Aeroflot Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- günstig
Nachteile / Kritik
- zu viele Sicherheitsmängel
Tests und Erfahrungsberichte
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Hurra, ich lebe noch!!!!!
0Pro:
günstig
Kontra:
zu viele Sicherheitsmängel
Empfehlung:
Nein
Es gibt noch einen großen Unterschied zwischen den Auslands-und Inlandflügen. Bei Auslandsflügen müssen sie eine gewisse Sicherheit vorweisen können, um überhaupt in Deutschland z.B. landen zu dürfen.
Interessanter wird es bei Inlandflügen. Da spielt man mit seinem Leben wirklich Russisch-Roulette. Bei den Inlandflügen sind es oft zweimotorige Tupolews, die seit 35 Jahren nicht mehr hergestellt werden. Vernünftige Ersatzteile gibt es für solche alten Maschinen nicht mehr, so wird improvisiert. Leider sieht man die Improvisation der Maschine an.
Ich habe zwei Briefreundinnen (eine in Moskau, die andere in St.Petersburg), die ich beide innerhalb zwei Wochen besuchen wollte. Ich habe von Düsseldorf eine Maschine mit der Lufthansa (suuuuuper Fluggesellschaft, aber das ist ein anderes Thema) gebucht, von Moskau nach St.Petersburg die Aeroflot und von St.Petersburg nach Düsseldorf wieder mit der Lufthansa. Innerhalb Russlands hat man leider nicht die große Wahl.
Der Flug mit der Aeroflot war ein Abenteuer und ist für herzkranke Menschen nicht geeignet. Es fing damit an, dass wir auf dem Flughafen Scheremetjewor zu Fuss(!) zu unserer Maschine gehen mussten, weil sie nicht genügend Busse hatten. Wir hatten auch öfters Querverkehr von Bussen, Koffertransportern und anderen Fahrzeugen. Ein Russe meinte, dass letztes Jahr nur 8 Menschen auf der Rollbahn überfahren worden wären und es viel gefährlichere Dinge in Russland gäbe. Na dann war ich aber beruhigt.
Je näher ich der Maschine kam, desto flauer wurde es mir im Magen. Die Außenhaut des Fliegers bestand nur noch aus Flicken. Innendrin sah es aus wie ein schlechtes Beispiel, wie man ein Flugzeug von innen nicht gestalten sollte. Die Bezüge der Sitze hatten unterschiedliche Farben und furchtbare Muster. Man konnte sie teilweise nicht mehr bewegen so dass wenn man einen Sitz in Liegestellung erwischt hat, eben liegend den Flug über sich ergehen lassen musste und auch das Essen.
Normalerweise verstaut man sein leichtes Gepäck oberhalb der Sitze in einen kleinen Stauraum, der sich verschließen läßt. Ein Stauraum war zwar vorhanden, aber dort war weder Platz (Müll vom Vorgänger, alte Zeitungen) noch hatten sie eine verschließbare Klappe (hatte die Maschine jemals eine gehabt?). Ich positionierte mein Gepäck also unter dem Sitz, was nur möglich war, weil keine Schwimmweste vorhanden war.
Beim üblichen Blick aus dem Kabinenfenster, zwecks Beobachtung des heftigen Treibens auf dem Flughafen, konnte ich aufgrund eines plötzlichen Wetterumschwungs - uups, doch nicht, die Scheiben waren blind - nichts erkennen.
Anschnallgurte funktionierten nicht, aber die kleinen Warnlampen, die anzeigen, dass man sie anlegen sollte auch nicht. Warum auch.
Das Essen kann man sich sparen, außer man möchte ausprobieren, wieviel der Magen in Extremsituationen aushält. Die Toiletten hat man von Anfang an gesperrt, weil man vergessen hatte, Frischwasser aufzutanken. Die Stewardess meinte, der Flug sei ja kurz. Naja, dachte ich, zur Not habe ich ja noch die Kotztüte, oder doch nicht? Nee, natürlich nicht, wie die ganzen Sicherheitsausstattungen auch nicht. Hätte mich jetzt auch gewundert.
Das Flugzeug schien auch nicht mehr ganz dicht gewesen zu sein; auf jedenfall hatte man mit den Druckausgleich zu kämpfen.
Unterhaltung an Board? Fehlanzeige! Zumindest hätte man die Passagiere, die sich auf ihre Trommelfälle, den Magen und den Darm konzentrierten, damit ablenken können. © Kayah13
Zu erwähnen sei hier noch die Landung. Bevor der Pilot landet, nimmt er das Ziel (hier Flughafen) ins Visier und macht mehr einen Fall-Sturzflug nach unten, d.h. erst geht die Nase des Flugzeugs um 45° nach unten und man rast in Richtung Boden, und dann plötzlich fliegt es waagerecht und die Maschine fällt Stück für Stück (erinnert an den fliegenden Teppich auf der Kirmes und fühlt sich so an). Die Landung war dementsprechend hart.
Ich fragte die Stewardess aus Spass, wo der Pilot fliegen gelernt hat. Sie antwortete darauf: "Beim Militär". Alles Klar!
Als ich aus der Maschine endlich herauskam, wollte ich wie der Papst am liebsten den Boden küssen!
Na dann, nasdarowje! weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 11.09.2004, 22:26 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Hi, klingt ja fast so abenteuerlich wie die Spantax (gibt es die überhaupt noch ?) mit denen ich mal nach Mallorca (von HH aus) geflogen bin, auch da habe ich den Boden geküßt nach der Landung ... Okay, der Hinflug und die ganze Anreise war
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antjeeule, 26.08.2004, 01:04 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Kayah, das ist einer der ersten Berichte, die ich von dir gelesen habe. Da hat's mich echt gegruselt, weil ich doch unter Flugangst leide. ;-) LG, Antje
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Der Albtraumtrip mit einer fragwürdigen Airline
08.12.2002, 03:19 Uhr von
Seahawk
Hey liebe Freunde, ob bekannt oder nicht. Zur Zeit studiere ich Philosophie und Erziehungswissens...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Nein
Als ich mir kurz vor meiner anstehenden studentischen Laufbahn Gedanken über einen kurzen Urlaub in mein Heimatland Azerbaijan machte, ahnte ich noch nichts von den ökonomisch sehr fragwürdigen Methoden der dort naheliegenden Fluggesellschaft. Über das Internet Reisebüro StaTravel suchte ich mir als baldiger mit begrenzten Finanzbudget ausgestatteter Buchwälzer eine kostengünstige Airline, die mich in die schöne Stadt Baku bringen sollte. Mit einem Preis von ca. 450 € für eine Reise Frankfurt-Moskau-Baku war ich meines Erachtens nach nicht schlecht bedient und schlug zu.
Jedoch begann die Reise in einem schon schlechten Omen. Meine Zugfahrt zum Frankfurter Flughafen entpuppte sich als eine reine Katastrophe. Jeder (!!) der drei Züge, die ich nehmen musste, hatte Verspätungen zu melden.
Nun möchte ich aber nicht mit den Serviceleistungen unserer Zuggesellschaft abschweifen.
Die Mitarbeiter der Aeroflot in Frankfurt versuchen (zu meiner späteren Überraschung) ihr Nötigstes, um mir das Erreichen des Fluges zu ermöglichen, was aber nicht mehr möglich wurde, da ich viel zu spät am Flughafen in Frankfurt ankam.
Mit 50 € Zusatzkosten konnte ich die nächste Maschine nach Moskau nehmen. Somit konnte ich mich am nächsten Tag endlich meinem nun schon verstressten Urlaub widmen.
Und genau hier beginnt die Odysee, gepackt mit Unverschämtheiten, die für mich jedes Faß der Geduld und der zeitmäßigen Servicemindestbedingungen zum Überlaufen bringen.
Der Übersichtshalber kategorisiere ich nun die einzelnen Ereignisse in den verfehlten Dienstleistungspunkten:
Reisertechnische Informationen über Moskau/Baku:
Das kann schnell beschrieben werden: Gleich null! Über mögliche Visaforderungen oder Beschreibung der Transitstelle wurden in Frankfurt, obwohl ich explizit danach gefragt, nicht gegeben. Es löst nicht gerade Servicehöchstgefühle beim Kunden auf, wenn man durch einen normalen Passagier mehr über Aufenthaltsgenehmigungen erfährt als über die Fluggesellschaft. Vorallem die fehlende Wegbeschreibung wurde mir nachher zum Verhängnis.
Zustand der Maschine:
Trotz wackeligen Sitzen und eintropfendes Wasser an den Fenstern und der Ausfall der Bildschirme, hebte das Flugzeug wenigstens ab und landete auch sicher wieder in Moskau... Es gab keinen Luxus, aber das ist definitiv nicht das Haputkriterium der Bewertungen dieses Berichtes.
Service on board: Allgemein vorhanden und akzeptabel.
Ankunft in Moskau:
Bei der Ankunft in Moskau lief ich dank mangelnder Informationen ziellos am Flughafen herum, sodass ich keine Wahl hatte, als der Masse der Passagiere zu folgen, die zur Passkontrolle und zum Airport Ausgang ging. Ich fragte eine deutschsprechende Russin nach der Dienststelle für Anschlußflüge, und sie führte mich zu einem Grenzbeamten, der mir mit einer sehr fragwürdigen Freundlichkeit mitteilte, dass ich ein Visum benötigen würde (ich bemerke: Für einen Transitflug!!)Gehen wir nun zu den folgenden Servicekunststücken über:
Service:
Ich versuchte dem Herr (auch mit Hilfe der Frau) klarzumachen, dass ich nur für einen Transitaufenthalt in Moskau verweile, um direkt nach Baku zu fliegen. Die Antwort des Beamten manifestierte sich in eine ca. 3 stündigen Wartezeit am frühen Morgen. Danach teilte er mir mit, dass ich eine Strafe von 30 $ bezahlen müsste und dann nach Deutschland geschickt werde (o-ton Beamter!) Auch meine wiederholten Bemühungen ihm meine Situation klar zu machen, fruchteten nur kaltes Schulterzucken.
Was dies nun mit der Fluggesellschaft zu tun hat? Nun, NACHDEM ich die Strafe bezahlt hatte, kam ein Mitarbeiter von Aeroflot zu mir und sagte mir, dass ich meinen Anschlussflug nach Baku nehmen darf.
Nicht, dass mich es überrascht hätte, aber meinen geplanten Flug konnte ich durch insgesamt 5 Stunden Verzögerung nicht mehr erreichen und man sagte mir, dass ich bis zum Morgen auf dem Flughafen verweilen müsse, da ich ja auch ohne Visum nicht ins Land darf.
Ich möchte hier nebenbei anmerken, dass ich seit meiner Zugreise nicht eine Minute geschlafen hatte, da ich schon in Frankfurt aufgehalten wurde!!
Ich kämpfte mich von einer "Service"- Stelle zur anderen, um überhaupt irgendwelche Informationen zu bekommen. Eine der imposantesten Bemerkungen des Aeroflot Mitarbeiter war: "I do you a favour here! I don't have to do that!" (Ich tue Ihnen einen Gefallen, zu dem ich eigentlich nicht verpflchtet bin!) Ja, wer denn sonst!!!
Ich musste resigniert feststellen, dass mit diesem Angestellten nicht zu reden ist. Mein Wunsch war es entweder nach Baku oder nach Deutschland zu fliegen, so schnell wie möglich.
Ich erkundigte mich nach einem Hotel (diese Tortur des Erkundigens nahm wieder ca. 3 Stunden in Anspruch) und als ich endlich nach weiteren 6 Stunden ein Hotelzimmer bekam, schaute man mich bei der Frage nach Kostenerstattung nur verdutzt an: Die Firmenvertretung in Moskau hat nichts mit der deutschen Stelle zu tun. Ich sollte selbst bezahlen. In meine momentanen Ohnmacht (was den Mitarbeiten auch wohl bekannt war) hatte ich keine Wahl als selbst für die Nacht aufzukommen (90 $ für ein sehr durchschnittliches Hotelzimmer)
Auch wenn ich den Schlaf meines Lebens dort hatte, tröstet das wohl nicht über die kaum zu beschreibende Serviceunfähigkeit von Aeroflot hinweg.
Der Rest des Fluges verlief glücklicherweise unproblematisch und auch die Rückreise bereite keine Schwierigkeiten.
Trotzdem muss sich die Airline ernsthafte Gedanken über die Erfolgszukunft ihres Unternehmens machen, falls ökononischer Wachstum überhaupt in der Zielcharta erwähnt ist.
Das Resumeé:
180 $ Mehrkosten, ca. 33 Stunden ohnde Schlaf, entsorgungsreifer Service, bahnbrechende Unverschämtheiten, schamlose Ausnutzung,
Liebe Freunde, natürlich könnte das als ein Einzelfall betrachtet werden, aber leider war ich nicht der einzige mit diesem Schicksal.
Also bezahlen Sie lieber 50 € mehr und fliegen sie Lufthansa.
Ich möchte nur am Schluß erwähnen, das dieses Bericht in KEINSTER Weise eine Kriegserklärung an die russische Kultur ist, höchstens an Aeroflot. weiterlesen schließen -
Nur keine Sorge
Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Es gibt ja die weitverbreitete Meinung, so eine Fluggesellschaft sei nicht gut gemessen an unseren Masstaeben.
Ich habe da eine ganz andere Erfahrung gemacht. Ich flog von Frankfurt nach Delhi, Indien. Ueber Moskau zu fliegen war also kein grosser Umweg.
Die erste positive Ueberraschung kam kurz nach der Buchung. In der Buchungsbestaetigung stand Business Class. Es war tatsaechlich kein Fehler. Fuer den Preis einer Economy, die ich geglaubt hatte zu buchen, war ich in der Business Class gelandet. Mit dem dort ueblichen Komfort wie z.B. echter Lachs zum Essen, der Orangensft in Glaesern statt Plastikbechern.
Der Moskauer Flughafen ist nicht gerade sehenswert. Wenn eine Uebernachtung im Transithotel noetig ist, kann das ganz schoen nerven. Man fuehlt sich schon ein wenig mulmig. Nicht dass man schlecht behandelt wuerde, aber auch nicht gut. Es ist die Atmosphaere, die ein wenig kalt wirkt.
Die Flugzeuge, mit denen ich geflogen bin, machten von aussen und innen einen gepflegten Eindruck. Teilweise waren es neue Airbus, zum Teil russische Maschinen. Die Sitze waren zwar aus (Kunst?-)leder, aber sehr breit und bequem. Der Komfort auf der doch recht langen Reise war ok.
Und das zu dem Preis!
Gebucht hatte ich uebrigens ueber das Online-Reisebuero des Frankfurter Flughafens. weiterlesen schließen -
Mit Aeroflot nach Sibirien und Mittelasien
19.02.2002, 19:12 Uhr von
LoMei
Ich bin seit dem 25.11.2001 bei Yopi aktiv, aber nun gibt es einen neuen Anfang. Als ehemaliger ...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Nach Sibirien und in die Oasenstädte an der alten Seidenstraße führte eine unserer interessantesten Reisen. Sie liegt nun 10 Jahre zurück. Die Volkshochschule Landau hatte sie über die staatliche damals noch sowjetische Organisation Intourist geplant und in Zusammenarbeit mit Aeroflot durchgeführt.
INHALT
1. Von Frankfurt nach Moskau
2. Von Moskau über Omsk nach Irkutsk
3. Von Irkutsk nach Bratsk
4. Von Bratsk über Krasnojarsk nach Nowosibirsk
5. Auf den Flughäfen in Nowosibirsk
6. Von Nowosibirsk nach Alma Ata
7. Von Alma Ata nach Taschkent
8. Von Taschkent nach Buchara
9. Von Samarkand nach Moskau
10. Von Moskau nach Frankfurt
11. Fazit
1. VON FRANKFURT NACH MOSKAU
Es begann am 15. September 1990. Das Einchecken wurde trotz Überlastung des Schalterpersonals in der vorgesehenen Zeit abgewickelt. Beim Einsteigen gab es Verzögerungen. Auf dem Rollfeld stand ein Wagen mit unserem Gepäck. Es wurde abgeladen. Jeder musste seine Koffer identifizieren, woraufhin sie wieder aufgeladen und ins Flugzeug verfrachtet wurden. Ein Koffer blieb stehen, weil in Passagier krankheitsbedingt ausgefallen war. Die Klärung dieser Situation brachte Verzögerungen. Der Abflug des Großraumflugzeuges Iljuschin 86 sollte um 12:45 Uhr erfolgen. Um 14:30 Uhr ging es los. Wir saßen hinten. Die Sitze machten einen etwas reichlich lädierten Eindruck. Mein Sitz hatte keinen Gurt. Es war laut. Weil vor uns niemand saß, konnten wir unsere Beine hochlegen. Einige aus unserer Gruppe meinten, sie säßen in einem Seelenverkäufer.
Nach 2½ Stunden Flugzeit, d.h. um 17:00 Uhr erreichten wir den Flughafen Tscheremetjewo im Westen von Moskau. Die Uhr wurde um 2 Stunden auf 19:00 Uhr vorgestellt. Pass- und Zollabfertigung waren problemlos. In der Halle erwartete uns Ina, die in den nächsten 2 Wochen unsere Reiseleiterin sein würde. Weil das Gepäckförderband defekt war, musste ein Teil unserer Gruppe etwa 1 Stunde auf die Koffer warten. Den anderen wurde geraten, ihre Koffer eng zusammen zu stellen und einen dichten Kreis um sie herum zu bilden, damit niemand in Versuchung gebracht würde, einen an sich zu nehmen. Schließlich ging es mit dem Bus vom Flughafen nach Moskau hinein. Die Entfernung vom Flughafen bis in die Stadtmitte beträgt ungefähr 40 Kilometer.
Wir passierten unterwegs ein Denkmal, das die Form einer Straßensperre hat. Bis hierher waren im 2.Weltkrieg die deutschen Panzer unter General Guderian vorgestoßen, und hier begann der Rückzug der deutschen Wehrmacht.
2. VON MOSKAU ÜBER OMSK NACH IRKUTSK
Am nächsten Morgen wurden wir um 07:00 Uhr geweckt. Die Steckdose für den Rasierer ging nicht, aber die für den Staubsauger hatte Saft. Im Schnellverfahren wurde gefrühstückt. Beim Verlassen des Frühstücksraumes sahen wir, dass neben dem Tischbein des Nachbartisches eine tote Maus lag. Wir fuhren durch das am Sonntagmorgen nicht sehr geschäftige Moskau. Unterwegs fiel uns auf, dass Geschäfte und ein Markt geöffnet waren. Wir fuhren durch Trabantenstädte mit Hochhäusern zum Flughafen Domdjedowo. Er liegt 51 Kilometer südöstlich von Moskau.
Ina machte die Abfertigung für uns klar. Wir saßen, schlenderten und standen inzwischen in einem Warteraum herum. Es herrschte ein unheimlicher Schmutz. Eine korpulente Dame „putzte“ den Raum. Sie trug einen Eimer voll Schmutzwasser mit sich. Ab und zu tauchte sie einen Lappen hinein und wischte auf dem Boden zwischen den Bänken und Tischen herum. Das Wasser wurde nie gewechselt. Hin und wieder rückte sie die Möbel beiseite. Dann mussten die darauf schlafenden Fluggäste aufstehen.
Pünktlich um 11:00 Uhr startet unsere Maschine. Es ist eine Tupolew 154. Vor dem Start wurden über Mikrofon Sicherheitshinweise gegeben. Das Anschnallen wurde nicht kontrolliert. Ich saß am Fenster. Die Sonne brannte durch die Fenster herein. Draußen war es gleißend hell. Es sah aus, als wäre die Wolkendecke unter uns eine weiße Eis- oder Schneelandschaft, auf der große und kleine flauschige Wattebälle lägen. Ab und zu gab ein Loch in den Wolken den Blick frei auf eine flache Landschaft. Man sah Felder, Ortschaften und Straßen.
Nach 2½ Stunden Flugzeit landeten wir in Omsk. Wir stiegen aus und gingen über das Rollfeld. Es wehte ein kühler Wind. Man bat uns in das Flughafenrestaurant. Hier war eine 40 Minuten lange Pause vorgesehen. Um 15:30 Uhr ging es weiter. Omsk und der leuchtende Verlauf des Irtysch blieben unter uns zurück. Es ging durch die Wolkendecke hindurch in den strahlenden Sonnenschein zurück.
Nach einer Weile hörte die Wolkendecke auf. Unten lag offenes Land. Das musste die Taiga sein. Man sah Wasserläufe, Waldstücke, oft nur Baumgruppen, ebene Flächen, vielleicht Heide oder Moor. Dann kam ein größerer See. Und noch einer, der scheinbar in den ersten überging. Dann immer wieder kleine kreisrunde oder halbrunde Seen. Ganz selten Zeichen von Siedlungen. Dann schloss sich die Wolkendecke wieder, und der Blick nach unten war versperrt.
Um 16:20 Uhr wurde ein Päckchen Keks und eine Schale dünner Kaffee serviert. Draußen ging die Sonne unter. Zuerst wurden die Wolkentäler dunkel, nur die höher fliegenden Wolkenfetzen waren rötlich hell angestrahlt. Dann wurde die Farbe des Wolkenmeeres dunkelblau, fast blauschwarz. Der Himmel über uns und im Osten war dunkelblau und hinter uns hellblau. Es ging alles ganz schnell. Unter uns mochte Nowisibirsk am Ob liegen.
Die Wolken unter uns wechselten ihre Farbe in milchig blau. Über uns war es an der Horizontlinie dunkelblau und darüber hellblau bis grau. Dann kam eine Waschküche. Um 17:00 Uhr Bordzeit war es absolut dunkel. Hinter uns im Westen war am Horizont noch ein dünner hellblauer Streifen zu sehen. Kurze Zeit später war es ganz schwarz.
Um 17:45 Uhr landeten wir in Irkutsk. Es folgte wieder langes Warten, bis das Gepäck ausgeladen war. Dann wurde es kunstvoll in einen Bus verstaut, der uns zum Baikalsee brachte.
Dort verbrachten wir zwei herrliche Tage.
3. VON IRKUTSK NACH BRATSK
Für Irkutsk war leider nur ein Tag eingeplant und keine Übernachtung vorgesehen. Nach dem Abendessen im Hotel Intourist ging es mit dem Bus zum Flughafen. Unsere Gruppe wurde geteilt. Zwei Maschinen (Taiga-Jets mit 3 Triebwerken für 30 Passagiere) sollten uns nach Bratsk bringen. Zwei Drittel (23 Personen) flogen mit der ersten und ein Drittel (12 Personen) mit der zweiten Maschine Es handelte sich um kleine Düsenjets mit je 32 Sitzplätzen. Wir starteten um 21:00 Uhr. Als wir über die Wolken kamen, sah man im Westen gerade noch einen schmalen Streifen Abendrot.
Der sehr ruhige Flug dauerte 1 Stunde und 10 Minuten. Vor der Landung sah man von oben sehr gut die Lichter von Bratsk. Nach der glatten Landung fuhr uns ein Bus vom Rollfeld in das Flughafengebäude. Die ersten zwei Drittel unserer Gruppe begrüßten das letzte Drittel bei deren Ankunft mit lautem Hallo.
Im 40 km entfernten Hotel warteten wir recht lange auf das Gepäck. Als die Koffer schließlich eintrafen, waren die meisten Namensschilder nicht mehr dran.
In Bratsk gab es am 19.9.90 ein sehr gedrängtes Programm. Irgendwann zwischendurch wurde uns mitgeteilt, dass unsere Reisegruppe für den Weiterflug nach Nowosibirsk für ein Flugzeug zu groß sei. Deshalb wurde sie erneut geteilt. Ina sollte mit 9 Personen voraus fliegen. Die anderen sollten mit einem späteren Flugzeug nachkommen und konnten den Nachmittag noch in der Taiga bei Bratsk verbringen. Wir gehörten zum Voraustrupp.
4. VON BRATSK ÜBER KRASNOJARSK NACH NOWOSIBIRSK
Also fuhren wir 10 Leute unter Inas Leitung zum Flughafen Bratsk und starteten um 16:15 Uhr mit einer propellergetriebenen zweimotorigen Antonow 24. Wir saßen in der Mitte und hatten die Motoren draußen vor dem Fenster direkt neben uns. Es war ziemlich laut. Die Maschine vibrierte ganz anders als die Düsenjets. Um 17:15 Uhr landeten wir zum Auftanken in Krasnojarsk. Alle Passagiere verließen die Maschine und standen auf dem Rollfeld. Es wehte ein kühler Wind. In Bratsk hatte das Thermometer nachts -2°C angezeigt. Jetzt tagsüber lag die Temperatur bei 12 - 15°C. Nach 1¼ Stunden starteten wir wieder. Die Reisehöhe lag immer gerade über der Wolkendecke.
5. AUF DEN FLUGHÄFEN IN NOWOSIBIRSK
Um 19:35 Uhr landeten wir bei Nieselregen auf nasser Rollbahn in Nowosibirsk. Es war ungemütlich. Die Uhr wurde eine Stunde zurückgestellt. Im Flughafengebäude, das wie ein mittegroßer Bahnhof aussah, wurde unsere Ankunft mit etwas Verwunderung aufgenommen. Ina erkundigte sich nach unserem bestellten Abendessen und erfuhr dabei, dass wir uns auf dem falschen Flugplatz befanden. Zusammen mit der Flughafenleitung in Gestalt einer energischen und engagierten Dame mittleren Alters telefonierte sie in halb Russland herum. Wir bewachten indessen unser Gepäck und kauften uns in einer privat geführten Bar Gebäck und Wurst, die aussah wie der Schwartenmagen in der Pfalz. Die Sachen schmeckten gut. Ein Herr in unserer Reisegruppe hatte in sowjetischer Kriegsgefangenschaft russisch gelernt. Über ihn war es uns möglich, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Es war gut, einen zweiten Dolmetscher zu haben.
Irgendwann erschien Ina mit der Flughafenleiterin und berichtete, dass die Möglichkeit bestünde, mit einem Linienbus quer durch die ganze Stadt zu dem Flughafen zu fahren, auf dem wir hätten landen sollen. Also schleppten wir unsere Koffer aus dem Flughafengebäude, das wie eine Bahnhofshalle aussah, durch die Wasserpfützen über den Vorplatz zum Autobus und stapelten sie auf den hinteren Sitzen. An der nächsten Ecke war die erste Haltestelle. Dort warteten viele Menschen. Der Bus war sofort voll. Alle Sitzplätze waren besetzt und im Gang standen die Leute dicht an dicht. Zum Teil hingen sie halb über den Sitzenden. Die Fahrt durch die Stadt dauerte etwas über eine Stunde. An den Haltestellen gab es jedes Mal einen Kampf um die Tür. Aber dabei gingen alle sehr rücksichtsvoll miteinander um. Da der Schaffner vorne eingekeilt war, reichten die Neueingestiegenen ihr Fahrkartengeld von Hand zu Hand nach vorn. Fahrkarte und Wechselgeld wurden auf gleiche Weise zurück gereicht. Weinende Kinder bekamen von uns einen Drops oder etwas ähnliches. Eine Frau vor uns kam gerade von einem Besuch aus Alma Ata zurück und berichtete, dort lägen die Temperaturen bei 28°C. Ein Lichtblick.
Nach über einer Stunde kamen wir auf dem anderen Flughafen an und gingen in eine große Halle. Dort lagen überall Menschen auf Bänken oder auf einem Stück Zeitung am Boden und schliefen. Andere saßen zusammengekauert auf einer Bank oder irgendwo in einer Ecke. Es erinnerte mich etwas an eine Nacht im Januar 1945, die wir während unserer Flucht aus Pommern auf dem Bahnhof von Stettin verbracht hatten. In der Halle standen Gruppen beieinander, und in den Gängen drängelten ständig Menschen aneinander vorbei. Wir schleppten unsere Koffer in den Warteraum für den internationalen Flugverkehr. Dort waren wir Gäste von Tatjana und aßen frischgestrichene Wurst- und Käsebrote. Dazu gab es Kaffee. Tatjana weihte uns in die Geheimnisse der „Russischen Rechenmaschine“ ein und ließ uns mit den Kugeln auf der Drahtstange üben. Als wir den Frühstücksraum gerade verlassen hatten, gab es ein großes Hallo. Der Rest der Gruppe war angekommen. Wir tauschten unsere Reiserfahrungen aus. Die anderen staunten über unsere Erzählungen. Eigenartigerweise war im Flugzeug der zweiten Gruppe noch für fünfzehn Personen Platz gewesen.
Jetzt wurde mitgeteilt, dass in einem nahegelegenen Gästehaus für Aeroflot-Piloten 28 Schlafplätze für uns frei wären. Wir marschierten dorthin und wurden Männlein und Weiblein durcheinander in Vierbettzimmer eingewiesen. In den Zimmern war alles auf das einfachste eingerichtet. So etwas kannte niemand von uns. Die Toiletten waren in einem Zustand, den ich nicht beschreiben möchte.
Nach etwa 2 Stunden "Nachtruhe", es können auch 3 gewesen sein, ging es (20.9.90) zurück zum Flughafen. Dort ereignete sich das übliche: Warten, Koffer abgeben, warten, aufgerufen werden zur Körper- und Handgepäckkontrolle, durch die Sperre gehen, warten, Bus besteigen, zum Flugzeug gefahren werden, einsteigen, starten.
6. VON NOWOSIBIRSK NACH ALMA ATA
Ich bekam einen Fensterplatz. Draußen war es dunkel. Als die Wolken durchflogen waren, sah man, dass der Himmel im Osten rot wurde. Die Sonne schob sich langsam und dann immer schneller über den Wolkenhorizont. Die Wolkendecke war dicht. Es gab Frühstück in der Maschine. Langsam lockerte sich die Wolkendecke. Im Dunst wurde der Boden sichtbar. Unten lag welliges Land und links hohe Berge. Nach einiger Zeit wurden die schneebedeckten Berge (Hien Schan) der Grenze zu China sichtbar. Wir überflogen den Balchaschsee. Kurz darauf wurde die Landung in Alma Ata angekündigt. Es ging wie immer glatt hinunter.
Die Maschine kam nicht weit vom Gebäude für die internationalen Fluggäste zum Stillstand. Ein Bus brachte uns ins Hotel. Dort gab es noch einmal ein deftiges Frühstück. Es kann des guten auch einmal zu viel sein.
In Alma Ata erwartete uns ein ausgefülltes Tagesprogramm. Am Abend des selben Tages würde es weiter gehen.
7. VON ALMA ATA NACH TASCHKENT
Nach einem gemütliche Abendessen waren wir um 21:00 Uhr wieder wir auf dem Flughafen und um 22:30 Uhr hob die Maschine ab. Es war ein ganz großer Flieger.
Der Flug dauerte 1½ Stunden. Um 23:45 Uhr waren wir in Taschkent. Die Uhr wurde wieder eine Stunde zurückgestellt.
Draußen vor dem Flughafen war nun wirklich orientalisches Leben. Die Leute bewegten sich anders. Sie saßen im Kreis in der Hocke und redeten miteinander. Wir gingen im Gänsemarsch durch viele Menschen hindurch zu einem Busplatz. Keiner von uns hatte mehr das Gefühl in Russland zu sein. Mit uns war eine englische Gruppe angekommen. Nacheinander trafen wir im Hotel "Usbekistan" ein. Wir erhielten unser Zimmer und warteten dann ungefähr 2½ Stunden etwas genervt in der Halle auf unsere Koffer. Die Strapazen von zwei intensiv gelebten Tagen (Bratsk, Krasnojarsk, Nowosibirsk, Alma Ata, Taschkent) ohne richtige Nachtruhe waren jedem anzumerken.
8. VON TASCHKENT NACH BUCHARA
Nach einem wieder sehr ausgefüllten Tag in Taschkent (21.9.90) erfuhren wir beim Abendessen, dass die Abreise nach Buchara um einen Tag vorverlegt wird. Der Aufbruch am nächsten Morgen klappte fast nach Programm. Um 07:20 fuhren wir zum Flughafen. Dort erwartete uns das Frühstück. Es waren mehrere Tische für uns gedeckt. Der letzte Tisch bekam kein Brot mehr, aber was soll's. Es wurden eben Reste aus dem Koffer verzehrt.
Um 09:00 Uhr starten wir mit einer Propellermaschine. Der Flug dauerte 1 Stunde und 20 Minuten. Unter uns lag eine gelbbraune Wüstenlandschaft. Zweimal sah man einen aufgestauten See und manchmal eine kleine Siedlung. Dazwischen Bewässerungskanäle und Bewässerungsleitungen. Vor Buchara wurde es unten grün und die Besiedelung dichter. Das Bewässerungsnetz wurde ebenfalls dichter. Nach der glatten Landung gab es Applaus. Wir gingen durch einen Weinlaubengang vom Rollfeld, besteigen einen klimatisierten Bus und waren sehr schnell im "Hotel Intourist".
Nach einem sehr interessanten Aufenthalt in Buchara fuhren wir dann in einem Bus auf der alten Seidenstraße nach Samarkand. In beiden Städten wurde ein ausgewähltes Programm abgewickelt und trotzdem genügend freie Zeit für eigene Erkundungen gelassen. Es war eine tolle Zeit. Aber das ist eine eigene Geschichte.
9. VON SAMARKAND NACH MOSKAU
Am 27. September 1990 brachte uns ein Bus nach dem Abendbrot zum Flughafen.
Um 21:00 Uhr starten wir. Im Flugzeug gab es ein kleines Abendbrot und einen "Basar über den Wolken". Der Flug dauerte 4 Stunden.
Bei der Ankunft in Moskau (01:00 Uhr) wurde die Uhr 1 Stunde zurückgestellt. Also war es erst 00:00 Uhr. Nach der sehr zivilisierten Busfahrt in die Stadt und dem obligatorischen Einchecken wurde es 02:00 Uhr. So gegen 03:00 Uhr lagen wir im noblen Hotel "Kosmos" in den Betten.
Am folgenden Tage gab es interessante Begegnungen mit Moskau.
10. VON MOSKAU NACH FRANKFURT
Samstag, 29. September 1990 ging es mit einer Iljuschin 86 heimwärts. Es war ein herrlicher Flug. Wir überflogen Warschau und Prag. Über der Tschechoslowakei riss die Wolkendecke auf. Wir sahen Felder, kleine Dörfer, Fabrikschornsteine, manchmal Kühltürme. Etwa beim Überfliegen der tschechisch-deutschen Grenze ging die Maschine von 10 000 m herunter auf eine niedrigere Flughöhe. Unter uns waren die Windungen des Mains zu sehen. Im Norden guckten die Höhen des Vogelberges aus dem Dunst. Gegen 13:00 Uhr Moskauer Zeit landeten wir ausgesprochen weich in Frankfurt. Die Uhr wurde um 2 Stunden auf 11:00 Uhr zurückgestellt.
11. FAZIT
Das waren 2 sehr ausgefüllte Wochen mit vielen neuen Eindrücken. Wir haben viele Flugkilometer gemacht, einige Zeitzonen überschritten und die Aeroflot ein wenig kennen gelernt. Wir haben uns immer sicher gefühlt. Gewiss gab es beim Vergleich mit Lufthansa, KLM, British Airways oder anderen Linien, die wir kannten, Unterschiede. Die Inneneinrichtung war nicht immer in einwandfreiem Zustand und die Sanitäreinrichtungen oft ausgesprochen "gewöhnungsbedürftig", aber die Technik der Flugzeuge und das fliegerische Können der Piloten gaben zu keiner Zeit Anlass zur Besorgnis. Alle, die dabei gewesen sind, denken gerne an diese Zeit zurück.
Inzwischen gibt es die Sowjetunion nicht mehr. Wer diese Reise heute machen möchte, müsste viele Grenzen überschreiten und hat es mit selbständigen Staaten zu tun.
Wer das nicht scheut, wird viele interessante Dinge sehen und Ungewohntes erleben. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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Informationen
Die Erfahrungsberichte in den einzelnen Kategorien stellen keine Meinungsäußerung der Yopi GmbH dar, sondern geben ausschließlich die Ansicht des jeweiligen Verfassers wieder. Beachten Sie weiter, dass bei Medikamenten außerdem gilt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
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