Pro:
sehr süffiges, nicht herbes Bier, dass auch gerne von Pils-Trinkern getrunken wird
Kontra:
manchmal faules Ei beim Faßbier
Empfehlung:
Ja
Update 14.04.2005: habe noch ein paar kleine Infos, insbesondere zum Bier an sich beigefügt, um diesen Bericht "rund zu machen"
Erstmal vorweg: Ich bin geborene Kölnerin und trotz weiblichen Geschlechts ein Biertrinker.
Hier in Ciao steht zu diesem Thema ja schon einiges, aber ich möchte nicht auf meine Vorschreiber verweisen, sondern einen kompletten Bericht abliefern.
Das Kölsch an sich
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ist ein Bier, dass wie der Name schon sagt, ausschließlich in Köln hergestellt wird (bzw. werden darf).
Das Kölsch zählt zu den obergärigen Bieren, d.h. es wird warm „vergoren“ (bis zu 25 Grad Celsius) zum Gegensatz zu Pils, welches untergärig hergestellt wird (max. 10 Grad). Durch die unterschiedlichen Temperaturen reagiert die Hefe anders, was eben zu dem tatsächlichen Geschmackunterschied führt. Die Wärme sorgt für eine stärkere Aromaentfaltung. Daher schmecken obergärige Biere wie das Kölsch vollmundiger oder fruchtiger, diese Aussage habe ich im Internet gefunden (habe mich bisher immer gewundert, mit was für Ausdrücken Weintrinker um sich werfen, womit eigentlich niemand etwas anfangen kann, aber wie man sieht, geht das auch mit Bier ;-).
Eine andere Beschreibung über Kölsch lautet aromatisch und hopfenbitter, damit kann man schon mehr anfangen. Das Kölsch hat durchschnittlich 3,7 % Alkoholgehalt und liegt damit deutlich unter den meisten Pilssorten (mit ca. 4,8 %).
Je heller die Farbe des Kölsches, desto besser soll es auch qualitativ sein.
Wo trinkt man in Köln „stilecht“ Kölsch, insbesondere Früh?
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Fast jede namhafte Kölner Brauerei schenkt in einer eigenen Gaststätte aus, teilweise sind die Gaststätten direkt der Brauerei angeschlossen wie z.B. das Weißbräu im Severinsviertel. Die Früh-Brauerei (gegründet vor über 100 Jahren) ist allerdings mittlerweile umgezogen nach Feldkassel, das ist zwar außerhalb von Köln, und wieso die denn da brauen dürfen, weiß ich nicht, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein.
Früh hat also seinen Brauhauskeller in unmittelbarer Nähe vom Dom.
Als Köln-Besucher mit etwas Zeit sollte man diesen Brauhauskeller mal besucht haben. Man fühlt sich in alte Zeiten versetzt, man sitzt an einfachen Holztischen und auf einfachen Holzstühlen, es geht laut (und auch verraucht her), es gibt natürlich keine Hintergrundberieselung, die würde man auch nur schwerlich wahrnehmen. Die Enge und Lautstärke dort wird natürlich nicht jeder mögen, aber derjenige, der etwas typisch Kölsches erleben will (da sich unter den zahlreichen ausländischen Besuchern doch auch viele Urgestein-Kölner dort tummeln), sollte sich das mal angeschaut haben, und vor allen Dingen die Bedienung erlebt haben.
Die Bedienung dort, Köbes genannt, sind in der Regel Unikate und gehen mit den Kunden auf eine ganz eigene Art und Weise um. Liebenswürdigkeit und formvollendete Bedienung stehen dabei allerdings nicht unbedingt im Vordergrund, darauf sollte man sich einstellen ;-), der Ton ist gerne mal etwas ruppiger.
Wer kein Kölsch mehr mag, sollte unbedingt seinen Bierdeckel auf das Glas legen, ansonsten wird ungefragt und unaufgefordert bei einem leeren Glas ein neues Kölsch gebracht.
Sollte dem nicht so sein, habt ihr es nicht mit richtigen Köbesen zu tun.
Diese Unikate treiben sich aber bevorzugt nur in den innenstädtischen Brauhäusern rum. Das Küppers-Brauhaus z.b., welches sich zwar in de Nähe vom Rhein befindet, aber doch eher weiter weg von der Alt-Innenstadt, hat zwar ein sehr schönes Außenlokal, das Bier ist bestens gekühlt, ein Besuch im Sommer zu empfehlen, aber Köbesse darf man dort nicht erwarten.
Eine versuchte Geschmacksbeschreibung von Kölsch
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Geschmack zu beschreiben ist immer sehr schwer und muss ausprobiert werden.
Wie oben bereits angeführt, soll das Kölsch aromatisch, vollmundig und hopfenbitter schmecken.
Bitter ist relativ, weil ich bin eigentlich kein Freund von Bitter-Geschmack und trinke trotzdem Kölsch lieber als das angeblich weniger bittere Pils.
Fakt ist aber dass die Pilstrinker, die hier bei mir zum Kölsch trinken genötigt wurden, das Kölsch erst mal als herb empfinden und gewöhnungsbedürftig. Wenn überhaupt, kann man Kölsch vom Geschmack her etwas mit friesischen Bieren vergleichen, die der Pilstrinker hier in NRW auch als sehr herb/bitter empfindet und daher nicht gerne trinkt. Dabei zählt allerdings Früh noch zu den eindeutig weniger herben Bieren beim Kölsch. Wer gerne friesisches Bier trinkt (dazu würde ich jetzt z.B. Jever zählen, ich hoffe, ich liege da nicht falsch), dem sei das Gaffel empfohlen (aber das ganz zwingend gut gekühlt ).
Faß-, Flaschen und Dosenbier im Vergleich
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Hier gibt es für mich erstaunliche Unterschiede. Dosen, Flaschen- und Faßbier sind meines Geschmacksempfinden nach absolut nicht zu vergleichen.
Flaschenbier
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Das Flaschenbier (der Kasten mit 20 Flaschen zwischen 11 und 13 Euro wenn nicht im Angebot) mag ich nämlich komischerweise gar nicht, obwohl es mit diesem Preis zu den hochpreisigen Bieren zählt. Es wird nach meinem Empfinden schnell schal und hat einen eigenwilligen Nachgeschmack (besonders arg, wenn es nicht super gekühlt ist) und ist zu wenig würzig. Es schmeckt eher nach einem Billigbier.
Interessanterweise muss ich hier allerdings anmerken, dass der männliche Kölsch-Trinker dieses Flaschenbier neben Reissdorf zu seinen Favoriten zählt. Warum kann ich wiegesagt nicht nachvollziehen, da bei der Flasche für mich der typische, im Allgemeinen eher etwas herbe Geschmack des Kölsch nicht zum tragen kommt.
Holzfaß
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Das Früh-Holzfaßbier (zwischen 1,60 - 1,95 pro Liter je nach Faßgröße) ab 10 l – 30 l ist allerdings gut gekühlt kaum schlagbar.
Mit diesem Faßbier werden auch eingeschworene Pils-Trinker zu Gerne-Kölsch-Trinkern.
Schließlich lebe ich jetzt in Wuppertal und hatte eine Menge Überzeugungskraft einzusetzen, bis ich hier das erste Kölsch-Faß aufstellen durfte. Allgemein wird es als sehr süffig empfunden, wohlschmeckend, nicht sehr herb, sehr frisch und es macht definitiv keinen Schädel. Der Besuch, der zuerst über das Aufstellen des Kölsch-Faßes meckerte, kommt jetzt gerne und säuft das Faß schnellstens weg. Auf einer Party eingesetzt, heisst es hier, etwas mehr Bier einzuplanen, da es aufgrund der Süffigkeit auch mal von Frauen getrunken wird.
WICHTIG und STILVOLL:
Kölsch MUSS aus Kölsch-Stangen getrunken werden.
a) ich beschwöre, auch wenn es gegen jede Logik ist, es schmeckt besser aus dem Reagenzglas als aus einem 0,5 Humpen und b) hat den Vorteil, dass jede Party in Bewegung kommt, weil jeder dauernd zum Faß laufen muss, weil das Glas so klein ist und führt dazu, dass man mit mehr Leuten in Gespräch kommt und sich die Leute nur mit Mühe schnell abfüllen können, bzw. die Bewegung das etwas unterbindet ;-)
Weiteres Plus: Ich kenne natürlich die Inhaltsstoffe nicht, welche ja natürlicherweise nur Wasser, Hopfen und Gerste sein sollten, aber meiner Meinung nach kann das bei Bier nicht immer alles sein, denn vom Faß-Bier bekommt man keinen Schädel, was man leider vom Flaschenbier nicht behaupten kann.
Dies gilt natürlich nur, wenn das Faßbier das einzig Alkoholische ist, was man trinkt (siehe auch im Anschluß Flaschenbier trinken ... ;-)
Einen Nachteil hat es allerdings (wie immer bei einer guten Sache): Über all die Jahre hinweg habe ich festgestellt, dass man des öfteren auch ein faules Ei beim Früh-Faß haben kann: Soll heißen ein Faß, das nicht frisch und zuweilen sogar irgendwie leicht schimmelig schmeckt (trotzdem es natürlich noch haltbar ist). Dies ist mir bisher mehrfach bei Früh passiert, bei Gaffel z.B. nie. Dass ich mir das nicht einbilde, wurde mir von den anderen Mittrinkern bestätigt. Da Früh für eine excellente Qualität steht, kann ich mir das nur so erklären: Da das Bier oft auf Kommission für Partys gekauft wird, kann man zwischendurch ein Faß erwischen, was nicht gebraucht, nicht kühl gelagert wurde und dann zurückgegeben wurde und somit einen leichten Stich hat. Anders ist dies nicht erklärbar. Abhilfe schafft da, dieses Faß trotzdem schnell leerzutrinken und ein neues anzuschlagen ;-)
Oder aber bei einem Händler zu kaufen, der die Ware nicht auf Kommission verkauft und daher keine nicht entleerten Fässer zurücknimmt. Hat dann aber wieder den Nachteil, dass man seine eigenen, nicht gebrauchten Fässer nicht zurückgeben kann.
Da der nächste Sommer aber bestimmt kommt, kann trotzdem bei einem solchen Händler gekauft werden und das Faß dann kühl bis zum nächsten oder übernächsten Wochenende gelagert werden, dann geht es bestimmt weg (Kellerkühle zum lagern reicht, beim Verzehr allerdings unbedingt vorher kälter stellen, ne Gefriertruhe z.b. ist da sehr hilfreich).
Ein Hinweis für die gelungene Party sollte aber sein, genügend Faßbier dazuhaben, der Wechsel von Früh-Faßbier auf Flaschenbier egal welche Sorte kommt für gewöhnlich am nächsten Tage nicht so gut (Aspirin und Alka-Selzer ansonsten bereit halten, obwohl ich das nicht nehme, Strafe muss schließlich sein!)
Ich möchte hier darauf hinweisen, dass mein Geschreibsel für ein selbst gekauftes 10, 15 oder 20 l Holz-Faß gilt.
Das Faß und Gaststätten
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In vielen Gaststätten ist es mittlerweile aus der Mode gekommen, auf der Theke ein kleines Holzfässchen stehen zu haben, statt dessen wird aus der Zapfanlage gezapft.
Dort werden die modernen Bierfässer KEG's (Metallfässer mit direktem Leitungsanschluß) benutzt. Bei der Abfüllung wird zunächst ein Gegendruck im Faß erzeugt. So kann das Bier nicht aufschäumen und es geht keine Kohlensäure verloren. An Zapfanlagen mit zugefügter Kohlensäure versehen, erhält ein Faßbier seinen unnachahmlichen frischen Geschmack. So lautet die Meinung der Befürworter dieser Fässer. Ich persönlich bin da anderer Meinung. Durch die Kohlensäure finde ich das Bier nicht mehr so bekömmlich und verträglich wie aus dem Holzfass (Stichwort: irgendwo muss die Kohlensäure ja auch wieder raus ;-) und es verliert durch das Zusetzen von Kohlensäure auch den typischen Geschmack von Kölsch stellenweise.
Dass hängt aber auch davon ab, wie groß das Faß im Keller ist, wie die Zapfanlage eingestellt ist und wie viele Mengen da durch laufen. Hier jeden Laden mit Zapfanlage zu verteufeln, wäre daher auch nicht recht.
Trotzdem, und das ist meine persönliche Meinung, wenn ihr eine Kneipe seht, die aus Holzfässer an der Theke zapfen, nehmt die!
Weiterhin ist außerhalb von Köln in einer Gaststätte noch wichtig:
Hat noch jemand Kölsch bestellt außer euch? Zu erkennen am Reagenzglas auf der Theke. Wenn dem nicht so ist, lasst das Kölsch-Bestellen. D.h. a) dass ihr das Kölsch bekommt, welches seit Tagen, zumindest seit dem Vortag in der Leitung hängt, auch wenn die ersten Schlücke weggekippt werden sollten. So ne Leitung ist lang. b) heisst das, dass garantiert ein Metall 50l-Faß im Keller an der Leitung angeschlagen ist. Gute Kneipen, wo Kölsch gut läuft, haben in der Regel immer kleinere Fässer unten angeschlagen, auch wenn das bedeutet, dass sie es öfter wechseln müssen.
Ich weiß wovon ich rede, da ich selber mal in einer Kneipe in Köln gejobbt habe.
Das 50 l Faß hat natürlich doch auch viel mehr Konservierungsstoffe als die kleinen Fässer, da es ja doch einige Tage bis auch Wochen - wenn auch im Kühlraum - angezapft halten muss.
Insofern hat dieses Bier - auch wenn es halbwegs läuft - einen höheren Schädelwehfaktor als ein 10 oder 20 l-Faß; nicht, dass ich hier jemand auf meine Anti-Schädel Behauptung beruft ;-)
Das ist die eine Sache. Die andere Sache ist, dass Kölsch und ganz besonders Früh-Kölsch sehr gut gekühlt sein sollte. Wenn das Glas also kein bischen beschlagen ist bzw. sich nicht wirklich kühl anfasst, lasst das Ausprobieren lieber sein, da es sonst zu Enttäuschungen führt und kauft euch lieber selbst ein Faß, was ihr ausreichend kühlt (ich weiß, nicht jeder hat eine Gefriertruhe im Keller...)
Tips zum Kauf vom Faß
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Umso wichtiger ist es, einen guten Händler zu kennen und wie er sein Bier lagert. Ich würde rückfragen, wenn ihr Bier für eine Party kauft, wann er das Faß bekommen hat, wie lange es schon im Kühlraum steht.
Wenn er dieses morgens bekommen hat und ihr kauft es mittags für abends (so, wie man es normalerweise macht), müsst ihr unbedingt zusehen, dass das Bier sofort mindestens Kühlschrankmäßig untergebracht wird. Mindestens. (In einem brüllend heißen Sommer reicht das aber nicht, dann würde ich vorbestellen und kurz vor Toresschluss das Faß abholen).
Besser wäre wirklich 1-3 Stunden Gefriertruhe. Solltet ihr weder die eine noch die andere Möglichkeit haben und das Bier morgens erst angeliefert worden sein, würde ich vom Kauf abraten, da ihr das Bier nicht mehr auf eine vernünftige Temperatur bekommt und Kölsch nicht richtig kalt, bedeutet Plörre (wenn ihr den Ausdruck kennt, ansonsten BAH!).
Die 5l-Blechdose
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Da ich die 5l-Blechdose am Anfang ausgenommen habe, hier noch mein Kommentar dazu: Kann man trinken, muss man aber nicht. Da dieses Faß nicht gekühlt steht, hat es genauso wie Flaschenbier mehr Chemie intus dank der Konservierungsstoffe als frisches Faßbier und ist somit auch nicht so gut verträglich wie frisches Faßbier (dicker Schädel-Gefahr am nächsten Tage). Es ist daher eher als Zwitter und Notlösung anzusehen, schmeckt nicht wie das Flaschenbier aber auch nicht nach richtigem Faßbier. Bier in Dosen muß beim Abfüllen zumindest kurzzeitig erhitzt - sprich pasteurisiert werden. Dass hier ein wenig die Frische verloren geht, ist wohl jedem klar. Nicht umsonst heißt es unter Kennern: "Bier aus Dosen schmeckt wie tote Hosen".
Hat nur den Vorteil, dass es manchmal für 6,99 Euro (oder gar auch 5,99, aber das war 2004 und wird bestimmt nicht wiederkommen ;-(((( ) ergattert werden kann und somit mit 1,40 Euro pro Liter günstiger als richtiges Faßbier ist. Und ein bisschen Partyfeeeling beim Grillen mitbringt. Das tue ich mir allerdings nur an, wenn ich wirklich unheimlich Brand auf Kölsch habe und sich für ein richtiges Faß nicht genügend Leute finden.
Dosenbier 0,33 der 0,5 l
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Ja, das Dosenbier in der 0,33 l oder 0,5 l Dose muss ich ja auch noch vornehmen: Schmeckt auch wiederum anders als Flasche oder Faß oder Blecheimer, aber im Gegensatz zum Flaschenbier mag ich das auch, weil es typisch nach Kölsch schmeckt. Hat allerdings einen hohen Gehalt an Kohlensäure, also aufstoßen danach ist leider eher weniger vermeidbar. Trotzdem es natürlich umwelttechnich sicherlich total verpönt ist, trinke ich das hin und wieder..
So, ich hoffe, dem ein oder anderen weitergeholfen zu haben, auch wenn ich den eigentlichen Geschmack nicht definieren konnte. Da heisst es nur: Kölschkneipe aufsuchen und nicht eines der ersten Biere, die gezapft werden, ausprobieren (lieber andere vorher das Bier trinken lassen, welches über Nacht in der Zapfleitung gestanden hat). Das Faßbier schmeckt dann genauso.
Viel Spaß beim probieren
Bericht auch unter meinem Namen - allerdings nur Loewie - in Yopi. weiterlesen schließen
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