Pro:
Flaschenform, kein Drehverschluss, es kommt aus dem Hause "Beck"
Kontra:
Es hält nicht, was in der Werbung versprochen wird
Empfehlung:
Ja
Für jeden Biertrinker kommt irgendwann der Moment in seinem Leben, der sein Weltbild zerstört. Der ihn in die Knie sinken lässt. Der ihn an allem zweifeln lässt. Diesen Moment habe ich hinter mir. Es war mein erster Schluck „Beck’s Gold“.
Was ist Beck’s Gold?
Laut Herstellerangaben soll Beck’s-Gold eine neue, junge Generation ansprechen. Es ist ein leichteres, moderneres, spritzigeres Beck’s in einer jugendlicher und moderner wirkenden Flasche und schmeckt leichter als das althergebrachte, richtige Beck’s.
Ach ja, die Flasche von Beck’s-Gold ist übrigens mit integriertem UV-Schutz. Der Schutz soll die hohe Qualität des Bieres sowie den ureigenen Geschmack sichern.
Warum hört sich das in meinen Ohren nur so schlecht an? Na klar! Weil sich die Worte „junge Generation“, „spritzig“, „leicht“ und „mild“ so oft wiederholen. Führt man sich die Werbung für dieses Getränk vor Augen fällt auf, dass in den Spots und auf den Plakaten nur abgehalfterte, mittlerweile schon angegraute Yuppies im Alter von ca. 30 und aufwärts das Zeug trinken. Ist das die Zielgruppe? Sind das die Leute, die heutzutage Bier trinken? Ich frage mich ernsthaft ob die Zeiten vorbei sind, in denen man sich mit ein paar Freunden und einem Kasten Beck’s an den Rhein gesetzt hat, als Flaschenöffner ein paar Feuerzeuge und ein scharfkantiger Stein. Man hat nicht rumgehampelt zu einer Hintergrundmusik, die wie das 342te Cover von „Sail away“ klingt, nicht affektiert gelacht oder sonst einen gekünstelten Blödsinn abgezogen, sondern nur da gesessen, geredet, vielleicht einen schmutzigen Witz erzählt, Spaß gehabt und das war’s. Mit „richtigem“ Beck’s. Oder Altbier. Aber nicht mit einer Plörre, die nach nichts schmeckt und so aussieht wie Apfelsaft der zu lange in der Sonne gelegen hat!
Als ich heute im Getränkemarkt vor dem Regal mit den Importbieren stand und überlegte, welches ich probieren soll, stieß mir eine Frau mit ihrem Einkaufswagen in die Hacken. Ich drehte mich um, sie entschuldigte sich mit einem leise gemurmelten „tschlng“ und fuhr weiter. Auf ihrem Wagen: Ein ganzer Kasten voll mit Beck’s Gold. Ich dachte mir, warum nicht noch mal probieren? Mein erstes goldenes Beck’s lag schon eine Weile zurück und ich war der Meinung, wenn ein Bier die Brauerei „Beck“ verlässt KANN es einfach nicht schlecht sein. Der Preis von knapp unter 1 Euro pro Flasche ist meiner Ansicht nach recht hoch für 0,33ml, aber heutzutage muss man für Modegetränke generell mehr bezahlen, also nahm ich den Preis hin. Ich habe zwei einzelne Flaschen à 0,33 gekauft, es gibt aber auch 6-packs und Kästen mit 4 6-packs. Ein solcher Kasten schlägt mit ca. 12 Euro zu Buche, zusätzlich fällt noch Pfand an, 3,42 Euro also noch oben drauf. Auch dieser Preis ist recht hoch, wenn man bedenkt, das man für 2 Euro über ein Drittel mehr an normalem Beck’s pro Kasten bekommt!
Nachdem die Flaschen Zeit hatten, sich im Kühlschrank eine angemessene Temperatur anzueignen, machte ich die Probe aufs Exempel. Wie in der Werbung hielt ich die UV-sichere Flasche gegen das Licht und siehe da: Könnte auch Apfelsaft sein! Absolut golden und kein Sprudeln zu erkennen, genauso wenig Schaum. Flaschenöffner angesetzt und es zischt genauso schön wie bei einer richtigen, grünen Flasche Beck’s. Ich setze die Flasche an die Nase um den ersten Duftschwall zu genießen ... und schon hat sich der Fall für mich so gut wie erledigt! Es roch nach nichts. Ein wenig süßlich, nur sehr entfernt nach Bier, ganz und gar nicht herb, ganz und gar nicht nach Beck’s. Doch ich wollte mir Klarheit verschaffen und im Glauben, dass ich sicher falsch gerochen hätte, nahm ich den ersten Schluck, direkt aus der Flasche. Dann einen zweiten, eine dritten, schließlich einen großen vierten. Es war alles da ... die Flasche, das goldene Getränk, der leicht verfremdete, viel zu süßliche und schwache Geruch nach Bier. Doch der Geschmack fehlte.
Ich habe jetzt die komplette Flasche getrunken. Den Rest vorsichtshalber aus einem Pils-Glas, um vielleicht ein etwaiges Aroma richtig wahrnehmen zu können. Aber es drang einfach nichts weiter zu mir durch. Das Beck’s-Gold bietet absolut nichts von dem, was die Marke Beck’s immer ausgemacht hat. Es ist weder lecker herb noch angenehm süffig oder prickelnd und durstlöschend. Es hat nicht die herrliche Frische eines Becks oder den ureigenen, unverwechselbar würzigen Touch im Geschmack. Es schmeckt einfach nach einem Allerweltsbier ohne Charakter und eigener Marke. Geschmacklich ist Beck’s-Gold daher meiner Ansicht nach ein leichtes, pils-ähnliches Bier wie noch viele dutzende andere auf der Welt, die man entweder deutschen Touristen in spanischen Ländern serviert oder zum Mischen von Erfrischungsgetränken wie Alsterwasser (Radler im Süden) verwendet.
Doch trotz allem kann Beck’s-Gold noch Punkten, da es sich einen kleinen Rest an „Klasse“ bewahrt hat. Zum einen hat die Flasche keinen Schraubverschluss. Viele Biermarken haben sich selbst durch primitive Schraubverschlüsse in meinen Augen herabgewürdigt. Ein Bier hat einen Kronkorken, keinen Drehverschluss. So auch Beck’s-Gold. Zum anderen ist glücklicherweise die traditionelle Flaschenform geblieben, selbst das Design des Etiketts hat sich, bis auf den Goldstich, nicht verändert. Das macht für mich ein bisschen das verlorene Feeling beim Trinken wett. Wenigstens bei den äußerlichen und ästhetischen Aspekten ist sich Beck’s treu geblieben!
Auch was den Alkoholgehalt angeht kann sich Beck’s Gold rühmen, mit seinem älteren Bruder Schritt zu halten. 4,9% beinhaltet Beck’s seit jeher, so auch die goldene Variante. Ein Unterschied lässt sich jedoch trotzdem feststellen, denn meiner Ansicht nach steigt Beck’s Gold schneller in den Kopf als normales Beck’s. Hier merke ich jedoch an: Das kann von Person zu Person variieren, jeder hat eine andere Konstitution und verträgt Bier anders. Vielleicht habe ich mich in den Jahren auch nur an normales Beck’s gewöhnt. Wer weiß ...
Doch kehren wir wieder zum wichtigsten Gesichtspunkt bei einem Lebens- und Genussmittel zurück: Dem Geschmack!
Ich habe zwei Flaschen gekauft und widme mich nun ebendieser Flasche. Was sofort auffällt ist, dass schon bei der zweiten Flasche der anfänglich leicht vorhandene Pilsgeschmack immer mehr schwindet. Es schmeckt nur noch ein wenig süßlich und leicht befremdlich erdig. Mehr nicht. So schmeckt im Grunde genommen jedes Bier irgendwann. Die weiteren Schlucke sind genauso lasch und geschmacklos. Ich finde das ehrlich gesagt sehr schade, denn wenn ein Bier schon charakterlos ist, so sollte es doch wenigstens den Grundgeschmack beibehalten können, wenigstens ein paar Flaschen lang. Beck’s-Gold aber verliert sehr schnell den letzten Rest an vorhandenem Geschmack. Sehr schade!
Als wäre es noch nicht genug, ein weiteres Manko dieses Getränks offenbart sich mir. Die Kohlensäure baut sich unglaublich schnell ab. Bei der ersten Flasche fiel es mir nicht auf, da ich recht schnell getrunken habe, doch die zweite dauerte länger und mehr als ein Drittel war schlicht und ergreifend schaal.
Was bleibt mir also über Beck’s-Gold zu sagen? Für mich ist dieses Bier einfach eine Enttäuschung. Laut Werbung und Etikett verspricht es, mit 4,9% und einem „erfrischend-spritzigen und milden Geschmack“ den Gaumen zu verwöhnen. Davon habe ich nichts gemerkt. Es schmeckt nach nichts, wird schnell labberig und schaal und selbst der Geruch vermag nicht wirklich zu überzeugen. Der Preis im Getränkemarkt ist meiner Ansicht nach zu hoch für die eher geringe Menge an Bier, eine 0,5L–Flasche habe ich noch nie von Beck’s-Gold gesehen, obwohl das Getränk schon viele Monate im Handel ist.
Natürlich will ich niemandem Beck’s-Gold madig machen, denn wer es mag, der soll es trinken, ganz klar! Nur Freunde von charaktervollen Bieren, die einen starken Eigengeschmack besitzen und sich klar von anderen durch ihre Individualität abheben, sollten von Beck’s-Gold eher die Finger lassen. Ich werde bei dem guten alten Becks in der grünen 0,5L-Flasche bleiben. Das hat Charakter. Das schmeckt gut. Das ist eben Beck’s! weiterlesen schließen
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