smileKit Set zur professionellen Zahnaufhellung Testbericht

ab 11,10
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Erfahrungsbericht von Brenner

Wirksames Homebleaching-System "per Versand" ohne Schnörkel

Pro:

Preis, Leistung (Bleichergebnis), Handhabung.

Kontra:

Nichts erhebliches. Siehe Text.

Empfehlung:

Ja

Um es gleich vorweg zu sagen: als Zahnarzt, der in seiner Praxis kein Bleaching anbietet und noch zu der allem "Kosmetischem" gegenüber von vorneherein skeptisch eingestellten Generation gehört, war ich zuerst wenig begeistert, als mich mein Sohn darüber in Kenntnis setzte, daß er beschlossen habe, seine Zähne mit einem Produkt namens "Smile-Kit" zu bleichen, welches man obendrein weder bei einem zahnärztlichen Kollegen, noch im Fachhandel, sondern ausschließlich übers Internet (Online-Shop) erwerben kann.

Bei sowas winke ich normalerweise gleich ab, ähnlich wie auch bei den Zahnweiß-Präparaten, die heutzutage an jeder Ecke angeboten werden. Ich kenne zu viele Patienten, die davon enttäuscht sind, und zu wenige, die davon wirklich rundherum begeistert wären.

Vor zwei, drei Jahren hatte ich ein einziges Mal dem Druck eines bleichwilligen, langjährigen Patienten nachgegeben, und die Zahnarzt-Variante der "White-Strips" besorgt und bei ihm appliziert. Das war eine etwas stärkere Variante der inzwischen in jeder Apotheke erhältlichen Strips. Die Aufbringung war zwar nicht schwer, aber man merkte sofort die Nachteile: vor allem im UK-Bereich rutschten die nur auf der labialen Seite angebrachten Strips sehr leicht, außerdem war ein Bleichen der Zähne jenseits des dritten bis vierten Zahnes in jedem Quadraten - ein Zahnbogen/Kiefer besteht aus zwei Quadranten, die jeweils vom Schneidezahn ausgehend nach hinten durchnummeriert werden - nicht mehr möglich, weil die Strips eine Einheistgröße aufweisen und somit immer nur einen Teil des Gesamtgebisses bleichen können. Die Bleichwirkung hielt sich auch in Grenzen, und am Ende kamen der Patient und ich darin überein, daß es zwar eine Aufhellung gegeben hat, daß wir uns aber beide viel mehr erhofft hatten.

Um jedoch der Gerechtigkeit Genüge zu tun: ich weiß auch von Kollegen, die lobende Worte für White-Strips übrig haben. So richtig begeistert schien mir aber keiner zu sein.

Aber zurück zum Smile-Kit.

Mein Sohn ist ein Mensch, der sich aus Prinzip nicht gern dreinreden läßt, natürlich vor allem nicht vom eigenen Vater! Er ist aber auch sehr skeptisch - ein Erbteil von seinem Erzeuger, auf das dieser nicht wenig stolz ist! - und fragte mich immerhin, was ich davon hielt. Nachdem ich ihm erstmal pauschal von allem abriet, was man über das Internet kaufen kann, bedanke er sich für diesen Input und bestellte es sofort. So viel zum Thema väterliche Ratschläge...

Jedenfalls kam das Kit nach einigen Tagen per Nachnahme an. Mein Sohn zeigte es mir gleich. Wie auch schon in einem anderen Testbericht auf dieser Plattform berichtet wurde, kommt das Kit geradezu spartanisch und wenig aufregend daher: ein Karton, der auch zur Rücksendung der fertigen Zahnabdrücke dient, mit einer schwarzweiß gedruckten, knappen, aber klar und gut verständlich geschriebenen, mit piktogtrammartigen Illustrationen bebilderten Gebrauchsanweisung, einer Tüte mit vier Abdrucklöffeln - je einen für OK und UK in jeweils zwei Standardgrößen -, vier durchsichtigen Döschen mit Abdruckpaste (je zwei gelbe und zwei weiße), zwei Druckverschlußbeuteln zur Rücksendung der Abdrücke, zwei Luftkissenfolien zum Verpacken der Abdrücke beim Rücktransport und einem Adreßaufkleber mit bereits eingeklebter deutscher Frankatur, welchen man dann auf den wieder verklebten Rücksendekarton aufbringt. Etwas vorschnell beschwerte sich mein Sohn sogleich darüber, daß dem Karton keine Rechnung über den von ihm gezahlten Betrag enthielt. Die lag aber zusammen mit einem Lieferschein und einem Fragebogen in einem knallroten Umschlag mit der unübersehbaren Aufschrift "Rechnung/Lieferschein" bei, der außen auf den Karton aufgeklebt ist. Ebenfalls darin befindlich ist ein Anschreiben zum Lieferschein, in dem einige wichtige Hinweise stehen, die gerade dem abdrucktechnischen Laien - und dazu gehören wohl die meisten Käufer dieses Kits - sicher hilfreich sein dürften. Es empfiehlt sich daher, hier erst mal hineinzuschauen, bevor man sich an die Abdrucknahme macht.

Die Abdrucknahme ist der einzige "tricky part" in der gesamten Behandlung. Wer sowas noch nie gemacht hat, könnte es beim ersten Versuch vielleicht nicht gleich schaffen. Jedoch verpflichtet sich der Hersteller, so viele Abdrucksets kostenlos nachzuliefern, bis es geklappt hat. Das ist wiederum beruhigend. Mein Sohn bat mich, ihm dabei zu assistieren, und daher klappte es auch beim ersten Anlauf. Na, wäre ja auch peinlich, wenn nicht! Zuerst sollte man sich die Gebrauchsanweisung gut in Ruhe durchlesen, denn wenn man den Angaben Schritt für Schritt folgt, gibt es kaum Fehlerquellen. Eventuelle Fragen beantwortet der Hersteller an einer Hotline, per Email oder in einem Chat, den man auf seiner Homepage www.smilestudio.de aufrufen kann. Sehr gut gemacht übrigens, denn nachdem man den Chat beendet hat, kann man sich eine Mitschrift des Chats per Email zusenden lassen, und die darin gegebenen Informationen bequem ausdrucken und erneut lesen. Das ist eindeutig sinnvoller als eine Hotline, wo es ins eine Ohr reingeht, und aus dem anderen wieder hinaus. Ist der erste Bleaching-Anbieter, bei dem ich sowas gesehen habe.

Ich empfehle, wie auch in der Gebrauchsanweisung angegeben, alle mitgelieferten Materialien erst mal vor sich auszubreiten und alles Unnötige aus dem Arbeitsfeld zu räumen. Während des Abdrucknehmens ist Ruhe und Konzentration förderlich; eine zusätzliche Person kann nötigenfalls helfen, die Abdruck- und Abbindezeiten besser zu kontrollieren. Zunächst werden aus den Döschen die Abdruckpasten entfernt und voneinander getrennt auf einer sauberen, glatten Unterlage abgelegt. Die weißen und gelben Pasten dürfen erst beim Mischvorgang, also unmittelbar vor dem Einfüllen in die Abdrucklöffel und das Einbringen in den Mund, zusammenkommen. Andernfalls würden sie zu früh verhärten und unbrauchbar werden.

Dann wählt man aus den zwei OK- und den zwei UK-Löffeln die richtige Größe aus (je größer, je besser). Wenn man ein sehr breites Gebiß hat, könnte auch der größere der beiden Löffel noch zu klein sein. Dann kann man eine Sondergröße kostenfrei telefonisch nachbestellen.

Nun wird es ernst. Jeweils eine Portion weiße und eine Portion gelbe Abdruckpaste muß eine halbe Minute lang kräftig und intensiv zusammengeknetet werden. Danach wird daraus eine Wurst geformt, die dann in den entsprechenden Abdrucklöffel eingelegt wird. Beim UK-Löffel kann man nicht viel falsch machen, da die Form aufgrund beidseitiger Wandungen fest vorgegeben ist. Beim OK-Löffel gibt es keine Innenwandung, weil diese sonst beim Aufpressen auf die Zähne unangenehm in den harten Gaumen drücken würde. Deshalb muß man sich hier am U-förmigen Verlauf des Löffelbodens orientieren.

Gleich danach wird der gefüllte Löffel in den Mund geschoben, parallel zum Okklusionsverlauf (also parallel zur Kauflächen-Ebene) ausgerichtet, und dann mit einem gleichmäßigen Druck auf die Zähne gepreßt. So fest, daß die Zähne Kontakt mit dem Boden des Löffels bekommen. Danach den Löffel drei Minuten lang nicht mehr bewegen. Besonders beim OK ruhig, glichmäßig aber intensiv durch die Nase atmen und sich auf einen Punkt im Zimmer konzentrieren, um den bei empfindlichen Personen manchmal auftretenden Würgereflex etwas zu dämpfen. Beim UK ist das dann unproblematischer. Erst wenn die Masse vollkommen ausgehärtet ist, den Löffel gerade von den Zähnen abheben, unter fließendem Wasser gut ausspülen, desinfizieren z. B. mit Sagrotan-Spray o. ä., trocknen lassen, eintüten.

Wenn man das an OK und UK durchexerziert hat, ist alles überstanden. Dann heißt es: alles im Karton verpacken, mit den Luftkissenfolien und notfalls etwas zerknüllten Küchenkrepp rutschsicher verpacken, gut zukleben, Adreßaufkleber aufkleben und in den Postkasten werfen.

Mit dem Abdruckset wird ein 2seitiger Fragebogen ausgeliefert, der ausgefüllt und zusammen mit den Abdrücken eingeschickt werden muß. Die meisten Fragen auf dem Bogen machen absolut Sinn, denn das wären auch Fragen, die ich - wenn ich Bleaching anbieten würde - meinen Patienten selber stellen würde. So zum Beispiel die Frage nach eventuell vorhandenen Füllungen, Kronen, Brücken etc., nach der Zahnfarbe, Eß-/Trink-/Rauchgewohnheiten, etc. Die Notwendigkeit einiger übriger Fragen, wie z. B. nach der Marke der am meisten verwendeten Zahncreme, scheint mir etwas zweifelhaft zu sein, sie mögen aber vielleicht unter Bleaching-Spezialisten irgendwelchen Nutzen bringen, das weiß ich nicht. Vielleicht dienen sie aber auch nur rein statistischen Zwecken. Es wird aber nichts abgefragt, was ich mich weigern würde zu beantworten.

Was einem Zahnarzt keine Mühe macht, muß - wie gesagt - einem Laien nicht unbedingt gleich gelingen. Darin liegt systembedingt ein gewisses Manko in diesem System. Zum Glück muß man sich aber nicht groß darum kümmern, ob die Abdrücke etwas geworden sind oder nicht. Das macht der Hersteller. In jedem Fall ist das Smile-Kit aber nichts für Menschen, die "schnell mal" die Zähne bleichen wollen. Bevor man damit richtig loslegen kann, vergehen locker mal zwei oder drei Wochen (Bestellen, liefern, Abdrücke machen, zurückschicken, eventuell nochmals Abdruckmaterial zugeschickt bekommen, Abdrücke machen und zurückschicken, Homebleachingset geliefert bekommen.)

Bei uns ging es jedoch schneller, weil mein Sohn das Kit per Nachnahme bestellte und ich ihm bei der Abdrucknahme assistieren konnte. Deshalb hatten wir es nach etwa 10 Tagen, ab Bestellaufgabe gerechnet, im Haus. Das Homebleaching-Set kommt ebenso schlicht daher wie das Abdruck-Set. Keine Schnörkel, kein High-Gloss. Ungewöhnlich für ein Produkt in diesem Preisbereich. Wenn man das Preis-/Leistungsverhältnis aber mal näher anschaut, weiß man auch gleich, warum das so sein muß. Der günstige Preis ist bei der gelieferten Qualität und der Menge an Bleichmittel vermutlich nur deshalb haltbar, weil das Kit ausschließlich übers Internet, also ohne Einzelhandelsmarge, direkt an den Endkunden verkauft wird, und weil der Hersteller auf kostenintensive Luxusverpackung verzichtet. Wer sowas jedoch verschenken will, der sollte sich darüber im Klaren sein, daß das Smile-Kit kein repräsentatives Geschenk ist wie ein schickes Parfum. Da zählen sozusagen mehr die "inneren Werte"...

Das Smile-Kit kommt letztendlich ähnlich grundsolide, aber sachlich-schlicht herüber wie die anderen Angebote des Herstellers, der eigentlich ein Bleachingcenter ist und - nach den Angeben auf der Homepage - das Smile-Kit erst aus dem Umstand heraus entwickelt hat, daß nicht jeder Patient in unmittelbarer Umgebung lebt oder dorthin anreisen kann. Nach dessen Angaben ist das Smile-Kit das einzige komplett per Versand abgewickelte Homebleaching-Set in Europa, was überraschenderweise sogar stimmen könnte. Obwohl Ebay und viele Supermärkte geradezu überquellen vor Zahnbleichmitteln, darunter auch einige Sets mit Trays zum "Selbermachen", scheint das Smile-Kit tatsächlich das einzige am Markt zu sein, bei dem die Trays genau auf die Zahnsituation des Patienten angepaßt werden. Die Thermoplast-Trays anderer Hersteller sind in ihrer Paßform eher mit Boxer-Mundstücken zu vergleichen, und ähnlich "sicher" wird dort auch das eingebrachte Gel auf den Zähnen gehalten. Zahnärztlich hergestellte Trays oder die vom Smile-Kit sind damit nicht vergleichbar.

Das Homebleaching-Set ist nach dem Abdruckset die zweite und damit auch letzte Teillieferung in diesem System. Darin enthalten sind eine schwarz/transparente Aufbewahrungsdose mit den beiden Bleichtrays/Schienen für OK und UK, je nach Kit-Variante - insgesamt bietet der Hersteller ein gutes Dutzend an - ein bis drei Schachteln Bleichgel, denen jeweils ein Anwendungsprospekt beigefügt ist, sowie bei einigen Varianten drei Einwegspritzen oder eine Schachtel mit 6 Einwegspritzen Fluoridgel zur anschließenden Zahnhärtung und Desensibilisierung. Etwas verwirrend ist die Vielzahl an Varianten, weil man sich einerseits für eine bestimmte Bleichgelstärke festlegen muß (von denen es drei gibt), andererseits aber auch für eine bestimmte Gelmenge (wiederum drei Möglichkeiten). Mein Sohn konnte sich erst nach einer längeren Beratung durch deren "Experten-Chat" so richtig für eine Variante entscheiden. Da ist zweifellos noch Verbesserungspotential drin. Positiv ist hingegen anzumerken, daß man kaum sonst irgendwo eine so große Menge an Homebleaching-Varianten bekommen kann, was wiederum eine sehr gute Anpassung der Behandlung an verschiedene Anforderungen erlauben kann.

Interessant, weil ungewöhnlich, ist die Gestaltung der Bleichtrays. Anders als die sonst üblichen, etwa 1 mm dicken und meist recht weichen Trays, bestehen die Smile-Kit-Trays aus einer sehr filigranen, schätzungsweise nur 0.5mm dünnen Tiefziehfolie, welche die Zähne präzise von allen Seiten umfaßt. Das erstaunt, denn das ist so absolut unüblich. Der Hersteller erklärt auf seiner Homepage, daß er sie nach einem eigenen Patent herstellt und daß die dünne Folienstärke den Vorteil habe, weniger aufzutragen und dadurch weniger Speichelbildung zu verursachen. Da ich mich mit Bleichtrays praktisch nicht auskenne, will ich das jetzt einfach so unkommentiert weitergeben. Etwas Bedenken hätte ich allerdings bei Personen, die unbewußt mit den Zähnen knirschen. Da könnte eine solche Folie schnell durchgebissen sein. Vielleicht genügt aber auch der Hinweis des Herstellers, in solchen Fällen auf eine Anwendung am Tag auszuweichen. Dann ist die Tragezeit nämlich kürzer und eine bessere Kontrolle über die Kaubewegungen gegeben. Aber das ist ohnehin ein Sonderfall, der in der Praxis vielleicht gar nicht ins Gewicht fällt. Als Besonderheit gibt der Hersteller an, daß der Sitz der Trays, die nach mehrfacher Anwendung manchmal etwas von der Zahnsubstanz abzustehen beginnen, einfach durch Zusammendrücken wieder korrigiert werden könne. Das wäre allerdings ein erheblicher Vorteil, denn bei weichen Trayfolien wäre das in der Tat nicht so leicht machbar.

Die Trays meines Sohnes paßten einwandfrei, der Schienenrand verlief paßgenau am Gingivalsaum entlang, das Zahnfleisch wird dadurch vor dem Bleichgel geschützt. Daß man so paßgenaue Trays anhand von Silikonabdruckmassen erzielen kann, hat mich überrascht, denn normalerweise benutzt man für die Tray-Herstellung Alginatabdruckmassen. Diese würde der Patient dann aber selber zusammenrühren und auch selber mit Hartgips ausgießen müssen, was dieses System aber wohl zu kompliziert und fehleranfällig gemacht hätte. Daß die Trays die 7er und - bei meinem Sohn noch vorhandenen - 8er (Backenzähne) nicht mehr mit einschlossen, war zwar verständlich, da diese Zähne auch bei der Abdrucknahme nur teilweise in den Abdruckmassen abgebildet worden waren, hätte aber vom Hersteller angegeben werden sollen, um Verwirrung und Rückfragen zu vermeiden. Hierfür gibts einen Minuspunkt. Dafür saßen die Schienen aber tadellos und wurden von meinem Sohn auch nicht als unangenehm empfunden.
Auf den sichtbaren Frontseiten der Zähne sind ca. 1 mm dicke, vom Hersteller "Gelreservoirs" genannte Ausbeulungen eingearbeitet, welche als Abstandhalter zwischen der Zahnoberfläche und der Tray-Innenseite eine durchgehend dicke Bleichgelschicht festhält. Ob Trays mit solchen "Gelkissen" tatsächlich ein so viel gleichmäßigeres Ergebnis bringten als Trays ohne diese, scheint in der Fachwelt umstritten zu sein. Ich bin aber geneigt, dies für zutreffend zu halten, erstens aus logischer Folgerung heraus, zweitens aber auch, weil das Bleichergebnis bei meinem Sohn, der an Anfang ein relativ "fleckiges" Verfärbungsbild aufwies, am Ende sehr viel gleichmäßiger ausfiel, als ich prognostiziert hatte.

So weit, so gut. Bisher aber noch nichts wirklich Aufregendes.

Von nun an mußte mein Sohn den Rest alleine machen; wer schon alleine lebt, muß auch die Bleichtrays alleine füllen können! In jedem der zwei mitgelieferten 6er-Packungen (mit 6 Einwegspritzen zu je 2 Gramm Inhalt) ist genug Bleichgel für eine volle Woche Therapie, sofern man es - wie empfohlen - jeden Tag anwendet. Das Gel wird sozusagen in die "Talsohle" des nach oben offen vor sich hingelegten Trays eingespritzt, ca. 1 dicker Tropfen pro Zahn. Danach wird der Tray auf die Zahnreihe gesetzt, heruntergedrückt und ausgetretenes, überschüssiges Gel vom Zahnfleisch abgewischt. Was noch übrig bleibt, wird vom Speichel weggespült, landet im Magen und wird dort schnell aufgespalten in Sauerstoff, Wasser, Harnstoff und ein Verdickungsmittel. Verschlucktes Gel ist ungiftig.

Danach hatte ich meinen Sohn fast zwei Wochen lang nicht mehr zu Gesicht bekommen, weil er mit seiner Freundin am übernächsten Tag zu einer Motorradtour nach Italien aufbrach. Ich weiß nicht, was mir mehr Sorgen machte - das Motorradfahren oder das Bleachen! Ein bißchen mulmig war ja schon dabei, zumal ich von dem Hersteller des Smile-Kit noch nie zuvor gehört hatte und ich von Internetkäufen noch nie viel gehalten habe. Als mein Sohn während der Fahrt ein paar Mal bei mir anrief, fragte ich natürlich auch nach der Bleichtherapie. Das klang etwas durchwachsen: wie zu erwarten war, waren die Zähne sehr empfindlich gegen thermische Reize. Eiskalte Cola und heißer Tee waren nicht drin. "Das nervt etwas, ist aber insgesamt wirklich auszuhalten" war der Kommentar von ihm, glaube ich. Er sagte, die Aufhellung ginge "schon ein bißchen voran". Das klang nur sehr verhalten begeistert, aber es waren ja auch nur ein paar Tage seit dem Beginn der Behandlung.

Nach dem Urlaub erschien er mit seiner Freundin in meiner Praxis. Strahlend! Er hatte mir völlig verschwiegen, daß er schon nach einer guten Woche fast fertig gewesen war! Das war wirklich unerwartet. Ein Blick auf den Zahnfarbring ergab eine Aufhellung von A3 bis 3,5 hoch zu A1 bis B1. Wirklich erstaunlich. Daß sowas mit einem gut gemachten Homebleaching zu erreichen ist, war mir zwar grundsätzlich bereits klar, denn unter Kollegen spricht man natürlich auch mal über die Bleichtherapien in anderen Praxen. Insofern kann man hier nicht von einer Sensation sprechen. Aber positiv überrascht hat mich dann doch die Gleichmäßigkeit des Ergebnisses und der letztendlich günstige Preis von gut 250 Euro. Im Vergleich berechnen die meisten meiner Kollegen für Bleichtrays und eine vergleichbare Bleichgelmenge meist zwischen 350 und 450 Euro.

Das ist jetzt gut einen Monat her. Seither hat mein Sohn noch einmal zwei Tage lang nachgebleicht, weil er doch lieber B1 haben wollte, was wirklich sehr hell ist. Es steht im aber auch sehr gut.

Natürlich habe ich mir seine Zähne daraufhin auch nochmal etwas näher angeschaut. Neben der Aufhellung war aber keine sonstige Veränderung feststellbar. Die Zähne wiesen keine für mich erkennbaren Veränderungen in Schmelzdicke, -transparenz und -stabilität auf und sind auch nicht temperaturempfindlicher als vorher. Ein devitaler Zahn, der vorher eine deutlich graue Einfärbung hatte, erscheint nun praktisch gleich hell wie die nebenstehenden Zähne; ein geringfügiger Unterschied ist zwar nach wie vor noch feststellbar, aber wer es nicht bereits weiß, dem würde es nicht auffallen.

Ob dieses Ergebnis reproduzierbar und auf andere Fälle übertragbar ist, wäre jetzt die noch zu klärende Frage. Laut Herstellerangaben wurden bis heute bereits mehrere tausend Smile-Kits verkauft, und die "Kundenzufriedenheit" läge bei über 98 Prozent. Nun lobt natürlich jeder Hersteller sein Produkt hoch, insofern will das noch nicht allzu viel heißen. Immerhin behaupten auch White-Strips und Simply-White, um nur zwei populäre Bleichprodukte zu nennen, daß sie sichere und reproduzierbare Ergebnisse erzielten. Letztlich ist ein vergleichender Praxistest auch nicht sehr aussagekräftig, denn jede Testperson ist anders, sodaß eine zuverlässige Vergleichbarkeit auch hier nicht gegeben ist. Vielleicht sollte man sich hier lieber auf den eigenen subjektiven Eindruck verlassen, den man durch das Studium verschiedener Tests und Berichte in Foren etc. gewinnt. Leider gibt es zum Smile-Kit nicht ansatzweise so viele Einträge im Internet wie zu den Produkten multinationaler Hersteller, wodurch auch die Aussagekraft der vorhandenen Einträge geringer einzuschätzen ist als bei anderen, weiter verbreiteten Produkten und Marken.

Aber vielleicht hilft ja dieser Bericht ein klein wenig weiter, das Smile-Kit objektiv einzuschätzen. Ich habe versucht, dabei so neutral wie möglich zu bleiben und neben dem Postiven auch das Kritikwürdige herauszustellen, und hoffe, daß mir das einigermaßen geglückt ist. Ich habe dem Smile-Kit trotz einiger Minuspunkte (siehe Text) die Bewertung "Exzellent" und nicht "Sehr gut" gegeben, weil für mich die drei Punkte Bleichwirkung, allgemeine Handhabung und Preis-/Leistungsverhältnis mindestens 80% der Gesamtwertung ausmachen und es in allen drei Punkten absolut nichts zu bemängeln gab. Nachdem die übrigen Punkte (Dauer der Gesamtbehandlung, Bewertung der Einfachheit oder Kompliziertheit des Gesamtsystems, Beratungsqualität, Aufmachung, Verfügbarkeit, etc.) zwar teilweise "nur" ein "Gut" oder "Sehr gut" verdienen, aber mit ihren nur 20% Wertung den Gesamteindruck unverdient um einen vollen Punkt heruntergezogen hätten, bleibe ich bei einem Gesamturteil "Exzellent". Wer es etwas differenzierter haben will, möge im Text nachlesen, was von mir kritisiert wurde, und sich seine eigene Wertung aufstellen.

Hauptsächlicher Beweggrund für diesen Bericht war übrigens, neben meinem unerhofft positiven Eindruck von diesem Produkt - das letztlich erst mein zweiter Kontakt mit Zahnbleichmitteln überhaupt war -, die Diskrepanz zwischen der überwiegend verdächtig positiven Medienberichterstattung über Supermarkt-Zahnbleichmittel und den deutlich schlechteren Erfahrungen meiner Patienten mit denselben. Als ich dann mit dem hier besprochenen Produkt einen guten Erfolg konstatieren konnte, dachte ich mir: nun wäre es nur gerecht, diese Erfahrungen ebenfalls der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Als ich dann über einen Link auf der Hersteller-Homepage zu YOPI gelangte und bereits zwei - recht positive und gut geschriebene - Berichte über dieses Produkt sah, da dachte ich mir, daß es die Leser dieses Portals vielleicht auch interessieren könnte, was ein Zahnmediziner dazu zu berichten hat. Schließlich gehöre ich ja schon aus beruflichen Gründen zu den natürlichen "Kritikern" aller frei erhältlichen Zahnweißer, und darf daher auf eine für einen Bericht so unverzichtbare, kritische Distanz verweisen.

H. Brenner

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Aus standesrechtlichen Gründen möchte ich abschließend verdeutlichen, daß ich diesen Bericht als neutrale Privatperson verfaßt habe und nur zur Verdeutlichung meiner berufsbedingt produktkritischen Grundeinstellung auf meinen Berufsstand hingewiesen habe. Es handelt sich um keine medizinische Beratung oder Aufforderung zur Selbstmedikation. Bei medizinischen Fragen ist ausschließlich der Zahnarzt Ihres Vertrauens berechtigt und befähigt, Sie zu beraten oder zu behandeln. Ich weise ausdrücklich darauf hin, daß die hier gemachten Aussagen allein meine private Ansicht sind und nicht eine von meinem Berufsstand allgemein anerkannte Lehrmeinung wiedergeben. (Für alle verwunderten Leser: unser Standesrecht ist so komplex und die Möglichkeiten des Ungewollt-ins-Fettnäpfchen-Tretens so mannigfaltig, daß wir uns infolge zahlloser Haarspalter-Klagen und -abmahnungen mit solchen Klarstellungen absichern MÜSSEN. Sorry hierfür!)

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