Lautlos im Weltraum (DVD) Testbericht

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Lautlos-im-weltraum-dvd-science-fiction-film
ab 15,57
Auf yopi.de gelistet seit 11/2010

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Erfahrungsbericht von expansin

Hippie im Weltall

Pro:

Interessantes Konzept, gute Schauspielerische Leistung

Kontra:

Etwas viel Pathos, zuviel Pathos in der Musik

Empfehlung:

Ja

Der Science-Fiction Film hatte lange Jahre einen Beigeschmack. Bis auf wenige Ausnahmen, z.B. das Space Epos \"Forbidden Planet\" (dt. Alarm im Weltall), widmeten sich die Filme der 50er und 60er Jahre vor allem allerei durch radioaktive Bestrahlung vergrößertem Getier oder gemeinen Bestien aus dem Weltall. Gemeinsam war beiden, das sie meistens auf die eine oder andere Weise hinter Menschenfleisch, vor allem in Form ansehnlicher jüngerer Damen, her waren. War es nicht Menschenfleisch, dann zumindest die Weltherrschaft. Die Vorliebe für junge Damen blieb.

Im Jahre 1968 kam mit Stanley Kubricks \"2001 - A Space Odyssey\" (dt. 2001 - Odysee im Weltraum) der Sci-Fi Film zu voller Blüte. Eine Buchvorlage von Arthur C. Clarke wurde meisterhaft umgesetzt und vor allem brilliant fotografiert. Junge Damen kamen indies nur vereinzelt, menschenfressende Wesen gar nicht vor.

Für die damals bahnbrechende Tricktechnik zeichnete ein erst Mitzwanziger, Douglas Trumball, verantwortlich. Mittels der damals mehr handwerklichen Techniken, computergestützter Trick stand ja in der Form noch nicht zur Verfügung, schaffte er die überzeugende Illusion von Weltraum und Schwerelosigkeit.

Nur drei Jahre später versuchte sich der junge Trumball an seinem ersten erfolgreichen eigenen Projekt, der Space Hippiesque \"Silent Running\" (dt. Lautlos im Weltraum). Er kümmerte sich nicht nur um den Trick, sondern führte auch Regie und produzierte das Werk. Im Bezug auf die Geschichte hatte er mehr Freiheiten als Kubrick, das Buch wurde extra für die Verfilmung von einem Autorentrio geschrieben. Als Studio stand Universal hinter dem Projekt, wo man zu der Zeit den \"low-budget\" Bereich für sich entdeckt hatte. So standen z.B. auch dem junge Georg Lucas für seinen Erstling \"American Graffiti\" eine Mio Dollar zur Verfügung.

Die Geschichte spielt in einer nicht definierten Zukunft und ausschließlich im Weltraum, an Bord des Raumschiffes \"Valley Forge\". Auf der Erde sind die natürlichen Ökosystem zu grunde gegangen und wurden durch ein Kontrollsystem ersetzt, das die Umweltverhältnisse immer gleich hält. Die Umgebungstemperatur beträgt so immer 75 °F und die ganze Menschheit lebt unter genau kontrollierten Umständen.

Um ein Stück Natur zu konservieren, schickte man Raumschiffe aus, die in Glassphären jeweils sechs kleine Biotope tragen. An Bord der \"Valley Forge\" kümmern sich drei Astronauten und ein Botaniker um das Wohl der Pflanzen und Tiere. Drei kleine Roboter, Dronen genannt, warten derweil die Technik des Frachters.

Naturgemäß sind dem Biologen Freeman Lowell (Bruce Dern) seine Schützlinge besonders an Herz gewachsen. Besonders ein kleiner Wald hat es ihm angetan, hier züchtet er auch Früchte und Gemüse, hat Freundschaft zu Kaninchen und einem Raubvogel geschlossen. Seine drei Kollegen teilen seine Leidenschaft nicht und beschäftigen sich mit Wagenrennen in den Spähren und den leeren Schiffsfluren. Dabei scheren sie sich zu Lowells Entsetzen nicht sonderlich um die Unversehrtheit der Pflanzen. Auch interessieren sie sich nicht für sein natürlich gewachsenes Essen, sondern leben lieber von der Synthetik der Bordküche.

Nachdem von der Erde aus unerfindlichen Gründen der rätselhafte Befehl zum Rückflug und der nuklearen (!?) Zerstörung der kleinen Biotope kommt, rebelliert Lowell und schließt mit der Menschheit ab. Als auch sein Wald zerstört werden soll tötet er seine Kollegen und nimmt Kurs auf Saturn um den Einflußbereich der Menschheit zu verlassen. Nur in der Gesellschaft seines Waldes, seines Gartens, sowie den zwei Dronen Huey und Dewey, durchquert er die Ringe Saturns auf dem Weg in die Einsamkeit.

Wie sich schon aus der kurzen Zusammenfassung vermuten läßt, handelt es sich in weiten Strecken um ein ein-Mann-Stück. Ungefähr zwei Drittel des Films bestreitet Bruce Dern mutterseelenalleine. Ihm ist es auch zu verdanken, das der Film trotz einer großen Menge potentiellen Phatos aufgrund des Buches trotzdem zum Kult wurde.

Verglichen mit anderen Filmen, nicht nur des Sci-Fi Business, passiert während der 85 Minuten Filmzeit vergleichsweise wenig. Trumball verstand sich aber auf die Kunst, den Zuschauer das nicht merken zu lassen. Neben der ausgezeichneten Leistung von Dern, der den zwiegespaltenen Lowell gut porträtiert, ist zweifellos auch die ausgefeilte Tricktechnik ein Standbein für den Erfolg des Filmes.

Zum wahren Klassiker entwickelten sich die von Lowell als einzige Gesellschaft vermenschlicht umprogrammierten Dronen. Die Ähnlichkeiten von R2D2 im fünf Jahre später veröffentlichten \"Star Wars\" war sicher kein Zufall. Hier passierte übrigens, wie so oft, ein Lappsus bei der Synchronisation: Huey, Dewey und Louie sind im amerikanischen Orginal von Disneys Entenhausen die drei Neffen Donald Ducks, zu deutsch Tick, Trick und Track. Die Mühe der sinngemäßen Übersetzung hat man sich aber (aus Unwissenheit?) gespart.

\"Silent Running\" wurde in einem Flugzeughangar und an Bord des ausgemusterten Flugzeugträgers \"Valley Forge\" in der Rekordzeit von ungefähr einem Monat mit einem Budget von nur 1,3 Mio Dollar abgedreht. Die eingesetzte Tricktechnik zeigt die selbe Perfektion von \"2001\", wo Trumball sein Handwerk auf das Vorzüglichste erlernt hatte. Allerdings war man bei den Kamerafahrten um die \"Valley Forge\" im Weltraum etwas sparsam: die gezeigten Aufnahmen wiederholen sich. Ansonsten wirkt alles sehr authentisch, was man von vielen computerüberfrachteten Neuzeitproduktionen (Universal plant übrigens ein Remake von \"Silent Running\") nicht immer behaupten kann. Siehe zum Beispiel die antiseptischen Computerlandschaften des verspielten Herren Georg Lucas in den neuen alten Star Wars Teilen.

Trotz des arg tendenziösen Ansatzes hat die Story ihren Reiz, handelt es sich doch um den ersten Film dieser Art. Zwar greift er dieselben Themen wie andere Filme aus der Zeit (z.B. \"THX 1138\" oder \"Andromeda Strain\"), die eine technologiebeherrschte, \"glatte\" Zukunft des Menschen zeigen, auf, aber der ökologische Hintergrund ist brandneu und immer noch aktuell! Allerdings ist der Einsatz des eigens für den Film komponierten Liedes von Joan \"und trag Blumen im Haar\" Baez Stellenweise fast schon zu viel.

Der Film, respektive Trumball, umschifft die Klippen aber gekonnt und rutscht nur Knietief ins pathetische ab. Gezeigt wird keine Geschichte mit klarem Schwarz und Weiß. Lowell ist kein glatter Held, sondern hat viele Ecken und Kanten. Er ist sich dieser auch bewußt und zieht am Ende des Filmes seine Konsequenzen. Man sollte die Story zwar nicht überinterpretieren, aber hinter der zu Anfang schon fast platt anmutenden Storyline steckt doch mehr als die schön anzuhörende Hippie-Hymne von Frau Baez vielleicht vermuten läßt.

Kurz erwähnt sei, dass es auch dieser Sci-Fi mit der inneren Logik nicht immer ganz genau nimmt. Wer sich wundert, wie das Ökosystem Erde ohne Pflanzen funktioniert, der sei auf den technischen Fortschritt verwiesen. Wer sich darüber hinaus wundert, dass der Saturn eine Art Gasring zu haben scheint, der nicht aus Eis und Gesteinsbrocken besteht, dem sei gesagt, dass das für die Story belangloser als belanglos ist.

Alles in allem ein wirklich schöner Film für alle, die auch ohne überbordende Action auskommen. Es gibt zwar an die 20 Explosionen, die aber untypischer Weise alleine dem Hintergrund der Geschichte dienen. Ein großes Lob an Bruce Dern, dem über weite Teile als Alleinunterhalter natürlich eine große Rolle in dem Film zu kommt. Er füllt sie hervorragend aus und schafft einen sympatischen Charakter, den Menschen Freeman (free man? Das nur für den Pathos ;-)) Lowell. Anderen Regiesseuren gelingt dies trotz multimillonen Dollar Budget, eigener Soundtechnik und ganzen Computerparks für den Trick nicht. Insbesondere nicht Georg Lucas in Episode zwei.

Das Wichtigeste bei nicht actionlastigen Filmen ist, das der Zuschauer etwas zu denken bekommt. Daran mangelt es hier nicht und es bleibt erfreulicher Weise reichlich Platz für eigene Interpretationen des Zuschauers. Aus diesem Stoff wird Kult gemacht. Interessant finde ich, das sich Trumball später wieder mehr der Tricktechnik (z.B. in Steven Spielbergs \"Encounter of the 3rd Kind\", dt. Unglaubliche Begegnung der dritten Art) widmete. Erst der in den 80ern gedreht Klassiker \"Projekt Brainstorm\" wurde (leider) zu seinem zweiten und letzten wirklich erfolgreichen Regie-Werk.

Erhältlich ist der Film auf VHS und DVD, wobei schon letztere für einen-Appel-und-ein-Ei zu bekommen ist. Mich hat der Film ca. 5 Euro gekostet. Für den wahren Kenner gibt es aus den USA eine DVD Special Edition, die auch die preisgekrönte Doku (neudeutsch \"making off\") enthält. Aber schon die einfache deutsche Fassung geht im Bezug auf Ton (ich empfehle die englische Spur) und Bild voll in Ordnung. Das Alter ist der Produktion jedenfalls nicht anzumerken. Geboten wird allerdings nur der reine Film, Fans von Spielkram könnten diesbezüglichenttäuscht sein.

19 Bewertungen, 1 Kommentar

  • viertelvordrei

    23.05.2007, 01:59 Uhr von viertelvordrei
    Bewertung: sehr hilfreich

    Huuuch, noch kein Kommentar. Die trauen sich wohl alle nicht. Haben wohl Angst Dir die grausame Wahrheit mitzuteilen - jawohl die grausame Wahrheit. Dieser Bericht ist nämlich überhaupt nicht hilfreich - wenn nicht sogar off topic. Wie konntest Du auch ver