Das Wunder von Bern (DVD) Testbericht

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ab 1,59
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Erfahrungsbericht von LittleGiant

Aus! Aus! Aus! Aus! Aus!! Das Spiel ist aus...

Pro:

Gut recherchierte Story Ziemlich reale Fußball-Szenen Nicht nur etwas für Fußball-Fans

Kontra:

siehe \\\"Meckerecke\\\"

Empfehlung:

Ja

...Deutschland ist Weltmeister, schlägt Ungarn mit drei zu zwo im Finale in Bern!\" Wer kennt ihn nicht, diesen legendären Satz - ausgesprochen von Herbert Zimmernann, Reporter des Norddeutschen Rundfunks, der sich vor Begeisterung beinahe überschlug!?

Das Wunder von Bern ist kein reiner Fußball-Film. Es ist ein Film für die ganze Familie: Fussball für den Papa, Emotionen für die Mama und technische Spielereien für die Kinder

Vielmehr gibt er die (Aufbruch-)Stimmung wieder, die 1954 - nach dem (völlig überraschenden) Gewinn der Fußball-Weltmeisterschaft in (West-)Deutschland herrschte. \"Wir sind wieder wer!\" - das war damals die Reaktion der (West-) Deutschen auf den Titelgewinn. Die Nazi-Diktatur, der zweite Weltkrieg - das alles hatte tiefe Wunden nicht nur in das Land- , auch in die Seelen der Deutschen geschlagen. 1954 kehrt Richard Lubanski (Peter Lohymer) aus russischer Kriegsgefangenschaft heim. Die Jahre in der Gefangenschaft haben den Bergmann verändert und von seiner Familie entfremdet.

Dann kam jener denkwürdige 4. Juli 1954. Anlaß war das Endspiel der 5. Fußball-Weltmeisterschaft. \"Tatort\" war das Wankdorfstadion in Bern/Schweiz. Niemand hatte mit einem Erfolg der deutschen Mannschaft gerechnet. Die Ungarn waren damals seit vier Jahren unbesiegt und galten als DIE Übermannschaft, als unschlagbar.

Erzählt wird die Geschichte des kleinen Matthias Lubanski (Luis Klamroth). Er ist ein großer Fußball-Fan. Sein Idol ist Helmut Rahn (Sascha Göpel), der bei Rot-Weiß Essen spielt. Der kleine Matthias darf die Tasche seines Idols tragen, worauf er sehr stolz ist. Seinen Vater (Peter Lohmeyer) hat Matthias noch nie gesehen. Er saß seit Kriegsende in einem russischen Gefangenenlager in Sibirien. Als der nun heimkehrt, muß er feststellen, daß sein Sohn in dem Fußballer Helmut Rahn eine Art Erstzvater gefunden hat. Und Matthias ist für Helmut Rahn so etwas wie ein Maskottchen. Jedoch hat Richard Lubanski für die Träume seines Sohns kein Verständnis. Die Kriegsgefangenschaft hat ihn traumatisiert. Der gebürtige Sauerländer (und bekennende Schalke-Fan) Peter Lohmeyer spielt den Kriegs-Heimkehrer überzeugend - mit viel Gefühl und Ausdruck. Die zerrissene Persönlichkeit, die harte Schale mit butterweichem Kern...

Zur gleichen Zeit findet in der Schweiz die die 5. Fußball-Weltmeisterschaft statt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Wunderteam mit Groszis, Puszkas & Co, seit vier Jahren kein Spiel mehr verloren und ging als klarer Favorit in das Endspiel. Man hatte die Deutschen schon in der Vorrunde mit 8:3 geschlagen. Und so rechnete auch im Endspiel keiner mit einem deutschen Erfolg. Allerdings hatte man nicht mit Sepp Herberger`s Schlitzohrigkeit gerechnet. Der hatte nämlich das erste Spiel mit 8 Ersatzspielern bestritten und die Ungarn damit getäuscht... Regisseur Wortmann verzichtet auf die Original Schwarz-Weiß-Aufnahmen des Endspiels. Die Szenen vom Endspiel sind erstklassig nachgestellt...

Erzählt wird auch die Geschichte des Sportjournalisten Paul Ackermann (Lucas Gregorowicz) und seiner Frau Annette (Katharina Wackernagel). Paul Ackermann fährt nach Bern, um vom Endspiel zu berichten. Seine junge Frau begleitet ihn zwar nach Bern, ist davon aber nicht begeistert. Doch dann macht sie eine Wandlung durch - vom Fußball-Muffel zum Fan. Sie tritt im Wankdorf-Stadion in Bern einen Sprechchor los, der die Deutschen Spieler zum Sieg treibt.

Sepp Herberger`s Fußball-Weisheiten kennt heute jeder: \"Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten.\" Oder auch \"11 Freunde müsst Ihr sein!\" Oder \"Nach dem Spiel ist vor dem Spiel!\" Oder \"Das nächste Spiel ist immer das schwerste.\" Im Film \"flüstert\" ihm eine Putzfrau (im Quartier der Nationalmannschaft in Spiez) - bei einem Gespräch abends auf dem Flur - diese Weisheiten zu...

Während Richard Lubanski in russischer Krigesgefangenschaft war, hat seine Frau Christa die Familie durchgebracht und - sehr erfolgreich - eine Kneipe geführt. Die Veränderungen machen Richard Lubanski Probleme. Seine inzwischen erwachsenen Kinder führen ihr eigenes Leben und seinen jüngsten Sohn, Matthias, hat er noch nie gesehen. Der Kriegsheimkehrer entdeckt durch seinen Sohn und den Fußball die Freude am Leben wieder. Nach anfänglichen Schwierigkeiten raufen die beiden sich zusammen und Richard fährt mit seinem Sohn zum Endspiel nach Bern.

Der Sieg der deutschen Fußballer über die Ungarn euphorisierte nach dem Krieg und den entbehrungsreichen Jahren danach das deutsche Volk. Die Zeit kurz nach dem Endspiel-Sieg der Deutschen (ab 1955) bezeichnet man heute auch als \"Wirtschaftswunder\". Mit der Anbindung der noch jungen Bundesrepublik an den Westen und der Verflechtung mit der Weltwirtschaft begann eine Zeit des Aufbruchs und der Verbesserung der Lebensverhältnisse. Der Erfolg der Fußballer bei der WM in Bern gab den Deutschen noch zusätzlichen Auftrieb: \"Wir sind wieder wer...\"

Der Regisseur - Sönke Wortmann - war früher selbstl aktiver Fußballer (Mittelfeldspieler) bei der Spvgg. Erkenschwick. Die Spvgg. Erkenschwick wurde 1979/80 Meister in der Oberliga und stieg in die - damals noch geteilte - 2. Bundesliga auf. Wortmann hatte maßgeblichen Anteil daran, dem deutschen Film in den 90er Jahren wieder Ansehen zu verschaffen. Er führte u. a. auch Regie bei \"Der bewegte Mann\" mit Til Schweiger, \"Das Superweib\" mit Veronika Ferres, \"Allein unter Frauen\" mit Thomas Heinze und einigen anderen recht erfolgreichen Filmen.

Regisseur Sönke Wortmann erfüllte sich mit diesem Film einen lang gehegten Traum. Bei der Realisierung dieses Projektes waren auch einige Journalisten beteiligt, die damals über dieses Ereignis berichteten - und natürlich auch einige ehemalige Aktive, wie Horst Eckel und Heinrich \"Heini\" Kwiatkowski. Alles an den Film wirkt authentisch. Die Sprache, die Kleidung, die Möbel... Sönke Wortmann verknüpft in diesem Film die Geschichte eines Kriegheimkehrers und dessen Probleme mit denen der Fußballhelden von 1954. Die Darsteller sind alle auch gute Fußballer. Wortmann setzte neben Schauspielern auch Halbprofis ein. Simon Verhoeven, der Sohn der Schauspielerin Senta Berger und des Regisseurs Michael Verhoeven, spielt die Rolle des Ottmar Walter.

Man sieht den Darstellern der Fritz Walter, Max Morlock & Co. an, daß sie mit dem Ball auch wirklich umgehen können. Es handelt sich also nicht um fußballernde Schauspieler, sondern um schauspielende Fußballer. Darum - und dank moderner Tricktechnik - wirken die Torraumszenen im Film auch so echt.

Ein mitreißender Film. In den Hauptrollen als Vater und Sohn sehen Sie Peter Lohmeyer und Louis Klamroth, die auch im realen Leben Vater und Sohn sind...


Produktionsnotizen:

Titel: Das Wunder von Bern
Herkunft: Deutschland 2003
Kategorie: Drama
Land: Deutschland 2003
Länge: 118 Minuten
FSK: ab 6
Bildformat:1,85 : 1
Filmmusik: Marcel Basotti
Kamera: Tom Fährmann
Regie: Sönke Wortmann

Die Rollen und ihre Darsteller:
Matthias Lubanski............................Louis Klamroth
Richard Lubasnski..........................Peter Lohmeyer
Christa Lubanski..........................Johanna Gastdorf
Bruno Lubanski......................................Mirko Lang
Ingrid Lubanski...................................Birthe Wolter
Sepp Herberger...................................Peter Franke
Fritz Walter..........................................Knut Hartwig
Helmut Rahn.......................................Sascha Göpel
Horst Eckel.........................................Holger Dexne
Paul Ackermann...........................Lucas Gregorowicz
Annette Ackermann................Katharina Wackernagel
Hans Schäfer........................... Martin Bretschneider
Werner Kohlmeyer.................................Kai Schäfer
Toni Turek.................................................Jo Stock
Werner Liebrich..................................Andreas Barth
Ottmar Walter.................................Simon Verhoeven
Jupp Posipal....................................Sylvester Pezena
Karl Mai......................................................Jan Holland
Max Morlock..................................... Tobias Hartmann
Adi Dassler...........................................Joachim Kappl
Herbert Zimmermann............Andreas \"Obel\" Obering


u.v.a.

Ausstattung der DVD:
Sprache: Deutsch / Englisch
Ton: Dolby Digital 5.1
Bild: 16:9 (1:1,85)
Typ: DVD-9
Ländercode: 2 (PAL)
ASIN: B00011SU8W
Untertitel in Englisch, Französisch und Spanisch
Special Features: Audio-Kommentar, Kino-Trailor, TV-Spots, Video-Vorschautrailor

\"Das Wunder von Bern\" im Internet: http://www.wunder-von-bern.de/

Mein FAZIT: Der Mythos des \"Wunders von Bern\" und der Aufschwung Deutschlands nach dem Ende des zweiten Weltkriegs sind untrennbar miteinander verbunden. Hatten die Deutschen unter dem Regime der Nationalsozialisten in den 30er und 40er Jahren Europa noch in Angst und Schrecken versetzt, so bezeichnet die Zeit des \"Wirtschaftswunders\" einen Neubeginn nach dem Ende des Nazi-Regimes. Und \"das Wunder von Bern\" stand am Anfang dieses Neubeginns. Der Endspiel-Sieg über Ungarn setzte bei den Deutschen neue Kräfte frei. Der Film zeigt sehr gut die Stimmung, die damals im Land herrschte. Waren die Deutschen damals in der ganzen Welt geächtet, so bedeutete dieses Ereignis - in Verbindung mit dem Wirtschaftswunder - eine Art \"Befreiungsschlag\": Wir sind wieder wer..

Meckerecke:
Was ich mir noch gewünscht hätte, wären z. B. Interviews mit den realen \"Helden von Bern\" gewesen: War es wirklich so, Was halten Sie von dem Film usw... Ich habe auch irgendwann mal (im TV) eine Dokumentation über die Dreharbeiten zu diesem Film gesehen (mit Kommentaren von Horst Eckel, einem der 54er-Weltmeister). Diese Dokumentation und vielleicht einige Interviews fehlen meiner Ansicht nach auf der DVD.

31 Bewertungen, 5 Kommentare

  • hjid55

    14.02.2009, 09:39 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr hilfreich und liebe Grüße Sarah

  • AnjaS911

    22.04.2008, 15:30 Uhr von AnjaS911
    Bewertung: sehr hilfreich

    Zwar fand ich den FIlm icht schlecht, hatte mir aber mehr davon erwartet...

  • campimo

    17.07.2006, 08:54 Uhr von campimo
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh! Schöner ausführlicher Bericht.

  • trampastheo

    01.11.2004, 16:37 Uhr von trampastheo
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich kenne leider nur das Wundervon Portugal, als Hellas Europameister 2004 wurde:)

  • Sunshine1

    01.11.2004, 16:03 Uhr von Sunshine1
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hi, leider habe ich "Das Wunder von Bern" noch nicht gesehen. Weder im Kino noch auf DVD. Da mir deine Ausführungen in deinem Bericht sehr gefallen haben...ist es bestimmt mal nötig den Film sich doch anzuschauen. Vielen Dank für d