Fiat Tempra Testbericht

2 Jahre lang sind wir mit unserem nun 26 Jahre alten Golf 2 D ohne jede Zusatzausstattung ganz gut gefahren. Die fehlende Feinstaubplakette und die schmerzlich vermisste Servolenkung waren letztlich die Gründe für den Verkauf und die Suche nach einem entsprechenden Nachfolger.
Ein entsprechender Golf 3 unter 1000 EUR Kaufpreis ist zwar jünger und bezgl. Feinstaub umweltfreundlicher als unser alter 2er, die Erhaltungszustände waren jedoch ausnehmend katastrophal. Auch die Laufleistungen um 200000 km waren abschreckend, dazu die Preisvorstellungen der Verkäufer nicht passend. Da kam mir bei der Internet-Recherche ein Fiat Tempra SW 1,6 ie ganz in der Nähe sehr interessant vor. Bj 94, nur 70000 km auf der Uhr und gut erhalten war das Auto mit 6 Monaten TÜV angeboten. Irgendwie erinnerte mich der Tempra gleich an meinen vor 30 Jahren gefahrenen Mirafiori, an den ich ausschließlich gute Erinnerungen habe.
Der Fiat Tempra ist der Nachfolger des Fiat Regata und Vorgänger der Fiat Marea-Baureihe. .

Das Auto basiert auf der Plattform des Fiat Tipo.und hatte schon damals eine teilweise verzinkte Karosserie und eininige Kunststoffteile. Die Plattform 159 wurde auch von Lancia verwendet.
Bei genauerer Betrachtung des uns angebotenen Autos zeigten sich jedoch einige Mängel:
Flexrohr undicht
Traggelenke defekt
Domlager knacken
Nach kurzem Verhandeln entschied ich mich für den Kauf zu einem Preis von knapp unter 1000 EUR ohne Gerwährleistung und Garantie Das Fahrzeug war fahrbereit mit den o.a. Mängeln.
Bei der Nutzung stellte ich dann aber noch ein paar weitere Schäden fest. Die Verstellung der Heizung/Lüftung funktionierte nicht und das Schloss in der Fahrertüre ließ sich nicht absperren. Ein langes Wochenende und eineige zusätzliche Euronen musste ich also mindestens opfern um die gravierendsten Mängel zu beseitigen.
Die Materialkosten einschließlich Zahnriemen, Keilriemen und Luftfilter beliefen sich auf rund 180 EUR. Für die Unterstützung durch einen befreundeten Automechaniker fielen ein paar Euronen für dessen gute Verpflegung und die Fahrtkosten an, dann waren die meisten Schäden beseitigt und ein großer Kundendienst durchgeführt.
Das Auto hat ein paar Ausstattungen die mir wirklich gut gefallen. Angefangen von Holzimitationen im Armaturenbrett über ein manuell bedienbares Glasschiedach bis hin zu der abklappbaren Stoßstange, die einen ebenen Zugang zum Ladeabteil ermöglicht ist der Fiat enorm praktisch und angenehm.
Bequeme, wenn auch etwas zu weiche Sitze, hohe Praktikabilität und eine gute Bedienbarkeit haben schnell dazu geführt, dass alle Familienmitglieder vorwiegend den Tempra nutzen. Mit 77 PS ist das Transportwunder zwar keine Rakete, durch das geringe Gewicht von nur wenig mehr als 1000 kg aber durchaus ansprechend motorisiert. Angenehm ist auch der Verbrauch von 7,5 bis 8,5 l S auf 100 km. Berücksichtigt man das Alter und vergleicht den Verbrauch mit neueren Modellen, dann ist diesbezüglich kaum ein Fortschritt scihtbar.

Der Tempra, speziell der Kombi, hat das Zeug zum gesuchten aber bezahlbaren Youngtimer und Potential zum Oldtimer. Optisch unterscheidet er sich angenehm von den 08/15 Kisten wie Golf und Astra. Dazu kommt dass Fiat dem Ragata-nachfolger viele verzinkte Teile spendiert hat, sodass Rost bei diesen Modellen nahezu kein Thema ist.
Der technische Aufbau ist überschaubar und viele Arbeiten sind auch für technisch
interesssierte Laien ohne spezielle Werkszeuge durchführbar. Speziell das von uns gefahrene Modell verzichtet auf anfällige Sonderausstattungen wié elektrische Fensterheber, Digitaltacho, Zentralverriegelung usw.
Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass wir für rund 1500 EUR ein Auto mit mittlerweile neuer HU haben, das sowohl vom technicschen Zustand als auch bezüglich der Laufleistung und des Rostbefalls für moch mehrere Jahre gut ist. Sowohl der Nutzwert als auch der Komfort entsprechen nahezu den aktuellen Angeboten wenn man auf elektrische Helferlein verzichten kann. Der Energieverbrauch ist für ein Auto dieses Alters geradezu hervorragend. Wo ist denn da der Fortschritt?
Ein paar Dinge stören mich aber doch ein wenig:
Keine teilbare Rückbank - gabs aber natürlich damals gegen Aufpreis
Die Ersatzteilversorgung fängt an schwierig zu werden (Da ist ein Golf besser)
Das Fahrwerk könnte etwas straffer sein. (wärde dann aber auch nicht so komfortabel)
Die Bedienung des Schiebedaches ist gewöhnungsbedürftig.
AHK fehlt.
Das sind ein paar Kleinigkeiten, die aber hinnehmbar sind, wenn man berücksichtigt, dass der Tempra ein Auto mit hohem Nutzwert ist, das sich erfrischend aus der Menge abhebt, das im Unterhalt preiswert ist, das mit grüner Umweltplakette für jede Umweltzone geeignet ist und das auch auf Langstrecken ein entspanntes Reisen ermöglicht. Die nächsten Jahre werden zeigen ob die Zuverlässigkeit unseren Erwartungen entspricht.