Miral (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von atrachte
Naives Werk zwischen Kunst und Kitsch
Pro:
siehe Bericht,
Kontra:
siehe Bericht,
Empfehlung:
Nein
Dabei ist „Miral“ für Schnabel, selbst aus einer jüdischen Familie stammend, einmal mehr eine sehr persönliche Angelegenheit, basiert das Buch, auf dem die Geschichte des Filmes aufbaut, doch von seiner Lebensgefährtin, der Journalistin und Schriftstellerin Rula Jebreal. Diese hat in ihrem Roman viele autobiografische Bezüge einfließen lassen, welche sich insbesondere auf ihre eigene Kindheit als Palästinenserin in Ost-Jerusalem beziehen. Im Film ist Rula jedoch Miral (Freida Pinto), die nach dem Tod ihrer Mutter von ihrem Vater (Alexander Siddig) in die Dar-al-Tifl-Mädchenschule geschickt wird in der sie große Teile ihrer Kindheit und Jugendzeit erlebt. Innerhalb der Schulmauern bekommt das junge Mädchen wenig von dem außerhalb tobenden Konflikt mit, erst als sie mit 17 Jahren palästinensische Kinder aus der Umgebung unterrichten soll ändert sich ihre Haltung und Miral beginnt mit der Untergrundbewegung zu sympathisieren.
Der Gedanke liegt durchaus nahe, dass die persönliche Befangenheit Schnabels gerade bei diesem Thema seinen Blick auf eine ausgewogene Betrachtung getrübt haben könnte, wie ihn von nicht wenigen Kritikern auch vorgeworfen wurde. Tatsächlich muss man feststellen, dass „Miral“ überwiegend einseitig erzählt ist, so handelt es sich bei den wenigen israelischen Charakteren des Filmes in der Regel um Soldaten oder Juristen, die wiederum die Interessen ihres Staates durchsetzen. Gleichzeitig kann man dem Regisseur aber nicht vorwerfen, dass er die palästinensische Seite nicht kritisch betrachtet, denn auch hier finden sich Extremisten und gewaltbereite Fundamentalisten, die eine zwei Staaten Lösung ablehnen und ihre Interessen mit Gewalt durchsetzen wollen.
Kritischer ist hingegen die Tatsache, dass Schnabel die ganze Thematik an sich sehr naiv anfasst. Der Amerikaner habe zwar keinen „politischen“ Film machen wollen, allerdings entwickelt sich ein Werk über den Nahostkonflikt zwangsläufig zur politischen Angelegenheit. Vollkommen unbeirrt verwehrt sich Schnabel aber wirklich tiefer in den Konflikt einzutauchen, seine Anfänge zu erläutern, festzustellen warum auf beiden Seiten mittlerweile ein so großer Hass aufeinander existiert. An der Komplexität des Themas gescheitert, kristallisiert sich als weiteres Problem heraus, dass Schnabel sehr aus dem Blickwinkel eines visuellen Künstlers an die Sache herangeht. So schafft er teils atemberaubend schöne Szenen, inszeniert einen Suizid etwa als geradezu traumwandlerische Sequenz voll bizarrer Faszination, schafft es aber nicht, so etwas wie Dramaturgie entstehen zu lassen und das Publikum mitzunehmen. So lässt „Miral“ einen irgendwie kalt. Auch beim Casting der Hauptdarstellerin ist nicht alles rund gelaufen. So sieht Hauptdarstellerin Freida Pinto („Slumdog Millionaire“, „Ich sehe den Mann deiner Träume“) der auf ihrer Rolle Miral basierenden Rula Jebreal zwar verblüffend ähnlich, aber die darstellerische Reife eine solche vom Leid geschundene Figur zu spielen, besitzt die gebürtige Inderin noch nicht.
Das hat zu allen Übel auch noch den Effekt, das ihre Geschichte (der Film ist mehr oder weniger lose in mehreren Episoden aufgeteilt) geradezu belanglos scheint. Weitaus interessanter ist der Film, wenn er die Geschichte der palästinensischen Friedensaktivistin Hind Husseini (Hiam Abbass) und der von ihr gegründeten Dar-al-Tifl-Mädchenschule, in der Miral nach dem Tod ihrer Mutter aufwächst, erzählt.
Julian Schnabel ist ein Künstler. Das war bei seinen vorherigen Regiearbeiten nie ein Problem, da er nie politische Stoffe verfilmte. Mit „Miral“ verhält es sich anders und trotzdem ist der Film gemacht, als sei er ein Kunstfilm. Das wäre kein Problem, hätte Schnabel sich auch des politischen Kontextes angenommen, hätte er seinen Figuren mehr Raum gegeben sich glaubwürdig zu entfalten. So, wie der Film vorliegt, ist er aber nicht mehr als ein naives Werk mit wunderbaren Schauwerten, doch jeglich fehlender Substanz, und dafür umso mehr Sozialkitsch.
Daten zum Film:
Originaltitel: Miral (Frankreich/Isreal/Italien/Indien,, 2010)
Laufzeit: ca. 112 Minuten
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Regie: Julian Schnabel
Darsteller: Freida Pinto (Miral), Hiam Abbass (Hind Husseini), Alexander Siddig (Jamal), Yasmine Elmasri (Nadia), Willem Dafoe (Eddie), Omar Metwally (Hani)...
4,5/10
65 Bewertungen, 18 Kommentare
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13.06.2011, 15:18 Uhr von tina08
Bewertung: sehr hilfreichViele Grüße ... Tina
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04.06.2011, 22:08 Uhr von Lothlorien
Bewertung: sehr hilfreichGuter Bericht, Ich lese gegen, du auch?
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03.06.2011, 16:35 Uhr von cleo1
Bewertung: sehr hilfreichEinen schönen sonnigen Freitag und LG cleo1
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03.06.2011, 15:16 Uhr von Luna2010
Bewertung: sehr hilfreichEin wunderschönes Wochenende! Ich lese gegen, du auch?
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03.06.2011, 14:16 Uhr von ThomasKu
Bewertung: sehr hilfreichGuter Bericht! Würde mich über Gegenlesungen freuen!
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01.06.2011, 16:57 Uhr von mima007
Bewertung: sehr hilfreichViele Gruesse, mima007
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31.05.2011, 20:51 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße Edith und Claus
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31.05.2011, 13:10 Uhr von edelcat
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüsse von Edeltraud
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31.05.2011, 11:41 Uhr von [email protected]
Bewertung: sehr hilfreichliebe grüße aus halle v. simone
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31.05.2011, 09:12 Uhr von campino
Bewertung: sehr hilfreichlg andrea
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31.05.2011, 01:10 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreicheinen guten wochenstart lg. petra
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31.05.2011, 00:00 Uhr von Miraculix1967
Bewertung: sehr hilfreichSchönen Abend und LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967
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30.05.2011, 22:10 Uhr von godjul
Bewertung: sehr hilfreichSuper beschrieben! Liebe Grüße;O) Sylvia
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30.05.2011, 22:04 Uhr von sigrid9979
Bewertung: sehr hilfreichWünsche einen schönen Wochen-Anfang
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30.05.2011, 21:58 Uhr von bigmama
Bewertung: sehr hilfreichLG Anett
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30.05.2011, 21:37 Uhr von katjafranke
Bewertung: sehr hilfreichViele liebe Grüße von der Katja
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30.05.2011, 21:29 Uhr von babygiftzwerg
Bewertung: sehr hilfreichIch wünsche dir einen schönen Abend. LG Ulrike
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30.05.2011, 20:32 Uhr von holenuss
Bewertung: sehr hilfreichEin sehr schöner Bericht!
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