127 Hours (Blu-ray) Testbericht

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ab 5,43
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Erfahrungsbericht von atrachte

In der Klemme

Pro:

sB

Kontra:

sB

Empfehlung:

Ja

Aron Ralston (James Franco) ist gefangen. Sein Verlies – eine Canyon-Spalte – misst kaum zwei Schulterbreiten. Es ist eng, stickig, kühl. Obwohl nur wenige Meter über ihn die heiße Sonne über die Canyon-Wüste Utahs brüht kommt bei dem jungen Bergsteiger kaum ein Sonnenstrahl an. Eigentlich wäre es für Aron, einen ebenso erfahrenen wie auch leichtsinnigen Bergsteiger kein Problem, aus seiner misslichen Lage zu kommen. Eigentlich. Denn bei seinem Absturz ist mit Aron ein mehrere hundert Kilogramm schwerer Felsen mit abgestürzt und hat seinen rechten Arm eingeklemmt. Ein Handy hat Aron nicht dabei, nur seine Videokamera. Essen und Wasser sind rar. Und niemand weiß, wo er steckt. Am fünften Tag schließlich trifft Aron eine folgenschwere Entscheidung...
127 Stunden – solange dauerte das Martyrium von Aron Ralston, dessen erlebtes ihn im Jahre 2003 Weltbekannt machten. 127 Stunden, in denen der junge Amerikaner, mehrere Meter unter der Erdoberfläche eingeschlossen und von einem Felsen eingeklemmt, um sein Leben kämpfte. Am fünften Tag schließlich, als sämtliche Rationen aufgebraucht waren, sein rechter Arm bereits abgestorben war und Hilfe nicht in Sicht schien, entschied sich Ralston, um zu überleben, seinen Arm mit einem stumpfen Taschenmesser zu amputieren. Eine Geschichte, wie gemacht für das große Kino. Das aber ausgerechnet der Brite Danny Boyle („Trainspotting“, „28 Days Later“) nach seinem großen Erfolg „Slumdog Millionaire“ (2008) sich dieser Geschichte annehmen würde, das hätte im vornherein wohl kaum jemand für möglich gehalten.Denn sein „127 Hours“ ist ein – im Vergleich zu seiner restlichen Filmografie – ein geradezu simpler Film. Ein Schauspieler (James Franco), ein Ort (die Canyon-Spalte) und sonst nichts. Ein solches Setting ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten.
Und doch: „127 Hours“ ist von der ersten Minute an typisch Boyle´sches Augenkino. Rasante Schnittfolgen, satte Farben, Kameraeinstellungen aus allen Horizontalen und Vertikalen, sowie ein treibender Score für den Boyle im übrigen erneut auf A. R. Rahman („Slumdog Millionaire“, „Elizabeth“) zurückgegriffen hat. Die Gefahr ist groß, das dieser extreme Hang zur audiovisuellen Ästhetik zum Selbstläufer avanciert und das nötige Feingefühl, das eine solche Geschichte benötigt um zu wirken, verdrängt. Über weite Strecken funktioniert das Zusammenspiel zwischen poppiger Inszenierung und spannungsgeladenem Nervenkino überraschenderweise ganz gut, etwa wenn der von James Franco („Ananas Express“, „Spider-Man“) gespielte Ralston sich selbst mit seiner Handkamera aufnimmt und, um sich selbst ein bisschen von seiner misslichen Lage abzulenken, so tut, als sei er in einem TV-Morgenmagazin zu Gast. Auch die bald auftretenden Halluzinationen des Extremsportlers erzielen sowohl optisch, als auch dramaturgisch den gewünschten Effekt. Und doch hätte sich Boyle öfters mal zurücknehmen sollen, denn gerade in den Szenen, in denen Franco wirklich ernst spielt, wird er von den vielen Spielereien drumherum merklich ausgebremst. Denn das Franco den Film auf seinen eigenen Schultern tragen kann, das merkt man zu jedem Zeitpunkt dieses zuweilen verstörenden Filmes.
Auch fällt auf das, obwohl Franco hervorragend spielt, der Protagonist einem sehr fremd ist. Boyle versucht dies über immer wieder eingeschnittene Rückblenden wett zu machen, was aber nicht so ganz gelingt. Warum etwa scheint es Aron Ralston schwer zu fallen soziale Beziehungen aufrecht zu erhalten? Was spornt ihn an? Was geht in seinem Innersten vor? „127 Hours“ bleibt diesen Fragen gegenüber stumm. Auch in seiner ausweglosen Lage tut man es sich lange schwer mit Ralston richtig mitzufiebern. Das liegt daran, das sein physischer Zerfall, seine Verzweiflung, seine Todesangst kaum Platz gefunden haben neben Boyles Bedürfnis, das ganze auch möglichst hübsch zu verpacken.
So setzt das Gefühl des wirklichen Mitleidens erst sehr spät ein. Vielleicht ein bisschen zu spät. Denn ein Film, der ein menschliches Schicksal wie das von Aron Ralston schildert, der sollte nun einmal in erster Linie davon leben, das man mitfiebert, mitleidet, mitfühlt. Trotzdem hat Danny Boyle mitreßende 90 Minuten geschaffen, die einen, sei es der extraordinären Ästhetik von Bildern und Klängen, dem nichtsdestotrotz tollen Schauspiel James Francos oder einfach der spannend inszenierten Geschichte geschuldet, nicht kalt lassen.
Originaltitel: 127 Hours (USA/UK, 2010)
Laufzeit: ca. 94 Minuten
FSK: Ab 12 Jahren
Regie: Danny Boyle
Darsteller: James Franco (Aron Ralston), Kate Mara (Kristi), Amber Tamblyn (Megan), Treat Williams (Aron's Dad), John Lawrence (Brion)...
6,5/10

52 Bewertungen, 9 Kommentare

  • dadolger

    16.03.2012, 10:04 Uhr von dadolger
    Bewertung: sehr hilfreich

    Klasse

  • DerTintenfisch2

    13.02.2012, 10:43 Uhr von DerTintenfisch2
    Bewertung: sehr hilfreich

    Freue mich immer über Gegenlesungen - Der Tintenfisch

  • anonym

    08.02.2012, 20:25 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Edith und Claus

  • anonym

    08.02.2012, 16:35 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Prima vorgestellt. Würd mich freue, wenn du auch bei mir vorbei schaust. LG

  • morla

    08.02.2012, 11:35 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg. ^^^^^^^^^^^^^^petra

  • mima007

    08.02.2012, 11:33 Uhr von mima007
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele Gruesse, mima007

  • katjafranke

    07.02.2012, 23:53 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße. KATJA

  • XXLALF

    07.02.2012, 22:54 Uhr von XXLALF
    Bewertung: sehr hilfreich

    ...und einen schönen abend noch

  • Lale

    07.02.2012, 22:35 Uhr von Lale
    Bewertung: sehr hilfreich

    Allerbesten Gruß *~*