Midnight in Paris (Blu-ray) Testbericht

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ab 15,80
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Auf yopi.de gelistet seit 11/2011

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Erfahrungsbericht von atrachte

Magical Mystery Tour

Pro:

sB

Kontra:

sB

Empfehlung:

Ja

Es gibt wohl keinen anderen amerikanischen Filmemacher, der so arbeitswütig ist, wie Woody Allen („Scoop“, „Match Point“). Nach wie vor gelingt es dem schmächtigen Hornbrillenträger geldgebende Investoren für seine Projekte zu finden, sowie sein Stammpublikum in die Lichtspielhäuser zu locken. Und das, obwohl die künstlerisch besten Jahre Allens schon seit mehr als einer Dekade vorbei sind, und er sich eigentlich nur noch selbst zitiert, ohne gravierende Innovationen zu liefern. Insofern sticht sein neuester Film „Midnight in Paris“, in welchem Allen einen amerikanischen Drehbuchautor der Gegenwart in das Paris der 1920er Jahre zurückversetzt, doch sehr aus der Masse heraus.
Jener amerikanische Drehbuchautor ist Gil (Owen Wilson), der aber eigentlich lieber Schriftsteller wäre, dem jedoch die nötige Inspiration, und wohl auch ein bisschen, der nötige Mut fehlt. Die erhofft er bei seinem Urlaub in Paris zu finden, welchen er gemeinsam mit seiner Verlobten Inez (Rachel McAdams) und deren Eltern (Mimi Kennedy & Kurt Fuller) verbringt. Während Gil begeistert von Paris ist, und gar, etwas naiv, offen den Gedanken hegt, in die Stadt an der Seine zu ziehen, halten seine Freundin und Schwiegereltern in spe wenig von diesen Gedankenspielereien, und meckern lieber an der französischen Lebensweise und Kultur rum. Als dann auch noch Paul (Michael Sheen), ein alter Freund des Paares auftaucht, und mit seinem pseudointellektuellen Gequake jeden, außer Gil, um den kleinen Finger wickelt, hat dieser endgültig genug, und entschließt sich Paris alleine zu erkunden. Als er eines Nachts ein altes Taxi vorfahren sieht, deren Insassen offensichtlich auf eine Kostümparty wollen, entschließt sich Gil einzusteigen und den Trupp zu begleiten. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass er irgendwie in dem Paris der 1920er Jahre gelandet ist, sieht er sich doch schon bald in Gesprächen mit seinen Idolen Hemingway (Corey Stoll), Scott Fitzgerald (Tom Hiddleston) und Luis Bunuel (Adrien de Van) vertieft. Fortan entflieht Gil jede Nacht aufs neue der Realität, und taucht im Paris der goldenen Zwanziger unter. Nicht zuletzt, wegen Picassos (Marcial Di Fonzo Bo) Geliebter Adriana (Marion Cotillard)...

Man sehe und staune: Woody Allen scheint doch noch ein bisschen Eigenkreativität zu besitzen, ist sein „Midnight in Paris“ doch einmal eine angenehme Überraschung zu den letztjährigen Werken des Amerikaners, in denen er – auch wenn man es ihm irgendwie doch nicht übel nehmen kann - seine altbekannten Handlungsmuster immer und immer wieder verwendet hat, ohne sie neu zu variieren, oder gar vollkommen abseits von seinem Stil zu drehen. Dabei fängt auch Allens neuestes Werk so an, wie so viele seiner Filme auch: die altbekannten Seitenhiebe gegen Möchtegernintellektuelle sind drin, ebenso wie die amerikanischen Vorurteile Europäer gegenüber. Und Protagonist Gil ist zudem eine Figur, wie sie auch ein junger Allen gespielt hätte. Trotzdem setzt sich „Midnight in Paris“ doch schon sehr bald von Filmen wie „Vicky Cristina Barcelona“ oder „Ich sehe den Mann deiner Träume“, was maßgeblich der fantastischen Komponente des Filmes geschuldet ist. Allen macht sich dabei erst gar nicht die Mühe zu erklären, wie Gils Zeitreise funktioniert – was auch absolut gut so ist, denn, abgesehen davon, das es dem Zuschauer erstaunlich schnuppe ist, wie die Zeitreise funktioniert, würde eine Erklärung wohl diesen gewissen Zauber, den der Film definitiv versprüht, kaputt machen.

Und so taucht man ziemlich schnell in Allens köstliche Hommage des Paris der 1920er Jahre ein: man amüsiert sich über die machohaften Attitüden eines Hemingways, lacht herzhaft über den großartigen Kurzauftritt des ebenso großartigen Adrien Brody („Der Pianist“, „King Kong“) als Dali, oder lässt sich von der nicht minder wundervollen Marion Cotillard („La Vie En Rose“, „Inception“) verzaubern, welche es mal wieder schafft, dass sie in jeder Szene die volle Aufmerksamkeit des Publikums genießt. Und auch Owen Wilson („Darjeeling Limited“, „Starsky & Hutch“) ist großartig aufgelegt, und passt geradezu perfekt in die Rolle von Allens Alter Ego Gil, spielt diesen aber angenehm Wilson´isch, sprich, er stellt seinen Gil nicht so dar, wie ihn Allen spielen würde, was seiner Figur im Kosmos des Regisseurs eine angenehme Nuance verleiht.

Trotzdem ist nicht alles gold, was glänzt, denn „Midnight in Paris“ hegt stets dieses Gefühl, dass da noch einiges mehr ginge. So wirklich Fahrt nimmt der Film eigentlich selten auf, auch wenn einzelne Passagen geradezu großartig sind. Vor allem der Dialoghumor funktioniert wunderbar – so lange der Film in der Vergangenheit spielt. Auch die Charaktere sind klasse geschrieben - so lange sie in der Vergangenheit auftreten. So ist beispielsweise die Figur von Rachel McAdams („Die Frau des Zeitreisenden“, „Sherlock Holmes“) so was von flach gezeichnet, das man eigentlich kaum glauben mag, sie seie dem Kopf Allens entsprungen, hält sie doch eigentlich nur her, um den Zuschauern zu verdeutlichen, dass Gil die absolute Arschkarte für sein jetziges Leben gezogen hat. Allen geht gar soweit, und führt einzelne Figuren nur wegen eines (manchmal auch wegen zwei oder drei ) Gags ein, lässt sie aber hinterher nicht mehr auftauchen.

Im Gesamtwerk Allens stellt „Midnight in Paris“ also mal wieder solide Durchschnittsware dar. Der Film hat definitiv seine Momente, versprüht vor allem in den Vergangenheitsszenen eine kaum mehr von Allen gewohnte Stimmung die so charmant ist, das man sich gerade dazu zwingen will, den Film zu lieben. Doch dafür ist das ganze dann – insgesamt betrachtet – doch etwas zu eintönig und zu unausgegoren. Und doch geht man letztlich mit einem lächeln aus dem Kino und ist noch für einige Stunden mit sich, und der Welt versöhnt. Das schafft, trotz mittelmäßiger Kinokost, wohl auch nur Woody Allen.

Daten zum Film:
Originaltitel: Midnight in Paris (Frankreich/USA, 2011)
Laufzeit: ca. 100 Minuten
FSK: Ab 0 Jahren
Regie: Woody Allen
Darsteller: Owen Wilson (Gil), Rachel McAdams (Inez), Kurt Fuller (John), Mimi Kennedy (Helen), Marion Cotillard (Adriana), Corey Stoll (Ernest Hemingway), Michael Sheen (Paul)...

6/10

61 Bewertungen, 13 Kommentare

  • dadolger

    16.03.2012, 10:09 Uhr von dadolger
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse

  • anonym

    29.01.2012, 16:12 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöne Grüsse, Talulah - calimero1111

  • gottgiuly

    30.11.2011, 20:39 Uhr von gottgiuly
    Bewertung: sehr hilfreich

    Unglaublich guter Bericht. Jetz hab ich ein klares Bild vom Produkt. Schau auch gerne mal bei meinen Berichten vorbei ;)

  • ChrisS91

    29.11.2011, 20:24 Uhr von ChrisS91
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreicher Bericht!

  • anonym

    18.11.2011, 13:17 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    prima vorgestellt, geruhsames wochenende wünscht dir willi

  • fopinion

    17.11.2011, 16:16 Uhr von fopinion
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Grüße und weiter so ;-) Fopinion

  • austin77

    16.11.2011, 05:37 Uhr von austin77
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, würde mich sehr über gegenlesung freuen. lg

  • Luna2010

    15.11.2011, 22:39 Uhr von Luna2010
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super berichtet. Freue mich über Gegenlesungen

  • Miraculix1967

    15.11.2011, 19:46 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönen Herbstabend und LG aus dem gallischen Dorf Miraculix1967

  • katjafranke

    15.11.2011, 18:38 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße. KATJA

  • uhlig_simone@t-online.de

    15.11.2011, 17:02 Uhr von uhlig_simone@t-online.de
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe grüße v. simone, würde mich sehr über deine gegenlesung freuen

  • anonym

    15.11.2011, 16:35 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ---Herzlicher Gruß---

  • schmusenase

    15.11.2011, 16:18 Uhr von schmusenase
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein Film mit Owen Wilson, wie gruselig, schüttel ... Ich mag den als Darsteller so gar nicht! Soll aber Deinem Bericht jetzt keinen Abbruch tun :-)) GlG,