Contagion (DVD) Testbericht

Filme, in denen es um eine weltweit ausbrechende, Tod bringende Epidemien geht, sind in den letzten Jahren selbst wie eine solche über den Markt gekommen wie einst die 10 biblischen Plagen. Dazu gehören neben den "Resident Evil" über die "Land Of The Dead" - Filme, in denen es in der Regel um Zombies und dergleichen geht auch die eher "realistischer" zu wertenden Beiträge, die eher den Ansteckungsfaktor einer solchen Epidemie beleuchten. "Contagion", ein 2011 unter der Regie von Stephen Soderbergh entstandener Thriller, ist ein Beispiel für die "zombielose" Version und vermeintlich realitätsbezogener Variante dieses Genres. Wie schlägt sich dieser Film, der in den Hauptrollen u.a. mit Matt Damon und Kate Winslet besetzt wurde, denn so ?

=== So kam mir dieser Film zu Gesicht ===

Bei Real erwarb ich vor längerer Zeit die DVD von "Contagion" für 5,55 €.

== "Contagion" (2011) ==

=== Darum geht es ===

Nachdem medial aufbereitete Seuchen wie die Vogel- oder die Schweinegrippe vorbeigegangen sind , um sich als eher "harmlosere" Grippevarianten herauszustellen, greift eine neue Pandemie um sich. Eines der ersten Todesopfer ist die amerikanische Angestellte eines international agierenden Konzerns Beth Emhoff ( _Gwyneth Paltrow_ ), die kurz nachdem sie von einer Dienstreise aus Hongkong zurückgekommen ist, zusammenbricht. Die Zahl der Todesfälle wie Erkrankten auf der ganzen Welt nimmt schnell exponentiell zu.
Währenddessen sucht die US-Stelle für Seuchenbekämpfung unter der Leitung von Dr. Ellis Cheever ( _Lawrence Fishburne_ ) fieberhaft nach dem Auslöser der Krankheit, gleichzeitig wird ebenso intensiv nach einem geeignetem Impfmittel geforscht.
Cheever beauftragt Dr. Erin Mears ( _Kate Winslet_ ) damit, die Ausbreitungshistorie des Erregers zu ermitteln und die ersten Kontaktpersonen nach dem Ausbruch der Seuche festzustellen. Nebenbei haben die Mediziner die Kontrolle der zunehmenden Panik zur Aufgabe, die sich schneller als das Virus selbst verbreitet. Alan Krumwiede ( _ Jude Law_ ) tritt derzeit in einer Art "Agent Provocateure" öffentlich auf und versucht auf seine ganz eigene Art und Weise, Profit aus der bedrohlicher werdenden Lage zu ziegen. So pusht er die Besucherzahlen seines Blogs, indem er das unwirksame homöopathische Präparat „Forsythia“ als Heilmittel benennt - welches angeblich wegen der "bösen Pharmaindustrie", die nur auf ihren Profit aus sind, zurückgehalten wird.

Um die Ausbreitung der Seuche zu unterbinden, richtet die Seuchenschutzbehörde unterdessen US-weit Quarantäne-Stationen in Sporthallen ein.
Doch auch diese Maßnahmen führen nicht dazu, dass der hochansteckende Virus sich ungehindert weiter ausbreiten kann.

=== Darsteller und Charaktere ===

Generell muss ich den Darstellern dieses Films - bis auf Jude Law vielleicht - schon eine recht annehmbare Leistung attestieren, wenngleich - dies vorweg - mich der Film emotional leider nicht sonderlich berühren konnte - warum dies so ist, dazu gleich noch mehr.

_ Matt Damon_ spielt in diesem Film die Rolle des besorgten Familienvaters Thomas Emhoff. Aus Angst, seine Tochter könne sich - wie zuvor schon seine Frau Beth - mit der tödlichen Krankheit infizieren, schließt er sie quasi im Haus ein - er gibt ein strenges Kontaktverbot vor - nichtmal ihren Freund darf sie noch sehen. Interessanterweise scheint Mr. Emhoff selbst vor der Seuche immun zu sein - im Gegensatz zu seiner Tochter. Emhoff wird jedenfalls ziemlich paranoid allen Dingen und Sachlagen gegenüber, die seiner Tochter schaden könnten. Verständlich, wenn man bedenkt, dass seine Frau Beth bereits an den Folgen der Krankheit verstarb.
Kate Winslet wiederum ist die ganz pflichtbewusste Seuchenforscherin, die sich im Auftrag ihrer Behörde selbst der Ansteckungsgefahr aussetzt - so übernachtet sie sogar in der Nähe der Erkrankten - leider mit für sie tödlichen Folgen.
Ihr Vorgesetzter, Dr. Cheever, dargestellt von _Lawrence Fishburne_ opfert sich förmlich in seiner Aufgabe, eine Lösung für die wachsende Bedrohung durch die Krankheit zu finden, förmlich auf. An sämtlichen Feldern, die Aussicht auf eine Lösung versprechen, tritt Cheever bei seinen Mitarbeitern auf und versucht, soweit es ihm möglich ist, das Allerschlimmste zu verhindern. Währenddessen sitzt die Virologin Dr. Orantes scheinbar auch Tag und Nacht in ihrem Labor, um meistens dieselbe, negative Erkenntnis aus ihren Versuchen zu gewinnen: das erforschte Antidot hat erneut nicht angeschlagen.
Eher wenig angetan war ich von der Darstellung von Jude Law des Verschwörungstheoretikers Alan Krumwiede, der zu durchsichtig nach eigenen Interessen handelnd sich zum großen Medien-Alles-besser-Wisser aufspielt und dann mit einer derart platten wie durchschaubaren Lösungsalternative auftritt. In Amerika, dem Land der Wundergläubigen, mag Krumwiede eventuell reich damit werden können - er macht aus der Verzweiflung seiner "Anhänger" Geld, ein Muster, wie man es von Sektengläubigen auch kennt...

=== Was macht diesen Film aus ===

Steven Soderbergh geht in "Contagion" vor allem von der eher sachlichen Ebene an die Darstellung der Ausbreitung einer "Superseuche" aus. Er zeigt recht authentisch und dabei emotional auch recht distanziert, was sich an Folgen aus einer tödlichen, weltweit sich ausbreiteten Krankheit, die dazu hochansteckend ist, ergibt und wie die Verantwortlichen darauf reagieren. Zeitabläufe, Forschungsansätze, die auf die Lösung der Lage vorangetrieben werden, Versuche, das Allerschlimmste durch Quarantänestationen zu verhindern - alle diese Maßnahmen werden demnach schnell das bekannte Alltagsleben zum Erliegen kommen lassen, Die Straßen sind bald menschenleer, weil entweder die Menschen krank darnieder liegen oder einfach aus Vorsicht ihre Häuser nicht mehr verlassen. Produktionsausfälle führen so größten Verwerfungen und Panik regiert die Welt - ohne, dass selbst die WHO oder die staatlichen Stellen wirkungsvoll gegensteuern könnten. Es wird klar, dass der Ausbruch einer Pandemie rasend schnell vonstatten gehen kann und erst nach Monaten, wenn nicht erst nach einem Jahr gestoppt werden kann - was auch noch nicht den Eintritt der Lage, wie vor dem Ausbruch der Krankheit, wieder hergestellt hat.
Die Fakten und Konsequenzen einer solchen Katastrophe werden also klar und teils eindringlich geschildert - allerdings: emotional berührt mich die Handlung erstaunlich wenig.
Der Film ist einfach durchweg sachlich - für mein Empfinden einfach zu distanziert dazu.
Dies liegt meiner Meinung nach wohl auch daran, dass der Film eben sichtlich in einer Art "Pseudodokumentation" sprich: einer unter realistischen Parametern nachgespielten, angenommenen Katastrophenhandlung folgend inszeniert wurde. Menschliche Schicksale wie der Fall der Familie Emhoff z.B. berührten mich nur anfangs ein wenig, allerdings wurde seitens des Drehbuchs danach doch wieder auf eher kühle Sachlichkeit umgesattelt.
Um diesen Eindruck zu unterstreichen, wurde der Film auch quasi "weltweit" gedreht, wobei der Schwerpunkt der Handlung natürlich in den USA liegt.
Selbst der Tod der eifrigen und idealistischen Dr. Erin Mears ( _Kate Winslet_ ) hat mich eher kühl reagieren lassen.
Der wohl zur "Belebung" von Soderbergh eingebaute "Störfaktor" in Form des bald als Nutznießer der Katastrophenlage handelnden Alan Krumwiede, dargestellt von _Jude Law_ , erzeugte bei mir nur angestrengtes Kopfschütteln. Seine "Theorie", dass eine Essenz aus Forsythia (ja, den gelbblühenden Frühlings-Heckensträuchern, die gerne manche Motorhaube beizeiten gelb zu färben pflegen)
die Lösung aller Probleme sei, dass die Pharmaindustrie wie die Regierung lüge und wegen der Zurückhaltung dieser "Wunderdroge" die Auswirkungen der Seuche verschlimmere, kam bei mir eher negativ an. _Jude Law_ spielt seinen Charakter dermaßen übertrieben, selbstgerecht und eitel, dass ich in Realita Mr. Krumwiede genauso viel abkaufen würde, wie den Hellseherinnen , Channelern und Weitsichtigen auf Astro TV - nämlich überhaupt nichts.
Insgesamt verliert sich dieser Film in sachlichen wie bestimmt auch recht realistischen Schilderungen, was bei einer weltweiten Pandemie wie schnell, wo und wann passiert, aber die Schicksale der handelnden Personen beleuchtet der Film maximal beiläufig, wenn überhaupt. Das "Drama" der Familie Emhoff scheitert letztlich auch am Aufbau dieser Geschichte - am Anfang "dient" Beth quasi als "Initiatorin" der Ansteckungswelle in den USA, nachdem sie sich in Hong Kong mit der Krankheit ansteckte. Da "Beth" nach ihrer Ankunft in den USA erst einmal zu einem Schäferstündchen mit ihrem ehemaligem Freund nach New York anreist, statt directement zu ihrer Familie zurück zu kehren, scheint der Film auch eine quasi-moralische Botschaft in Sachen "Ehebruch" mitteilen zu wollen, nach dem Motto: "wer fremdgeht, den bestraft der "liebe Gott" schonmal mit der Seuche !" Ein Winkelzug, der mir bei aller nachfolgenden Logik wie Sachlichkeit, die der Film an den Tag legt, recht missfiel. In der zweiten Filmhälfte war ich wirklich nur noch "kopfgesteuert" an den eher technisch-zeitlichen Ablauf zur Heilung der Krankheit interessiert, während mich die "Emo"-Ebene gar nicht mehr "juckte". Für manche daran weniger interessierte Filmfans dürfte wohl ab hier Langeweile einsetzen...

=== Auf einen Blick ===

* Titel: Contagion
* Studio: Warner Home Video Germany
* Genre: Thriller & Krimi
* Produktionsjahr: 2011 / FSK: ab 12 Jahren
* Laufzeit: 102 Min.
* Bildformat: 16:9; 1,78:1
* Darsteller: Matt Damon, Gwyneth Paltrow, Kate Winslet, Jude Law, Marion Cotillard, Laurence Fishburne, Bryan Cranston, Jennifer Ehle, Sanaa Lathan
* Regie: Steven Sonderbergh

_Darsteller und ihre Rollen:_

* Matt Damon: Thomas Emhoff / Kate Winslet: Dr. Erin Mears / Marion Cotillard: Dr. Leonora Orantes
* Gwyneth Paltrow: Beth Emhoff / Laurence Fishburne: Dr. Ellis Cheever / Armin Rohde: Damian Leopold
* Jude Law: Alan Krumwiede

=== FAZIT ===

Der Film stellt eine für meinen Geschmack schon recht realistisch nachgestellte Sicht der Dinge auf eine gar nicht mal so unwahrscheinlich bevorstehende , weltweite Pandemie mit einer hochansteckenden Infektionskrankheit a la SARS, der Schweinegrippe etc. dar. Leider ist der Film neben den dargestellten "harten Fakten" emotional eher stecken geblieben - bei mir kam das sich aus der Seuche entspinnende Drama zumindest nicht großartig an, auch, wenn Hauptcharaktere in der weiteren Handlung sterben und eine Kleinfamilie am Scheideweg steht - es liegt am Aufbau und auch irgendwie an der Inszenierung dieses Films, der einfach zu sachlich bleibt. So bleibt als "Motivation" nur das eher kopfgesteuerte, allgemeine Interesse, was denn wäre, wenn, übrig, sich "Contagion" anzuschauen.
Wer sich darauf einlassen möchte, weil dieser Themenkreis für ihn interessant ist, findet in diesem Film schon einige Antworten. Wer ein "Drama" erwartet, wird enttäuscht. Entsprechend meine Empfehlung, ein "Unentschlossen" und drei Sternchen...