Hannes (gebundene Ausgabe) / Rita Falk Testbericht

Hannes ist ein sehr emotionales Buch, welches mich ergriffen gemacht und stark unterhalten hat.

Hannes hatte einen Unfall – nun liegt er im Koma und keiner weiß, ob er wieder erwachen wird, und wenn ja, wie er wieder ins Leben kommen würde  …

Uli ist sein Freund. Hannes und Uli – unzertrennlich – erst der Unfall trennt sie und doch wieder nicht. Uli besucht Hannes jeden Tag im Krankenhaus, auch wenn der Job während des Zivildienstes ihn schlaucht. Er beginnt, Hannes Briefe zu schreiben – für Hannes – aber vor allem auch für sich selbst – um nicht den Verstand zu verlieren…

Es ist angenehm zu lesen, wie offen Rita Falk schreibt, wie sie sich komplett in einen Menschen hinein versetzt, seine Reaktionen und seine Gefühlswelt darlegen kann – authentisch darlegen kann – der einen Freund praktisch verloren hat, verloren hat an das Koma und nicht weiß, ob er ihn je wieder bekommen wird.

Wie reagiert man, wie würde man reagieren, wenn im eigenen Bekannten- und Verwandtenkreis jemand dieses Schicksal erleiden würde? Diese Frage habe ich mir während des Lesens oft gestellt und sehr mitgefühlt mit Hannes Eltern und mit Uli, der die Briefe schreibt und so den Leser an seinem Leben vor und während des Komas teilhaben lässt.

Leseprobe:

Montag, 29. 05.

Hallo Hannes,

der Mai ist jetzt fast rum und du liegst da und merkst es noch nicht einmal. Riechst nicht den Flieder oder den Regen, der jetzt ganz anders riecht als sonst. Die Sonne, die hier ins Zimmer knallt, die Vögel, die draußen pfeifen, nichts davon bekommst du mit. Du merkst es noch nicht einmal, wenn deine ganze dämliche Verwandtschaft hier ein Familientreffen arrangiert und wortwörtlich über deinen Kopf hinweg alte Geschichten aufwärmt und Butterkekskrümel im Bett verteilt.

Ach, Hannes, ich bin vorgestern den ganzen Tag bei dir gewesen. Gestern war das Wetter so schön, und ich hab schon richtig vermutet, dass du alleine bist. Schließlich kann man es auch niemandem verdenken, wenn jemand lieber zum Baden geht, anstatt an einem Krankenhausbett zu sitzen und auf ein Wunder zu warten …

Man kann im Buch lesen, wie sich die Menschen um einen Komapatienten Sorgen um diesen machen, wie aber doch irgendwie auch das Leben außerhalb der Krankenhausmauern weiter geht und diese Menschen sich oftmals auch Vorwürfe machen, dass sie einfach weiterleben. Es ist Trauer und das Unvermögen helfen zu können, was die Menschen einerseits zerreißt, aber  auch das ganz normale Wollen, dass alles wieder in normalen Bahnen läuft. Das jeden Tag ins Krankenhaus gehen und warten ist auch für die Angehörigen nicht immer leicht – zu wissen oder zu ahnen, dass am nächsten Tag wieder keine positive Veränderung eingetreten sein wird ….

Diese und viele andere ganz natürliche Gedanken gehen auch Uli durch den Kopf, der zwar immer zu seinem Freund hält, aber dennoch auch seine eigenen Empfindungen hat, seine Gefühle, Ängste und Wünsche …

Dieses Buch lässt aufhorchen und hat mich zutiefst getroffen. Es ist einfühlsam geschrieben aus der Sicht eines Angehörigen und für meine Begriffe sehr tiefsinnig, spannend und fesselnd.

Absolute Empfehlung !!!

PREIS: 17,90 euro

·  Gebundene Ausgabe: 208 Seiten

·  Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (19. März 2012)

·  Sprache: Deutsch

·  ISBN-10: 3423280018

·  ISBN-13: 978-3423280013

·  Größe und/oder Gewicht: 21,4 x 14,2 x 2,6 cm