Pro:
Technisches Denkmal in wunderbarer Lage
gut zu erreichen
Kontra:
nichts
Empfehlung:
Ja
Jetzt, wo alle Welt vom Brückenstreit um die Waldschlösschenbrücke spricht und über den, für meine Begriffe grundhässlichen, Entwurf der Brücke diskutiert, möchte ich über das Blaue Wunder einen Bericht schreiben.
Diese am 11. 7. 1893 eingeweihte Brücke zwischen Blasewitz und Loschwitz war damals ein technisches Wunder und super modern. Zunächst hieß sie „König-Albert-Brücke“. Allerdings überspannt sie die Elbe und damit das Elbtal an einer schmalen Stelle und nicht wie die neue Brücke an einer der breitesten Stellen.
Warum heißt sie nun das Blaue Wunder?
Einmal wegen ihres Anstriches!
Bis vor Kurzem dachte ich auch, dass sie ursprünglich grün war, und im Laufe er Zeit die gelben Pigmente verlor und so zu einer blauen Brücke wurde. Eine schöne Legende, die aber leider wohl nicht stimmt, wie ich in einem Artikel dazu in einer Dresdner Zeitung lesen musste. Schade, denn alle fanden das sehr interessant.
Das eigentliche Wunder war das Bauwerk selbst. Sie besitzt im Fluss keinen Pfeiler und überspannt die Elbe in einer Lange von 141,5 m. Die Menschen hatten damals Angst, dass sie nicht stabil genug wäre. Deshalb wurde bei der Einweihung eine Belastungsprobe durchgeführt. Es befanden sich damals auf einmal auf der Brücke.
drei Dampfwalzen gezogen von Pferden,
drei steinerne Straßenwalzen,
drei mit Steinen und Schiffsankern beladene Straßenbahnwagen mit Gespannen,
drei gefüllte Wassersprengwagen,
einen vollbesetzten zweispännigen Pferdebahnwagen,
mehrere Kutschwagen,
eine Kompanie des Dresdener Jägerbataillons und
150 Straßenpassanten.
Als sich dabei die Brücke kaum senkte, fasste die Bevölkerung Mut und nutzte die Brücke rege.
Die Architekten Claus Köpke und Hans Manfred Krüger konstruierten die 3500 t schwere Stahlkonstruktion. Ihre Gesamtlänge beträgt 226 m. Zunächst war sie 12 m breit. Die beiden Gehwege wurden erst später zugefügt. Die Pylonen sind ab Oberkante des Pfeilers ungefähr 24 m hoch.
Bis zur Eröffnung der Brücke überquerte man die Elbe mit einer Fähre. Dafür musste man natürlich bezahlen. Wenn nun jemand gedacht hatte, dass er dieses Geld nun sparen konnte, hatte er sich allerdings geirrt. Es wurde ein Brückenzoll erhoben:
zwei Pfennig von jedem Fußgänger, Straßenbahnfahrgast, Rad- und Kraftfahrer
zehn Pfennige für Zugtiere
zwanzig Pfennig für Kraftfahrzeuge.
Bis 1923 musste man diese Preise zahlen.
So kamen die Baukosten von 2,25 Millionen Goldmark und die Kosten von 57000 Mark für den Farbanstrich wieder rein.
Später wurde sogar ein Überschuss erwirtschaftet, der dann für die Stützmauer an der Schillerstraße verwendet wurde. Deshalb wurde sie „Zwee-Pfeng-Mauer“ im Volksmund genannt.
Das Blaue Wunder hat als einzige Dresdner Elbbrücke den 2. Weltkrieg unbeschadet überstanden, weil mehrere Männer unabhängig voneinander die Sprengung verhinderten. Dazu gibt es immer wieder neue Vermutungen und „Entdeckungen“.
So lange ich denken kann, befindet sich am Brückenkopf in der Nähe des Café Toscana eine Gedenktafel für zwei Männer, Erich Stöckel (1893-1964) und Paul Zickler (1884-1964), die unabhängig voneinander ihr Leben zur Rettung der Brücke nachgewiesenermaßen eingesetzt hatten. Sie haben jeweils die Leitungen durchgeschnitten oder Verbindungen gelöst. In den 60er Jahren gab es dazu ein Kinderbuch, was mich damals sehr beeindruckt hat.
Früher fuhr die Straßenbahn bis Pillnitz über das Blaue Wunder. An 1985 wurde der Straßenbahnverkehr eingestellt. Seitdem fahren Busse nach Pillnitz und Bühlau. Um die Tragfähigkeit weiter zu gewährleisten, besteht eine Begrenzung von 15t und eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h.
Das Blaue Wunder muss man als Tourist gesehen haben. Von vielen Standpunkten ergibt sich ein sehenswerter Blick. So erblickt man sie von der Terrasse des Schloss Eckberg in der Ferne. Kommt man auf dem Elberadweg zur Brücke, erlebt man sie in ganzer Schönheit. Imposant ist es auch unter ihr durchzufahren oder zu spazieren.
Immer wieder finde ich es beeindruckend mit dem Auto oder zu Fuß über die Brücke zu fahren bzw. zu gehen.
Ein besonderes Erlebnis ist eine Fahrt mit der Schwebebahn. Dabei schaut man auf die Brücke hinab.
Von der Stadtmitte gelangt man mit Straßenbahn 12 und vom Neustadter Bahnhof mit der Linie bis zum Schillerplatz. Mit dem Bus kommt man von der Stübelallee (Großer Garten) mit Linie 83, sowie ab Zwinglistraße mit der Linie 61 in ca. 15 Minuten zur bzw. über Brücke.
Neben der Rolle einer Sehenswürdigkeit ist das Blaue Wunder auch eine wichtige Verbindung zwischen Blasewitz und Loschwitz. So gelangt man nach Pillnitz und nach Bühlau zur Heide und zur B6 in Richtung Bischofswerda. Es ist die einzige Brücke zwischen der Albertbrücke, die zum 26-er Ring in den Dresden gehört, der die Innenstadt begrenzt, und Pirna.
Damit wären wir wieder beim Bau der Waldschlösschenbrücke, die das Blaue Wunder sicher entlasten würde. Allerdings könnte diese Entlastung auch ein Tunnel bzw. eine elegantere nicht so dominante Brücke ermöglichen.
Ich verbinde mit dem Blauen Wunder viele Erinnerungen und möchte, dass sie uns noch lange erhalten bleibt. weiterlesen schließen
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