Sammys Abenteuer 2 (DVD) Testbericht

Inhalt
Fortsetzung des Animationsfilms um die Abenteuer einer Meeresschildkröte und ihrer Freunde. Diesmal geraten der alt gewordene Sammy und sein bester Freund in die Fänge von Wilderern, die sie in ein Aquarium verfrachten. Während die beiden Ausbruchspläne schmieden, sind die Enkel unterwegs, um ihnen zu helfen. Das visuell bezaubernde Abenteuer verbindet seine spannende Fabel mit einem Plädoyer gegen unartgemäße Tierhaltung. Dabei appelliert der Film etwas holzschnittartig ans ökologische Gewissen.

Kritik
Wo wenn nicht im Kino darf von einer besseren Welt geträumt werden? Wer in die Fortsetzung des Films "Sammys Abenteuer 3D" um die Meeresschildkröte Sammy eintaucht, wird nicht enttäuscht. Die belgischen Regisseure Ben Stassen und Vincent Kesteloot entwerfen darin eine charmante Utopie: Vom Menschen malträtierte Meeresbewohner, egal ob Jäger oder Gejagte, raufen sich zusammen und kämpfen mit vereinten Kräften für ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit. Anstifter des erfolgreichen Aufstands sind der inzwischen zum Schildkröten-Opa gealterte Sammy und seine Sippschaft, deren Familienglück zu Beginn jäh von Wilderern zerstört wird. Sammy und sein bester Kumpel Ray werden in ein gewaltiges Aquarium verschleppt, aus dem sie schnellstmöglich ausbrechen wollen - am liebsten mit all ihren buntschillernden Mitgefangenen gemeinsam. Doch nicht nur die dicke Panzerglasscheibe entpuppt sich als unüberwindbares Hindernis; die beiden Schildkröten müssen sich zudem auf zeichentricktypisch ulkige Weise den allzu menschlichen Schwächen eines herrschsüchtigen Seepferdchens widersetzen. Unterdessen lernen ihre hilfsbegierigen Enkel in den Weiten des Ozeans das tierische Risiko des Gefressenwerdens kennen.

Wie man es von einem massentauglichen Animationsfilm für Kinder gewohnt ist, gerät im Verlauf des Ausbruchsabenteuers mit genretypischem Happy End eigentlich nichts ins Ungleichgewicht. Zum einen unterhält die wogende Unterwasserwelt durch allerlei "Augenkitzel": Kurioses Meeresgetier, riesenhafte Raubfische und bedrohlich strudelnde Aquariumturbinen, die dank der Tiefenwirkung der 3D-Technik selbst die hinterste Reihe des Kinosaals erfassen. Zum anderen sorgen die niedlichen Protagonisten und ihre sympathisch cartoonesken Kumpanen für unterhaltsame Entspannungsmomente zwischen landschaftlicher Überwältigung und dem Nervenkitzel der Gefangenschaft. Der Handlung liegt ein simpel gestrickter Märchenplot zugrunde. Wie schon im ersten Teil besitzt auch das Sequel ein ökologisches Gewissen, das mit durchaus sehr realen Fragen quält, auf die es keine einfache Antworten gibt. Während Sammy in ersten Teil Ölpest, Schleppnetzfang und Müll zu schaffen machten, soll nun für das Thema Tierhaltung am speziellen Beispiel des Aquariums sensibilisiert werden. Sind Aquarien Tierquälerei? Oder erfüllen sie gar wichtige Aufgaben im Bereich des Tierschutzes, als Lehrstationen für Menschen oder als Pflegeeinrichtungen für kranke Tiere? Das ist wohl das zentrale Dilemma, vor dem kritische Aquariumbesucher heute stehen. "Sammys Abenteuer 2" verspielt das Potenzial, seiner jungen Zielgruppe mit den Mitteln der Unterhaltung eine wirkliche Auseinandersetzung anzubieten, die im positiven Sinne Auswirkungen auf deren Träume, Hoffnungen und Taten haben könnte; indem er Tierhaltung grundsätzlich verteufelt, entwirft er das Gegenteil einer Vision. Die Frage, wie Mensch und Tier in einer Welt, in der das ökologische Gleichgewicht gestört ist und es von Zoos und Aquarien nur so wimmelt, besser zusammenleben können, wird geflissentlich übersehen. Jedes Kind könnte da zukunftsweisender von einer besseren Welt träumen.