Prince Parade Testbericht
- Cover-Design:
- Klangqualität:
- Gesamteindruck:
Erfahrungsbericht von LetztlichBegreifen
Zwischen Hysterie und Herzschmerz!
Pro:
Pop-Klassiker mit einzigartiger Musik. Absolut ohne Schlacken produziert.
Kontra:
Allenfalls die Länge. Es gibt bis heute keine Deluxe-Version.
Empfehlung:
Ja
Sehr erfolgreiche Langspielplatte von 1986 mit einigen hysterischen Tanz-Nummern und schmelzenden Balladen. So eigenständig wie eigenwillig, absolut unverkennbar Prince. Getragen von einer großartigen Stimme und auf den puren Rhythmus zurückgezüchtetem PopFunk. Enthält mit »Kiss« den weltbekannten US-Nr.1-Hit und mit »Girls & Boys« einen All-Time-Disco-Knaller.
Um welche Musik geht es?
Zwölf Stücke funky Pop also aus der prallen Mitte der Achtziger vom damals hochpopulären Superstar Prince (geb.1958). Gepresst in eine rund 41 Minuten lange PVC-Rille, der damals üblichen Länge. Heute natürlich als CD - aber wegen eines Vetos von Prince bislang ohne Bonus-Titel und derlei.
Der internationale Durchbruch mit dem erfolgreichsten Album in den USA 1984, der oscarprämierten LP »Purple Rain«, lag gerade einmal zwei Jahre zurück, da baute Prince seinen FunkRock in straffes, fast gitarrenfreies Tanzmaterial um, das durch allerlei eigenartige Sounds vom Keyboard oder einem Kammerorchester verfremdet und verschoben wurde.
Wie andere Stars jener Ära (Madonna, Jackson) veränderte Prince nicht nur seinen Look alljährlich - 1986: kurze Haare jetzt, sehr schlank, s/w-Ästhetik, Bolero-Jacke über nackter Haut -, sondern war im Gegensatz zu vielen andern Musikern auch in der Lage, musikalische Richtungswechsel vorzunehmen. Er hatte das im Jahr zuvor (1985) auch schon mit dem psychedelischen »Around The World In A Day« vorexerziert (Platz 1 der US-LP-Charts).
Wer wollte ihm das auch 1986 verbieten, so lange die Verkaufszahlen stimmten! Prince behielt über seine Musik die absolute Kontrolle - als Komponist, Leiter der Band »The Revolution« und als Produzent.
Filmsoundtrack
Pophistorische Anmerkung: Auflösung und Fortsetzung
Obwohl Single und LP millionenfach verkauft wurden, wurde »Parade« für Prince zu einen Wendepunkt. Im Jahr der Veröffentlichung brach die Band auseinander, »Revolution« war Geschichte. Zugleich floppte der Film, wonach »Warner Bros.« sich weigerte, allzu aufwendige Film-Produktionen zu finanzieren. Denn rein handwerklich ist der Film der beste aller Prince-Filme, allein schon die Ausstattung ist üppig.Der Rocksound hatte sich weitgehend verflüchtigt, was insbesondere weiße Hörerschichten in den USA an Prince verzweifeln ließ, die in ihm seit Purple Rain einen Crossover-Star gesehen hatten.
In Wirklichkeit aber befand sich Prince auf der Höhe seines Schaffens, die er mit den beiden Nachfolgealben auch noch länger halten sollte.
Die Singles
- »Kiss« erschien ein paar Wochen vor der LP und wurde zu einem weltweiten Hit, der bis heute zu den bekanntesten von Prince gehört. Ursprünglich für die Band seines Bassisten zur Verfügung gestellt, riss Prince den Song wieder an sich und schmiss am nächsten Tage alle möglichen Tonspuren wieder heraus. Über das sehr spartanische Gerüst - eigentlich nur leicht wummernden Rhythmus - legte er seine Kopfstimme. Der Song lebt nur von diesem Kontrast, kühler Sound - hysterische Stimme. Gegen Ende des nur gut dreiminütigen Songs schreit er wie besessen heraus, dass er von seiner Angebeteten nur etwas Zeit und einen Kuss will. Sehr bescheiden!
In dieselbe Kerbe - rhythmisch - hauen die beiden Folgesingles - »Mountains« und
- »Anotherloverholinyohead« - einer kruden Eifersuchtsgeschichte, in der Prince seiner Partnerin vorhält, sie benötige einen andern Liebhaber genauso sehr wie ein Loch im Kopf.
- Mit »Girls & Boys« kam in Europa noch eine vierte Single heraus. Das schnelle Tanzstück wartete mit einer Reihe quäkender Sounds auf, die über einem hitzigen Schlagzeug liegen, unterbrochen nur von Saxofon-Kürzeln. Dazwischen ein Proto-Rap und ein Refrain auf Französisch! Der Song wurde bis hoch in die Achtziger regelmäßig in unseren Discotheken abgespielt.
Außer »Kiss« erreichten die Singles, trotz teilweise sehr guter B-Seiten und guter Maxi-Versionen, nur noch passable oder mittlere Platzierungen in den Charts.
Die wichtigsten »anderen« Lieder
Neben den Singles sind auch die verbliebenen LP-Stücke von bestrickender Güte!- Das Titelstück, was für eine Eröffnung - eine Platte mit einem flirrenden Soundmix zu eröffnen - zunächst meint man, drei Songs würden gleichzeitig abgespielt.
- Nach zwei Minuten springen - total trocken abgemischt - zwei Trommelstöcke nach vorne und Prince singt - ebenfalls sehr »dry« abgemischt - etwas von einer New Position. Das ist nicht etwa eine »Neue Einstellung« zum Leben, sondern eine neue Stellung im Bett (oder sonstwo). Prince war damals noch der von seinen Trieben vorwärtsgepeitschte Beau, der sich selbst für unwiderstehlich hielt (was zutraf), zugleich aber auch immer das Peinigende der Hormone wie kein anderer heraussang. Seltsam, der Song wird stufenweise immer langsamer.
- Er geht dann in die psychedelische Miniatur »I Wonder U« über, einer sehr seltsamen, verschlafen und surreal wirkenden Fantasie.
- Der vierte Song in diesem unvergleichlichen Streich ist der Filmtitelsong. Eine schleppende Ballade, sehr reich instrumentiert und herzerweichend wimmernd und schlingernd. Christopher/Prince will in den Armen seiner Geliebten sterben!
Hochinteressant: Diese ersten vier Tracks, die zusammen nur 9 Minuten lang sind, wurden in einer einzigen Session ohne Unterbrechung von Prince vorproduziert. Und zwar mittels einer Drum-Maschine, über die er seinen Gesang setzte. Erst in der nachfolgend Produktion erweiterte er dies Gerüst um weitere Tonspuren mit zu teil obskuren Sounds wie Gelächter, »Hm«-Geräuschen oder dem orchestralen Beitrag eines Kammerorchesters, das eigens für Prince aufspielte.
- »DoU Lie?«: Völlig überraschend und weder zuvor noch danach jemals wieder verwirklicht: Ein Chanson von Prince, komplett mit Akkordeon und süßlichem Reim auf Französisch. Der langsame Song ist überaus zickig gesungen, flehentlich und weinerlich zugleich. Super!
- »Sometimes It Snows In April«, eine ergreifende Ballade. Ein fast siebenminütiger Schwanengesang zu Piano und Akustik-Gitarre, mit brechender Stimme und bedrückend »echt« vorgetragen. Änrührend und für viele Leute, die Prince nur als oberflächlichen Pop-Kasper ansahen eine wahre Erleuchtung und ein Damaskus-Erlebnis für alle Unbekehrten.
Was soll man sagen?
Noch immer entdecke ich neue Töne auf dieser CD! Ich besitze die Platte seit Jahrzehnten und habe sie ungefähr achthundert Mal angehört. Platz 2 in meiner persönlichen Favoriten-Sammlung. An manchen Tagen sogar Platz 1. Für mich ein absolut zeitloses Meisterwerk, frisch wie am ersten Tag - und das ist lange her.
7 Bewertungen, 4 Kommentare
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27.11.2013, 18:54 Uhr von Little-Peach
Bewertung: sehr hilfreichSH =))
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26.11.2013, 23:30 Uhr von [email protected]
Bewertung: sehr hilfreichAnnabelle sendet dir liebe Grüße.
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26.11.2013, 22:34 Uhr von monagirl
Bewertung: sehr hilfreichMona lässt dir liebe Grüße da.
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26.11.2013, 22:20 Uhr von goat
Bewertung: sehr hilfreichFreue mich über Gegenlesungen. LG Melanie
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