The Company Men (DVD) Testbericht

The-company-men-dvd-thriller
ab 9,74
Auf yopi.de gelistet seit 02/2012

5 Sterne
(0)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(1)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von atrachte

Und jetzt?

Pro:

sB

Kontra:

sB

Empfehlung:

Ja

Am Ende bleibt nicht mehr als ein Karton. Er ist (zynisches) Abschiedsgeschenk, mit der indirekten Bitte doch möglichst schnell das Feld zu räumen, und Brandzeichen zugleich. Wer mit besagtem braunen Karton, in dem nicht mehr als eine Topfpflanze und vielleicht noch ein eingerahmtes Bild der Familie passt, seinen Arbeitsplatz verlässt, der weiß genau, das er nicht wiederkommen wird. Und die Kollegen fragen sich: bin ich der nächste? Trotz Wirtschaftskrise und betriebsbedingter Entlassungen war sich Bobby Walker (Ben Affleck) immer ziemlich sicher, dass es ihn niemals treffen würde. Doch als er eines Morgens gut gelaunt in seine Firma kommt wissen es bereits alle. Nur er nicht. Bis zum letzten Gespräch mit seinen Vorgesetzten. Bis er in seinem Büro den braunen Karton sieht. Dann wird ihm schließlich bewusst, dass dies sein letzter Tag in dem Gebäude, in welchem er über fünfzehn Jahre ein und aus ging, war. Wie Bobby geht es vielen in seinem Unternehmen. Die Zahlen stimmen bei dem Schiffsbauer schon lange nicht mehr, die Wirtschaftskrise tut ihr übriges. Also werden Stellen gestrichen, wo es nur geht, sei es bei den Fabrikarbeitern, oder den höher gestellten Bürohengsten wie Bobby. Dieser steht nun vor der bangen Frage, wie er seiner Familie den Job-Verlust beibringt, und vor allem, wie es nun weitergeht...
„The Company Men“, das Spielfilmdebüt von John Wells („Emergency Room“), knüpft an, an eines der aktuellsten Themen der Gegenwart. Die Wirtschaftskrise, den massenhaften Stellenabbau und der Umgang mit dieser, für viele, vollkommen neuen Realität – der Arbeitslosigkeit. Wells, der auch das Drehbuch verfasste, rückt in den Fokus vor allem jene Schicht der amerikanischen Gesellschaft, die sich wohl niemals hätte träumen lassen, dass sie einmal ohne Job dasteht, jene Männer und Frauen, die mit Universitätsabschlüssen prahlen können, gerne Golf spielen, mindestens einen Zweitwagen und ein Haus ihr Eigen nennen. Bobby steht stellvertretend für diese Klasse Neurreicher, wirkt auf den ersten Blick ziemlich glatt und nicht ganz so sympathisch, wie man es sich von einem Protagonisten in beschriebener Lage eigentlich erwarten würde. Doch dies ändert sich schlagartig, als man erkennt das für den tough wirkenden Bobby urplötzlich seine gesamte Existenz zusammenbricht und er, wohl das erste mal in seinem Leben, wirklich machtlos ist. Zwar weiht er seine Frau Maggie (Rosemarie DeWitt, „Rachels Hochzeit“) früh in die neue Situation ein, doch vor dem Rest der Familie wird der Verlust der gut bezahlten Arbeit verschwiegen. Bobby schämt sich. Und flüchtet sich fortan in die Vorstellung, dass schnell alles so wird wie es einmal war, er eine neue Anstellung findet, sodass er hinterher behaupten kann, er hätte sich neu orientieren wollen und daher den Abreitsplatz gewechselt. Doch trotz ausgezeichneter Referenzen sieht es schlecht aus für den jungen Familienvater, denn die Stellenangebote sind rar, und die Vorstellungsgespräche für die wenigen verfügbaren Arbeitsstellen werden von einer Unzahl an Interessenten überlaufen, die in der gleichen Lage wie Bobby stecken: eine Familie ernähren zu müssen und vor allem ihr gesellschaftliches Gesicht wahren.

Neben Bobby, von Ben Affleck („The Town“, „Der Anschlag“) äußerst feinfühlig gespielt, porträtiert Wells auch andere Figuren aus Bobbys ehemaliger Firma, etwa den von Tommy Lee Jones („Men in Black“, „Three Burials - Die drei Begräbnisse des Melquiades Estrada“) verkörperten Gene McClary, der besagte Firma quasi mit aufgebaut hat und sich sprichwörtlich vom kleinen Fabrikarbeiter hoch gearbeitet hat. Jones, ebenfalls in in bekannter Hochform, spielt einen Manager, der, anders als seine restlichen Vorgesetzten, damit hadert seine Angestellten vor die Tür zu setzten, und der eben für jenes Verhalten von seinem Boss und Freund James Salinger (Craig T. Nelson) schließlich selbst entlassen wird. Letzterer ist im übrigen die Verkörperung alles schlechten, für das der amerikanische Turbokapitalismus steht: Salinger ist arrogant, fordert ein stets recht zu haben und streicht hunderte Stellen, will aber trotz enger Sparmaßnahmen nicht auf sein neues Bürogebäude verzichten. Das mag zwar durchaus plump sein, funktioniert im Film aber doch, zumal die schwarz/weiß Zeichnung nicht so rabiat ausfällt, wie man es im Vorfeld erwarten würde.

„The Company Men“ ist aber bei weitem kein Juwel, dafür ist er einfach zu mutlos. So verzichtet er beispielsweise darauf wirklich tief in die Materie einzudringen, stellt wichtige Fragen, wie den Wert des Individuums im kapitalistischen System oder warum sich viele Menschen primär durch einen Job identifizieren, nur am Rande, ohne sie aber jemals zu Ende zu erörtern. Auch die Tatsache, dass man nur Figuren serviert bekommt, die einen hohen Lebensstandart haben und eigentlich auf einen Fall, wie die Arbeitslosigkeit, finanziell vorbereitet sein sollten, es aber im ganzen Film keine auch nur mittelgroße Arbeiter-Rolle gibt, oder gar dessen Umgang mit der Situation geschildert wird, hinterlässt einen leicht bitteren Nachgeschmack, bekommt man doch unbeabsichtigt das Gefühl vermittelt, das vor allem der gehobene Mittelstand unter der Krise zu leiden hat. Darüber hinaus handelt „The Company Men“ die Thematik, bis auf einige Ausnahmen, erstaunlich versöhnlich ab und befeuert gegen Ende auch noch die Illusion des amerikanischen Traumes; ganz nach dem Motto, dass du zwar tief fallen kannst, aber mit Fleiß und genügend Antrieb auch wieder nach (ganz) oben kommst.

Daran merkt man eben, dass „The Company Men“ ein doch sehr amerikanischer und leider auch naiver Film ist, der zwar auf den ganz großen Pathos weitestgehend verzichtet, aber nicht darum herum kommt ein Hohenlied auf die amerikanischen Werte anzustimmen. So ist der Film zwar sehr auf ein Massenpublikum zugeschnitten, doch trotz seiner vorhandenen Schwächen ist das Debüt von John Wells ein durchaus sehenswerter, selten langweiliger Film. Das liegt in erster Linie aber an dem toll aufgelegten Schauspiel-Ensemble, welches der Geschichte die nötige menschliche Dimension verleiht, die ein solches Drama nun einmal benötigt.

Originaltitel: The Company Men (UK/USA, 2010)
Laufzeit: ca. 104 Minuten
FSK: Ab 12 Jahren
Regie: John Wells
Darsteller: Ben Affleck (Bobby Walker), Tommy Lee Jones (Gene McClary), Chris Cooper ( Phil Woodward), Maria Bello (Sally Wilcox), Craig T. Nelson (James Salinger), Rosemarie DeWitt (Maggie Walker), Kevin Costner (Jack Dolan)...

6/10

56 Bewertungen, 12 Kommentare

  • dadolger

    16.03.2012, 10:07 Uhr von dadolger
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse

  • Clarinetta2

    30.01.2012, 16:01 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr gut vorgestellt

  • oskermit

    21.01.2012, 14:05 Uhr von oskermit
    Bewertung: sehr hilfreich

    KLASSE BERICHTET!!! ...DANKE für deinen Besuch bei mir!!!

  • sani001

    20.01.2012, 15:27 Uhr von sani001
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße!

  • mima007

    19.01.2012, 10:46 Uhr von mima007
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Gruesse, mima007

  • Miraculix1967

    18.01.2012, 23:08 Uhr von Miraculix1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönen Mittwochabend und lieben Gruß Nr. 1 für heute aus dem gallischen Dorf Miraculix1967

  • anonym

    18.01.2012, 21:25 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöne Grüsse, Talulah - calimero1111

  • XXLALF

    18.01.2012, 18:06 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    ..und einen schönen tag

  • anonym

    18.01.2012, 17:00 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    prima geschrieben, lg willi

  • anonym

    18.01.2012, 14:31 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG und eine schöne Restwoche.

  • Luna2010

    18.01.2012, 13:35 Uhr von Luna2010
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wirklich gut geschrieben. Ich freu mich über Gegenlesungen. Lieben Gruß und eine schöne Restwoche, Luna2013

  • katjafranke

    18.01.2012, 12:50 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einen lieben Gruß von der KATJA