Pro:
recht günstig, zentral gelegen
Kontra:
heruntergekommen, dreckig, schlechte Matrazen
Empfehlung:
Nein
Für unseren Aufenthalt in Köln benötigten wir eine Übernachtungsmöglichkeit, welche möglichst Zentral gelegen sein sollte und dennoch recht Preiswert, also bereits ein Wiederspruch in sich, zumindest für eine Großstadt wie Köln. Das zweite Problem war, dass wir nur eine Nacht bleiben wollten, wo sich ja viele Hotels oder Pensionen bereits weigern, weil sich der Aufwand einfach nicht lohnt.
Wir bekamen dann eine Empfehlung für das „Backpacker’s Hostel Station“, welche auch im Internet vertreten sind. Die Bilder dort sahen ganz annehmlich aus und so buchten wir ein Dreibettzimmer für eine Nacht. Preislich war es echt in Ordnung, wobei wir für die Bettwäsche zwar noch extra bezahlen mussten, aber trotzdem bezahlten wir pro Person lediglich 20 Euro, was bei der zentralen Lage meiner Meinung nach recht günstig ist.
Das Hostel ist gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und von der S-Bahnstation vielleicht zweihundert Meter entfernt, welche wir per pedes zurücklegten. Ein optischer Blickfang ist es von außen nicht gerade, aber wir wollten uns nicht so schnell entmutigen lassen, denn schließlich sind ja die inneren Werte wesentlich wichtiger.
Die Rezeption befindet sich in einer Kneipe, gleich neben der Unterkunft, dort machte sich ein etwas unangenehmer Geruch breit und da die Küchentür gerade offen stand verriet mir ein kurzer Blick sofort, dass ich hier keine Mahlzeiten zu mir nehmen werde, zumindest nicht, ohne sie zuvor mit mindestens 60-prozentigem Alkohol zu desinfizieren.
Die Anmeldung verlief problemlos, die Rechnung mussten wir im Voraus bezahlen und für den Zimmerschlüssel wurden 10 Euro Pfand verlangt, welche wir aber bei der Abreise zurück erhielten. Uns wurde noch mitgeteilt, dass wir das Zimmer bis spätestens um elf räumen sollten, aber am Sonntag wäre es auch kein Problem, wenn wir etwas länger bräuchten.
Mit etwas reduzierten Erwartungen machten wir uns dann auf, unser Zimmer zu suchen, welches sich im angrenzenden Gebäude im zweiten Stock befand. Daher wollte ich den Fahrstuhl benutzen, doch Steffi und Claudia wehrten sich vehement dagegen, weil sie nicht das ganze Wochenende in einem stecken gebliebenen Fahrstuhl verbringen wollten, wofür ich bei genauerem Betrachten desselben auch sofort Verständnis aufbrachte und wir liefen die etwas maroden Treppen hinauf.
Nach öffnen der ersten Tür stellten wir fest, dass es sich um eine zwei Zimmerwohnung jedoch ohne Küche handelt und wir mussten das Bad, auf welches ich später noch zu sprechen komme also mit fremden Personen teilen. Unser Zimmer hatte aber zumindest eine eigene Tür mit einem etwas eigenwilligen Schloss.
Der erste Blick in das Zimmer lies uns dann schnell auf den Boden der Erwartungen zurück sinken, ich meine was wollten wir schon erwarten für zwanzig Euro. Das modernste waren noch die Bettgestelle, Modell Ikea rustikal. Den ersten Schock bekam ich dann beim Betrachten der Matratze und der Bettdecke, welche vermutlich mal weiß waren, jetzt aber in einem dunklen Grauton mit diversen, unregelmäßigen Wellenmustern in einem noch dunkleren grau erstrahlten, mir lief ein kalter Schauer den Rücken herunter.
Sofort machten wir uns auf die Suche nach der Bettwäsche, um uns von diesem Anblick zu befreien. Im Schrank wurden wir dann auch fündig, dort lagen etwas zusammengeknüllt und unsortiert Bettlaken und Bezüge. Ein genaueres Betrachten lies uns dann aber zu dem Entschluss kommen, dass diese wohl nicht mehr ganz jungfräulich waren. Eine Nachfrage an der Rezeption brachte uns zu der Erkenntnis, dass uns die Bettwäsche später noch geliefert werden sollte, wir mussten den Anblick der Matratzen also weiterhin ertragen.
Sonst war das Zimmer für ein Hotel typisch funktionell eingerichtet, für jeden war ein Nachtkästchen vorhanden und im Schrank ausreichend Platz, welchen wir aber nicht beanspruchten, da es ja glücklicherweise nur für eine Nacht war. Der Teppich war wohl schon längere Zeit nicht mehr gesaugt worden, was mich zu der Überlegung brachte, ob ich mir hier vielleicht als Staubsaugervertreter ein kleines Zubrot verdienen könnte, aber die Idee lies ich dann wegen mangelnder Kompetenz meinerseits doch wieder fallen.
Wir hatten sogar einen kleinen Balkon, von welchem wir einen hervorragenden Ausblick auf einen idyllischen Hinterhof hatten, in diesem lagerten diverse Müllsäcke und sonstiger zahlreicher Unrat. Der Blick auf den Rhein wurde leider durch ein Gebäude versperrt. Schnell verschlossen wir also die Balkontür wieder, bevor irgendwelche hier eventuell ansässigen Gnome und Kobolde sich über unser mitgebrachtes Reisegepäck hermachen konnten.
Da wir die Innenstadt noch erkunden wollten konnten wir die Lieferung der Bettwäsche leider nicht abwarten. Das Schloss in der Tür lies sich erst nach Androhung massiver Gewalt davon überzeugen, unser Zimmer vor ungebetenen Gästen zu schützen, sprich ich musste die Tür recht stark gegen die Türzarge ziehen, bis es einrastete.
Nach etlichen Stunden, welche wir in der Kölner Innenstadt und beim Stammtisch im Haxenhaus mit einigen Bierchen verbrachten kehrten wir dann so gegen zwei Uhr Nachts in unser Hostel zurück, wir hatten bereits Notfallpläne ausgearbeitet, für den Fall, das die Lieferanten der Bettwäsche in einen Hinterhalt geraten waren, denn wir hätten in keinem Fall auf diesen schmuddeligen Matratzen geschlafen ohne geeignete Überzüge. Um die Spannung zu erhalten machte ich mich aber zunächst einmal auf ins Bad, denn ich musste dringend mal kurz für kleine Jungs.
Doch der Harndrang lies schlagartig nach, als ich das Bad erblickte. Die Fliesen, welche vermutlich einmal an den Wänden klebten lagen aufgestapelt neben der Badewanne, deren ursprüngliche Farbe sich nur noch erahnen lies. Wie die meisten Badewannen hatte diese vermutlich einmal eine Glasur aus weißem Emaile welche jetzt aber von einer dunklen Schutzschicht überzogen war. Ein Anthropologe hätte hier sicherlich sein Freude dran gehabt. Über der Badewanne hing eine Hose, welche vermutlich von unseren Nachbarn dort zum trocknen aufgehängt wurde, mutiger Junge kann ich dazu nur sagen, ich hätte in diesem Bad keine Kleidungsstücke deponiert, da diese Gefahr liefen bereits nach kurzer Zeit ein Eigenleben zu entwickeln. Selbst die zahlreichen Biere verloren augenblicklich ihre Wirkung und beim Wasserlassen war ich dann doch froh, zur Gattung der Stehpinkler zu gehören.
Bei Rückkehr ins Zimmer konnte dann wenigstens die schlimmste Befürchtung beigelegt werden, denn die Bettwäsche war im benötigten Umfang vorhanden und dieses Mal auch gereinigt, von einigen hartnäckigen Flecken mal abgesehen. So bezogen wir dann Nachts um zwei unsere Betten, was nicht ganz unproblematisch war, denn Steffi hatte zwei Bettlaken und ich dafür zwei Bezüge für die Decke, welche ich verzweifelt versuchte, als Bettlaken zu missbrauchen. Wir kamen dann zu der Einsicht, Bettlaken gegen Bettbezug zu tauschen und jetzt konnte auch bei mir diese widerliche Matratze unter einem weißen Bettlaken verschwinden.
Nachdem wir dann noch den Rollladen herunterließen, der sich leider auf halbem Weg verklemmte konnten wir uns dann endlich zur Ruhe betten, dachte ich zumindest. Die Federn der Matratze konnte ich deutlich spüren, sie suchten unbarmherzig ihren Weg um mich von meinem Weg zum Schlaf abzuhalten und so versuchte ich eine möglichst schmerzfreie Position zu finden, was sich aber als recht schwierig herausstellte, denn der Seegang der Matratze war unglaublich. Ich hatte ja auch schon in einem Wasserbett geschlafen, aber dagegen war diese Matratze wie ein stürmischer Orkan. Ich musste also auch noch darauf achten, keine Resonanzen auszulösen, welche mich unweigerlich aus dem Bett befördert hätten. Inzwischen waren auch unsere Nachbarn zurückgekehrt und gaben ihr Bestes, damit ich nicht in meinen wohlverdienten Schlaf versinken konnte, indem sie mehrfach die Badezimmertür öffneten und diese wohl vom Anblick schockiert wieder zuschlugen.
Vollkommen übernächtigt machte ich mich dann am nächsten Morgen zu einer weiteren Exkursion ins Badezimmer auf, um mich mit einer Dusche wenigstens etwas zu erfrischen. Um einen Kontakt meines Handtuchs mit der Umgebung möglichst gering zu halten legte ich es nur auf die Kante des Waschbeckens. Den nicht mehr ganz neuen Duschvorhang schob ich vorsichtig beiseite und achtete darauf, den Hautkontakt auf ein Minimum zu begrenzen, denn ich wollte die jahrzehntelang aufgebaute, wasserabweisende und inzwischen vermutlich aus organischem Material bestehende Hülle keinesfalls zerstören. Der sich über mich ergießende Wasserstrahl könnte von der Menge und der Temperatur her mit einem Strahl aus Urin verglichen werden, aber darüber wollte ich nicht genauer nachdenken.
Nachdem wir denn alle unsere Dusche genossen hatten wollten wir das Zimmer möglichst schnell verlassen, nicht weil es uns missfiel, aber wir hatten Hunger und wollten frühstücken. Steffi und auch ich wurden in der Nacht von irgendwelchen Tieren heimgesucht, meine Kenntnisse der Fauna reichen aber leider nicht aus, um die Spezies genau zu bestimmen, aber ich war schon froh, mir zumindest keine Krätze eingefangen zu haben und es sind auch eine Jahr später keine bleibenden Schäden zu bemerken. weiterlesen schließen
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