127 Hours (Blu-ray) Testbericht
Erfahrungsbericht von atrachte
In der Klemme
Pro:
sB
Kontra:
sB
Empfehlung:
Ja
127 Stunden – solange dauerte das Martyrium von Aron Ralston, dessen erlebtes ihn im Jahre 2003 Weltbekannt machten. 127 Stunden, in denen der junge Amerikaner, mehrere Meter unter der Erdoberfläche eingeschlossen und von einem Felsen eingeklemmt, um sein Leben kämpfte. Am fünften Tag schließlich, als sämtliche Rationen aufgebraucht waren, sein rechter Arm bereits abgestorben war und Hilfe nicht in Sicht schien, entschied sich Ralston, um zu überleben, seinen Arm mit einem stumpfen Taschenmesser zu amputieren. Eine Geschichte, wie gemacht für das große Kino. Das aber ausgerechnet der Brite Danny Boyle („Trainspotting“, „28 Days Later“) nach seinem großen Erfolg „Slumdog Millionaire“ (2008) sich dieser Geschichte annehmen würde, das hätte im vornherein wohl kaum jemand für möglich gehalten.Denn sein „127 Hours“ ist ein – im Vergleich zu seiner restlichen Filmografie – ein geradezu simpler Film. Ein Schauspieler (James Franco), ein Ort (die Canyon-Spalte) und sonst nichts. Ein solches Setting ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten.
Und doch: „127 Hours“ ist von der ersten Minute an typisch Boyle´sches Augenkino. Rasante Schnittfolgen, satte Farben, Kameraeinstellungen aus allen Horizontalen und Vertikalen, sowie ein treibender Score für den Boyle im übrigen erneut auf A. R. Rahman („Slumdog Millionaire“, „Elizabeth“) zurückgegriffen hat. Die Gefahr ist groß, das dieser extreme Hang zur audiovisuellen Ästhetik zum Selbstläufer avanciert und das nötige Feingefühl, das eine solche Geschichte benötigt um zu wirken, verdrängt. Über weite Strecken funktioniert das Zusammenspiel zwischen poppiger Inszenierung und spannungsgeladenem Nervenkino überraschenderweise ganz gut, etwa wenn der von James Franco („Ananas Express“, „Spider-Man“) gespielte Ralston sich selbst mit seiner Handkamera aufnimmt und, um sich selbst ein bisschen von seiner misslichen Lage abzulenken, so tut, als sei er in einem TV-Morgenmagazin zu Gast. Auch die bald auftretenden Halluzinationen des Extremsportlers erzielen sowohl optisch, als auch dramaturgisch den gewünschten Effekt. Und doch hätte sich Boyle öfters mal zurücknehmen sollen, denn gerade in den Szenen, in denen Franco wirklich ernst spielt, wird er von den vielen Spielereien drumherum merklich ausgebremst. Denn das Franco den Film auf seinen eigenen Schultern tragen kann, das merkt man zu jedem Zeitpunkt dieses zuweilen verstörenden Filmes.
Auch fällt auf das, obwohl Franco hervorragend spielt, der Protagonist einem sehr fremd ist. Boyle versucht dies über immer wieder eingeschnittene Rückblenden wett zu machen, was aber nicht so ganz gelingt. Warum etwa scheint es Aron Ralston schwer zu fallen soziale Beziehungen aufrecht zu erhalten? Was spornt ihn an? Was geht in seinem Innersten vor? „127 Hours“ bleibt diesen Fragen gegenüber stumm. Auch in seiner ausweglosen Lage tut man es sich lange schwer mit Ralston richtig mitzufiebern. Das liegt daran, das sein physischer Zerfall, seine Verzweiflung, seine Todesangst kaum Platz gefunden haben neben Boyles Bedürfnis, das ganze auch möglichst hübsch zu verpacken.
So setzt das Gefühl des wirklichen Mitleidens erst sehr spät ein. Vielleicht ein bisschen zu spät. Denn ein Film, der ein menschliches Schicksal wie das von Aron Ralston schildert, der sollte nun einmal in erster Linie davon leben, das man mitfiebert, mitleidet, mitfühlt. Trotzdem hat Danny Boyle mitreßende 90 Minuten geschaffen, die einen, sei es der extraordinären Ästhetik von Bildern und Klängen, dem nichtsdestotrotz tollen Schauspiel James Francos oder einfach der spannend inszenierten Geschichte geschuldet, nicht kalt lassen.
Originaltitel: 127 Hours (USA/UK, 2010)
Laufzeit: ca. 94 Minuten
FSK: Ab 12 Jahren
Regie: Danny Boyle
Darsteller: James Franco (Aron Ralston), Kate Mara (Kristi), Amber Tamblyn (Megan), Treat Williams (Aron's Dad), John Lawrence (Brion)...
6,5/10
52 Bewertungen, 9 Kommentare
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16.03.2012, 10:04 Uhr von dadolger
Bewertung: sehr hilfreichKlasse
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13.02.2012, 10:43 Uhr von DerTintenfisch2
Bewertung: sehr hilfreichFreue mich immer über Gegenlesungen - Der Tintenfisch
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08.02.2012, 20:25 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichLiebe Grüße Edith und Claus
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08.02.2012, 16:35 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichPrima vorgestellt. Würd mich freue, wenn du auch bei mir vorbei schaust. LG
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08.02.2012, 11:35 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichlg. ^^^^^^^^^^^^^^petra
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08.02.2012, 11:33 Uhr von mima007
Bewertung: sehr hilfreichViele Gruesse, mima007
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07.02.2012, 23:53 Uhr von katjafranke
Bewertung: sehr hilfreichViele liebe Grüße. KATJA
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07.02.2012, 22:54 Uhr von XXLALF
Bewertung: sehr hilfreich...und einen schönen abend noch
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07.02.2012, 22:35 Uhr von Lale
Bewertung: sehr hilfreichAllerbesten Gruß *~*
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