinterher, als sie sich gestern Abend Richtung Schlafzimmer verabschiedete. Ein paar Seiten wollte ich in meinem Buch noch lesen. Ich kam denn auch nach - aber wesentlich später als gewollt, denn dieser Thriller hatte mich gefesselt und ich konnte nicht von ihm lassen, bis ich ihn vollständig gelesen hatte. Das ist sicherlich einerseits schon einmal eine klare Empfehlung für dieses Werk, andererseits aber auch die Beantwortung der in der Überschrift gestellten Frage.

Katzenbach versteht es meisterlich, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Gleich drei paralell verlaufenene Handlungsebenen aus Sicht von Opfer und Ermittlern sind es, von denen einen genau so viel Spannung erzeugt wie die beiden anderen. Und natürlich werden sie immer wieder unterbrochen, um den Roman auf einer anderen Ebene fortzusetzen - wobei übrigens der Leser schlauer ist als die Ermittler. Aber genau das steigert eigentlich nur die Spannung und wirft die Frage auf, ob dieser Fall gelöst werden kann - und wenn ja, ob das auch rechtzeitig genug geschieht, was natürlich zu einem furiosen Finale führt, dessen Magie ich mich nicht habe entziehen können.

Der Autor geht in seinem Werk gleich drei aktuelle Fragen an. Die eine ist natürlich das Thema Demenz, das er liebevoll-vorsichtig behandelt, ohne die Krankheit schön reden zu wollen. Ob Katzenbachs Schilderungen der Krankheit nun der Realität entsprechen, weiß niemand so recht, aber sie scheinen ihr doch irgendwie sehr nahe zu kommen. Dass Professor Thomas mit dieser Krankheit leben kann und dabei durch sie auch noch Genuss erfährt, sollte all die nachdenklich machen, die sich einfach nur in Mitlied Betroffenen gegenüber ergehen.

Noch intensiver aber wird sich der mitdenkende Leser mit der Problematik beschäftigen, was das Internet und dessen Nutzer alles können und dürfen - oder eben auch nicht. Dass hier auf vielen Seiten Voyeurismus betrieben wird, ist ganz sicher kein Geheimnis. Und dass Reality-Shows weltweit großen Anklang finden, darf ebenfalls als Tatsache hingestellt werden. Das Internet erweist sich in Katzenbachs Thriller als perfekte Möglichkeit für das Zusammenspiel von Sex, Gewalt, Kunst und Geld. Was ist aber Kunst, was ist erlaubt? Diese Frage beschäftigt den Leser mehr und mehr - und natürlich hat er bald seine eigene Antwort auf diese Frage, die aber zumindest im Roman von sehr vielen Menschen ganz anders beantwortet wird. Ist das auch in der Realität möglich? Kann es wirklich sein, dass weltweit Menschen zusehen, wie einem anderen Gewalt angetan wird - und keiner kommt auch nur auf die Idee, etwas dagegen zu tun?

Immer aktuell ist schließlich auch die Behandlung des Themas Pädophilie. Und auch an dieses Thema wagt sich Katzenbach heran - und zwar aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel, der deutlich macht, dass pädophile Menschen nicht durch und durch schlecht sein müssen, dass auch sie mehr als nur eine positive Seite haben können und zugleich Probleme damit haben, das Negative der eigenen Neigung zu erkennen.

Es ist wirklich phantastisch, wie der Autor es schafft, diese drei hochaktuellen Themen zu einem spannenden Roman zusammen zu fügen - ohne dass er dabei den warnenden Zeigefinger hebt. Vielmehr überlässt er es dem Leser, sich seine Gedanken zur Tri-Problematik zu machen und lässt ziemlich schnell einen Spannungsbogen entstehen, der sich über mindestens zwei Drittel des Buches am obersten Rand einer imaginären Skala bewegt. Und dass er es dann auch noch schafft, sein Werk überraschend ausklingen zu lassen, darf dem schriftstellerischen Können Katzenbachs zugeschrieben werden, der mit diesem Buch, für das ich übrigens den Originaltitel "What comes next" als viel passender empfinde, ein Meisterwerk im Bereich des Psychothrillers geschaffen hat. Und das Schlimme an diesem Buch: Irgendwie bin ich nie das Gefühl los geworden, es könnte sich um eine reale Geschichte handeln. Irgendwie ist den Menschen ja alles zuzutrauen - so traurig das in diesem Fall auch sein mag.

Allen Freunden des Psychothrillers kann ich diesen Roman nur wärmstens empfehlen. Natürlich erhält er die Höchstwertung von mir - und ich selbst werde ganz sicher weitere Katzenbach-Werke lesen.

49 Bewertungen, 7 Kommentare

  • Leneory

    16.09.2012, 23:48 Uhr von Leneory
    Bewertung: sehr hilfreich

    herbstliche Sonntagsgrüße vom Lenchen =)

  • Baby1

    29.05.2012, 19:55 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • morla

    08.05.2012, 01:19 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^^petra

  • sirikit06

    07.05.2012, 22:53 Uhr von sirikit06
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wünsche Dir einen schönen Abend! LG

  • katjafranke

    07.05.2012, 21:37 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einen lieben Gruß von der KATJA

  • Lale

    07.05.2012, 20:37 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*

  • Lakisha_1

    07.05.2012, 20:26 Uhr von Lakisha_1
    Bewertung: sehr hilfreich

    würde mich sehr über deine Gegenlesung freuen. lg