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Erfahrungsbericht von topfmops

Der Tag, als das Glück mich verließ

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Auch dieser Bericht wird, wie viele andere, von etlichen Mitstreitern, bei denen ich auf der Info-Liste stehe, abgeklickt werden. Aber gerade bei diesem Elaborat bitte ich um lesenswerte Kommentare. Die Bewertungen werden wie üblich akzeptiert, jedoch auch wie üblich ignoriert.
Dieser Bericht soll lediglich zeigen, dass es auch in dieser Zeit möglich ist, eine dauerhafte Beziehung zu führen.

Es begab zu jener Zeit, den Gebrechlichen unter uns auch als die ‚bleierne Zeit’ bekannt, da zogen die akademischen Rocker aus der anarchistischen Kommune ‚Judengasse’ zu Tübingen – also jene, die zweirädrig motorisiert waren – neckarabwärts gen Heidelberg.
So könnte ein Märchen beginnen. Und so begann es auch.
Das Märchen, aus dem ich nie wieder erwachen möchte.
Wir waren von befreundeten Gesinnungsgenossen zu einer sozialistischen 1. Mai-Feier eingeladen. Im Jahre 1973.
Das war der Tag, an dem ich das gesamte Glück meines Lebens auf einen Schlag verbraucht habe. Danach hatte ich kein Glück mehr, brauchte es auch nicht mehr. Danach war alles Können. „grins“
Denn wir trafen auf die studentische Gastronomie. Menschen, die in Kneipen arbeiteten. Studenten, die das schwierige Unterfangen bewältigt hatten, ihr Studium wegzuwerfen und das zu tun, woran sie Spaß und Freude hatten.
Damals war es sehr viel einfacher, ein Studium zu beenden, als es abzubrechen.

Ich hatte meines schon zwei Jahre vorher abgebrochen, also das Zusatzstudium, besser war abgebrochen worden. Nach einigen Jahren in Köln und Bonn, in London und Cambridge, wo ich 1966 ein Examen zum „m. sc.“ ablegte, war ich 1967 in Tübingen gelandet? Gestrandet? Meine akademische Laufbahn war an meinem politischen Bewusstsein gescheitert, das sich am einfachsten mit diesem Satz beschreiben lässt:
Links von mir ist nur noch die Wand!!
Als Assistenten an der Hochschule bekamen wir immer nur Kettenverträge für ein Semester oder ein Halbjahr, völlig ohne soziale Absicherung. Also sind wir mit 5 Kommilitonen von 5 verschiedenen Lehrstühlen hingegangen und haben den damaligen Kultusminister des Landes Baden-Württemberg, den – ein nähere Beschreibung verbietet sich an dieser Stelle, also ohne Adjektive – Herrn Hahn auf Festanstellung verklagt.
5 Assistenten, 5 Institute, 5 verschiedene Arbeitsgerichtsprozesse, 5 verschiedene Richter, 5-mal das gleichlautende Urteil.
Wir haben diese Prozesse mit Pauken und Trompeten, mit Glanz und Gloria gewonnen.
Und dann kam die Rache des Systems: Im nächsten Semester waren – aus Kostengründen - 5 Stellen gestrichen. Ratet mal welche.

Und da war sie nun: Ein Mädel, nein, besser ein Weib, denn sie war auch damals schon ein Weib, das nach Wander- und Studienjahren in Monroe, einer Mittelstadt im amerikanischen Bundesstaat Michigan, und der Stadt, die so heißt was sie ist, nämlich Porto, in Heidelberg eine Lehre zur Köchin absolviert hatte.
Fasziniert ist nicht der richtige Ausdruck. Es gibt einen sizilianischen Ausdruck für eine solche Begegnung ‚Vom Blitz getroffen’.
Betroffen war ich allerdings von meiner natürlichen Schüchternheit, sie anzusprechen. Ein Steine schmeißender Taxifahrer half mir aus der Klemme.
Für den Fall, dass Du hier mitliest, Joschka: Für den Mittag und frühen Nachmittag des 1. Mai 1973 geben wir Dir gerne ein Alibi, falls Du jemals eins brauchen solltest. Du warst im Busch nebenan.

Nach einigen Hin- und Herbesuchen bin ich dann im September 1973 nach Heidelberg gezogen und seitdem hängen wir auf-, in- und aneinander Ausgenommen die drei Monate, die ich nach Spanien Ende der Siebziger vorging, um die Sache dort auszuloten.
Ohne dieses Weib hätte ich wahrscheinlich ein anderes Leben geführt, sie ganz bestimmt. Denn im Verlauf meines Arbeitslebens habe ich mich zum klassischen ‚Zwei-Jahres-Mann’ entwickelt. Abgesehen mal von den Jahren in Viersen.
Ich übernehme eine Aufgabe, die mir angetragen wird, löse sie, dann interessiert sie mich nicht mehr und ich suche mir was Neues oder warte eben auf ein Angebot.
Wir sind umgezogen. Von Heidelberg nach Mönchengladbach.
In Gladbach konnten wir uns nicht auf einen Ehenamen einigen. Das Gesetz zur freien Wahl des Ehenamens wurde gültig am 01.09.1976. Am Tag darauf haben wir geheiratet, vorher hatte ich beim Knobeln gewonnen und wir nahmen ihren Namen als Ehenamen, ich habe also einen Knabennamen.
Von da nach Wassenberg, anschließend nach Köln.
Ich reformiere keine Läden, ich revolutioniere sie. In Köln hatte ich den größten Personalverschleiß. Als ich in den Laden kam, wollte die Firma diese Filiale schließen, mit hundertzwanzig Mitarbeitern. Innerhalb eines halben Jahres hab’ ich ca. 500 Menschen verbraucht. Rein, raus, „hire and fire”; nach einem halben Jahr hatte ich wieder 120 Mitarbeiter, von den ursprünglichen waren noch sieben da. Und dann machten wir in einem Weltkonzern Weltrekord für den Tagesumsatz und in Hongkong gibt es einen Laden mit 2.500 Plätzen.
Von da ging es nach Mallorca und wir machten immer Urlaub in Deutschland, bis wir mal Sonntagsabend nach Hause kamen, ich am Montag ins Büro ging und mein Partner mich mit der Botschaft empfing:
„Auf Djerba ist ein Team ausgefallen!“
„Dann schick’ ein anderes hin!“
Darauf maliziöses Lächeln von ihm mit der Bemerkung:
„Die anderen haben alle Kinder, die in die Schule müssen!“
„Vergiss es!!!“
Kurze Rede, gar kein Sinn: Dienstagabend waren wir auf Djerba. Wir haben nur die Koffer umgepackt.
Laden wieder revolutioniert.

Zurück nach Mallorca. Dann eine falsche Entscheidung getroffen: Das Weib erkrankte 1986 und ich traute spanischen Kliniken nicht.
Deutschlandkarte an die Wand gehängt und alles durchgestrichen, wo wir nicht hinwollten. Übrig blieb Köln. Sie in die Uni-Klinik, ich auf Arbeits- und Wohnungssuche. Arbeit nach 20 Minuten, Wohnung nach 10 Tagen gefunden. Nach weiteren drei Jahren zog unsere Freundin mit ihrem Sohn zu uns. Wohnung wurde zu klein, also ein Haus gemietet und aufs Dorf gezogen.
In Eitorf. Tages-, Wochen- und Jahresgespräch:
Da lebt einer mit zwei Frauen und einem Kind in einem Haus. Und das in einem Einfamilien-Reihenhaus. Dabei habe ich ausgerechnet mit dieser Freundin, mit der wir schon in Spanien zusammenlebten, nie etwas gehabt, außer tiefempfundener Freundschaft.
Von Eitorf nach Viersen, Internet-Agentur aufgebaut. Da haben wir es doch fast 10 Jahre ausgehalten. Keine Lust mehr gehabt, Bettel hingeschmissen und in 2003 wieder angefangen, zu studieren.

Und dieses ganze unstete ‚Zigeunerleben’ hat dieses Weib mehr oder weniger klaglos mitgemacht.
Ohne sie hätte ich dieses Leben niemals führen können und dafür bin ich froh und ihr dankbar.
Heute kennen wir uns also 33 Jahre und sind so fasziniert voneinander wie am ersten Tag. Nein, es ist nicht ruhiger geworden, in gar keiner Hinsicht und in der schon überhaupt nicht.
Angefangen hat das auf dem Heiligenberg in Heidelberg und nun suchen wir uns ein stilles Plätzchen hier auf dem Westerberg, um es so zu treiben wie am ersten Tag.
Ich wiederhole mich, ich weiß: Am 01.05.1973 habe ich das gesamte Glück meines Lebens auf einen Schlag verbraucht. Danach benötigte ich kein Glück mehr, denn ich hatte es gefunden und hab es ganz, ganz fest gehalten Bis heute.

Also Tschüss, bis denne!!

59 Bewertungen, 26 Kommentare

  • frechdächsin

    05.05.2006, 18:22 Uhr von frechdächsin
    Bewertung: sehr hilfreich

    Toll, daß es sowas heutzutage noch gibt. :-) Dann auf die nächsten 33 glücklichen, turbulenten Jahre. ;-) LG Frechdächsin

  • Fluetie

    02.05.2006, 23:43 Uhr von Fluetie
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mach einen Roman daraus - was sind schon die Brücken am Fluß? :-)) LG Dirk

  • marina71

    02.05.2006, 22:45 Uhr von marina71
    Bewertung: sehr hilfreich

    So was von dir zu lesen find ich irgendwie süß. Es ist auch ein Beispiel von dauerhafter Liebe, und ich glaube daran auch! Einfach schön. LG

  • NancyNoack

    02.05.2006, 15:32 Uhr von NancyNoack
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schön, das du nach 33 Jahren immer noch Feuer und Flamme bist und es in der Beziehung nicht ruhiger geworden ist. Aber ein ganz schön unruhiges Leben hast du schon geführt...

  • Tweety30

    02.05.2006, 12:48 Uhr von Tweety30
    Bewertung: sehr hilfreich

    Eine wunderschöne Liebeserklärung an deine Frau. Da können sich manche Männer "ein Stück von abschneiden". Liebe Grüße, Tweety30!

  • campino

    02.05.2006, 01:29 Uhr von campino
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein interessantes Leben, und das Glück immer dabei. Das ist schön. Halte es auch weiterhin ganz, ganz fest! <br/>LG, Andrea

  • darras76

    01.05.2006, 22:06 Uhr von darras76
    Bewertung: sehr hilfreich

    Tja, ich heirate im August,und ich werde dann in ca. 30Jahren an Deinen Bericht zurückdenken, ob wehmütig oder mit einem <br/>leisen Lächeln des Verstehens werden wir sehen....

  • Herzenspiratin

    01.05.2006, 21:08 Uhr von Herzenspiratin
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein bewegtes Leben, eine schöne Liebeserklärung, und eine philosophische Wurzel, die sagt, daß man zum Wandern einen festen Boden braucht. Westerberg? Auch nicht übel.

  • anne66

    01.05.2006, 20:33 Uhr von anne66
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ein unruhiges Leben, aber für Dich war es ja ok- dann ist es gut. Grüßchen Anne

  • Flute

    01.05.2006, 19:44 Uhr von Flute
    Bewertung: sehr hilfreich

    nu denn man tau und allet jute.

  • Mogry1987

    01.05.2006, 17:51 Uhr von Mogry1987
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich ;) LG Stefanie :)

  • anonym

    01.05.2006, 17:44 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Du Glücklicher, ja, das musst Du sein, und Dein Dir angetrautes Weib.

  • topware2002

    01.05.2006, 17:19 Uhr von topware2002
    Bewertung: sehr hilfreich

    ............................///......................... <br/>.........................(o o)....................... <br/>SH-------oOO--(_)--OOo-----------

  • redwomen

    01.05.2006, 17:14 Uhr von redwomen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Tja, bei sovielen Ehenjahren ist es auch mit Sicherheit wichtig, dass jeder mit dem Anderen das Ein oder Andere "mit"- und "durch"macht. Viel Verständnis, viel Liebe, viel Vertrauen und vorallem gegenseitiges Einvernehmen. Wünsche euch

  • bodspy

    01.05.2006, 16:42 Uhr von bodspy
    Bewertung: sehr hilfreich

    *** SH *** lieben Gruß RenÖ

  • Baby1

    01.05.2006, 16:02 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Das ist echt ne schöne Geschichte, die das Leben schrieb, ich denke, da haben sich 2 gesucht und gefunden. Leider hört man das heute nicht mehr allzuoft und ich wünsch euch noch viele tolle Jahre. Von Herzen Anita

  • anonym

    01.05.2006, 15:33 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • IQIQIQ

    01.05.2006, 15:28 Uhr von IQIQIQ
    Bewertung: sehr hilfreich

    Glückspilz, kann ich da auch nur sagen. --- Mai 1973, in Heidelberg, daran bleibe ich natürlich auch hängen. Ich hab im Mai 1973 in Heidelberg was anderes gemacht - genaugenommen das erste, was ich auf dieser Welt gemacht habe ;-) *huääääääh*

  • lara03

    01.05.2006, 15:16 Uhr von lara03
    Bewertung: sehr hilfreich

    also, dass Du mal schüchtern wars....das glaube wer will ! *g*, klasse geschrieben, ich würde aber alles in Heidelberg nochmals aufleben lassen wg der Romantik und so...LG

  • morla

    01.05.2006, 15:03 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • Estha

    01.05.2006, 14:58 Uhr von Estha
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse geschrieben …...‹(•¿•)›….. lg susi :-)

  • Sternenhimmel

    01.05.2006, 14:48 Uhr von Sternenhimmel
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh

  • schnekuesschen

    01.05.2006, 14:44 Uhr von schnekuesschen
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schön geschrieben...dann halte dein Glück nur weiter fest, soetwas findet man kaum noch heute... welch Glückspilz du bist...LG Sandy :-)))

  • blackangel63

    01.05.2006, 14:42 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

    **** SEHR HILFREICH ****LG**ANJA**** <br/>**** DANKE FÜRS GEGENLESEN ****

  • SeriousError

    01.05.2006, 14:34 Uhr von SeriousError
    Bewertung: sehr hilfreich

    <b>Ein "sehr hilfreich" von mir für diesen tollen Beitrag. :o) Gruß SeriousError!</b>

  • BelgiumKing

    01.05.2006, 14:30 Uhr von BelgiumKing
    Bewertung: sehr hilfreich

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