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Erfahrungsbericht von grandmastr

Weltjugendtag in Köln 2005

Pro:

eine Menge Spaß, sehr viele Menschen, sehr viel Kultur

Kontra:

unglaubliche organisatorische Schwächen

Empfehlung:

Ja

\"Schlimmer als Karneval\"
\"Woodstock für Christen\"
\"Voll und bunt\"

Dies waren nur einige Sätze die ich mir in einer Woche Weltjugendtag anhören konnte. Ich war also auch dabei und mag nun ein wenig dazu erzählen.

Inhaltsverzeichnis
==================
Vorgeschichte und Einleitung
Die Woche
Fazit

---Vorgeschichte und Einleitung---
Vor etwa drei Jahren war ich das erste mal bei einem Weltjugendtag. Dieser war damals in Toronto und ich habe da schon gesagt das ich in Köln auch dabei bin.

Somit habe ich vor knapp einen Monat als einer der wenigen Einzelpilger für 100 Euro dort angemeldet. Wieso erst vor einem Monat? Weil die Anmeldung eine ziemliche Katastrophe war.

Ich wollte mich bereits vor einem halben Jahr etwa anmelden, habe aber nach drei Versuchen erstmal aufgegeben. Stattdessen habe ich dann einen Bekannten vom Bund deutscher katholischer Jugend angerufen der mir geholfen hat. Es mag sich ein wenig komisch anhören aber ich kenne keinen, den es direkt gelungen ist sich dort anzumelden. Man musste, auch als Einzelperson, dort eine Gruppe aufmachen. Das fand ich schon ziemlich komisch, da es schlicht ein ziemlicher Aufwand ist. Dies führte dazu das eine Gruppe einer Gemeinde, die ich gut kenne, dort nur mit Einzelpersonen angemeldet hat.

Während der Zeit hat mich der Newsletter doch recht gut informiert. Teilweise zu gut da viel doppelt oder dreifach kam. Allgemein war die Informationspolitik aber sehr gut, genauer kam wohl kaum jemand an der Werbung vorbei und viele zumindest ein wenig davon wussten.

---Die Woche---

-Samstag und Sonntag-
Nachdem ich in der Vorwoche bei den Tagen der Begegnung (Vorwoche des Weltjugendtages) dabei war hatte ich mich am Samstag erstmal ausgeruht. Abends verbrachte ich den Tag mit den üblichen Vorbereitungsaktivitäten. Im einzelnen also das Packen und das Einpacken der Sachen die man nicht vergessen darf. Darunter auch die Anmeldebestätigung, die im Endeffekt aus einem Ausdruck der E-Mail bestand.

Sonntag bin ich schon recht früh aufgestanden. Die restlichen Utensilien mussten eingepackt werden, danach ging es mit dem Zug auf eigene Kosten nach Köln.

Da ich mich dazu entschlossen hatte zwar eine Woche dazubleiben, aber kein Essen und keinen Schlafplatz mitzubestellen, ging es erstmal quer durch Köln. Hintergrund war schlicht das ein Bekannter mich aufgenommen und verköstigt hat. Somit bin ich erstmal zu ihm gefahren und habe dort meine Tasche abgestellt. Danach ging es los zur Messe Köln, in diesem Fall musste ich zur Halle 3.

Dort habe ich dann nach einiger Zeit (und nach vier Stationen) den Pilgerausweiß und den Rucksack in meiner Hand.

Den restlichen Tag verbrachte ich damit mir den Kölner Dom anzuschauen und mich noch ein wenig auszuruhen.

-Montag-
Der Tag begann recht ruhig. Ich war ja schon am Vortag angekommen um so der Hauptmenge an Streß zu entgehen und weil ich wenig Lust auf stundenlanges Anstehen hatte. Ich glaube das an diesem Tage die Kölner das erste mal mitbekamen was da auf sie wirklich zukommt. Ich kenne die genauen Zahlen nicht, schätze aber das mehr als 250.000 Menschen an dem Tag in Köln eintrudelten. Es war der erste große Anreisetag.

An dem Tag begann der Bahnhof dann auch sehr voll zu werden und im gleichen Maße füllte sich auch der Domvorplatz. Das Straßenbahnnetz war an dem Tag schon ziemlich voll aber war noch nicht überlastet. Die Straßenbahnen waren einfach nur voll und das galt auch für die Innenstadt von Köln.

An dem Tag war auch meine Mutter, mein Stiefvater und meine Schwester da, die ein wenig Weltjugendtagsluft schnuppern wollten.

-Dienstag-
Der zweite Anreisetag und zugleich auch der Tag an dem Köln die Einwohnerzahl verdoppelte. Zumindest habe ich dies an einigen Orten gehört. Jede Minute kamen 240 leute an (laut Medienberichten).

Dies bedeutete natürlich auch eine deutlich stärkere Belastung der öffentlichen Verkehrsmittel. Im Endeffekt bedeutete dies eine totale Überlastung des Verkehrsnetzes. Ich frage mich bis heute wie die Verkehrsbetriebe in Köln es sich vorgestellt haben. Mit einigen Zusatzstraßenbahnen kann man keine 400.000 Menschen durch Köln transportieren. Dazu kommt das man noch mit weiteren 250.000-300.000 nicht - registrierten Teilnehmern rechnen musste und das sollte auch den Planern der KVP klar sein. Jedenfalls führte die Fehleinschätzung der Situation dazu das man vor allem auf den Hauptstrecken kaum noch weiter kam.

Auch der Dom füllte sich nun langsam, so das Tausende von Menschen auf dem Vorplatz und rund um den Dom sowie in der Innenstadt unterwegs waren.

An diesem Tag gab es die ersten Probleme mit der Versorgung mit dem Essen. Das Essen hat an vielen Stellen schlicht gefehlt, so dass es zu teilweise starken Engpässen gekommen ist.

-Mittwoch-
Der offizielle Weltjugendtagstart 2005. An dem Tag waren natürlich auch die öffentlichen Verkehrsmittel überfüllt.

An dem Tag war dann auch das Programmheft sehr voll. In ganz Köln, Düsseldorf und auch Bonn waren Aktionen der verschiedenen Gruppen und viele Konzerte. Der Knotenpunkt Kölner HBF war voll bis oben hin. Zudem begann am Mittwoch die Domwallfahrt, wodurch sich eine sehr lange Schlange am Kölner Dom bildete. Verbunden mit den teils warmen Temperaturen war das Stundenlange Anstehen mit Sicherheit sehr unangenehm.

Ich selbst war den Tag über am Dom und bei einem Freund und dann abends mit diesem und einer Freundin auf einem Konzert einer Kölner Skaband. Es war eine schlicht unglaubliche Stimmung am Mediapark.

Das Essen bekam man freilich an dem Tag auch nicht in den Griff. Während am Vortag oft das Essen fehlte wurde nun teilweise das Essen ohne Essensmarken ausgegeben.

-Donnerstag-
Der Tag an dem der Papst kam und ein Tag der kleinen GAUs. Anders kann man es kaum noch sagen. Ein sehr gutes Wetter führte zusammen mit viel zu wenig Wasser bei den Pilgern für Kreislaufprobleme.

Doch erstmal der Reihe nach. Zunächst einmal schien direkt zur Mittagszeit mal wieder das Essen komplett zu fehlen. Kaum einer der Helfer wusste wo man was zu Essen bekam. Einige Pilger suchten munter nach einem Ort wo man was zu essen bekommt. Dabei wurden sie quer durch die halbe Stadt zu einem falschen Ort geschickt und haben nur durch Zufall eine Stelle gefunden wo sie etwas bekommen haben.

Nachmittags pilgerten dann Zehntausende zum Rhein. Insgesamt 170.000 Menschen befanden sich am Rheinufer. Zumindest nach Medieninformationen. Dementsprechend voll war es auch am Rhein. Die Sicherheit an dem Tag hätte eigentlich sehr hoch sein müssen, schließlich kam ja der Führer von 1,1 Milliarden Katholiken. Doch das hat auch nicht hingehauen. Die Polizei war an dem Tag verantwortlich für die Sicherheit und hat den Bahnhofbereich sowie die Fahrtroute in der Innenstadt recht gut abgesichert. Auch die Brückensperrung war klar und auch gut so für die Sicherheit. Verbleibt noch der Bereich rund um den Rhein und da handelte es sich um eine völlig fehlende Sicherheit. Zwar gab es Sicherheitsschleusen von der Polizei, in der man seine Sachen kontrollieren lassen musste. Es sei denn man ist schlicht links oder rechts an der Sicherheitsschleuse vorbei gegangen, was wohl auch die meisten gemacht haben.

Dann war es auch soweit. Der Papst kommt kurz nach 17 Uhr über den Rhein gefahren und mit ihm 5 Schiffe.

Für mich ging es jedoch weiter, über Umwege wieder auf die andere Seite des Rheins zum nächsten Konzert, was ich nicht verpassen wollte.

Nach dem Konzert, so gegen 20 Uhr, ging es dann zurück, ich war zu dem Zeitpunkt totmüde. Doch der Zugverkehr war zu dem Zeitpunkt noch schlimmer belastet als sonst. Die Polizei hat einen der beiden Hauptbahnhöfe des Weltjugendtages dicht gemacht. Im Bahnhof Köln Deutz / Messe standen die Pilger noch weit vor dem Bahnhof, so voll war es. Die beste Möglichkeit wäre zu Fuß oder ein Umweg gewesen. Wir haben uns dabei für den Umweg entschlossen.

-Freitag-
Ein eher ruhiger Tag. Natürlich mit dem bekannten Verkehrschaos und dem Essensproblem.

An dem Tag wirkten alle irgendwo erschöpft und ein wenig müde. Mir kam es so vor als würde sich die Masse der Pilger schon auf den Samstag vorbereiten. Ich selbst habe an dem Tag meine Sachen gepackt, lange geschlafen und war ein wenig Einkaufen.

-Samstag-
Na was war denn da bitte los? Dies dürften sich zwei Gruppen gedacht haben. Einmal die Bewohner von Horrem aber auch die Pilger.

Wieso die Bewohner von Horrem? Weil der doch recht kleine Ort Horrem auf einmal weltbekannt wurde als mehr als 700.000 Menschen in richtigen Menschenmassen durch die Straßen zogen. Geleitet von einigen Volunteers und der Polizei und vor allem durch die Vorgänger pilgerten Hunderttausende von Menschen mit Sack und Pack zum Marienfeld.

Und wieso die Pilger? Nun hier muss ich ein wenig ausholen. Zunächst einmal die deutsche Bahn, die sich an dem Tag absolut nicht mit Ruhm bekleckerte. Zwar schaffte sie mit 450 Extrazügen den Transport der Pilger (die Zahlen habe ich den Medien entnommen) jedoch hat sie in diesen Zügen kurz und bündig die Fenster in den Zügen abgeschlossen. Wir hatten mehrfach versucht die kleinen Fenster in dem Wagon aufzumachen aber es war abgeschlossen. Dadurch das die Züge immer sehr voll waren war die Luft in den Zügen innerhalb von wenigen Minuten sehr stickig.

Ein weiteres \"Was war denn da bitte los\" dürfte es am Ziel gegeben haben. Dort genauer eigentlich die weit größere Frage was da los war. Sicherlich kann man nicht knapp eine 3/4 Million Menschen genau kontrollieren aber man kann sie grob kontrollieren oder zumindest die Pilgerausweise. Doch dies geschah in keinster Form. Auch gab es auf dem Gelände eine fehlende Sicherheit. Also fehlte am Samstag auf dem gesamten Gelände so gut wie keine Sicherheit. Dies führte schlicht zu unglaublichen Szenen, bei denen sich mir heute noch der Magen umdreht wenn ich daran denke.

Ich habe den Tag nicht auf dem Gelände verbracht sondern bei meinem Onkel in der Nähe gegrillt und dort auch geschlafen. Gegen Abend war ich dann auch zusammen mit meiner Mutter und einer Freundin auf dem Gelände. Recht weit vorne standen wir in einem der ersten Blöcke weit vorne an der Bühne.

Nach zwei Stunden Warten ging es dann los. Als der Papst kam drängten Tausende Menschen zur Bühne hin um noch ein wenig näher zu sein. Dabei fehlten erneut die Sicherheitskräfte und das es keine ernsthaften Verletzungen oder schlimmeres gab ist schon ein kleines Wunder. Denn in der Menschenmenge standen auch viele Kinder, die nun auch zusammengepresst wurden.

Das Virgil war sehr schön. Unglaubliche Momente, sowohl um positiven als auch im negativen Bereich. Damit es nicht heißt das ich nur meckern kann hier einige der positiven Dinge. Die Athmosphäre mag ich da als erstes nennen denn diese war unglaublich. Wenn Hundertausende zusammenstehen in der Dämmerung, alle sehr gut gelaunt und in Feierlaune. Das ist eine Athmosphäre die man schlicht schlecht beschreiben kann und für die das Wort riesig und unglaublich noch stark untertrieben sind. Überall waren Menschen wohin man auch sehen wollte, dazu noch Massen an Kerzen die gleichzeitig angezündet wurden. Sobald ich Bilder finde werde ich diesem Bericht zufügen, man kann es wirklich kaum beschreiben.

Die Negativen Bereiche waren allerdings die fehlenden Sicherheitsaspekte die in meinen Augen nicht mehr nachvollziehbar waren. Ein Beispiel dafür war wohl das es sehr voll war und keine Sicherheitszäune da standen. Diverse Konzerte in kleinerem Kreis haben schon gezeigt das es dabei zu Verletzten und auch zu Toten kommen kann. Ein ebenfalls sehr schlimmer Punkt war das die Krankenwagen nicht durchgekommen sind. Da konnte die Sirene noch so erklingen, die Krankenwagen kamen keinen Meter weit. Während des Stundenlangen Virgils standen die Krankenwagen nahezu unbewegt.

Nicht schlecht gestaunt haben wir auch über die Flugzeuge die über das Marienfeld flogen und dort ihre Runden drehten.

Ein kleiner Punkt noch bevor ich zum Sonntag übergehe. Auch hier wieder ein großes Meckern. Weniger an die Organisatoren sondern auch an die Untergruppen. In diesem Fall an die Cateringsfirma ein dickes \"Antilob\". Wieso wurde dabei nicht das Essen vor dem großen Pilgerstrom gebracht sondern warum mussten die LKW Kolonnen sich durch die Pilger quetschen? Denn das war unglaublich gefährlich. Zudem haben sich einige der Lastwagenfahrer auch mal zu Aktionen wie wahnwitzigen Fahrmanövern und viel zu schnellem Fahren mit 40 Kmh hinreißen lassen.

-Sonntag-
Da für mich vor allem das Virgil recht interessant war und ich mich vor allem bei dem Chaos am Ende schützen wollte habe ich mich bereits um 10 Uhr zum Bahnhof begeben und bin von dort aus nach Hause gefahren :)

---Fazit---
Liebe Organisatoren.

Ihr habt da echt einige dicke dicke Patzer reingebaut. Welche das genau sind habe ich schon geschrieben, die dicksten sind mit Sicherheit die fehlende Sicherheit am Marienfeld, die völlig mangelhafte Ernährung und die katastrophalen Öffentlichen Verkehrsmittel. Wieso habt ihr euch nicht mal bei den damaligen Organisatoren aus Toronto Hilfe geholt? Wieso habt ihr nicht daraus gelernt? Nicht nur ein paar Stra0enbahnen mehr sondern auch Busse zwischen den Hauptverkehrspunkten, die nur hinund her pendeln hätten beispielsweise das Verkehrsnetz deutlich verstärken können. Und wieso dauerte es beim Eintreffen des Papstes so lange bis die Brücken frei waren?

Das sind Fragen die ich mir hier oft gestellt habe.

Nichtsdestotrotz konnte man sich schon vorher daruaf vorbereiten das nicht alles so klappt und glücklicherweise ist man auch oft auf so etwas vorbereitet. So lief man dann eher eine halbe Stunde als eine Stunde auf den Bus zu warten. Klar ist das mühseliger aber musste sein.

Was einem absolut nicht verloren ging war dabei aber die gute Laune. In einem Vorbereitungstreffen zum Tag des sozialen Engagements in der Vorwoche des WJT haben wir es mit dem Satz \"Die Leute wollen bespaßt werden\" ziemlich gut beschrieben. Schlechte Laune kam eigentlich nirgendwo richtig bei den Pilgern auf. Wenn man warten musste wurde die Trommel oder die Gitarre ausgepackt und gesungen oder es wurde getanzt. Überall in Köln und Umgebung konnte man die Menschen aus aller Herren Länder sehen. Zahllose kurze Bekanntschaften, Gespräche mit den Menschen aus fast 200 Ländern sorgten für einen schier enormen kulturellen Austausch.

Und genau dabei gehts auch hauptsächlich. Die Leute wollen Spaß haben und sich austauschen. Dies noch mit der Kirche und dem gemeinsamen Glauben der zumeist Jugendlichen Pilger sorgten für eine wunderschöne Woche.

Schon jetzt ist für mich klar das ich beim nächsten Weltjugendtag dabei sein werde wenn es irgendwie geht.

Und eins ist für mich klar: Die Premiere des Papstes Benedikt XVI, der sich vor diesem WJT ein wenig gefürchtet hat, diese Premiere ist nahezu perfekt gelungen. Die Begeisterung die die Jugendlichen Papst Johannes Paul II entgegen gebracht haben, bringen sie auch Benedetto entgegen.

2008 in Sydney

10 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Sugarbrave

    23.08.2005, 23:52 Uhr von Sugarbrave
    Bewertung: sehr hilfreich

    War dieses Jahr dabei und 2008 bin ich in Australien. LG Sugarbrave