Olympus M.Zuiko Digital 17mm f2.8 Pancake Testbericht

Einleitende Worte

Seit September 2010 ist meine Frau Besitzerin einer Systemkamera der Marke Olympus, Typ „Pen e-lp1“. Ich darf die Kamera aber auch (hin und wieder) nutzen! Eines der Gründe für den Kauf einer System- oder Spiegelreflexkamera ist normalerweise die gehobene Bildqualität gegenüber den meisten Kompaktkameras, aber auch das wesentlich breitere Angebot an Zubehör. Dagegen stehen natürlich die Preise der Kamera selbst und vor allem die des nötigen und manchmal auch absolut unnötigen Zubehörs. Daher ist im Gegensatz zu den meisten „Kompakten“ der Kauf einer System- oder Spiegelreflexkamera bekanntlich ein „Fass ohne Boden“ … was vor allem im Zubehör begründet scheint ... um eben die speziellen Eigenschaften dieser Fotogeräte auch maximal bzw. benutzerspezifisch auf sich ganz persönlich zugeschnitten nutzen zu können. In meinem nachfolgend geschilderten Fall handelt es sich um ein Wechselobjektiv mit einer fester Brennweite und der Allgemein-Typ-Bezeichnung „Pancake“!


"Pancake" oder "Das Fladen-Objektiv"

Egal ob eine großzügige Übersetzung des Wortes "Pancake" auf "Keks" oder "Pfannkuchen" kommt, was bitte ist eigentlich ein „Pancake“ im Sinne der Fotografie? Nach der Standardübersetzung handelt es sich um einen „Fladen“. Von außen gesehen, hätte ich persönlich aber eher auf einen Keks in der ungefähren Ausgabe eines De-Beukelaer-Cookie’s getippt. Um es kurz zu machen, es handelt sich hier um Objektive mit einer „sehr flachen“ Bauart. Nahezu alle Systeme bieten solche „Pancake’s“ an. In der Regel handelt es sich um einfache Weitwinkel- bis Standardobjektive, die sich zwischen 25mm und 50mm Ex-Kleinbildformat tummeln.
Damit wären wir beim nächsten Problem. Bei dem von mir erworbenen 17mm „Pancake“ handelt es sich um ein Objektiv, welches für sogenannte „Four Third“ Sensoren abgestimmt ist. Diese Sensoren werden im Moment vor allem bei Olympus und Panasonic Systemkameras eingesetzt. Bei Olympus auch bei Geräten mit Spiegelreflextechnologie. Mit einer Sensorgröße von ca. 17x13mm liegt der Sensor weit über denen der meisten Kompaktkameras, aber ist der derzeit mir bekannte kleinste bei den Spiegelreflexsystemen. Vorteil ist, das für diese kleineren Sensoren Objektive kleiner und leichter sind und dadurch auch preiswerter hergestellt werden können. Nachteil ist der oftmals in der Lichtausbeute geringere Nutzen. Das macht sich vor allen im sogenannten „Rauschverhalten“ bemerkbar. Während FT-Sensoren schon oft bei 400-1600 ISO an ihre Grenzen kommen können, haben z.B. die größeren APS-Sensoren noch ein paar ISO-Grade zuzugeben. Umgekehrt bieten aber die FT-Sensoren den Vorteil das sie bei gleicher Brennweite einen besseren Vergrößerungsfaktor bilden (grop-Faktor). Besonders im Telebereich ist das interessant. Beim „Weitwinkel“ eigentlich weniger.
Im meinem Fall bedeutet dass, das ein 17mm aufgrund des flächenmässig etwa doppelt so kleinen Sensors im Vergleich zu einem Vollformatsensor die doppelte Vergrößerung und Brennweite bildet (Grop-Faktor 2). Das heißt, das 17mm-Objektiv ist in der altbekannten Vorstellung aus der analogen Kleinbild-Welt (KB) eigentlich ein 34mm. Nimmt man einen APS-Sensor als Grundlage, dann wird da ganze noch verzwickter. Dann entspricht der „Grop-Faktor“ etwa dem 1,5fachen eines Kleinbildformates. Sofern daher dieses Objektiv an einer APS-Kamera betrieben werden könnte, dann wäre die dort nutzbare Brennweite 25,5mm. Wobei eine (oberflächige) Erklärung für grobe Faktoren auch das Wikipedia bilden kann (http://de.wikipedia.org/wiki/Formatfaktor#Crop-Faktor).
Letztendlich handelt es sich im „fototechnischen“ Sinn um ein sogenanntes leichtes Weitwinkel. Auf dem zu fotografierenden Ausschnitt wird also etwas mehr abgebildet als sonst.



Olympus M.Zuiko Digital 17mm 1:2.8 Pancake Objektiv (37 mm Filtergewinde)

Gekauft habe ich das kleine Ding Ende September 2010. Es ist übrigens in zwei Farben zu haben (silber und schwarz). Der Preis beläuft sich derzeit um 250,00 Euro, wobei die schwarze Variante etwas höher gehandelt wird. Also wer auf Farben keinen Wert legt, kann hier schon mal ein paar Euros sparen. Aber ersteinmal die obligatorischen technischen Daten, die bei einem so kleinen Objektiv allerdings auch überschaubar sind.

Technische Tabelle:

Brennweite 17mm (entsprechend einem KB-Format = 34mm)
Linsenanordnung 6 Linsen / 4 Gruppen
Asphärische Glaslinsen 1
Bildwinkel 65°
Minimale Aufnahmeentfernung 0.2 m
Maximale Bildvergrößerung 0.11x (Micro Four Thirds) / 0.22x (35-mm-Format)
Anzahl der Blendenlamellen 5
Kreisförmige Öffnungsblende für natürliche Hintergrundschärfe
maximale Blendenöffnung 1:2.8
Minimale Blende 1:22
Filterdurchmesser 37 mm
Abmessungen 57 mm Ø, 22 mm
Gewicht 71 g

Weitere Eigenwerbung des Herstellers:

Das M. ZUIKO DIGITAL 17mm 1:2,8 Pancake (entspricht einem 34mm bei einer Kleinbildkamera mit 35mm Film) ist noch kompakter als das Pancake Objektiv für Four Thirds Gehäuse. Dieses Micro Four Thirds Objektiv misst lediglich 22 mm und wiegt nur 71 g. Die kreisförmige Öffnungsblende mit 5 Lamellen ermöglicht natürliche und weiche Hintergrundunschärfe. Mit seinem ultrakompakten Design ist das weitwinklige Pancake-Objektiv ideal für Schnappschüsse und Reisen ...

Diese Tabelle, sowie der Nachtrag hierzu wurden mit geringfügigen Änderungen der Internetseite des Anbieters entnommen (http://shop.olympus.de/e_commerce/objektive/olympus/m-zuiko-digital-17mm-1-2-8-pancake-silber-p-454-c-0.htm). Sie ist also nicht meine eigene Konstruktion ... :-)!

Ich selbst kann bestätigen, dass der nachstehend ebenfalls beschriebene Lieferumfang den Tatsachen entspricht.
Lieferumfang laut Anbieter:

Garantiekarte
Hintere Objektivkappe für Micro Four Thirds Objektive (LR-2)
M. ZUIKO DIGITAL 17 mm 1:2,8 Pancake Silber
Micro Four Thirds Objektivdeckel (LC-37)

Wobei diese Aufzählung unvollständig ist, denn es fehlt das Benutzerhandbuch. Aber nur in der Aufzählung von Olympus, nicht in der Realität! Das heißt ein solches Büchlein liegt tatsächlich auch noch bei. Zumindest war es bei mir so. Sogar mit über 60 Seiten! Abgesehen von der für alle geltenden sogenannten „Explosionszeichnung“ sind für die deutsche Übersetzung nur zwei Seiten gewidmet. Mehr ist allerdings auch nicht nötig!


Meine Erfahrungen

Vorweg möchte ich mal eines bekannt geben. Auch ich habe mich hinsichtlich der technischen Details bei sogenannten Testmagazinen etc. eingelesen und werde nun nicht so tun, als könnte ich ähnliches (auch nur im Ansatz) abliefern. Dazu bedarf es wirklich eines Test-Equiments das ich nicht habe. Das fängt bei speziellen Messungen der Optik an, berechnet die Randschärfe eines Bildes bis zu dessen Vignettierung (etc.).
Das kleine Pancake ist aus meiner nicht schlecht. Es bringt - soweit ich das beurteilen kann - gute bis sehr gute Ergebnisse. Für mich liegt der Nutzen allerdings mehr in einigen technischen Details. Dies ist die Grösse und das geringe Gewicht, sowie das im Vergleich zu anderen MFT-Objektiven aufgrund der Festbrennweite schnelle automatische oder auch manuelle (mit dem Schärfenring am Objektiv) Fokussierung.
Aber ich muss erwähnen, dieses Objektiv ist lediglich für Kameras geeignet welche einen MFT-kompatiblen Anschluss besitzen! Das sind überwiegend nur die Olympus-Pen-Modelle und solche von Panasonic-System-Kameras. Die Abkürzung „MFT“ heißt „Micro FourThirds“ und bedeutet nichts anderes, dass nicht einmal die FT-kompatiblen Kameras dieses Objektiv nutzen können. Den hier ist der Anschluss und nicht der Sensor wichtig! Ich besitze inzwischen neben der Olympus „e-lpt1“ eine einfache Spiegelreflexkamera der gleichen Marke - eine „e-450“ - dieser MFT-Anschluss ist hierzu nicht kompatibel!
Das kann durchaus von Interesse für manche Einsteiger sein. Denn umgekehrt können FT-kompatible Objektive an MFT-Anschlüssen über einen Adapter genutzt werden. Oftmals sogar mit allen Automatikfunktionen.
Dieses sehr kleine und wirklich leichte Objektiv hat eine Blendenöffnung von „1:2,8“. Nichts außergewöhnliches. Aber wer es mit anderen Objektiven vergleicht, wird bei einer ähnlicher Leistung trotz des „scheinbar“ hohen Preises von derzeit durchschnittlich 250,00 Euro nicht enttäuscht werden. Gute Alternativen (auch von Olympus und Panasonic) kosten nicht selten erheblich mehr und von den Preisen noch lichtstärkerer Objektive möchte ich erst gar nicht reden.
In der Praxis ist das aber kein „wirklicher“ Grund dieses Objektiv anzuschaffen. Bei meinen Foto-Session's hat sich herausgestellt, dass ich zwar mit diesem Objektiv im Durchschnitt schneller und effektiver arbeiten kann, wie mit den Standard-Zooms vieler Kameragrundausstattungen. Ich nutze aber trotzdem meistens das ursprünglich beigefügte 14-42mm und inzwischen auch ein neu gekauftes 9-18mm MFT-Objektiv. Für bestimmte Aufgaben, wenn es z.B. um Geschwindigkeit geht, ist das kleine Pancake diesen variableren Brennweiten überlegen. Ganz zu schweigen davon, dass es eben überall leicht zu verstauen ist und kaum Gewicht mitbringt, solso so gut wie keinen extra Platz benötigt. Was die Fotoqualität betrifft so zieht es „trotz Festbrennweite“ mit dem Standard-Zoom (14-42mm) mindestens gleich. An das relativ neue und doppelt so teuere 9-18mm kommt es in der Aufnahmequalität allerdings nicht heran. Sofern es aber keine andere Möglichkeit gibt - vor allen bei der Landschafts- und auch Portrait-Fotografie - dann ist dieses 17mm aber eine dankbare und sinnvolle Alternative!


Fazit

Ich gebe fünf Sterne. Die Qualität der Aufnahmen ist aus meiner Sicht in Ordnung. Wer jedoch bereits ein Standardzoom-Objektiv (z.B. 14-42mm) besitzt, wird zwar im Weitwinkelbereich kleine Vorteile finden. Ob sich jedoch diese nicht unbedeutende Zusatzausgabe rentiert bleibt jedem selbst überlassen. Schließlich decken die Standardzooms die 17mm bereits mit ab! Der unbestrittene Vorteil liegt in der Größe und dem Gewicht. Das ich fünf Sterne vergebe, hängt aber auch damit zusammen, dass gewisse unbestreitbare Vorteile da sind. Diese liegen in der höheren Geschwindigkeit und einem etwas besseren Reaktionsvermögen der Olympus-Retro-System-Kamera in Verbindung mit diesem Objektiv – welches aber vermutlich durch die Festbrennweite und der vergleichsweisen sehr lichtstarken Blendenöffnung (1:2,8) – bedingt ist. Der Kenner wird dieses Objektiv lieben ... der Alltagsknipser die zusätzlichen Anschaffungskosten weniger schätzen, dafür das geringe Gewicht und den noch geringeren Platzbedarf! Dieses kleine Objektiv dürfte auch eine interessante Option für die derzeit aktuelle und kleinste Systemkamera von Olympus darstellen, die E-PM1! Kleiner geht es dann wohl nicht mehr und die Kamera dürfte damit wirklich in jede Jacken- oder Handtasche passen!


Nachtrag
Dieser Beitrag erschien in einer veralteten und nicht geupdateten Version auch auf CIAO unter meinem dortigen Namen "Oberlisbler"!