Maly, Beate Die Zeichenkünstlerin von Wien Testbericht

Maly-beate-die-zeichenkuenstlerin-von-wien
ab 8,46
Auf yopi.de gelistet seit 08/2012

5 Sterne
(1)
4 Sterne
(0)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von margy

die zeichenkünstlerin von wien

Pro:

siehe bericht

Kontra:

siehe bericht

Empfehlung:

Ja

Zum Buch:

Das 464seitige Taschenbuch erschien im Ullstein Verlag am 9. Juni 2010. Unter der ISBN 978-3548281940 kostet es 8,95 €.

Buchumschlag:

Unter einem hellblauen, wolkigem Himmel erstreckt sich eine Stadt. Davor steht eine junge Frau links im Bild.

Autor:

Beate Maly, geboren in Wien, ist Autorin zahlreicher Kinderbücher, Sachbücher und historischer Romane. Sie ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in Wien.

Klappentext:

Wien 1421. Die junge Jüdin Sarah Isserlein soll einen strengen Rabbi heiraten, dabei würde sie viel lieber den ganzen Tag zeichnen und malen. Da sieht der Steinmetz Mathias Rock, der am Bau des Stephansdoms mitarbeitet, eine ihrer Zeichnungen und bittet sie heimlich um Hilfe bei einem Entwurf. Trotz der Gefahr, sowohl Juden als auch Christen gegen sich aufzubringen, kann Sarah nicht widerstehen.

Inhalt aus dem Innenteil des Buches:

Wien 1481: Die Juden sind in der Stadt verhasst, sie müssen in einem eigenen Viertel leben, dass allmählich verschlossen wird, und sollen sich von Christen fernhalten. Auch die junge Sara Isserlein lebt im Judenviertel. Sie führt den Haushalt ihres Vaters, allerdings mehr schlecht als recht, denn viel lieber verbringt sie den Tag mit Zeichnen. Ihre Kunst ist ihr beinahe das Wichtigste im Leben, dennoch wird sie als gute Jüdin das Zeichnen aufgeben müssen, wenn sie demnächst den Rabbi Aaron heiratet.
Der Steinmetz Matthes Rockh arbeitet für den am Bau befindlichen Stephansdom an einem Taufbecken mit geschnitzter Krone. Als er eine Zeichnung von Sarah zu Gesicht bekommt und ihre große Begabung erkennt, bittet er sie, ihm beim Entwurf seiner Taufkrone zu helfen. Nach einigem Zögern lässt sich Sarah auf den Vorschlag des Christen ein, zu verlockend ist die Vorstellung, dass ihre künstlerische Tätigkeit zum ersten Mal gewürdigt wird. Aus der heimlichen Zusammenarbeit wird eine große Liebe - doch beide wissen, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben können.
Da beschließen Herzog Albrecht und sein Kanzler, sich das Geld, das sie für den Dombau und den Krieg mit den Hussiten brauchen, bei den Juden zu holen. Eine gnadenlose Hetzjagd beginnt.

Leseprobe aus dem Prolog:

1408

Die kleine, dralle Marktfrau schob sich durch die dichtgedrängte Menschenmenge auf dem Wiener Schweinemarkt. Ihre runden Wangen waren vor Aufregung gerötet. In Windeseile hatte sie ihren Verkaufsstand am Bauernmarkt abgebaut und die Körbe notdürftig auf ihrem Holzkarren verstaut. Sie hatte nicht einmal mehr Zeit gefunden, eine frische Schürze umzubinden. Nun musste sie ihre Ellbogen einsetzen, um einen Zuschauerplatz in der Nähe des Holzpodestes zu ergattern, das im Laufe des Vormittags aufgebaut worden war. Sie erntete verärgerte Blicke und unflätige Schimpfwörter.

Schreibstil:

lebendig, schöne Beschreibungen, fühlbar, spürbar, interessant, anschaulich, erschütternd, beklemmend, spannend

Meinung:

Die Marktfrau ist unterwegs, als sie von einem Bettlerjungen aufgehalten wird. Er zieht sie am Rock und sie herrscht ihn an, greift nach einer Münze, damit er verschwindet und sie ihres Weges ziehen kann.
Das Aussehen der Kleidung und das Verhalten der Frau, die an diesem Tag gutes Geld verdient hatte, sind sehr schön beschrieben, kuz und knapp, der Zeit angepasst.
Die Frau war unterwegs zum Richtplatz. Jeder Bürger, der wollte, konnte dem Schauspiel der Hinrichtung zuschauen. Auch das passt in die Zeit, in der es viele Methoden gab, Menschen für kriminelle Handlungen zu richten.
Der Geruch, den die Autorin hier an der Stelle beschreibt, stieg mir in die Nase und ich roch den Gestank, der sich in der Stadt ausbreitete.
Der Bürgermeister selbst und zwei Ratsherren waren noch nicht eingetroffen, waren noch immer auf dem Weg zum Richtplatz. Sie sollten hingerichtet werden. Und das auf dem Schweinemarkt. Was hatten sie wohl verbrochen, dass sie an einem so unliebsamen Ort ihr Leben lassen mussten?
Eine Ahnung stieg in mir auf, wie die Menschen lebten, wie sie fühlten, was so in ihnen vor sich gehen mochte. Es geht um den Sitz des Herrschers, aber auch um die Religionsunterschiede zwischen den Christen und den Juden. Alles spielte eine Rolle. Geld und Macht herrschen und sie beherrschen.
In dem Moment kam ein Karren über den Weg gerattert und auf ihnen an Fesseln die verurteilten Menschen, auf die der Tod wartete.
Bei den folgenden Beschreibungen wurde mir klar, dass auch Reichtum und das größte Ansehen der Bürger der Stadt Wien wie überall vergänglich waren.
Hintergründig versteckt liegt die Macht der Kirche, liegt die Macht des Staates darin verborgen. Wer im Weg steht, den räumt man weg.
Dem Tod ins Auge blickend, denn der Henker stand mit dem Schwert schon vor dem Mann, blickte der Münzmeister und Judenrichter vor seinem Sohn und blickte ihn nochmal an, suchte das Leben, bevor er seins auspusten musste.
Die Tiere, die den Karren vorwärtsgetrieben hatten, waren unbeteiligt an den Geschehen. Sie machten nur ihre Arbeit.
Die Kinder auf der Erde konnten durch die Zuschauermenge, den großen Erwachsenen, hindurch nicht mehr sehen, was auf dem Podest, dem Richtplatz geschah. Sie waren so unbedeutend wie jeder einzelne Bürger dieser Stadt, den das gleiche Schicksal der Hinrichtung ereilen konnte. Es ging nur darum, sich entweder zu unterwerfen oder sich aufzubäumen. Letzteres hätte den sicheren Tod bedeutet. Das Großzügige und Herrschaftliche, das die Kinder der Reichen führen konnten, nämlich lesen und schreiben zu lernen, in großen und stattlich eingerichteten Familienhäusern zu leben, hatte mit dem Tod des Vaters ein Ende genommen und sie landeten in der Armut der anderen kleinen Leute, die immer schon so ihr Leben führen mussten.
Gegensätze treffen aufeinander, in welcher Form auch immer und das Leben der Armen und der Reichen wird allzu bewusst. Das Leid, den Vater für immer zu verlieren, konnte niemand den Kindern nehmen.

22 Bewertungen, 3 Kommentare

  • nikila1985

    18.09.2012, 22:29 Uhr von nikila1985
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gegenseitiges Lesen macht mehr Spaß als einseitig.

  • katjafranke

    18.09.2012, 22:11 Uhr von katjafranke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Viele liebe Grüße. KATJA

  • anonym

    18.09.2012, 19:15 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Prima vorgestellt. Würde mich riesig freuen, wenn du auch bei mir mal vorbei schaust. GLG