Grafeneck Testbericht

No-product-image
ab 7,17
Auf yopi.de gelistet seit 11/2011
5 Sterne
(0)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)
Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend

Erfahrungsbericht von verbatim

Hartnäckigkeit wird belohnt

4
  • Niveau:  anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  hoch
  • Spannung:  durchschnittlich
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  ausschmückend
  • Zielgruppe:  Männer

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

=== Hallo liebe Leser und Leserinnen ===
In meinem heutigen Bericht möchte ich euch einen Roman vorstellen, den ich mir bei meinem letzten Bibliothekenbesuch ausgeliehen habe. Es handelt sich um einen Roman von Rainer Gross. Der Autor sagte mir gar nichts, so wie er vielen euch wahrscheinlich auch nichts sagen wird. Es sei nur so viel im Voraus verraten: er ist ein deutscher Autor, welcher sich auf Krimis spezialisiert hat, die in der Geschichte spielen, meistens. Auch das wusste ich nicht, als ich in der Bibliothek das Buch in die Hand genommen habe. Ich las mir auf der Hinterseite den Text durch, der mir den Roman näher bringen sollte. Er schafft es nicht, mich 100%ig zu überzeugen. Deswegen habe ich das Buch erst noch einmal im Regal stehen lassen. Zum Schluss habe ich es wegen der geringen Seitenzahl doch ausgeliehen, denn diese Seitenzahl ist ja schnell mal gelesen. Man kann ja auch mal Autorin kennen lernen, die man nicht so kennt und die aus Deutschland sind. Die Krimis von Autorin aus der USA kennt man ja, aber ich wollte halt wissen, ob sich das Klischee von deutschen Filmen auch auf die Romane übertragen lässt. Die Antwort darauf könnt ihr in meinem weiteren Bericht finden.

=== Aussehen ===
Wie gesagt ich habe mein Exemplar aus der Bibliothek, aber auch in Taschenbuchform. Wie man es ja auch bei anderen Romanen gewöhnt ist, haben unterschiedliche Verlage auch unterschiedliche Covers für ein und demselben Roman. Dieser Roman bekam vom Verlag Goldmann ein düsteres Cover: auf der Vorderseite sieht man ein altes Fenster in einer Holzhütte. Dann in großen weißen Buchstaben den Name des Romans „Grafeneck“ und darüber in kleinerer Schrift den Namen des Autors. Auf meinem Exemplar ist noch aufgeklebt worden: „Bestes Krimidebüt des Jahres“. Von solchen Auszeichnungen lasse ich mich als Leser allerdings nicht beeindrucken, da ich in früherer Zeit damit schon öfter aneinander geraten bin. Auf der Rückseite sieht man nur düstere Bretter von der Holzhütte, welche den Hintergrund bilden. In weißen und grünen Buchstaben stehen hier einmal dieser „aufregende“ Text und die Wertung von „Die Welt“ und von „krimi-couch.de“.

Die Größe der Buchstaben ist in diesem Buch ganz standardmäßig, vergleichbar mit Times New Roman und der Schriftgröße 10 auf dem PC.

=== Allgemeines ===
Seitenzahl: 220
Preis: 7,95 Euro
ISBN: 978-3-442-47118-8
Erscheinungsdatum: Taschenbuchausgabe Februar 2010
Verlag: www.goldmann-verlag.de

=== Autor ===
„Rainer Gross wurde 1962 in Reutlingen, Baden –Württemberg, geboren. Er studierte Philosophie und Literaturwissenschaft in Tübingen, danach folgte ein Studium an einem theologischen Seminar. Er ist verheiratet und lebt seit 2002 als freier Schriftsteller in Ahrensburg. Für seinen Roman „Grafeneck“ wurde er mit dem Friedrich-Glauser-Preis für das beste Krimidebüt des Jahres ausgezeichnet.“ (nach Goldmann-Verlag)

=== kurze Inhaltsangabe ===
Osterferien, normalerweise die Zeit in der die Lehrer auch einmal Urlaub machen. Für Herr Mauser, der in einem kleinen Dorf nahe Grafeneck wohnt, heißt Urlaub in Höhlen nach der Zusammensetzung der Erde zu forschen. Als er allerdings im Inneren einer Höhle eine Leiche findet, sind seine ganzen Ferien dahin. Vielleicht findet Mauser dadurch aber auch Zugang zu seiner eigenen Vergangenheit. Das scheint bei einem Eigenbrötler allerdings recht schwierig zu sein- oder doch nicht?

=== Geschichtlicher Hintergrund zum Roman ===
Die Leiche, welche Mauser findet, kann er anhand des Anzugs auf ca. 50 Jahre alt und mumifiziert identifizieren, was später durch ortsansässige Mordkommission bestätigt wird. Vor 50 Jahren (von 2010 ausgegangen) befand sich Deutschland mitten im 2. Weltkrieg und somit im dunkelsten Kapitel unserer deutschen Geschichte. Auch Herr Mauser ist dabei nicht recht wohl, alte Wunden aufzudecken. In Grafeneck befand sich ein Konzentrationslager, was nur für Behinderte „genutzt“ wurde. Auch die Schwester von Mauser fiel diesem Konzentrationslager und deren Machtinhabern zum Opfer.

Im Roman wird interessant und abseits dem normalen Schulgeschichtsstoff dargestellt, was Konzentrationslager für den Einzelnen bedeuteten und auch was diese für ein Dorf bedeutet, welches nah an diesem KZ liegt. Natürlich „mussten“ die Opfer ja irgendwie transportiert werden und dafür hatte man graue Busse mit weiß gestrichenen Fenstern. Sicherlich hat die Dorfbevölkerung es mitbekommen und konnte trotzdem nichts machen. Natürlich waren hier auch Busfahrer beteiligt, welche einen „gesicherten“ Job hatten, solange sie niemanden erzählten, was es mit den Bussen auf sich hat, die sie fahren mussten. Auch waren Ärzte in diese Schweinerei verwickelt, sollte ja alles „legal“ sein, damit die Bevölkerung nichts mitbekam.
Behinderte Leute bekommen ein Attest, dass sie sich in der Klinik Grafeneck einzufinden haben, werden mit Bussen zusammen mit den Juden dorthin gebracht und kehren nie wieder zurück.
Nein, da bekommt die Dorfbevölkerung nichts mit.

=== Spiel, Spaß und Spannung ===
Der Autor stellt dieses durchaus heikle Thema sehr interessant und durch eine andere Sichtweise dar, so dass der Leser nicht gelangweilt wird, sondern er möchte wissen, was es mit der Leiche aus der Höhle auf sich hat. Auch die Dorfbevölkerung wird mit eingebaut, so dass man hier ganz interessante Hinweise bekommt.
Durch immer wieder kehrende Hinweise, die der Autor sehr dosiert an den Leser weitergibt, wird ein Spannungsbogen erzeugt, welcher den Leser animiert weiter zu lesen. Dieser Roman hätte auch noch 200 Seiten länger sein können und wäre trotzdem noch spannend gewesen.

Da mich das Thema auch sehr interessiert und ich sonst Günter Grass ganz gerne lese, war ein Roman von Rainer Gross zu diesem Thema eine willkommene Abwechslung. Sicherlich schreibt er nicht mit so vielen Wortspielen und auch nicht mit soviel Ironie wie Günter Grass es gern macht. Doch Günter Grass kann auch nicht jeder lesen und verstehen, Rainer Gross hingegen ist leicht zu verstehen, da er auch sehr menschlich bleibt und einen Fall sachlich, aber doch mit Gefühlen von Herrn Mauser erklärt. Ohne Vorwissen über den 2. Weltkrieg würde ich diesen Roman allerdings nicht gelesen haben wollen, denn ohne das Wissen erschließen sich einige Dinge nicht von selbst und man muss vielleicht bei Wikipedia oder sonst einem Nachschlagewerk reinschauen.

=== LESEPAUSE ===
„Ihm ist schwindelig. Er weiß nicht, was ihn da geritten hat. Wohin wandern seine Gedanken? Endlich hat er einen entlarvt, einen von den Schweigern und Mitläufern, die noch immer in den Dörfern leben, ohne dass einer sie kennt. Aber wissen tun es ja alle, denkt er. Man muss sie aufdecken, man muss mit der Schuld ans Licht… Sie ist Gift, denkt er und steckt die Pistole langsam ein, als traute er ihr nicht. Als könnte sie ein Eigenleben entwickeln.“
(Seite 163)


== ##FAZIT## ==
Der Roman „Grafeneck“ hat mir sehr gut gefallen und das Thema um den 2.Weltkrieg ist in einem interessanten Blickwinkel dargestellt worden. Der Roman sollte allerdings mit Vorwissen gelesen werden, da er sonst an manchen Stellen keinen Sinn machen würde. Der Schreibstil des Autors ist dem Thema angemessen und jeder kann diesen Autor gut verstehen.
Deswegen: 4*Sterne und eine Empfehlung

Liebe Grüße eure Jasmin

26 Bewertungen