Reckless - Lebendige Schatten (gebundene Ausgabe) / Cornelia Funke Testbericht

>>> Das Buch

Ich berichte über den zweiten von bisher zwei zusammengehörigen Romanen aus der Feder von Cornelia Funke. Kurz und knapp beschrieben handelt es sich um ein modernes Märchen, das temporeich und mit vielen klassischen Anleihen daher kommt. Es spielt in einem märchenhaften, alternativen Europa, dass der Held des Romans durch einen Spiegel als Tor betreten konnte.

Die Handlung schließt an die Ereignisse des ersten Romans „Reckless – Steinernes Fleisch“ an, bietet aber inhaltlich eine eigene abgeschlossene Geschichte, die durchaus auch zu verstehen ist, ohne den ersten Teil gelesen zu haben. Es ist meiner Ansicht nach aber doch eher sinnvoll, vorher den ersten Teil zu lesen. Die Geschichte beginnt ein Jahr nach der Geschichte des ersten Teils.

Bisher erschienen sind:

-„Reckless – Steinernes Fleisch“

-„Reckless – Lebendige Schatten“
***dieser Bericht***

Der Roman unterteilt sich in 68 kurze Kapitel von jeweils 2 – 18 Seiten. Der Geschichte vorangestellte ist eine Widmung sowie die Karte des alternativen Märchen-Europas, in dem sich die Ereignisse abspielen. Im Anhang des Romans findet sich noch ein Inhaltsverzeichnis in Form einer Kapitelübersicht mit Seitenzahlen.

>>> Die technischen Daten

Gebundene Ausgabe: 411 Seiten
Verlag: Dressler (6. September 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3791504894
ISBN-13: 978-3791504896
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 16 Jahre
Größe: 21,4 x 16 x 4,2 cm

>>> Der Preis

Gebundene Ausgabe: € 19,95
Hörbuch (CD): € 29,95
Kindle-Edition: € 18,99

>>> Der Klappentext (zitiert aus dem Buch)

„Es ist nun knapp ein Jahr her, dass Jacob seinen Bruder Will retten konnte. Doch der Preis dafür war hoch. Was bleibt, ist die Motte auf Jacobs Brust, Zeichen des Feenfluchs, der noch immer auf ihm lastet. Sechs Mal wird sie zubeißen, bevor die Motte zurück zu ihrer Herrin fliegt und ihn dem Tod überlässt.

Irgendwo in der Spiegelwelt muss es ein Heilmittel geben. Der Apfel, der alles heilt, der Brunnen der Ewigen Jugend … zu lange schon hat Jacob nach den falschen Dingen gesucht. Nun ist er einer gefährlicheren Medizin auf der Spur. Mit Fuchs an seiner Seite beginnt eine fieberhafte Jagd, die Suche nach dem einen Zauber, der ihn retten könnte. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit – aber auch gegen Nerron, den Goyl, der sich der Bastard nennt. Denn seine Haut ist nicht so lupenrein, wie sie sein sollte. Der Goyl hat nur ein Ziel: zu beweisen, dass er der beste Schatzjäger hinter dem Spiegel ist. Für Jacob Reckless aber geht es um Leben und Tod … .“

>>> Die Gestaltung

>> Der Einband

Der Einband ist grün marmoriert. Auf dem Buchdeckel ist vor diesem Hintergrund eine große, rotbraune Motte abgebildet. Auf der Rückseite sind keine Bilder vorhanden. Der Buchrücken weist in weiß marmorierter Schrift links die Autorin und rechts den Romantitel aus. Dazwischen ist in der gleichen Farbe eine kleine Motte abgebildet. Die Innenseiten des Einbands sind rotbraun. Das Vorblatt und das letzte Blatt des Buches haben ebenfalls diese Farbe.

>> Der Schutzumschlag

Der Schutzumschlag ist in dem gleichen marmorierten grün gehalten wie der Einband, allerdings glänzend. Autorin und Buchtitel sind in silberner Schrift abgedruckt: ganz oben der Name der Autorin und der Titel der Reihe „Reckless“ und am unteren Rand der Titel dieses Romans „Lebendige Schatten“. Den größten Teil nimmt das aufgeprägte, glänzende Bild einer rotbraunen Motte ein, die von einem silbernen, verschnörkelten Rahmen eingefasst ist.

Auf der Rückseite ist in weißer Schrift unter einer kleinen silbernen Rosenranke eine kurze Leseprobe (s. u.) sowie eine Zusammenfassung des Klappentextes (s. o.) abgedruckt.

Neben dem Klappentext auf der linken Seite finden sich auf den eingeschlagenen Flügeln des Schutzumschlags auf der rechten Seite noch Angaben zur Autorin (s. u.) sowie ein Porträtfoto von ihr.

>> Das Buch

Sowohl auf der Titelseite des Romans sowie zu Beginn jedes Kapitels finden sich thematisch jeweils passende schwarz-weiße Illustrationen der Autorin.

>> Die eigene Meinung

Meiner Meinung nach ist die äußerliche Gestaltung sehr gelungen und beide Bücher machen sich nebeneinander gut im Regal und geben ein einheitliches, aber farbig abwechslungsreiches Bild ab. Wirklich sehr schön!

Auch die Illustrationen der Autorin sind wirklich gelungen und machen das Lesen des Buches auch zu einem optischen Erlebnis, und regen die Phantasie an, ohne jedoch zu viel vorwegzunehmen oder den Gedanken den Raum für die eigenen Vorstellungen zu nehmen.

>>> Die Autorin (zitiert aus dem Buch)

„Cornelia Funke ist die international erfolgreichste und bekannteste deutsche Kinderbuchautorin. Heute lebt sie in Los Angeles, Kalifornien, doch ihre Karriere als Autorin und Illustratorin begann in Hamburg. Nach einer Ausbildung zur Diplom-Pädagogin und einem anschließenden Grafik-Studium arbeitete sie als freischaffende Kinderbuchillustratorin. Da ihr die Geschichten, die sie bebilderte, nicht immer gefielen, fing sie selbst an zu schreiben.

Zu ihren großen Erfolgen zählen ,Drachenreiter‘, die Reihe ,Die wilden Hühner‘ und ,Herr der Diebe‘, mit dem sich Cornelia international durchsetzte. Ihre Tintenwelt-Trilogie begeisterte Millionen und stand weltweit auf den Bestsellerlisten.

,Reckless – Lebendige Schatten‘ ist nach ,Reckless – Steinernes Fleisch‘ der zweite Band der neuen, spannenden Bestseller-Serie von Cornelia Funke. Über 50 Bücher hat Cornelia Funke mittlerweile geschrieben, die in mehr als 40 Sprachen erschienen sind. Zahlreiche Titel wie z. B. ,Hände weg von Mississippi‘, ,Herr der Diebe‘ und ,Tintenherz‘ wurden verfilmt. Aber auch in Preisen und zahlreichen Auszeichnungen spiegeln sich ihre Beliebtheit und ihr Einfluss wider.“

>>> Der Inhalt

>> Die Vorgeschichte „Reckless – Steinernes Fleisch“

Im Folgenden gebe ich kurz und komprimiert den Inhalt des ersten Teils wieder.

Die Geschichte beginnt mit den Halbwaisen Jacob, wie er im Arbeitszimmer seines verstorbenen Vaters einen Zauberspielgel entdeckt und dessen Geheimnis entlarvt. Er betritt zum ersten Mal die Welt hinter dem Spiegel. Diese dient ihm fortan als Zufluchtsort und Rückzug von der traurigen Realität.

Gute 10 Jahre später geht die Geschichte im 2. Kapitel weiter. Jacobs jüngerer Bruder Will ist auf Grund mangelder Vorsicht seines älteren Bruders, der die Spiegelwelt immer gut verheimlicht hatte, doch hinter das Geheimnis gekommen und ist seinem Bruder in die Welt hinter dem Spiegel gefolgt. Durch ein Ereignis, das nicht gleich zu Anfang des Buches verraten wird, ist er unter den Einfluss eines Fluches geraten, der seine Haut in Stein - in seinem Fall Jade - verwandelt. Jacob versucht nun, seinen Bruder von diesem Fluch zu befreien. Unterstützung - aber auch weitere Verantwortung - erhält er durch die Freundin seines Bruders, die ihrem Freund in die Spiegelwelt gefolgt ist. Dabei geraten sie zwischen dir Fronten eines Krieges zwischen den Menschen und den Goyls. Die Goyls sind menschenähnliche Wesen mit steinerner Haut und Klauen, die bislang unter der Erde lebten, und wenn sie doch mal an die Oberfläche kamen von den Menschen gejagt und getötet wurden. Nun haben sie sich aber unter einem König vereinigt und bekämpfen die Menschen mit der Unterstützung einer Fee sehr erfolgreich.

Mehr sei zur Handlung nicht verraten - selber lesen macht Spaß ;-) Zwar gibt es natürlich wie in allen Märchen ein Happy-End – aber auch ein „aber“ und damit den zweiten Teil mit einer neuen Geschichte.

>> Der Inhalt „Reckless – Lebendige Schatten“

Fast ein Jahr, nachdem Jacob Reckless seinen Bruder vor der Verwandlung in einen Goyl retten konnte beginnt der zweite Teil der Geschichte. Nachdem er den Fluch, den die rote Fee über seinen Bruder verhängt hatte, brechen konnte indem er ihren wahren Namen von der Schwester der roten Fee erfuhr, trägt er nun eine rote Motte auf der Brust. Diese wird sechsmal zubeißen. Die rote Fee wird sich somit Buchstabe für Buchstabe ihren Namen zurückholen. Denn mit jedem Biss leidet Jacob nicht nur höllische Schmerzen, sondern vergisst auch jeweils einen Buchstaben ihres Namens. Und mit jedem Biss ist er dem Tod ein Stück näher. Er muss nun also nach einer Heilung von diesem Fluch suchen.

Bei dem Besuch einer Auktion in der realen Welt erwirbt Jacob eine geheimnisvolle Flasche, die einen Flaschengeist enthält. Der Zauber des Flaschengeistes soll den Fluch der roten Fee brechen. Leider misslingt auch dieser Versuch wie eine ganze Reihe von Versuchen zuvor. Jacob erfährt aber nun von einer uralten Legende, nach der es einen bösen Zauberer gab, der eine allmächtige Waffe, eine magische Armbrust, hergestellt hatte, mit deren Hilfe er alle Gegner vernichten oder besiegen konnte. Diese Armbrust hat aber außerdem die Eigenschaft, dass sie Flüche brechen kann. Der Legende nach hat der böse Zauberer mit der Armbrust seinem Sohn ins Herz geschossen und ihn damit von einem Fluch befreit.

Mit Hilfe von Fuchs, seiner treuen Freundin, die sich nach Belieben in eine Füchsin verwandeln kann und einiger weiterer mehr oder weniger zuverlässiger Freunde beginnt die Jagd nach der magischen Armbrust. Allerdings ist auch ein Goyl-Schatzjäger auf der Jagd nach diesem Artefakt. Um den die Armbrust zu finden, muss die geheimnisvolle verschwundene Hauptstadt des Zauberers gefunden werden. Doch dazu ist es zunächst erforderlich, dessen Grab zu finden. Dabei gibt es allerdings die Schwierigkeit, dass der Körper des Zauberers tief in den Bergen in einem Sarkophag bestattet wurde. Das Grab zu finden stellt schon eine Herausforderung dar. Nun muss Jacob aber feststellen, dass noch weitere Hürden zu nehmen sind. Der Kopf des Zauberers wurde im Westen, seine Hand im Süden und sein Herz im Osten versteckt. Diese gilt es zu finden. Und zwar noch bevor der Goyl-Schatzjäger sie gefunden hat.

Durch das märchenhafte Europa der Spiegelwelt, dass zu allem Übel noch überwiegend von den Goyl beherrscht wird, geht die Suche weiter. Viele Hindernisse sind zu überwinden und Abenteuer sind zu bestehen. Ein Kampf gegen die Zeit beginnt. Denn die Motte beißt immer wieder zu und nach dem sechsten Mal droht der Tod. Aber auch der Goyl-Schatzjäger trachtet Jacob nach dem Leben.

Ein Märchen wäre kein Märchen, wenn es kein Happyend gäbe, aber die Auflösung des Geheimnisses um den bösen Zauberer ist überraschend und spannend. Daher stoppe ich hier die Inhaltsangabe und empfehle wie immer: Selber lesen macht Spaß!

>>> Die Leseprobe (zitiert vom Schutzumschlag)

„Er knöpfte sein Hemd auf. ,Ich habe nach einer Medizin gesucht.‘ Der rote Saum, der die Motte umgab, sah aus, als hätte jemand sie mit frischem Blut umrahmt. Fuchs holte tief Luft. ,Was bedeutet das?‘ Ihre Stimme klang noch heiserer als sonst. Sie las ihm die Antwort vom Gesicht ab. ,Also das war der Preis.‘ Sie gab sich Mühe, gefasst zu klingen. ,Ich wusste, dass dein Bruder seine Haut nicht umsonst zurückbekommen hat.‘ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Die Augen der Füchsin, braun wie angelaufenes Gold.“

>>> Die eigene Meinung

Der Schreibstil von Cornelia Funke fasziniert mich immer wieder! Es gelingt ihr eine düstere und zugleich mystisch-spannende Atmosphäre aufzubauen. Sie lässt den Leser tief in die Seele der Protagonisten blicken. Wären bei einem klassischen überlieferten Volksmärchen die Charaktere der Helden eher flach und stereotyp sind, gibt die Autorin den handelnden Personen dieses Romans einiges an Tiefe. Dadurch werden die Handlungen glaubhaft und nachvollziehbar. Angst, Liebe, Freude, Schmerz – all das kann man mitfühlen und es kommt nach meinem Empfinden immer in der richtigen Dosis und an der richtigen Stelle.

Auch die Verwendung von passenden Metaphern fasziniert mich immer wieder bei Cornelia Funke. Sie malt geradezu mit Worten. Wirklich schön!

Mit vielen Anleihen aus klassischen Märchen baut die Autorin eine fantasievolle und dennoch bekannte Welt hinter dem Spiegel. Ein völlig anderes und trotzdem irgendwie bekanntes Europa, das neben den Menschen von Magie und Fabelwesen bevölkert wird.

Auch dieser Roman hat ein hohes Tempo wie auch sein Vorgänger. Allerdings wurde im vorliegenden Buch das Tempo etwas reduziert. Beim vorherigen Werk war der Bild- und Szenenwechsel für meinen Geschmack etwas zu schnell. Die Entschleunigung tut diesem Buch sehr gut.

Das Märchen ins actionreich und von Beginn an spannend. Gleich im ersten Abenteuer lernt Jacob einen mysteriösen Freund – oder Feind? – kennen, dessen Hintergründe erst sehr spät im Buch aufgeklärt werden. Er muss zudem gleich zu Beginn eine Prüfung auf Leben und Tod mit dem Flaschengeist bestehen. Jacob durchlebt alle nur denkbaren Gefühle in seinen Abenteuern: Angst, Liebe, Verlust, Todesangst, Schmerz, Trauer, Freude und Erleichterung. Das mag jetzt übertrieben klingen, ist es in der Geschichte aber nicht. Alles ist wohldosiert.

Die Autorin bleibt sich auch in dieser Fortsetzung stilistisch treu: An der Gedankenwelt der Helden lässt sie den Leser in kursiv gedruckten Zeilen teilhaben. Außerdem vermeidet sie konsequent schwarz-und-weiß-Malerei. Die Goyl sind nicht durchweg böse, die rote Fee handelt nicht nur aus Hass, die Helfer sind nicht immer uneigennützig oder zuverlässig – ohne dass sie unbedingt gleich zu Verrätern werden. Das ist ein weiterer Unterschied dieser Buchreihe zu den überlieferten Märchen und lässt die Geschichte durchaus modern wirken.

Das Buch ist flüssig und angenehm lesbar. Da es für Jungendliche gedacht ist, ist die Sprache relativ einfach gehalten ohne aber flach oder „babyhaft“ zu wirken. Also auch für erwachsene Kinder gut lesbar :-)

Das überraschende Ende bildet außerdem einen spannenden Hinweis auf den hoffentlich bald erscheinenden dritten Teil.