Lollipop Chainsaw (PS3 Spiel) Testbericht

Auf dieses Spiel bin ich schon einige Zeit vor dem tatsächlichen Release aufmerksam geworden. Für die Entwicklung bei Grasshopper Manufacture, einem japanischen Entwicklungsstudio, war der der Hauptveranwortliche der bekannte Spieldesigner Gōichi Suda, der unter dem Namen SUDA51 besser bekannt ist. Unterstützt wurde er dabei von James Gunn, dem Drehbuchverantwortlichen für das Remake zu dem Film "Dawn of the Dead". Beide bildeten meiner Ansicht nach eine gute Basis für die Gestaltung eines Zombiekiller-Spiels. Kurz vor der Veröffentlichung des Spiels wurde meine Neugierde auf das Spiel erneut geweckt als ich eine Demo zu sehen bekam. Am Erscheinungstag war ich dann doch zurückhaltend, da ich den Neupreis von ursprünglich Euro 59,90 aufgrund der absehbar kurzen Spieldauer nicht zahlen wollte. Einige Monate später habe ich das Spiel nun doch noch gekauft, allerdings um die Hälfte des damaligen Preises.

== DATEN ZUM PRODUKT ==

EAN: 5051890090713
Release: 15.06.2012
Medium: PlayStation 3
PEGI: ab 18 Jahren
Spieler: Singleplayer
Vertrieb: Warner Bros. Interactive
Entwickler: Grasshopper Manufacture

== TITEL ==

Der Titel des Spiels, das sich am besten dem Hack and Slay Genre zurechnen lässt, bezieht sich auf die wichtigsten Gegenstände in diesem Zombiekillerabenteuer: Die Kettensäge, die von Juliet verwendete Waffe und Lollipops, die die Gesundheitsanzeige der nach diesen Süßwaren süchtigen Juliet füllen.

== STORY ==

Die Story des Spiels lässt sich schnell zusammenfassen. Am 18. Geburtstag der Cheerleaderin Juliet Starling bricht an ihrer Schule das Chaos aus. Tapfer kämpft sich die Schülerin mit ihrer mit Herzen verzierten Kettensäge durch Horden von Zombies auf der Suche nach dem Ursprung des Zombie-Virus und muss auf ihrem Weg auch viele ihrer Mitschüler vor den Zombies retten. Ihr Freund hängt ihr dabei am Rockzipfel, allerdings in etwas ungewöhnlicher Art und Weise: Juliet hat ihren Freund an die Zombies verloren, ihm selbst den Kopf abgesägt und trägt diesen an ihrem Gürtel befestigt mit sich rum. Diese Vorgehensweise soll Nick vor der endgültigen Verwandlung einen Zombie schützen (Meiner Ansicht nach sehr, sehr, sehr merkwürdig.) Es gibt zwei Versionen wie die Story des Spiels enden kann, die ich aber an dieser Stelle nicht verraten möchte.

== GAMEPLAY ==

Zu Beginn des Spiels kämpft man sich zunächst durch den Prolog. Dabei ist man beim Kämpfen noch stark eingeschränkt und nur wenige Tastenkombinationen führen zum Ziel. Im Verlauf des Spiels kann man sich mit sogenannten Medaillen, die mit im Spiel sammelt weitere Kombos kaufen und so neue Angriffe freischalten.

Alles in allem bleiben die verwendbaren Tastenkombinationen aber überschaubar. Man muss sich auch nicht alle Kombinationen merken, da man auch mit bloßem Tastenhämmern bei diesem Spiel sehr gut vorankommt, immer einen wachsamen Blick auf die Gesundheitsanzeige, die sich durch Lollies füllen lässt, vorausgesetzt. Zum Teil sehen die wohl bewusst sehr trashig gestalteten Kulissen sehr weitläufig aus. Der Schein trügt, denn bei mehr als bloßem Hinsehen merkt man schnell wie linear das Spiel gestaltet ist. Das Spiel ist nicht nur in einzelne Level eingeteilt, die mit Bosskämpfen enden, sondern auch der Weg zum Endgegner ist Schritt für Schritt vorgeben. Hin und weg kann man minimal ein Stück vom Weg abweichen um Boni wie Medaillen oder Lollipops einzusammeln. Mehrfach markieren riesige Pfeile den nächsten Punkt, den man erreichen muss. Das Spiel läuft in der Third-Person-Perspektive ab.

Im Verlauf der Story wie auch eingebettet in einzelne Kämpfe gibt es einige Quick-Time-Event-Passagen, die aber eher lieblos gestaltet sind. Unübersehbar wird dabei eine zu drückende Taste oder Tastenkombination eingeblendet, die entweder eine kurze Kampfsequenz auslöst oder schlicht dafür sorgt, dass sich die Spielfigur Juliet mit ihrer Kettensäge Zugang zu verschlossenen Räumlichkeiten verschafft.

Die Waffen, die der Protagonisten zur Verfügung stehen sind sicherlich kreativ, aber nicht sehr zahlreich. Neben der Kettesäge mit einem eingefrästen großen pinken Herz verfügt Juliet noch über ihre Cheerleader-Pompons, die sie bei Prügelattacken einsetzt.

Länger als eine Stunde am Stück kann ich das Spiel nicht spielen. Danach werden mir der lineare Weg und das schlichte Kampfsystem immer zu viel bzw. eigentlich zu langweilig und monoton. So lässt sich das Finale des Games wenigstens hinauszögern, denn nach ca. 6 Stunden Spielzeit ist der Spuk vorbei.

== GRAFIK ==

Bis auf die Anfangssequenz in der die Protagonistin in die Handlung einführt und einige wiederkehrende Sequenzen in Kampfsituationen ist das Spiel die Grafik betreffend nicht unbedingt herausragend. Ganz gut gelungen ist aber trotzdem meiner Ansicht nach die Ansicht dieses Menü, bei dem auf klassischen Comic-Stil gesetzt wurde. Eine willkommene Abwechslung. Ansonsten setzte der Entwickler optisch einfach nur auf zwei Dinge, die bei vielen Spieler ziehen: Blut und Sex. Die nur sehr knapp bekleidete Spielfigur, die auch das Spielcover ziert, deutet schon beim Kauf darauf hin. Manche Kampfsituationen sind wirklich brutal und natürlich nicht für Kinder geeignet, was auch die PEGI-Altersfreigabe von 18 Jahren unterstützt. Drückt man die richtige Tastenkombination sieht man zum Beispiel wie Juliets Säge den Gegner von unten beginnend in der Mitte nach oben hin in zwei Hälften teilt. Solche Szenen ausgenommen wurden besonders die Zombies leider sehr schlecht animiert.

== SOUND ==

Beim Sound des Spiels gibt es nichts besonders Herausragendes. Die Spielsprache ist Englisch. Zum besseren Verständnis ist das Spiel aber mit deutschen Untertiteln versehen. Die Dialoge, die man bei diesem Spiel auf die Ohren bekommt sind quer durch die Bank direkt vulgär oder mit versteckten sexistischen Anspielungen versehen. Das Spiel ist für Feministen daher absolut ungeeignet. Der Soundtrack des Spiels ist eine Kombination aus Lizenztiteln und eigens für das Spiel komponierten Tracks. Befindet man sich beispielsweise im In-Game-Shop "Chop2Shop.com" läuft passend zum Game-Titel der Song "Lollipop" von den Chordettes. Für die musikalischen Eigenkreationen war der japanische Komponist Akira Yamaoka verantwortlich.

== BOOKLET ==

Beim Kauf des Spiels erhält man wie bei den meisten PS3-Games auch eine Broschüre mit der Spielanleitung. Soll das ein Scherz sein? Letzteres war mein erster Gedanke als ich mir die Broschüre von "Lollipop Chainsaw" erstmals näher angesehen habe. Das Cover zeigt das gleiche Bild wie das Gamecover. Im Inneren habe ich mich auf die Suche nach der Spielanleitung begeben. Normalerweise findet man ja hier Hinweise zum Kampfsystem etc. Nützliches sucht man hier aber vergeblich. Neben für den Spieler eher nebensächlichen Dingen wie einer Endnutzer-Lizenzvereinbarung, die eine ganze Seite in der Broschüre einnimmt kann man auf zwei kurze Kapitel stoßen, die Hilfe auf den ersten Blick Hilfe vermuten lassen. Diese sind "Einrichten" und "Vor Spielbeginn". Im ersten Punkt wird erklärt wie man das Spiel in das Playstation 3-System einlegt. Im zweiten Punkt ist die Erklärung zum Starten des Spiels enthalten ("Wähle das Symbol für Lollipop Chainsaw im Home-Menü des PS3-Systems und drücke die X-Taste.") Zum eigentlichen Spielinhalt und Gameplay gibt es keinerlei Informationen. Vielleicht hat man deshalb die Schriftgröße 3 (eine Schätzung) in der Broschüre gewählt. Man hat sich dabei wohl gedacht, dass so klein wie der Text geschrieben ist niemand auf die Idee kommen würde etwas darin nachzulesen. Gut, dass sich wenigstens im Spiel selbst ein kleiner Teil mit Erläuterungen zur Steuerung befindet, denn ansonsten wäre man verloren.

== FAZIT ==

Der Eindruck, den ich von diesem Spiel gewonnen habe lässt sich zwei zugedrückten Augen gerade noch als durchschnittlich beschreiben. Positiv sind auf jeden Fall die unkonventionelle Idee, die trashige Gestaltung und die zwei unterschiedlichen Endversionen. Die Liste mit mir negativ aufgefallenen Punkten am Spiel ist aber nicht allzu kurz. Die kurze Spieldauer, der starre Ablauf und die übertrieben vulgären Dialoge und Anspielungen sind nur einige der Punkte auf der Minuspunkt-Liste. Das Booklet bleibt mir bestimmt noch lange in schlechter Erinnerung. Nach dem Freischalten beider Enden ist praktisch kein Wiederspielwert vorhanden. Trotzdem wurde ich beim Spielen - wenn auch nur kurz - ganz gut unterhalten weshalb ich das Spiel unter Vorbehalten weiterempfehle.