Amazing Grace (DVD) Testbericht

Inhalt
William Wilberforce (Ioan Gruffudd) ist ein rhetorisch begabter junger Parlamentarier im englischen Unterhaus des 18. Jahrhunderts. Schon im Alter von 21 kommt er ins Parlament und freundet sich dort mit William Pitt (Benedict Cumberbatch- bekannt als Sherlock) an. Dieser hat den ehrgeizigen Plan Premierminister zu werden. Wilberforce überlegt sich indessen ob er nicht doch lieber Geistlicher werden soll. Unter dem Einfluss von Pitt und des ehemaligen Sklavenhändlers Newton (Abert Finney) entscheidet er sich für das Politikerdasein. Er kommt zur Überzeugung das es seine Berufung ist die Sklaverei abzuschaffen. Wilberforce trifft sich mit Gegnern der Sklaverei und beginnt den Kampf gegen die Sklaverei.

Er scheitert mehrmals. Der Kampf gegen die Sklaverei war nämlich alles andere als populär - besonders bei den Politikern. Diese waren oft finanziell am Sklavenhandel beteiligt. Als dann noch der Krieg mit Frankreich vor der Tür steht scheint Wilberforces Anliegen endgültig verloren. Durch seine Frau bekommt er jedoch wieder Mut und entscheidet sich zu einem Trick...

Zur Geschichte von Amazing Grace

Zusatz - wenn es interessiert (sonst einfach scrollen)

Das titelgebende Lied Amazing Grace wurde von John Henry Newton, Jr. (* 24. Juli 1725 in London; + 21. Dezember 1807 in London) geschrieben. Er kommt im Film ebenfalls vor und das Lied wird mehrmals interpretiert. Newton war Sklavenhändler und lebte ein lasterhaftes Leben. Am 10. Mai 1748 kam er in schwere Seenot. Als er Gott um Hilfe rief wurde er gerettet. Daraufhin behandelte er seine Sklaven menschlicher und gab dann auch seinen schrecklichen Beruf auf. Wieder in England wurde er Geistlicher und zum erbitterten Gegner der Sklaverei. Über seine "Rettung" schrieb er Amazing grace...
Amazing grace, how sweet the sound,
That saved a wretch like me!
I once was lost, but now I am found,
Was blind, but now I see.

'Twas grace that taught my heart to fear,
And grace my fears relieved;
How precious did that grace appear,
The hour I first believed! Es war Gnade, die mein Herz Furcht lehrte,
Through many dangers, toils and snares,
I have already come;
'Twas grace has brought me safe thus far,
And grace will lead me home. Durch viele Gefahren, Mühen und Fallen

The Lord has promised good to me,
His word my hope secures;
He will my shield and portion be,
As long as life endures.
Yes, when this flesh and heart shall fail,
And mortal life shall cease;
I shall possess, within the veil,
A life of joy and peace.

The earth shall soon dissolve like snow,
The sun forbear to shine;
But God, who call'd me here below,
Will be forever mine.
Große Gnade, wie süß der Klang,
Die einen armen Sünder wie mich errettete!
Ich war einst verloren, aber nun bin ich gefunden,
War blind, aber nun sehe ich.

Es war Gnade, die mein Herz Furcht lehrte,
Und Gnade löste meine Ängste;
Wie kostbar erschien diese Gnade
In der Stunde, als ich erstmals glaubte!
Durch viele Gefahren, Mühen und Fallen
Bin ich bereits gekommen;
Es ist Gnade, die mich sicher so weit brachte,
Und Gnade wird mich heim geleiten.

Der Herr hat mir Gutes versprochen,
Sein Wort macht meine Hoffnung sicher;
Er wird mein Schild und Teil sein,
So lang das Leben andauert.
Ja, wenn dieses Fleisch und Herz versagen,
Und das sterbliche Leben vergeht,
Werd' ich hinter dem Schleier führen,
Ein Leben voll Freude und Frieden.

Die Erde wird sich bald wie Schnee auflösen,
Die Sonne aufhören zu scheinen;
Doch Gott, der mich nach hier unten rief,
Wird ewig mein sein.
Amazing Grace wurde besonders in den USA beliebt. Interessanterweise ist das Lied nun die inoffizielle Nationalhymne der Cherokee. Besonders beliebt ist es auch in der afroamerikanischen Spiritual- und Gospelszene. Das Lied ist auch die Hymne der Anti-Sklavereibewegungen.


Daten der DVD

Darsteller: Ioan Gruffudd, Ciaràn Hinds, Michael Gambon, Albert Finney, Benedict Cumberbatch, Format: Anamorph, Dolby, HiFi Sound, PAL, Surround Sound, Widescreen
Sprache: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch
(leider wieder kein englischer Untertitel)
Region: Region 2
Bildseitenformat: 16:9 - 1.77:1
Anzahl Disks: 1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: dtp entertainment AG
Erscheinungstermin: 14. Oktober 2011
Produktionsjahr: 2006
Spieldauer: 112 Minuten
Preis: 6,48 Euro

Eigene Meinung:

Wer kennt Wilberforce? Wer kennt Napoleon? Ersterer ein Held des Humanismus, Letzterer neben seiner militärischer Genialiität ein Massenmörder und Kriegsherr.

General Sir Samuel Romilly hat sehr gut die zwei Zeitgenossen am Ende eines Arbeitstages beschrieben. Während Napoleon in Macht und Pomp heimkommt, alles erreicht hat aber das Blut von Tausenden an seinen Händen hat, kann Wilberforce in Frieden schlafen da er Millionen Menschen geholfen hat.
Die Filmindustrie sollte mehr Augenmerk auf Helden wie ihn legen und damit den Menschen zeigen das es immer schon Gegner der Inhumanität gab. Von wegen "ja damals war es halt so". Es gab immer Menschen die gegen Ungerechtigkeit und Grausamkeit kämpften. Wilberforce ist einer von ihnen.

William Wilberforce ist ein Held des Humanismus. In einer Zeit in der die Mehrheit der Briten nichts anstössiges am Sklavenhandel fand begann er den Kampf gegen die unmenschliche Barbarei.
Die Schrecken der Sklaverei werden im Film beschrieben - jedoch nicht gezeigt.
Wilberforce hatte mächtige Gegner - ua. etwa Admiral Nelson (as long as I speak and fight I will resist the damnable doctrines of Wilberforce and his hypocritical allies.) und viele mächtige Adelige.
Umso beeindruckender ist Wilberforces Kampf und der seiner Mitstreiter. Thomas Clarkson der Begründer der "Gesellschaft zur Abschaffung der Sklaverei" (Society for Effecting the Abolition of the Slave Trade) hätte etwas mehr Platz verdient aber insgesamt kommen alle bedeutenden Sklavereigegner der damaligen Zeit vor.

Überzeugend auf ganzer Linie sind die schauspielerischen Leistungen. Ioan Gruffudd hat mich positiv überrascht. Er spielt seine Rolle mit vielen Facetten und i s t einfach Wilberforce in diesem Film. Von Benedict Cumberbatch war natürlich eine gute Leistung zu erwarten. Genial sind aber vor allem die Nebendarsteller. Youssou N'Dour überzeugt in einer Minirolle als Olaudah Equiano. Letzterer war ein afrikanischer Prinz der als 11-jähriger versklavt wurde. Er konnte sich nach mehreren Besitzerwechseln selber freikaufen (mit Geld von der Navy), wurde wohlhabend und bekämpfte die Sklaverei. Er hätte sicherlich auch einen Film verdient.

Ein paar kleine Fehler seien dem Film verziehen. Etwa das "Lord" Charles Fox kein Lord war und auch bedeutend jünger als im Film.

Dafür war ich beeindruckt über die Kulissen. Massig Schiffe aus dieser Zeit. Schade nur das die Sklaverei nicht anhand von Szenen dargestellt wurde. Da hätte man dem Film einiges an Action geben können und den Zuschauern die Schrecken der Sklaverei nochmals verdeutlichen. Letztere kommen freilich auch über die Beschreibungen sehr gut rüber.
Eine Schande für die Menschheit! Heute gibt es sie leider immer noch - in der Elfenbeinküste (für so etwas unnützes wie Kakao für die Milka Schokolade) und im Sudan. Interessant wenn etwa Wilberforces Freundin sagt das sie auf ihren Zucker verzichtet (Sklaverei - Zuckerhandel). Da dachte ich mir gleich so sollten auch alle auf ihre Kindersklavereischokolade verzichten. Freilich war damals die Sklavereilobby ungleich stärker und mächtiger. Genial wie Wilberforce durch einen Trick ihre unbesiegbar scheinende politische Macht schwächte.

Der Film hat überraschenderweise auch eine Liebesgeschichte die wirklich sehenswert ist. Wilberforces Frau und er hatten eine für die damalige Zeit sehr interessante Liebesanbahnung :-) Muss man gesehen haben!
Wilberforce wurde hier ein würdiges filmisches Denkmal gesetzt. Ein Film der auch die Strukturen der Politik hervorragend darstellt. Etwas zu harmlos in der filmischen Darstellung der Sklaverei aber dennoch ein klarer 5 Sterne Film.

Fazit: unbedingt ansehen