Adams, Douglas / Carwardine, Mark Die Letzten ihrer Art Testbericht

Statt einer Leseprobe: aus der Werbung von Zweitausendeins fuer dieses Buch (zweitausendeins.de):

"Douglas Adams", so berichtet die Süddeutsche, "ist durch seine Weltraumodyssee 'Per Anhalter durch die Galaxis', eine auf mittlerweile vier Bände angewachsene Romantrilogie, zum Kultautor der jung(geblieben)en Science-fiction-Leser avanciert.
Seine Fangemeinde ist riesengroß, allein in Deutschland sollen eine Million Exemplare über den Ladentisch gegangen sein (Ja, stimmt - d. Red.).
Von der SF- und Fantasy-Literatur zu den aussterbenden Tieren von Terra, einem bewohnten Himmelskörper im dritten Planetenring eines Sonnensystems im Orion-Arm, ist es nur ein Schritt. Douglas Adams und sein Co-Autor Mark Carwardine haben ihn getan, um eine der letzten Möglichkeiten wahrzunehmen, die bedrohte Tierwelt der Erde kennenzulernen. Was sie gesehen und was sie erlebt haben, ist amüsant, traurig, fantastisch und völlig normal zugleich.
Die weißen Nashörner, die nicht weiß sind, sondern weit' (das ist Afrikaans und bedeutet soviel wie breitmäulig'), die Vögel, die nicht fliegen können, wie zum Beispiel der neuseeländische Kakapo, ein extrem dicker Nachtpapagei, sowie Berggorillas, Schlammspringer, Flederhunde, Warane und andere seltene Tierarten. Die seltsamen Kapriolen der Schöpfung, von Douglas Adams humorvoll und zärtlich beschrieben, sind oft schwer zu begreifen." Soweit die Süddeutsche.

Der NDR gibt zu bedenken: "In der gesamten Menschheitsgeschichte verschwanden die meisten Tier- und Pflanzenarten in den letzten 300 Jahren. Davon starben die meisten in den vergangenen 50 Jahren aus, davon die meisten in den letzten 10 Jahren:
So vernichten wir jedes Jahr mehr als eintausend Tier- und Pflanzenarten, rechnet der Zoologe Carwardine uns vor. Ohne sie wird die Welt ärmer. Manchen Menschen mag das egal sein; aber sie sollten wenigstens davon wissen. Hier können sie es erfahren ..."

Die wildesten Abenteuer aber hatten Adams und Carwardine nicht etwa mit den letzten ihrer Art aus der Tierwelt zu bestehen, sondern mit Menschen wie z.B. schwierigen Zollbeamten, des Kochens unkundigen Gastwirten oder todesmutigen Piloten und seefahrenden Abenteurern.

'Die letzten ihrer Art' verbindet eine Fülle von wissenswerten Informationen über gefährdete Tiere mit unterhaltsamen Schilderungen über Land und Leute in abgelegeneren Gegenden dieser bunten Erde, die nach dem Aussterben der von Adams liebevoll dargestellten Tiere 'ärmer, dunkler und einsamer wäre'. Ein Grund mehr, für sie zu kämpfen."

(Ende des Zitates aus der Zweitausendeins-Werbung)

Dieses Buch lese ich heute mindestens zum 20. Male; nicht jedesmal von vorne bis hinten durch, aber immer wieder grosse Teile. Und ich bin froh, dass ich jetzt wieder ein Exemplar in Haenden habe. Nachdem ich das erste im Jahre 1996 von Uwe und Brigitte geschenkt bekommen hatte, mit entsprechendem Hinweis, habe ich dieses Buch mehrfach selbst verschenkt (mit ebenfalls einem Hinweis).

Es geht dabei zum einen um das Thema, um das traurige Schicksal so vieler Tierarten (in diesem Buch erstmal um diese, aber es taucht auch, etwas unerwartet, ein Exemplar der Urform des Kaffeestrauches auf). Und da gibt es Tiere, die sind so selten (oder auch schon ausgestorben seit 1989/90, als das Buch entstand), dass es nur noch einzelne Exemplare gibt. Aber das Thema kennen wir ja alle zur Genuege, und wenn es einfach und trocken beschrieben waere, dann waere es ein Buch ueber Umweltprobleme wie tausende andere. 'Jaja - ich weiss bescheid' - abwinken und die Sache ist erledigt.

In diesem Buch aber spielt der grossartige Schreibstil von Douglas Adam eine Rolle. Seine liebevoll-witzige Art, auch dieses ernste Thema zu behandeln, ohne dass dabei das ganze zur Slaptickkomoedie wird (wobei manche Szenen wie der Autor sie beschreibt, durchaus in einem Slapstick-Film vorstellbar sind, z.B. in Indonesien), das macht das Buch aus. Nachdem es von Sven Boettcher ausgezeichnet ins Deutsche uebertragen wurde, erschien 1991 bei Hoffmann und Campe eine Auflage, und dann wurden die Rechte von Rogner und Bernhard uebernommen, einem der Verlage die nur ueber Zweitausendeins vertreiben. Und durch das geniale Vertriebskonzept von Zweitausendeins kann man dort hochwertige Buecher eben sehr guenstig herstellen und vertreiben.

Der Band kostet derzeit als gebundene Ausgabe mit 270 Seiten Umfang und zusaetzlichem Farbbildteil (66 Fotos) ganze € 9.95 - also wahrhaft ein Taschenbuchpreis. Die ISBN ist 3-8077-0256-3. Bestellnummer bei Zweitausendeins ist 270006. Das Buch hat keinen (fuer die Umwelt unnoetigen) Schutzumschlag, sondern der Umschlag ist aussen farbig bedruckter kraeftiger Karton - Bild wie oben (zeigt einen der bis zu 4,5 m langen Warane.

Der Inhalt ist eine Reise um die ganze Welt zu ausgesuchten Tierarten, die von Experten als besonders bedroht eingeschaetzt wurden. Dabei wurden natuerlich nicht nur amtliche Statistiken (ich sage nur 'Rote Liste' etc) zu Rate gezogen, sondern auch auf Experten vor Ort gehoert. und selbst auf dieser Reise kam es noch zu neuen Ueberraschungen, z.B. auf Mauritius.
Aber auch diese an sich schon spannende Reise waere nicht in einem Buch so toll zu lesen, wenn es nicht Douglas Adams geschrieben haette (Mark Cawardine ist mehr als der zoologische Experte am Buch beteiligt gewesen, doch sind auch von ihm, durch Douglas Adams notiert und ueberliefert, einige durchaus bemerkenswerte humoristische Bemerkungen im Buch). Zum Buch kann ich mich den oben zitierten Aussagen nur voll anschliessen.

Und mein Wunsch, den ich hatte, seit ich das erste Exemplar dieses Buches in Haenden hielt, dass es bald einen Nachfolgeband geben moege, kann ungluecklicherweise nicht in Erfuellung gehen, zumindest nicht mit diesem Autorenteam. Denn Douglas Adams ist leider im Alter von nur 49 Jahren am 12.05.2001 an einem Herzinfarkt verstorben. Einen der schreiben kann wie er habe ich bis heute unter lebenden Autoren noch nicht wieder gelesen.
Jede Zeile in dem Buch kann man sagen ist lesenwert - es ist nicht oft so, das ich ein Buch bis zu zweimal im Jahre lese. Gut, ich bin nicht der Masstab fuer jeden, aber das ist meine Meinung zu diesem Buch: aufschlagen und trotz des ernsten Themas mit Vergnuegen lesen.

Das faengt schon auf der ersten Textseite an, als Douglas Adams die Rolle der dort Hauptbeteiligten beschreibt. Das geht weiter in jedem Kapitel und auch die Bildunterschriften sind oft aus dem Text von Douglas Adams genommen.
Wenn da unter dem Bild, das den Schwanz eines der menschenfressenden Warane zeigt, steht: "Die Drachenechsen schlafen mit dem Kopf voran in geraeumigen Hoehlen. Es ist eine sehr, sehr, sehr schlechte Idee auch nur daran zu denken, sie am Schwanz zu ziehen" (Farbbildteil nach S. 64) - das ist einfach unvergeleichlich Douglas Adams.
Oder als sie mal Deutschen begegnen, die sich genau benehmen wie Deutsche es im Vorurteil tun, und die Autoren beschliessen, dass sie das nicht wollen ["Man hat das Gefuehl (...) in einer Varieténummer aufzutreten" S. 92], sondern einfach annehmen, es seien Letten.
Oder wie zwei Wildhueter stolz erzaehlen, wieviele Menschen sie schon erschossen haetten um Tiere zu retten - und die Autoren glauben das zunaechst oder wie die Reisenden lebenden Proviant (Huehner) mitnehmen da sie wiederum Stories glauben ueber die Insel mit den menschenfressenden Waranen und die Infrastruktur dort - bei einem ernsten Thema auch lachen duerfen. Douglas Adams, deine Leser vermissen dich!

Wer die 'Anhalter'-Buecher von Douglas Adams kennt, weiss was ich meine - und damit sei es genug.

Ich kann (und darf) hier nicht das ganze Buch abschreiben. Lest es selbst. Ich empfehle es. Und zwar zum Kaufen. Entweder die gebundene Ausgabe oder das Taschenbuch von Heyne. Wobei in dem Fall der Mehrpreis von nur einem Euro fuer die gebundene Ausgabe durchaus berechtigt ist, man hat, vor allem wenn man es mehrmals wieder lesen will, einfach ein festes Buch in der Hand. Aber natuerlich kann man es sich auch ausleihen (z.B. im Kulturzentrum Bruno Herding in Catania, wo es auch seit neuestem steht - von mir gespendet aus meinen fuerstlichen Honoraren bei yopi).

5 Sterne. Und diesmal keine Empfehlung sondern eine Forderung: mindestens Lesen!

Gozo-Bernie
28.04.06