Sexuelle Belästigung Testberichte

Tests und Erfahrungsberichte

• AUS DER SICHT EINES MANNES...

  

  06.05.2006, 21:00 Uhr von
  BelgiumKing
  Schlechte und persönliche Abwertungen? Immer von EINER Person? Noch offensichtlicher und peinlich...

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  AUS DER SICHT EINES MANNES...
  
  
  Männer werden in der Tat auch sexuell belästigt. Aber das hat sicher Seltenheitswert. Dennoch mir ist es nie passiert ist auch dies ebenso fragwürdig wie Übergriffe auf Frauen und Jugendliche. Noch mehr, wenn es Kinder betrifft !!!
  
  Mich motiviert zu diesem Bericht auch eine Form trauriger Erfahrung mitzuerleben, wie es primär jungen Frauen erging, mit denen ich beruflich im Kontakt war. Vorweg muss ich erklären, dass sich diese Erfahrungen vor allem aus meiner Zeit als Ausbildungsberater der IHK Köln fokussieren.
  
  Dazu eine kurze Erklärung: ein Ausbildungsberater ist dazu da, das Berufsbildungsgesetz zu prüfen, dass es in Ausbildungsbetrieben eingehalten wird. Oder er ist dazu da, zu prüfen, ob ein Betrieb die Ausbildungsbefugnis erhält. Er ist zudem Vermittler bei Problemen zwischen Betrieb und Azubi.
  
  Aber er ist vor allem auch dazu da, für Auszubildende und ihrem Kummer Ansprechpartner zu sein.
  
  Und hier fängt das erschreckende Problem >>Sexuelle Belästigung<< an.
  
  
  Fall No. 1
  
  Er landete nicht auf meinem Tisch, sondern bei einer ungeheuer engagierten Kollegin: ein männlicher Auszubildender kurz vor seiner Abschlußprüfung vertraute sich dieser Ausbildungsberaterin an. Er war in einem Betrieb beschäftigt, deren Inhaber schwul war. Das störte grundsätzlich niemanden in einer toleranten Gesellschaft, denn über sexuelle Vorlieben zu urteilen, ist einfach nicht mein Ding. Nur... dieser Mensch war in seiner Triebhaftigkeit so unkontrolliert, dass er sich an männlichen Azubis körperlich verging.
  
  Die Kollegin bereitete mich darauf vor, mit als Zeuge zu einem Termin zu gehen. Was wir aber so absurd ich das finde brauchten, war eine schriftliche Bezeugung des jungen Mannes. Er hatte ja sogar einen anderen Ex-Azubi aufgetan, der auch mißbraucht worden war. Und plötzlich machte er einen Rückzieher. Der Ausbilder hatte Wind von der Aktion wie auch immer bekommen und dem Azubi gedroht, dass er seine Lehre abbrechen muss.
  
  Also erhielten wir keine >>brauchbare<< Ausage (im Sinne des Aktivwerdens), obwohl wir alles in die Wege geleitet hatten, dass er zur Prüfung zugelassen worden wäre !!!
  
  
  Fall No. 2
  
  Dieser Fall geht mir besonders an die Nieren !!! Ich musste Termine absagen, und es war richtig !!! Plötzlich standen zwei junge Frauen bei mir im Büro eine junge Polin und eine Deutsche. Sie berichteteten über enorme sexuelle Belästigungen. Wobei und das ist nicht entscheidend gab es keine körperlichen Annäherung. Aber sie wurden seit fast zwei Jahren mit Sprüchen des Chefs und eines Abteilungsleiters wie
  
  >>Trägst Du eigentlich einen Slip unter dem Rock?<< oder
  
  >>Dich von hinten f*** und an deinen Titten spielen muss geil sein.<< oder
  
  >>Ich kann deine Muschi riechen.<< oder
  
  >>Ihr beide solltet mal auf unseren Messen Tabledance machen.<< oder
  
  >>Ist deine Muschi eigentlich rasiert?<<
  
  
  Man bedenke, dass es noch viele Beispiele gab, die die beiden jungen Damen nannten. Sie waren vollkommen verzweifelt. EINE hatte mittlerweile einen anderen Ausbildungsbetrieb gefunden, und für die junge Polin konnte ich einen anderen Betrieb vermitteln, dies bei einem Ausbilder, den ich als >>Idealisten<< in Sachen Ausbildung kannte. Er hat sie nach einem kurzen Gespräch mit mir einfach in seinen Betrieb übernommen und ihr in ihrer gewachsenen Angst vor Männern auch endlos Zeit gelassen, ihren Platz zu finden.
  
  Im Falle der beiden jungen Frauen habe ich dann eine Kollegin zum Gespräch gebeten, weil ich dachte, dass sie sich dann besser fühlten. Ich hatte schon viel von ihnen erfahren, aber als meine Kollegin >>X<< hinzukamen, sprudelten sie weiter los.
  
  Im Falle der jungen Polin war eine eigentlich überwundene Neurodermitis wieder vollkommen ausgebrohen, seit sie den >>Seelenstreß<< auf sich genommen hatte, zusammen mit ihrer Freundin zu IHK zu gehen.
  
  Es gab auch weitere Gespräche. Sehr untypisch gab ich beiden meine Handynummer, weil ich das Gefühl hatte, das zumindest eine von beiden die Situation kaum mehr ertragen konnte. Es war letztlich richtig, auch wenn es geschah, dass ich an meinem >>freien Sonntag<< dann einen Anruf von einer weinenden jungen Dame erhielt. In Folgegesprächen konnte ich sie dazu bewegen, einen Psychologen aufzusuchen, der auch Kontakt zu mir suchte, um meine Sicht zu hören.
  
  Verschiedene Faktoren vor allem, dass die Eltern und ihre Freunde/Lebenspartner KONSEQUENT hinter den beiden standen führte dazu, dass sie mir ihre Erlebnisse auch schriftlich schilderten, so dass auch >>offiziell<< gegen den Betrieb angegangen werden konnte !!!
  
  Was geschah? Das Typische: zunächst hieß es, dass die zwei jungen Damen sich aufreizend gekleidet hätten und >>selbst Schuld seien<<. Ekelhaft !!! Dieses indirekte Eingeständnis war natürlich DER Ansatz, nachzufassen. Und einer der Täter (und TÄTER meine ich ernsthaft und wortwörtlich) kam unter Druck, verzettelte sich und äußerte sich so dumm, dass ich mit einer Zeugin (eine Kollegin) eine Handhabe hatte. Die Niederschrift der jungen Damen hätte gereicht, doch der Verlauf des Gespräches war zudem eindeutig.
  
  Fazit: dem Betrieb konnte das Ausbilden untersagt werden, und die beiden jungen Damen haben zusätzlich Strafanzeige erstattet und bei ihren neuen Ausbildungsbetrieben ihre Lehre >>beruflich glücklich<<, aber seelisch tief zermürbt, beenden können.
  
  
  DAS sind zwei von vielen Beispielen, die mir ausnahmslos auch an meine persönliche Ssubstanz gingen. DENN: wenn man mit solchen Tätern an einem Tisch sitzt, kann man leider nicht über den Tisch langen und ihnen pardon in die Fresse hauen !!! Und ich hätte es so gerne getan rein emotional.
  
  Diese wiederholten Erfahrungen haben mich noch mehr sensibilisiert, denn noch früher war ich selbst Ausbilder und habe darauf geachtet, >>wie weit<< eigentlich nette Jungs gehen, wenn sie eine meiner weiblichen Azubis mochten oder auch etwas >>zankten<<. Meist habe ich nachgefragt, wie sie das empfunden haben, wenn ich Wind davon bekam und es auch SOFORT unterbunden.
  
  Ich kenne auch Menschen im privaten Umfeld, die mit sexueller Belästigung Erfahrungen machten. Schlimm, wenn es zu Hause nicht ernst genommen wurden. Ich kenne eine Freundin, die als Kind von einem alten Mann >>angefaßt<< wurde und schnell nach Hause rannte. Sie leidet bis heute darunter, dass ihr Vater a la >>so schlimm kann es doch nicht gewesen sein<< reagierte. Es kommt bei ihr bis heute nach 20 Jahren immer wieder hoch.
  
  Wie wenn nicht mal Eltern reagieren soll man solchen Übergriffen Herr werden ???
  
  Nach meinen Erlebnisse mit jungen Menschen, die ich wenigstens in einigen Fällen ermutigen konnte, eine Anzeige zu erstatten, kann ich nur immer wieder sagen >>WEHREN !!!<<. Ich weiß, dass das schwer ist, doch gibt es genug Stellen, die helfen. In meinem Fall war ich es als Ausbildungsberater, doch auch die verschiedensten Formen der Jugend- und Sozialarbeit haben ein offenes Ohr und sind Idealisten, die mit aller Ernsthaftigkeit einen Betroffenen begleiten und sei es bei einer Anzeige bis in den Gerichtssaal.
  
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  Kommentare & Bewertungen

  • 

    Bea_im_Netz, 03.06.2006, 17:01 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Widerlich, und keine Einzelfälle - aber immerhin schön, daß Du da so tatkräftig warst. Die meisten Menschen haben ja leider höchstens eine große Klappe…

  • 

    monteanu, 11.05.2006, 17:08 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Die beschriebenen Beispiele gebe Anlass zum Nachdenken. Ich habs live noch nie miterlebt. Zum Glück...

  • 

    kolumnistian, 10.05.2006, 02:47 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    ...guter Bericht. Schade, dass es wirklich überall solche Hohlbirnen gibt, die nicht klar kommen.

  • 

    Lotosblüte, 09.05.2006, 01:16 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Widerlich - und als junges Mädchen hat man ja leider kaum den Mut, sich zu widersetzen... <br/>lg

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• Urteil Sexuelle Belästigung per SMS

  

  19.05.2002, 00:12 Uhr von
  biker
  

  4

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  Zuerst einmal sei gesagt, das sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz absolut daneben ist.
  Allerdings ist es aber ziemlich schwer sich dagegen zu wehren - weil zuerst mal muß man es beweisen können. Und dann kommen immer sofort solche Sprüche: der/die hat es ja so herausgefordert.
  Ich habe extra geschrieben der/die - sexuelle Belästigung wird wohl nicht unbedingt das Problem von Frauen sein - vorwiegend schon! Aber anders gibt es sie mit Sicherheit auch.
  
  Habe heute ein sehr interessantes Urteil gelesen:
  Landgericht Rheinland-Pfalz (Az 9Sa 853/01)
  
  Laut diesem Gerichtsurteil rechtfertigt sexuelle Belästigung per SMS eine fristlose Kündigung. Arbeitgeber haben sexuelle Belästigungen - gleich welcher Art - unverzüglich zu unterbinden.
  
  Der Fall:
  Ein Ausbilder hatte seiner Auszubildenden mehrere SMS geschickt, um sie kennenzulernen. Nachdem diese Art des Kennenlernens wohl nicht so ankam, schickte er eine SMS mit eindeutigem Inhalt. Die Auszubildende beschwerte sich bei ihrem Arbeitgeber.
  Dieser kündigte dem Mann fristlos.
  
  Wie das Gericht sagt: zu Recht. Und bei direkten und besonders aufdringlichen Fällen sei keine vorherige Abmahnung nötig.
  
  Also ein Urteil, das hoffen läßt, da SMS abgespeichert werden können - somit also ein eindeutiger Beweis vorliegt. weiterlesen schließen

  Kommentare & Bewertungen

  • 

    sissi-tiger, 18.06.2003, 18:32 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Wußte nicht das das Arbeitsgericht auch mal zum arbeiter hält

  • 

    Janny, 12.06.2002, 12:55 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Da hat das Recht mal gutes gesprochen

  • 

    Andreas68, 09.06.2002, 13:06 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Bedenklich scheint es mir nur, wenn über das Ziel soweit hinaus geschossen wird, dass man sich schon nicht mehr traut, mal höflich zu fragen... Auch habe ich meine Bedenken gegen die Nachvollziehbarkeit sämtlicher Fernmeldevorgänge. Mic

  • 

    M_SPEED, 19.05.2002, 23:08 Uhr

    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich musste auch meine Handy Nr. in der Firma angeben - Begründung: immer erreichbar sein!