Pro:
Service, Sauberkeit, Puenktlichkeit
Kontra:
Flotte nicht mehr ganz frisch, Preise z.T. recht hoch
Empfehlung:
Ja
Liebe Ciao-Gemeinde, so live wie ich diesen Bericht schreibe gibt es wohl sonst kaum einen Airline-Bericht. Ich sitze am Osloer Flughafen und warte darauf meinen verspäteten SAS-Flug nach München anzutreten, je nachdem wie lange sich die Verspätung hinzieht, desto mehr/weniger gibt’s dann direkt aus dem Flieger. Aber genug der Vorrede, im nachfolgenden Bericht habe ich versucht, euch alles Wissenswerte über das Scandinavian Airline System (=SAS) zusammenzustellen.
Unternehmen
Das/die SAS ist ein halb-staatliches Unternehmen, das ursprünglich die Luftfahrt innerhalb der skandinavischen Länder Dänemark, Norwegen und Schweden vereinfachen sollte, mittlerweile ist daraus ein gemessen an Größe der Länder durchaus ansehnlicher Konzern geworden, zu dem nicht nur diverse kleinere Airlines gehören (z.B. Braathens), sondern der auch Mitglied in der Airline-Gruppe „Star Alliance“ ist, dem bekanntermaßen auch die Lufthansa angehört. Somit können auch mit der Vielflieger-Karte „Miles+More“ Meilen gesammelt werden.. Allerdings erweist sich das Unternehmen, ähnlich wie die Lufthansa als sehr schwerfällig und teuer, sodass man der momentan auch im skandinavischen Raum stark wachsenden Billigkonkurrenz relativ hilflos gegenüber steht. Nicht das erste Mal in seiner Geschichte steht SAS so vor ernsten wirtschaftlichen Problemen, und es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt.
Flugnetz
Es wird kaum überraschen, dass der Schwerpunkt des Netzes auf intra-skandinavischen bzw. Inlandsflügen innerhalb der skandinavischen Länder liegt, also Verbindungen beispielsweise Kopenhagen – Stockholm oder Oslo – Bergen. Diese Verbindungen werden bis zu 10 Mal täglich bedient. Etwas weniger oft, aber wohl noch bis zu 3mal täglich werden diverse europäische Ziele bedient, angefangen bei Helsinki über Warschau, Paris, London oder nach Madrid, um nur die wichtigsten zu nennen. Selbst Ziele in Fernost und Nordamerika fehlen nicht, wobei diese nur von Kopenhagen und Stockholm direkt erreichbar sind, aber das nur nebenbei. Hauptsächlich interessant dürften wohl die Verbindungen von/nach Deutschland sein. Auch hier kann man das Angebot als zufrieden stellend bezeichnen, von Hamburg, Berlin, Frankfurt, München, Düsseldorf werden die drei Drehkreuze Kopenhagen, Oslo und Stockholm täglich (z.T. mehrfach) angeflogen. Wie viele der Europa-Flüge werden auch diese Verbindung im „Code-Share-Verfahren“ bedient, d.h. der Flug wird von einer Star-Alliance-Airline durchgeführt und nicht zwingend durch die SAS selbst, also beispielsweise in Deutschland durch die Lufthansa. Insgesamt lässt sich das Angebot als sehr gut angemessen bezeichnen, die Möglichkeit von/nach Deutschland in die skandinavischen Länder zu fliegen sind sehr gut, auch die Weiterreise innerhalb Skandinaviens ist gut möglich, die internationalen Angebote sind wohl weniger interessant, das würde man dann wohl doch eher von Deutschland aus direkt erledigen
Flotte / Sicherheit
Durch die Vielschichtigkeit des Flugnetzes ist auch die Flugzeugflotte, sie verfügt über, , diverse Airbus-Modelle (340, 330, 321), Boeings (737, 767) MD’s (81, 82, 87, 90), die mit den Turbinen am Heck - Vorsicht laut - sowie für die eher regionalen Ziele über einige Fokker und De-Havilland-Propellermaschinen, die allesamt einem einheitlich optischen Auftritt folgen weiß/grau als Grundfarbe, blaue Heckflossen und rot lackierte Turbinen – na ja...Mit einem Alterdurchschnitt von über 7 Jahren ist die Flotte nicht mehr ganz taufrisch, das merkte man dann auch mal im Innenraum, wo die Polster teilweise etwas abgenudelt aussahen. Sicherheitsrelevant dürfte das allerdings nicht sein, jedenfalls strahlen die Maschinen sonst das von einer so großen Airline zu erwartende Sicherheitsgefühl aus. Das bringt der Airline auch bei diversen Rankings, die ich im Netz recherchiert habe, Spitzenwerte ein. Der einzige schwere Unfall in der letzten Zeit, leider nicht allzu lang her, in Mailand, war auf das Bodenpersonal zurückzuführen und weder auf schlechte Wartung des SAS-Flugzeuges noch auf Fehler der Bordbesatzung! Auch die oft im Verkehr mit Deutschland eingesetzten Boeing 737 gelten als sehr zuverlässige Flugzeuge, also „don’t worry“ ! Der Sitzabstand wechselt natürlich je nach Maschine, war mir aber in den 737 etwas schmal – ich bin aber auch eine größenmäßige Randgruppe (1,90), also heißt das nix ;) Ich denke die Sitzabstände sind branchenüblich, also nicht grade luxuriös, aber auch nicht zu kurz. Die Sicherheitspräsentation wird professionell, entweder deutsch/englisch oder skandinavisch/englisch abgehalten, zusätzlich wird in der jeweils nicht verwendeten Sprache ein Tonband mit den Sicherheitshinweisen abgespielt – auch wenn ich mittlerweile kaum mehr zu hören, kann ich das nur begrüßen, bei den Billig-Airlines wird man bisweilen entweder regelrecht missioniert (ja brav zuhören, sonst...) oder die Crew kichert sich den Frust von der Seele, was ich auch für unpassend halte. Kurzum, SAS nimmt die Sicherheit seine Passagiere ernst!
Buchung / Preise
Die Buchung kann über die bekannten (Online-)Reisbüros getätigt werden oder die Firmen-Homepage, was dann allerdings eine Anmeldung und mindestens englische Sprachkenntnisse voraussetzt, was ich persönlich nicht tragisch finde, aber wenn es doch einfacher geht und vor allem nicht teurer ist, ist es ja eigentlich eine leichte Entscheidung. Ich habe sowohl als auch gebucht, und es war durchweg unkompliziert und die Abwicklung problemlos. Auch hier jedoch wieder ein Grund für eine Buchung daheim: da alle SAS-Länder Euro-Ausland sind, verlangen viele Kreditkartengesellschaften eine Gebühr (etwa 1-2 %) für den Einsatz. Was nicht weiter tragisch klingt, aber da SAS eher in der mittleren bis oberen Preisregion spielt, kommt dann doch schnell ein Betrag zusammen, den man eher sparen wollen würde. Apropos Preise, die sind gerade von Deutschland aus mangels Konkurrenz als saftig zu bezeichnen. Ist die billigste Kategorie von München nach Oslo ist mit 6 Wochen fester Vorbuchung noch mit etwa 200 EUR noch durchaus erschwinglich, wachsen sich diese Preise zu sehr Monatslohn-ähnlichen Größen aus, da geht’s dann entweder für massive 500 EUR an den Start, oder eben gleich für 1600 EUR, wer absolut zu spät dran war. Wer sich diese Preise leisten mag und kann, frag ich mich. One-Way-Flüge sind dabei keine Ausnahme, die sind ab 900 EUR für die Strecke zu haben, und das selbst wenn man ganz früh bucht, also lieber Hin-und-Rück kaufen und verfallen lassen. Kleinere Pluspunkte sind die schon erwähnte Möglichkeit Bonus-Punkte sammeln zu können, und auf manchen Strecken Jugend- bzw. Studententarife – aber wirklich hilft das auch nicht. Die Preise sind konkurrenzlos, im wahrsten Sinne des Wortes – ohne den Druck der Konkurrenz gibt es auch keinen Grund die Preise klein zu halten. Einzig Ryanair bietet am Hahn täglich einige Alternativen, aber von München oder Hamburg aus gibt es keinen Ausweg. Wenn ihr allerdings (auch) intra-skandinavische Verbindungen sucht, gibt es einige Alternativen, die ins Auge gefasst werden sollten (Norwegian, Sterling, Snowflake, Nordic), wo es dann einiges zu sparen gibt.
Service / Pünktlichkeit
Einen richtigen Vergleich traue ich mir kaum zu, da ich vor meinen Flügen mit SAS lange Zeit nur mit Charter- und Billigairlines unterwegs war. Da ist es schon eine Wohltat, wenn man bei der Buchung etwas zuvorkommend behandelt wird, man einen festen Sitzplatz aussuchen kann (siehe meine Körpergröße...), und auch beim (Über-)Gepäck mal die blauen Nordmann/-frau-Augen zugedrückt werden (eigentlich nur 20 kg und 8kg Handgepäck). Der Service an Bord war meistens ehr nordisch geprägt, etwas zurückhaltend, aber gegebenenfalls sehr hilfsbereit. Zeitungen (deutsche, skandinavische, auch englische) liegen entweder am Gate aus oder werden beim Boarding gereicht. Auch kann man selbst bei kürzeren Flügen mit einem Snack rechnen, bei längeren sogar mit einer (wie immer bescheidenen) Mahlzeit und sogar 2mal (!!!) Getränkeservice, inklusive alkoholischer Getränke – das ist ganz schön was wert, bei den Preisen in Norwegen (auch DK und SE, wenn auch nicht so schlimm)! Mir reicht das, längere Flüge als 3 Stunden habe ich nicht mit gemacht, aber ich denke, dass sich das etwa so verhält wie im Kurzstreckenverkehr. Weiterer Pluspunkt für den Service: die Sauberkeit, da gab es keine Beanstandungen, keine klebenden Kaugummis, keine zerknüllten Zeitungen, so wünscht man sich das, auch in Zeiten enger Flugpläne! Das Personal spricht übrigens längst nicht mehr so selbstverständlich deutsch wie man von den Skandinaviern gerne behauptet, wenn also der Flug von SAS betrieben wird, ist Englisch durchaus hilfreich.
Pünktlichkeit ist immer so eine Sache, hängt sie doch von vielen Faktoren ab (Flughafen, Verkehr, Passagiere), doch war ich soweit immer zufrieden. Wenn sich die Airline hier vielleicht nicht wesentlich von der Billigkonkurrenz absetzen kann, hat sie doch entscheidende Vorzüge im Umgang mit Verspätungen. Wer ohne Getränke mal 5 Stunden Verspätung mit der Ryanair erlebt hat oder gar Flugabsagen, weiß, was ich meine. SAS hat bei „delays“ immer gut reagiert, einmal verzögerte sich der Start ewig, und nach kurzer Zeit kam die Stewardess mit einem Tablett voller Getränke und Snacks, ein anderes Mal wurde mein Flug kurzerhand (und kostenlos!) umgebucht, als ein Verbindungsflug nicht mehr zu erreichen war. Kurz gesagt, die Airline ist vergleichsweise pünktlich und im Verspätungsmanagment klasse – mehr kann man heutzutage (leider?) nicht erwarten!
Fazit
Unverzichtbar für alle eilige Skandinavien-Reisenden, weil als einzige Airline mit breitem Angebot in dieser Region vertreten. Hat keine gravierenden Schwächen, konnte aber auch nicht restlos überzeugen – 4 Sterne!
Infos/Buchung
www.scandinavian.net
www.lufthansa.com
Bei weiteren Fragen, bitte ins GB oder als Kommentar, vielen Dank! weiterlesen schließen
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