The Pact (DVD) Testbericht

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ab 13,18
Auf yopi.de gelistet seit 02/2013
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  kein Humor
  • Spannung:  spannend

Erfahrungsbericht von Hindenbook

Familiengeheimnisse der mörderischen Art

4
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  sehr niedrig
  • Humor:  kein Humor
  • Spannung:  spannend
  • Altersgruppe:  ab 16 Jahren
  • Meinung bezieht sich auf:  DVD-Version

Pro:

Interessante Story wird spannend erzählt.
Gute Darsteller.

Kontra:

Das Geheimnis lässt sich nur bedingt erhalten.

Empfehlung:

Ja

Einleitung

Nach dem Tod der Mutter verschwinden Tochter Nicole und ihre Cousine im alten Elternhaus. Schwester Annie stellt Nachforschungen an und kommt einem ebenso unheimlichen wie weiterhin mörderischen Familiengeheimnis auf die Spur … - Die Story ist spannend, wird formal gediegen umgesetzt, ist gut besetzt und verzichtet weitgehend auf plumpen Buh!-Horror: So simpel kann (und sollte) guter Grusel sein!

Weitere Erfahrungen & Fazit

Das geschieht:

Sobald es möglich war, haben die Schwestern Nicole und Annie Barlow das ungastliche Elternhaus und vor allem ihre gefühlskalte, grausame Mutter verlassen. Annie, die jüngere, weigert sich sogar jetzt, nach dem Tod der Mutter, nach San Pedro, US-Staat Kalifornien, zurückzukehren, das Haus wieder zu betreten oder an der Beerdigung teilzunehmen. Nicole beginnt allein mit der Durchsicht des mütterlichen Haushalts. Kurz darauf ist sie spurlos verschwunden.

Annie vermutet einen Rückfall in die Drogensucht, die Nicole nach Geburt von Tochter Eva angeblich aufgegeben hat. Mit Cousine Liz, die auch Evas Babysitterin ist, wartet sie in Mutters Haus auf deren reuevolle Rückkehr. Stattdessen verschwindet nun auch Liz. Annie wird von einer unsichtbaren Macht attackiert und kann mit Nichte Eva gerade noch die Flucht ergreifen.

Die Polizei schenkt ihrer Geschichte erwartungsgemäß wenig Glauben. Stattdessen gerät Annie in Verdacht. Nur Detective Creek stellt sich zögernd auf ihre Seite. Ihn alarmiert Annie deshalb, als sie im Haus auf ein Geheimzimmer stößt, das die Mutter sorgfältig vor den Schwestern verborgen gehalten hat. Eine ehemalige Schulfreundin, die zum Medium herangereift ist, stellt in diesem Raum eine Präsenz namens „Judas“ fest.

Annie recherchiert: „Judas“ war ein berüchtigter Serienmörder, der mindestens sieben Frauen die Köpfe abschnitt. 1975 ist er untergetaucht und nie wieder in Erscheinung getreten. Allerdings sind auch später hin und wieder enthauptete Leichen gefunden worden. Der Fall gilt als ungeklärt.

Ist es der tote „Judas“, der ihr als Geist nachstellt? Doch wieso hat er ausgerechnet die Familie Barlow im Visier? Annie gräbt tiefer in Mutters Vergangenheit und stößt auf einen unglaublichen Pakt, der als Familiengeheimnis begraben wurde, aber nun machtvoll und mörderisch wieder auflebt …

Schrecken muss nicht lustig sein

Ein klassischer Geisterfilm ohne ‚lustige‘ Witze? Nach bzw. zwischen banalen aber immens erfolgreichen sowie mehrteiligen Genre-Blockbustern wie „Indidious“,„The Conjuring“ oder „Annabelle“ fällt es schwer, die wenigen Perlen in dem Schutt zu erkennen, der über uns Zuschauern ausgekippt wird.

Es geht nicht um die Verdammung um Humor, der durchaus seinen Platz im Gruselfilm haben kann, sondern um die Gleichstellung von „Humor“ und „Klamauk“. Die Unterscheidung fällt offensichtlich schwer, weshalb man schon aus diesem Grund froh sein kann, dass Regisseur und Drehbuchautor Nicholas McCarthy auf jegliche Bemühungen in dieser Richtung verzichtet.

Tatsächlich ist „The Pact“ ein auf die Story konzentrierter Film. Es geht um ein Haus und eine Familie mit Geheimnissen, um Besessenheit. Wahnsinn und Spuk. Vielleicht schießt McCarthy dabei mit Kanonen auf Spatzen: „The Pact“ würde als reiner Mystery-Thriller funktionieren. Tatsächlich stören die eindeutigen Übersinnlichkeiten eher, als es dem das Rad nicht neu erfindenden aber höllisch spannenden Finale entgegengeht.

Die Handlung wird schaurig schräg aber überzeugend aufgelöst. Ein Happy-End fällt aus, obwohl auch McCarthy nicht auf ‚Andeutungen‘ verzichten mag, die eine Fortsetzung der Ereignisse ankündigen. Da „The Pact“ bei niedrigem Budget nicht nur den Kritikern gefiel, sondern sich überraschend erfolgreich an den Kassen schlug, ist diese zwei Jahre später realisiert worden.

Kein Grauen ist stärker als die Familie

Meist spielt das Geschehen im Barlow-Haus. Es könnte kaum eine weniger nüchterne und unheimliche wirkende Brutstätte des Unheimlichen geben als diesen schäbigen, einstöckigen Reihenbau. Doch ein geschickter Regisseur verwandelt es mit Unterstützung eines talentierten Kameramanns und unter Einspielung einer sparsam instrumentalisierten aber effektvollen Filmmusik in einen Ort des Grauens.

Dies schüren nicht nur die seltsamen, an Intensität zunehmenden und schließen offen feindseligen Vorfälle. Schon bevor es zu spuken beginnt, ist das Haus verflucht: Hier hat die just verstorbene und vom entsetzten Gatten früh verlassenen Mrs. Barlow ihr Schreckensregiment über zwei Töchter ausgeübt, die zwar lebendig aber keineswegs unbeschädigt diesem ‚Heim‘ entkommen sind. Was genau sie Annie und Nicole angetan hat, bleibt unerwähnt. Die Vorstellungskraft des Zuschauers springt bereitwillig ein.

Hilfreich ist vor allem das intensive Schauspiel von Caity Lotz. Jeder schleppende Schritt in das verhasste Haus gleicht einem Gang zum Galgen. Angst, Wut und Abscheu hängen wie eine Wolke über ihrem ausdrucksvollen Gesicht. Annie ist stets auf der Hut, misstrauisch und abweisend. Die Konfrontation mit der seit Jahren gemiedenen, nun tot und harmlos in ihrem Sarg liegenden Mutter bringt kein Verzeihen und keine Erleichterung. Nur die Suche nach der verlorenen Schwester ließ Annie zurückkehren, doch selbst im besten Fall rechnet sie mit dem Schlimmsten - einen Drogenrückfall -, da sie gute Nachrichten über ein Familienmitglied nicht kennt.

Isolation und Kampf

McCarthy sorgt dafür, dass für Optimismus kein Raum bleibt. Die Polizei interessiert sich nicht für das Verschwinden von Schwester und Nichte, da Annie in ihrer Aufregung den Fehler begeht, die Wahrheit auszusagen: Ein Geist geht im Barlow-Haus um und hat erst Nicole und später Cousine Liz gepackt. Detective Creek, selbst eine verlorene Seele, fragt sich stattdessen, ob Annie hinter verantwortlich für das Verschwinden ist. Vielleicht interessiert er sich auch privat für die junge Frau, doch haben beide das Erkennen entsprechender Signale nie gelernt oder vergessen.

Nicht einmal die Entdeckung einer verborgenen Kammer kann Creeks berufsbedingte Skepsis tilgen. Hier liegt womöglich eine Schwäche des sonst dicht gesponnenen Drehbuchs: Ein wirklich guter Ermittler hätte den Raum besser durchsucht. So muss Creek die Folgen tragen, als sich ihm die Wahrheit bzw. „Judas“ offenbart. Der ist längst vom Serienkiller zum Irrsinnigen fortgeschritten, was angesichts des grotesken Plan, mit dem ein hässliches Familiengeheimnis verborgen gehalten werden sollte, kaum wundert. Faktisch ist „Judas“ ein weiteres Opfer der Barlow-Sippe. Ob er sich noch an den Pakt erinnert, den er vor Jahren geschlossen hat, ist fraglich.

„Judas“ ist ein wirkungsvoller Bösewicht. Er benötigt keine Maske, keine aufgeschminkten Narben oder sonstige Verunstaltungen. Ein Leben abseits der Gesellschaft hat ihn gezeichnet. Mark Steger belässt es klug dabei, „Judas“ als sprachlos gewordenen Außenseiter darzustellen, der für seine ‚Freiheit‘ einen hohen Preis gezahlt hat.

Wenn sich Annie und „Judas“ schließlich begegnen, klärt sich auch der kurze Prolog, der eine genetische Besonderheit der Barlows markiert und damit bereits ankündigt, wer „Judas“ eigentlich ist. Bis es soweit ist, inszeniert McCarthy eine recht konventionelle aber interessante Schnitzjagd. Der Zuschauer ist Annie freilich stets mindestens einen Schritt voraus, weshalb sie allein aus allen Wolken fällt, als auch sie endlich erkennt, wer ihr ans Leben will. Sobald dies geklärt ist, beginnt das übliche Finalscharmützel, das hier insofern überzeugt, als McCarthy auf Übertreibungen verzichtet und das letzte Gefecht als schmutzigen, regelfreien, erbarmungslosen Kampf auf Leben und Tod darstellt.

Die fatal vergessene Weiche

Mit „The Pact“ erzählt Nicholas McCarthy eine ‚runde‘ Geschichte. Wenn sie endet, hat er ihr Potenzial ausgeschöpft. Alles ist gesagt und wurde abgewickelt. In einer besseren Welt würden wir nichts mehr von den Barlows hören. Doch Erfolg nimmt vor allem in der Filmwelt auf Logik keine Rücksicht. Die Fortsetzung wurde weiter oben bereits erwähnt. McCarthy selbst öffnet diese Hintertür. Immerhin ergibt diese Coda einen Sinn. Sie versinnbildlicht, dass die Barlows ihren Schrecken wohl nicht loswerden können - er ist familienerblich und wird ihnen über das Blut überallhin folgen.

Aber „Judas“ durfte nicht ruhen. Doch „The Pact 2“ legte nicht nur offenbar, dass diese Figur nicht für ein Franchise taugte; als übernatürlicher Killer ist „Judas“ viel zu ‚normal‘. Genau daraus resultierte ein Großteil seines Charismas. Bei McCarthy ist „Judas“ gleichzeitig ‚böse‘ und verdammt - eine tragische Gestalt. Die Verursacher der Fortsetzung haben diesen Aspekt durchaus begriffen. „Judas“ tritt nicht als Geist vor die Kamera, sondern wird zur Einbildungs-Projektion eines gestörten Zeitgenossen, der in seine Fußstapfen zu treten gedenkt.

Das Ergebnis ist ein Desaster: „The Pact 2“ wurde genau das, was „The Pact“ nicht ist: eine konventionelle, mit ausgelaugten Effekten gespickte und mit Flach-Figuren verschnittene Direct-to-Video-Produktion. Das Publikum bemerkte sehr wohl den Unterschied und war empört. Nichtsdestotrotz bleibt die Gefahr einer weiteren Fortsetzung akut. Schließen wir Zuschauer besser den Pakt, diese demonstrativ durch Missachtung zu strafen!

Daten

Originaltitel: The Pact (USA 2012)
Regie u. Drehbuch: Nicholas McCarthy
Kamera: Bridger Nielson
Schnitt: Adriaan van Zyl
Musik: Ronen Landa
Darsteller: Caity Lotz (Annie Barlow), Casper Van Dien (Bill Creek), Agnes Bruckner (Nicole Barlow), Mark Steger („Judas“), Haley Hudson (Stevie), Kathleen Rose Perkins (Liz), Samuel Ball (Giles), Bo Barrett (Jesse), Dakota Bright (Eva), Jeffrey T. Ferguson (Officer Benson) u. a.
Label/Vertrieb: Ascot Elite Home Entertainment (www.ascot-elite.de)
Erscheinungsdatum: 06.11.2012 bzw. 02.01.2015 (The Pact 1 u. 2/DVD- u. Blu-ray-Box)
EAN: 7613059802612 (DVD)/7613059402614 (Blu-ray)/7613059805453 (The Pact 1 u. 2/DVD-Box)/7613059405455 (The Pact 1 u. 2/Blu-ray-Box)
Bildformat: 16 : 9 (1,85 : 1, anamorph)
Audio: DTS 5.1 (Deutsch), Dolby Digital 5.1 (Deutsch, Englisch), Dolby Digital 2.0 (Audiokommentar)
Untertitel: Deutsch
DVD-Typ: 1 x DVD-9 (Regionalcode: 2)
Länge: 85 min. (Blu-ray: 89 min.)
FSK: 16

DVD-Features

Ein sehenswerter Film wird durch willkommene Extras bereichert. Der Filmfreund wird vor allem den Audiokommentar von Nicholas McCarthy schätzen, denn der Regisseur und Drehbuchautor sprach ihn erst ein, als die DVD-/Blu-ray-Veröffentlichung anstand. McCarthy konnte deshalb auf Fragen antworten sowie falsche Interpretationen korrigieren. So ärgert er sich inzwischen über die Schlusssequenz, die scheinbar das ‚Wiedererwachen‘ „Judas“ zeigt. Dies ist eine Traumsequenz und soll nicht die Rückkehr des Mörders einleiten, sondern Annies keineswegs überwundenen Ängste symbolisieren.

Darüber hinaus gibt es ein zwanzigminütiges „Making of“ sowie drei Featurettes („Die Darsteller“, „Der Regisseur“, „Der Drehort“), die mit jeweils fünf Minuten ‚Länge‘ bedingt aussagekräftig bleiben. Das Angebot wird durch den deutschen und den Originaltrailer abgerundet.


(Copyright 01.01.2015/Dr. Michael Drewniok)

Dieser Text erscheint auch auf anderen Websites meiner Wahl; er wird durch meinen Namen identifiziert und bleibt dadurch – hoffentlich – auch für Faker-Sheriffs als mein geistiges Eigentum erkennbar, mit dem ich AGB-konform umgehen darf wie es mir beliebt. M. D.

8 Bewertungen, 2 Kommentare

  • Habu959

    02.01.2015, 11:21 Uhr von Habu959
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut beschrieben!

  • gladi13

    02.01.2015, 10:23 Uhr von gladi13
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg