Volker Pispers: Bis neulich Testbericht

Daran hatten wir gleichermaßen Interesse: Als Kabarettist Volker Pispers
im Rahmen seiner Tournee "Bis neulich 2013" auch in der Nähe unseres
Wohnortes gastierte, besuchten wir diese Vorstellung in der Bielefelder
Stadthalle. Live hatten wir den Mann zuvor noch nie erlebt, wohl aber im
Fernsehen, wo er unter anderem Stammgast in den "Mitternachtsspitzen"
(WDR) und bei "Neues aus der Anstalt" (ZDF) ist. Und gerade diese
Fernsehauftritte hatten unsere Neugier auf einen Live-Auftritt genährt.

Der Veranstaltungsort und der Eintrittspreis

Zu Gast war Pispers in der Bielefelder Stadthalle, einem großen
Veranstaltungszentrum, in dem immer wieder namhafte Künstler zu Gast
sind. Der große Saal der Stadthalle ist bestuhlt, die Sitzplätze
befinden sich auf drei Ebenen. Für unsere Eintrittskarten im Block F
(Zwischen-Ebene), recht weit von der Bühne entfernt, waren pro Person
25,45 Euro zu bezahlen. Es gab durchaus teurere, aber auch billigere
Karten. Die Akkustik in der Halle erwies sich als gut; dem Künstler ins
Gesicht schauen allerdings konnten wir nicht - dafür war die Bühne zu
weit von unseren Plätzen entfernt. Video-Leinwände gab es nicht, so dass
wir zwar die Gestik verfolgen konnten, uns aber Pispers' Mimik nur
vorstellen konnten.

Pispers' Werdegang

Die folgenden Informationen haben ich Wikipedia entnommen und gekürzt.

Volker Pispers, geboren 1958 in Rheydt, ist ein politischer Kabarettist.
Kennzeichnend sind seine besonders sarkastischen und dabei stets um
didaktische Anschaulichkeit und aufklärerische Information bemühten
Kommentare zum Tagesgeschehen. Einem breiteren Publikum wurde er vor
allem während des Irakkriegs durch seine bissige Kritik an der Politik
der USA bekannt.

Nach seinem Abitur studierte Pispers Anglistik, katholische Theologie
und Pädagogik. 1979 und 1980 lebte und arbeitete er für ein Jahr in
England als Fremdsprachenassistent, wo er seine Vorliebe für schwarzen
Humor entdeckte. 1982 wurde er im Kindertheater der Kammerspiele Hamm
Ensemblemitglied und trat erstmals als Kabarettist bei einem
Kleinkunstfestival in der Halle Münsterland auf. 1983 folgte sein erstes
Soloprogramm. Gleichzeitig beendete er sein Studium mit dem Ersten
Staatsexamen für das Lehramt in der Sekundarstufe II. Ab 1985 wirkte er
als Schauspieler am Wolfgang Borchert Theater in Münster mit und
veröffentlichte sein zweites Soloprogramm. 1986 gab er sowohl seinen
Beruf als Englischlehrer als auch den des Schauspielers auf,
konzentrierte sich von diesem Zeitpunkt an vollständig aufs Kabarett und
stellte sein drittes Soloprogramm vor. Mit seinem vierten Soloprogramm,
"Meine Sorgen möchte ich haben" erlangte Pispers große Bekanntheit.
1989 erhielt er den Förderpreis des großen Kulturpreises NRW. 1990 wurde
er Autor, Ensemblemitglied und Künstlerischer Leiter des Düsseldorfer
Kom(m)ödchens, gab seine Tätigkeiten hier aber im nächsten Jahr wieder
auf.

Es folgten weitere Soloprogramme. Seit 1998 moderiert er als Gastgeber
das "Satirefest" des SFB, das auch beim Nachfolgesender rbb fortgeführt
wird. Daneben ist er in vielen Kabarettsendungen der
öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten regelmäßiger Gast.

2002 veröffentlichte er sein zweites Jubiläumsprogramm "Bis neulich",
das er bis heute in ständig aktualisierter Form vorträgt. Darin
kritisiert Pispers unter anderem den Kapitalismus und die Rolle der USA
im Zusammenhang mit dem internationalen Terrorismus.

Im Jahre 2007 startete 3sat mit der Produktion der Live-Sendung "Volker
Pispers & Gäste" aus dem Studio im ZDF-Sendezentrum. Weitere
Sendetermine folgten im Jahr darauf. 2009 präsentierte Volker Pispers
dann erstmals seine Gäste auch beim 3satfestival.

Über Pispers' zahlreiche veröffentlichte Bücher, CDs, DVDs und seine Auszeichnungen kann bei Wikipedia nachgelesen werden.

Meine Meinung

Die gut 50 Euro für unsere beiden Eintrittskarten waren gut angelegt -
das sei gleich vorab schon einmal festgesellt. Und diese unsere Meinung
betrifft Qualität wie Quantität des Programms gleichermaßen, das bei
einem 20-Uhr-Beginn und einer gerade einmal 15-minütigen Pause erst
gegen 23.15 Uhr beendet war. Und da ich zunächst bei den äußeren
Umständen bin: Die Sicht von unseren Plätzen war zwar nicht optimal,
dennoch konnten wir dem Programm gut folgen und hatten auch dank einer
guten Bestuhlung nach drei Stunden keine Sitz-Probleme, wie ich sie in
anderen Veranstaltungshallen schon nach kürzerer Zeit kennen gelernt
habe.

Das Pispers-Programm war nicht nur wegen der Pause zweigeteilt, sondern
auch inhaltlich. Im ersten (etwas kürzeren) Teil nahm er das aktuelle
Tagesgeschehen aufs Korn, wobei sich der äußerliche Biedermann immer
wieder als Zyniker erwies und sich der gerade noch freundlich lächelnde
Conferencier plötzlich als hundsgemein erwies. Nichts und Niemand ist
sicher vor Pispers, der die etablierten Parteien dieser Republik wie
SPD, CDU/CSU, FDP und Grüne genau so aufs Korn nimmt wie andere Staaten,
Religionen, Berufsgruppen oder die deutschen Medien. In diesen Vortrag
baut der Kabarettist immer wieder Pointen ein, die auch in Bielefeld für
Lacher und Beifall sorgten, wobei mir persönlich seine mehrfach
eingestreuten Angela-Merkel-Parodien besonders gut gefielen. Respekt
scheint der Mann nicht zu kennen - aber genau so soll politisches
Kabarett ja auch sein: Pispers zeigt Missstände auf und prangert die an,
wobei er seine eigene Meinung oftmals mit Fakten und Zahlen untermauert
- bewundernswert in diesem Zusammenhang ist, wie der Mann all das in
freier Rede an den Mann respektive die Frau bringen kann.

Teil zwei des Abends gestaltete sich dann allerdings anders und - wie
ich glaube - gefiel nicht allen Teilen des Publikums. Pispers wurde noch
politischer als zuvor, verzichtete auf die großen Pointen und hielt
seinen Zuhörern die Nachteile des Kapitalismus in all seinen Facetten
vor Augen. Möglicherweise überforderte der Kabarettist sogar sein
Publikum mit vielen Zahlen ein wenig; wiederholend oder langweilig
allerdings wurde es für mich auch jetzt nicht. Die einfachen
Lösungsmöglichkeiten für die Probleme der Welt, die Pispers seinen
Zuhörern anbot, sind in der Realität nicht umsetzbar - das weiß er
sicherlich auch selbst. Dennoch scheint er zu seinem Gedankengut zu
stehen und erwies sich für mich als politisch weit linker angesiedelt
als ich das nach seinen Fernsehauftritten vermutet hätte. Der Mann gab
dem Publikum Gedankenanstöße und möglicherweise werden einige der
Menschen, die ihm auch wirklich zuhörten, bei vielen Nachrichten mehr
nachdenken als sie das vor dem Besuch der Veranstaltung taten.

Niemand muss einer Meinung mit Volker Pispers sein, viele der Besucher
in der Bielefelder Stadthalle waren das auch nicht und äußerten sich
recht abfällig vor allem über den zweiten Teil seines Programms. Ich
aber freue mich, dass das politische Kabarett in Deutschland noch lebt
und es Menschen gibt, die von der Bühne aus nicht nur Klamauk
verbreiten, sondern eben auch zum Nachdenken anregen. Genau das hat
Volker Pispers bei seinem Auftritt getan. Deswegen auch empfehle ich nur
zu gern einen Besuch seiner weiteren Tournee-Stationen, wobei auch
politisch anders gesinnte Menschen Denkanstöße gewinnen dürften, die sie
nach reichlichem Überlegen auch gern wieder verwerfen dürfen.
Allerdings bin ich auch der Meinung, dass Pispers in kleineren Hallen
besser aufgehoben wäre. Aber irgendwie trifft das ja auf politische
Kabarettisten nahezu immer zu, denn in derartig großen
Veranstaltungszentren wie jetzt in Bielefeld ist die Interaktion mit dem
Publikum nahezu unmöglich.

Die genauen Termine und weitere Tour-Daten im Jahr 2014 sind seiner Homepage (www.volker-pispers.de) zu entnehmen.