Pirates Of The Caribbean - Fremde Gezeiten (DVD) Testbericht

Die "Pirates of the Caribbean" Trilogie - zu deutsch auch mal als "Fluch der Karibik" tituliert - war vielleicht nicht das Beste, sicher aber das Unterhaltsamste was im vergangenen Jahrzehnt auf die Kinoleinwände kam. Und nebenbei gesehen auch ein ordentlicher Kassenerfolg für die Disney Studios. Daher war es trotz einer, wie man hört, extrem hohen Gage für Johnny Depp auch unumgänglich, dass die Reihe fortgesetzt wird. Das mit Orlando Bloom und Keira Knightley die Co-Stars der Trilogie nicht mehr mit von der Partie sein sollten, nahm ich eher schultzerzuckend zur Kenntnis. Zum einen hätte die Entwicklung des dritten Teils sehr viel Phantasie und Erklärung benötigt um die Charaktere Will und Elizabeth wieder mit einzubinden und zum anderen war es nun mal maßgeblich Johnny Depp bzw. dessen Captain Jack Sparrow der die Filme prägte und zu einem gigantischen Erfolg machten.

Eigentlich die ideale Voraussetzung, die Piraten Serie mit frischem Wind zu starten. Nun war ich mit meinen Brüdern und meiner Hübschen im Kino um herauszufinden, ob Captain Jack erneut erfolgreich in See gestochen ist.

Film-Infos

OT: Pirates of the Caribbean - On Stranger Tides
Regie: Rob Marshall
Filmstudio: Walt Disney
Vertrieb: Warner Brothers

Cast:
Johnny Depp ... Jack Sparrow
Penélope Cruz ... Angelica Malon
Geoffrey Rush ... Barbossa
Ian McShane ... Blackbeard
Kevin McNally ... Gibbs
Sam Claflin ... Philip
Astrid Berges-Frisbey ... Syrena
sowie Judi Dench, Richard Griffths, Keith Richards, Greg Ellis u.a.

Handlung

Der Film beginnt damit, dass Jack Sparrows erster Maat, Master Gibbs, nach einem Gerichtsverfahren in London der Galgen droht. Jack eilt natürlich seinem alten Freund zuhilfe und tatsächlich gelingt es Jack und Gibbs mit einer Kutsche zu fliehen. Beim folgenden Gespräch mit Gibbs erfährt Jack, dass scheinbar in London sich jemand als Jack Sparrow ausgibt und Matrosen für eine Mission zur sagenumwobenen Quelle der ewigen Jugend anheuert. Jack ist entschlossen den vermeintlichen Betrüger aufzusuchen, doch der Kutscher hat die Beiden nicht wie versprochen an den Hafen gebracht sondern direkt in die Arme des Königs.

Jack und Gibbs werden getrennt gefangen genommen. Jack kann nwährend einer Audienz beim König - bei welcher er auch erfährt dass sein alter Widersacher Barbossa mittlerweile Freibeuter unter des Königs Schutz ist - entkommen; Master Gibbs hingegen bleibt in Gefangenschaft. Lediglich sein Wissen über den Weg zur Quelle der ewigen Jugend sorgt dafür, das Barbossa ihn vorm Galgen bewahrt. Jack hingegen findet heraus, wer seinen Namen angenommen hat: Seine alte Flamme Angelica. Er wird von ihr überlistet und landet daraufhin auf dem Piratenschiff Queen Anne's Revenge; das Schiff des gefürchteten Piraten Blackbeard - der sich zur Überraschung von Jack als Angelica's Vater entpuppt.

Es entbrennt ein Wettlauf zum Jungbrunnen: Blackbeard, der sein Leben verlängern will; ein Schiff voller Spanier die vom Jungbrunnen erfahren haben; Barbossa welcher mit Blackbeard ein Hühnchen zu rupfen hat und natürlich Jack, der eher wie zufällig in die ganze Geschichte hineingeraten ist...

Kritik

Der vierte Teil der Piraten Saga stellt gewissermaßen einen Neubeginn der Abenteuer rund um Jack Sparrow dar. Neben Johnny Depp sind nur noch Geoffrey Rush (Barbossa) und Kevin McNally (Gibbs) von den Vorgängerfilmen dabei. Auch handlungstechnisch wird keinen Bezug auf die Trilogie genommen. Im Gegensatz zu den Vorgängern hat man dieses Mal auch wieder ein für sich abgeschlossenes Abenteuer gemacht, wofür ich sehr dankbar bin; hätte doch die Geschichte von Teil 2 und 3 sinnvoll gestrafft auch für einen Film ausgereicht.
Die Zutaten der Reihe sind weitestgehend dieselben geblieben: ein mystisch angehauchte Geschichte, spannende Action Sequenzen und natürlich Johnny Depp als schräger, aufgeblasener Jack Sparrow, der als typischer Anti-Held von einem Fettnäpfchen ins Nächste tritt.

Nach dem fliegenden Holländer in Teil 2 und 3 nimmt man sich einer weiteren Piraten Legende an. In diesem Fall in Form des gefürchteten Edward Teach alias Captain Blackbeard. Dabei werden auch zahlreiche Geschichten rund um den tatsächlich existierenden Piraten gemacht; wie z.Bsp. die brennende Bartspitze; das Schiff heißt natürlich Queen Anne's Revenge und Blackbeard wird durch Ian McShane auch mit einer gewissen Würde und Intelligenz verkörpert, so wie er nach Erzählungen auch gewesen sein soll. Die Tatsache, dass Blackbeard hervorragend Voodoo beherrscht ist hingegen pure Erfindung der Drehbuchautoren.

Schauspielerlisch gibt es in diesem Film nichts zu bemängeln. Rush, Depp und McNally nehmen ihre Rollen aus den Vorängerfilmen wieder in gewohnter Qualität auf. Neben Depp ist der Star des Films eindeutig Geoffrey Rush der als schmieriger Barbossa einfach hervorragend ist und gut mit Depp zusammen agiert. Penelope Cruz bringt ein wenig Latina Feuer mit ein und Ian McShane hat die Präsenz die ein Charakter wie Blackbeard benötigt (was mir nach der Pseudo-Doku "Blackbeard - Der wahre Fluch der Karibik" über einen zwar historisch korrekten aber nicht überzeugend dargestellten Blackbeard umso mehr auffällt). Auch die kleine Nebengeschichte rund um den Missionar Philipp und dessen Liebe zur Meerjungfrau Syrena ist nett anzusehen. Daneben haben auch einige bekannte Akteure Nebenauftritte: Richard Griffith als King George; Rolling Stone Keith Richards erneut als Jack's Daddy sowie ein Cameo von Judi "M" Dench.

Irgendwann im Film dürfte es dem Zuschauer dämmern, dass "Fremde Gezeiten" etwas arg viel weniger Budget zur Verfügung gehabt hat, als seine Vorgänger gehabt haben muss. Ob das nun an den gemunkelten 45 Millionen Dollar Gage für Johnny Depp liegt sei mal dahingestellt. Es macht sich aber deutlich, dass es eigentlich nur wenig große Actionszenen in dem neuesten Sparrow Abenteuer gibt. Neben der Flucht in London, fällt mir eigentlich nur noch Jack's Flucht von Palme zu Palme sowie die Jagd auf die Meerjungfrauen ein. Auch der Showdown fällt vergleichsweise bescheiden auf. Erfreulich ist aber immerhin dass Regisseur Rob Marshall den heutzutage inflationären Gebrauch von CGI im Computer lässt und so viele Szenen wie möglich in klassischer Abenteuerfilm-Manier traditionell umsetzt. Auch der unmerkliche Übergang zwischen Filmsets und den atemberaubenden Aufnahmen aus der Karibik wissen zu gefallen.

Nun aber auch zum weniger Erfreulichem: Der Story. Dass die Handlung dünn ist, wäre noch untertrieben. Fakt ist dass es ein Wettlauf verschiedener Parteien zum Jungbrunnen ist; jede mit anderen Ambitionen. So hat der Film auch eine Menge unnötige Szenen die "Fremde Gezeiten" - gerade in der Mitte des Filmes - etwas langatmig machen. Da helfen auch die Blödeleien von Jack und Barbossa nichts. Penelope Cruz' Charakter kommt auch nicht gerade gut weg, da man sich die ganze Zeit fragt warum sich Angelica ausgerechnet für den wenig symphatischen Blackbeard opfern will. Dass er ihr Vater ist - denn sie laut Film im übrigen auch nicht viel früher als Sparrow kennengelernt hat - wirkt als Erklärung doch etwas schwach.

Fazit

Beim Bewerten für diesen Streifen schwankte ich zwischen drei und vier Sternen. Einerseits hat der Film tolle Schauspieler und bietet die gewohnte Mischung aus Spannung, Action und Humor; andererseits kann der Film durch einige Längen und eine etwas dünne Story nicht punkten. Da ich mich trotzdem gut unterhalten gefühlt habe vergebe ich trotzdem vier Sterne (in der Hoffnung dass die angekündigten Teile 5 und 6 wieder absolute Fünf-Sterne-Kandidaten werden).