Total Recall (DVD) Testbericht

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Total-recall-aktueller-kinofilm
ab 6,92
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  sehr viel
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von Treice564

Total Recall

4
  • Action:  viel
  • Anspruch:  wenig anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr hoch
  • Humor:  humorvoll
  • Spannung:  sehr spannend
  • Altersgruppe:  ab 12 Jahren

Pro:

Neue Verfilmung

Kontra:

Nichts

Empfehlung:

Ja

Inhalt
Remake von Paul Verhoevens "Total Recall" (1990) über einen Arbeiter, dessen Identität sich als Bewusstseinsmanipulation zu entpuppen scheint. Offensichtlich ist der Mann ein Doppelagent, der gegen ein tyrannisches Regime antritt. Oder findet alles nur im Kopf des Protagonisten statt? Der Science-Fiction-Film nach einer Erzählung von Philip K. Dick ersetzt Verhoevens trashigen Look und den bösen Humor durch einen düster-futuristischen Look im Stil von Genreklassikern wie "Blade Runner". Allerdings kann sich die Psychothriller-Komponente des Stoffs angesichts eines pausenlosen Action-Marathons, der an die Level-Dramaturgie von Computerspielen erinnert, kaum entfalten.

Kritik
"Wenn ich nicht ich bin, wer bin ich denn?" Niemand konnte diese existenzphilosophische Grundsatzfrage in Zeiten potentieller Überschreibung des Gedächtnisses besser formulieren als Arnold Schwarzenegger mit seinem zungenschweren Akzent. In Paul Verhoeven Blockbuster "Total Recall" spielte Arnold Schwarzenegger1990 den Arbeiter Doug Quaid, dem es ein Erinnerungsimplantat der Firma "Recall" erlaubt, seinen Wunsch einer Reise zum Mars als Geheimagent zu erfüllen. Zumindest im Traum soll er am Ende der Reise das Mädchen bekommen, nachdem er die Bösen getötet und dabei auch noch den Planeten gerettet haben wird. Das ist der Blueprint eines Actionfilms, der bereits zu einem frühen Zeitpunkt den Inhalt von "Total Recall" auf den Punkt bringt und gleichzeitig auch den Protagonisten zu charakterisieren hilft. Quaid erweist sich im Laufe des Films als Doppelagent in perfider Mission - und wird trotzdem zum Befreier. Verhoeven inszenierte die erkenntnistheoretische Petitesse von Philip K. Dick als bewusst grobschlächtigen Cartoon, kombinierte drastisch überzeichnete Gewalt mit bösem Humor ("Consider this a divorce!") und kulturkritischen Untertönen - und war stolz darauf, dass bis zum Schluss nicht zweifelsfrei zu entscheiden war, ob sich Quaids Abenteuer nicht vielleicht doch nur in den Räumen der Firma "Recall" abgespielt hatten. Verhoevens "Total Recall" war seinerzeit ein Kassenschlager und entwickelte sich über die Jahre - nicht zuletzt aufgrund seines trashigen Charakters - zum Kultfilm. Auf das Remake des "Underworld"-Regisseurs Len Wiseman war man auch deshalb gespannt, weil die literarische Vorlage "Erinnerungen en gros" eine Kurzgeschichte ist, deren finale Alien-Pointe von Verhoeven komplett ignoriert worden war. Allerdings entschieden sich Wiseman und seine fünf Drehbuchautoren dann doch für ein nur leicht modifiziertes Remake, das das Original in zentralen Motiven bestenfalls umtanzt, manche Szene zitiert, andere gerade nicht und insgesamt nur zwei, drei entschiedene Änderungen an der Handlung vornimmt.

Mit Colin Farrell hat jetzt ein "echter" Schauspieler die Hauptrolle übernommen, der die Paranoia spielen und die furiose Action körperlich glaubwürdig bewältigen kann. Auch steht Quaid jetzt zwischen zwei fast gleichberechtigten Frauenfiguren, gespielt von Kate Beckinsale und Jessica Biel, die sich einen heftigen und die Handlung über weite Strecken bestimmenden Cat Fight liefern. Wichtiger noch ist der Umstand, dass Quaids Reise ihn jetzt nicht mehr zum Mars führt, sondern auf der von Kriegen weitgehend verwüsteten Erde verbleibt, auf der es nur noch zwei Orte zum Leben gibt. Zwischen der Megalopole Britannien und dem Super-Slum Australien verkehrt ein Fahrstuhl, der quer durchs Erdinnere führt. Man sieht dem Remake deutlich an, dass Wiseman einst als Set Designer gearbeitet hat. So wie Ridley Scott sich im Falle von "Prometheus" bei Kubricks "2001 - Odyssee im Weltraum" bedient, so entwirft Wiseman das australische "The Colony" als deutliche Referenz an "Blade Runner" oder "Das fünfte Element", wobei es ihm vorrangig darum geht, Räume zu schaffen, die mehrdimensionale Verfolgungsjagden erlauben. Sein hyperkinetisches Kino spielt derart aufreizend mit den vertikalen und horizontalen Dynamiken, dass man sich verwundert fragt, warum hier nicht auf das modische 3D gesetzt wurde und warum die futuristischen Sets so liebevoll entworfen wurden, wenn sie doch atemlos als Hintergrundkulisse verheizt werden, die angesichts des Tempos der Dauer-Action kaum richtig zur Geltung kommt.

Weil Wiseman ganz auf die stark beschleunigte Level-Dramaturgie eines Computerspiels setzt, tritt die Psychothriller-Dimension nahezu komplett in den Hintergrund. Die Schauspieler, allen voran Kate Beckinsale, wirken unterfordert und sind zumeist damit beschäftigt, die Zähne zu fletschen, die Augen zu rollen und zu rennen, springen, hechten. Es wirkt unfreiwillig komisch, wenn die Figuren hier gefühlte mehrere Dutzend Male auf Unvorhergesehenes mit einem herzhaften "Shit!" reagieren. Wenn Quaid kurz vor Schluss einen verstörenden Einblick in die Komplexität seiner Identität gewinnt, ist dieses Moment durch eine fatale Äußerung von Matthias, dem Anführer des Widerstands, bereits abgefedert. Der hatte darauf hingewiesen, dass die Erinnerung immer ein Konstrukt sei, weshalb allein das Handeln in der Gegenwart zähle. Ein solcher Satz unterläuft den kritischen Ansatz der ganzen Geschichte und beschädigt den Film so schwer, dass man nur noch schmunzeln kann, wenn die Kolonisierten nach dem endlosen Showdown beruhigt in die Zukunft blicken: "Jetzt wird alles gut!" .

4 Bewertungen, 1 Kommentar

  • JesterNeo

    16.05.2013, 20:04 Uhr von JesterNeo
    Bewertung: off topic

    Und wieder Plagiat