Pro:
herzliche Menschen, wunderschöne Umgebung
Kontra:
das Wetter war nicht so toll
Empfehlung:
Ja
Unsere 5. Etappe im Land der Kiwis
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Nun war es soweit. Es war Heiligabend. Seit der Buchung unserer Reise im Februar konnte ich mir einfach nicht vorstellen, Weihnachten nicht zu Hause zu verbringen. Obwohl ja das Fest in Deutschland verbunden ist mit Stress, der Suche nach geeigneten Geschenken und Parkplätzen, Einkaufshektik, Essen kochen.......
Trotzdem hieß das für mich auch, dass es das erste Mal ein Fest ohne meine Söhne, ohne unsere Eltern sein würde.
Aber es ist nun mal eine schöne Jahreszeit in Neuseeland, Frühsommer.....und alles kann man nicht haben.
Ein richtiges Weihnachtsgefühl wollte sich aber in Neuseeland nicht einstellen. Es war warm, die Blumen blühten ,nichts zeugte von der deutschen Hektik, und alle Menschen waren so stressfrei....
Nun kamen wir also am Heiligabend in unserem 5, dem letzten Quartier auf der Nordinsel an. Christmas Eve in Neuseeland hat nur bedingt mit unserem Fest zu tun. Während es hierzulande die Geschenke gibt, gehen die Kiwis nur in Gemeinschaft mit den Nachbarn zur Kirche, die meisten jungen Leute ziehen an den Strand, entfachen Feuer und es ist ehr gewöhnlich, ein Barbecue am Strand zu machen.
Aber es regnete, es war ca. 22 °C warm, aber die Neuseeländer hielten dies für richtig kalt.
Unsere Gastgeber
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Sie hießen Brian und Sue, waren ungefähr in unserem Alter und führten uns in unsere Weihnachtslodge. Wahrscheinlich hatten sie das Gefühl, dass sie uns gerade zu Weihnachten ganz besonders herzlich behandeln sollten......
So wurde uns sofort ein Laptop gebracht, damit wir Weihnachtsgrüße in die Heimat schicken konnten. Eine herzliche Einladung zum "Family-Christmas-Lunch" am 1.Feiertag wurde ausgesprochen. Wir konnten es gar nicht fassen, dass wir, völlig fremd, in die Familie zum Essen eingeladen wurden, nahmen aber trotzdem dankend an.
In der Lodge brannte der Kamin, es stand ein, wenn auch künstliches, Weihnachtsbäumchen im Raum und im Kühlschrank war alles für das Frühstück am nächsten Tag unterbebracht.
Einfach toll. Wir hatten ein paar deutsche Weihnachtsplätzchen im Koffer "geschmuggelt", entzündeten eine Kerze und bei neuseeländischem Rotwein feierten wir Heiligabend zu zweit.
Und ich stellte fest, dass das richtig klasse war............
Der 1. Feiertag- der "Christmas Day "
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Wir konnten unsere Frühstückszeit ja selbst bestimmen und schliefen erst mal aus. Anschließend beschlossen wir trotz des wirklich recht ungemütlichen Wetters - es war sehr neblig und feucht - einen Strandspaziergang zu machen. Um 12 sollten wir zum Lunch kommen.
Es war Ebbe. Am Strand sahen wir die Reste der am Vorabend entfachten Feuer. Die See war recht ungetüm und ein relativ kalter Wind wehte. Aber noch nie war ich in der glücklichen Lage gewesen, am Vormittag des ersten Feiertages nach Muscheln und Steinen zu suchen, zu Hause hätte ich in der Küche gestanden, um der Familie ein leckeres Essen vorsetzen zu können.................
Es war halb 12 und wir mussten zurück, denn wir wollten uns noch umziehen. Dabei fielen mir die Worte meiner Kollegin ein, dass wir keinerlei "gute" Sachen mitnehmen sollen, denn die Neuseeländer kleiden sich immer sehr leger.
Trotzdem wählten wir schwarze Hosen, zogen Hemd bzw. eine Bluse an und klingelten bei Brian und Sue, eine Flasche Sekt als Mitbringsel in der Hand........
Mit "Merry Christmas" begrüßten wir uns und wurden sofort in die "gute Stube" geführt. Dort warteten die restlichen Familienmitglieder aud uns, der 21jährige Sohn war gerade damit beschäftigt, seine Geschenke auszupacken, Oma und Opa freuten sich, uns zu sehen und eine 80jährige gute Freundin des Hauses, die ursprünglich aus old England stammt, fing gleich an, ihre Kriegserlebnisse in Deutschland zu verarbeiten...........
Frische Erdbeeren, halb in Schokolade getaucht und Naschereien wurden uns gereicht und dann rief Sue zum Essen. Ich war gespannt, denn zu Hause würde es jetzt mein Lieblingsessen- Entenbraten- geben.
Wir nahmen an einem runden Tisch Platz, die Hände wurden sich gereicht und Brian sprach ein kurzes Gebet.
Dann kam ein überdimensional großer gebackener Schinken auf den Tisch, von dem Brian ganz dünne Scheiben abschnitt und sie auf die Teller drapierte. Platten mit Gemüse (grüne Bohnen, Möhren, Kürbis....) und als Beilagen kleine Kartoffeln mit Schale und die uns unbekannte neuseeländische Kumara, eine besonders weiche und saftige Süßkartoffel ,wurden gereicht.
Der Schinken war grandios. Sehr zart und würzig. Das Gemüse
war noch relativ knackig, aber völlig ungewürzt. Aber es schmeckte uns und das sagten wir den Gastgebern auch!
Dazu gab es Rotwein oder Sekt.
Als Dessert kam ein riesiger Baiser-Zauber auf den Tisch, der gefüllt war mit Sahne und Himbeeren. Mann, war das köstlich. Diesen Nachtisch hatte die 80jährige May mitgebracht und sie wollte auch dafür gelobt werden.
So viel Süßes.......eine kleine Tasse mit Schokolade kam zum Abschluss, aber keine Trink- sondern Löffelschokolade, eine Art Nutella, richtig fest.
Ich war so voll.........und wurde auch noch gebeten, von den Nusshäufchen und Kokostalern zu kosten, die auf dem Tisch standen.
Ein so gemütliches Essen, wir fühlten uns zu keinem Zeitpunkt fremd. Wie froh war ich, dass meine Sprachkenntnisse mit "Exzellent" bezeichnet wurden. Leicht übertrieben, aber sehr nett gemeint.........
Sue ist Ärztin in Neuseeland, eine Art Hausärztin und Brian führt die B&B Unterkünfte. So liebevolle und herzliche Menschen.....
Trotzdem waren wir froh, als es ca. 14 Uhr war, denn wir wollten noch nach Wellington, welches sich ungefähr 1 Stunde entfernt
befindet. Wir hätten nämlich sonst keine Zeit für die Hauptstadt gehabt, weil unsere Fähre zur Südinsel am 2. Weihnachtsfeier-
tag bereits gegen 10 Uhr gehen sollte.
Also ab ins Auto und bei ganz wenig Feiertagsverkehr brauchten wir nur 45 Minuten um nach Wellington zu kommen.
Die windige Hauptstadt
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....präsentierte sich uns ihrem Namen alle Ehre machend.
Im Großraum Wellinton leben ca. 430 000 Menschen, in der City selbst ungefähr 170000. Also im Vergleich zu Auckland eine ehr beschauliche, aber wohl sympathischere Stadt.
Da dem Ort der ebene Grund fehlt, erstreckt er sich großflächig zwischen Buchten und Hügeln. Sehr kurvenreiche Straßen verbinden die Stadtteile.
Wellington ist der Sitz des neuseeländischen Parlaments und der Regierung und dient wegen ihrer Lage als wichtiger Verbindungshafen zur Südinsel. Sicher hat Auckland den Status der Metropole, den Wellington nicht hat, aber bei vielen Einwohnern ist Wellington beliebter.
Im Jahr 1776 entdeckte James Cook die Bucht von Wellington, deren europäische Besiedlung um 1840 begann.
Sehenswertes
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Wegen unseres Zeitmangels wollten wir einige ausgewählte Sehenswürdigkeiten besuchen. Leider war es der 1. Weihnachtsfeiertag, und das ist der einzige Tag im Jahr in Neuseeland, wo wirklich alles geschlossen ist.
So konnten wir unseren Wunsch, mit der Cable Car zu fahren nicht erfüllen. So aber konnten wir zumindest einen Teil der Kalorien vom Mittagessen zu Fuß wieder abbauen :-))
1902 wurde diese Standseilbahn eingeweiht. Auf einer Länge von 610 m fährt sie in eine Höhe von 122m .
Dort oben gelangten wir auch an, aber eben zu Fuß.
Ein wunderbarer Blick über Wellington bot sich uns und der Spaziergang durch den Botanischen Garten konnte beginnen.
Obwohl auch da einige Teile geschlossen waren, konnte ich zunächst meine Lieblingsblumen, die Rosen in einem herrlich angelegten Rosengarten bewundern. Im Lady Norwood Rose Garden befinden sich zahlreiche Rosensorten, eine schöner als die andere, ich konnte nicht zählen, wie viele es waren. Ein Blick in meine Reiseführer war sehr kurios, der eine wies 500 Sorten aus, im anderen war von über 2000 die Rede....???
Von hier aus hat man es nicht weit zum Memorial Park wo die Grabsteine verdienter Bürger und Politiker zu finden sind.
Der Mount Victoria östlich der Innenstadt ist mit 196 m der höchste und zugleich der windigste Aussichtspunkt der Stadt.
Die Innenstadt wird geprägt von gläsernen City-Hochhäusern, die einträchtig neben kleinen ursprünglichen Gebäuden stehen.
Hübsche Boutiquen und Lokale, in denen sonst an normalen Tagen das Leben sicher pulsiert, fanden wir.
1998 wurde das Nationalmuseum " Te Papa" eröffnet, es befindet sich an der Südseite des schönen Naturhafens, war aber auch geschlossen. Hier wollten wie eigentlich die Entstehung und Geschichte Neuseelands im Zeitraffer ansehen. Multimedial und interaktiv wird über die spannende Historie des Landes informiert.
Wir hatten also Pech, der durchaus hübschen Hauptstadt am 1. Weihnachtsfeiertag zu begegnen, aber besser als sie gar nicht kennenzulernen.
Zum Abschluss unseres Abstechers nach Wellington fuhren wir noch zum Fährhafen, damit wir uns über die örtlichen Gegebenheiten informieren konnten. Wir suchten den Abgabeplatz für den Mietwagen, fanden das Check-in-Terminal des Interislanders, der Fähre, die uns am nächsten Tag zur Südinsel bringen sollte.....
Im Quartier angekommen, mussten unsere Koffer dieses Mal besonders sorgfältig gepackt werden, da wir ja das Auto abgeben mussten und das Gepäck wie am Flughafen abgegeben wird.
In Erwartung einer uns als besonders sehenswerten Überfahrt auf die Südinsel durch den Marlboro Sound ließen wir den Christmas Day ganz ruhig ausklingen............... weiterlesen schließen
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