Pro:
weniger Taucher, noch intakte Riffe, mehr Chancen auf Großfische
Kontra:
Sea Fair ist kein Luxusschiff, einseitiges Essen, leider keine Großfische im September, kleiner Mängel am Schiff
Empfehlung:
Ja
Für alle Tauch-Interessierten will ich heute von unserem letzten Tauchurlaub im September 2002 erzählen, den wir wieder mal in Ägypten, aber das erste Mal dort nur auf dem Meer verbrachten.
Wegen der guten Erfahrungen mit unserer Tauchsafari in Thailand wollten wir es diesmal genauso machen. An Land hatten wir uns nämlich schon so einige Male herumgetrieben und auch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten besucht.
Also buchten wir bei Tauchreisen Roscher (ist schon ein anderer Bericht) eine Tauchkreuzfahrt im südlichen Roten Meer mit einem der von Roscher angebotenen Schiffe.
** Anreise **
Im Preis von 1169 € war der Flug von Deutschland bereits enthalten. Abflug ist eigentlich von München, d.h. ohne Zuschlag. Wir hatten aber Glück, da aufgrund der Ferien irgendwie der Preis von München höher war als der von Frankfurt. Da es die gleiche Entfernung von Leipzig ist, zogen wir dann natürlich Frankfurt vor.
Der Flug nach Marsa Alam wird nur noch von einer einzigen Fluglinie angeboten, der Aerolloyd, dementsprechend rar sind die Flugplätze. Rechtzeitiges Buchen ist also angesagt.
Von Marsa Alam wurden wir beide, zehn Leute eines Hamburger Tauchclubs und zwei weitere Leute mit einem Minibus zum 70 km entfernten Hafen von Hamata gebracht, was rund 2,5 Stunden dauerte. Hafen ist natürlich total übertrieben, denn auf dem Gelände gibt es nur einen grob hinzementierten Hauch von einem Kai – mehr nicht. Dort lagen an dem Abend ca. 7 Schiffe, die mit einer Menge Leute bestückt wurden. Eines davon die Sea Fair, unser Kreuzfahrtschiff. Ein Zodiac (motorisiertes Schlauchboot) brachte uns und unser Gepäck zum Boot. Dort wurde als erstes eine Einweisung in die Örtlichkeit vorgenommen, nachdem wir unsere Schuhe in ein dafür vorgesehenes Regal gestellt hatten.
** Ausstattung **
Die Sea Fair ist ein 22 m langes Holzschiff, das angeblich 1999 komplett umgebaut wurde und seitdem seinen Dienst im südlichen Roten Meer versieht. Im Unterdeck befinden sich 6 Doppelkabinen, jede davon mit Toilette und Dusch und Klimaanlage, die während unseres Aufenthaltes aber nie eingeschaltet war. Das winzige Bullauge bietet nicht wirklich frische Luft und muß zudem während der Fahrt immer wieder geschlossen werden.
Das Mitteldeck beherrscht der große Salon mit zwei Sitzgruppen, wo gegessen wird, und weiteren Sitzmöbeln. Hier findet man außerdem einen Kühlschrank mit den Getränken, einen Fernseher und eine provisorische Bordapotheke. Auf diesem Deck sind noch zwei Doppelkabinen, die schon allein deshalb schwer begehrt sind, da man die Fenster oder Türen während der Fahrt und nachts offen lassen kann.
Auf dem Oberdeck läßt es sich unter einem Sonnendach gut sitzen, lesen oder an der Tischgruppe schwatzen. Außerdem sind Matratzen vorhanden, worauf man es sich bequem machen und vor sich hin dösen kann.
Das Boot wirkt auf den ersten Blick sauber, aber beim genauen Hinsehen merkt man, daß hier einiges an Schönheitsreparaturen nötig ist. Doch es kümmert sich keiner von der Crew darum, wenn niemand da ist, der die Anweisung gibt. Schade eigentlich.
** Service **
Die Besatzung hat fünf Mitglieder inklusive Kapitän. Die Männer kümmern sich jederzeit um die Gäste, bleiben aber dabei stets im Hintergrund, sei es beim Kochen, beim Reinigen der Kabinen oder bei der Vorbereitung der Tauchausrüstung. Nur wenn es dann ans Tauchen geht, sind sie zur Stelle und legen Hand an, wo sie gebraucht werden. Ich hatte z.B. ein permanentes Problem mit meinem Tauchanzug, in den ich ohne fremde Hilfe nicht hineinkam (bis man mir nach meiner Rückkehr sagte, ich hätte den innen trocknen lassen sollen, da geht es besser). Was haben die sich abgemüht! Bei jedem Tauchgang freute sich die ganze Truppe, daß carmen wieder in ihren Anzug gehievt werden mußte.
Die Kabinen werden einmal am Tag aufgeräumt, wobei ich immer das Gefühl hatte, da wurden nur die Bettlaken glatt gezogen und der Eimer in der Toilette geleert (Das Toilettenpapier muß auf einem Schiff in Eimer entsorgt werden, da es sonst beim Abpumpen alles verstopft).
Insofern war der Service zwar in Ordnung, aber bei weitem nicht so liebevoll und zuvorkommend wie in Thailand oder auf den Malediven.
Zu bemängeln ist aber definitiv, daß es keine Handtücher an Bord gibt. An sich kein Problem - wenn man es vorher weiß. Dies haben wir allerdings später reklamiert, denn mit einem Handtuch, das wir selbst dabei hatten, war es nicht weit her.
** Verpflegung **
Einer der wirklichen Schwachpunkte dieser Safari. Klar, haben sich die beiden Köche angesichts der äußeren Bedingungen auf einem Schiff Mühe gegeben. Aber das Essen war einfach furchtbar einseitig. Meist gab es zum Frühstück viele Eier in verschiedener Form, ganz trockenes Fladenbrot, Marmelade, Ziegenkäse und Honig, zu Mittag fast täglich fettige Spaghetti mit Soße, Pommes oder andere Nudeln, gelegentlich Fisch und salziges, recht trockenes Fleisch - also nichts für die normale, gesunde Ernährung. Gemüse war selten, aber natürlich immer hoch begehrt.
Gottseidank hatten wir nach dem Tauchen immer solchen Hunger, daß wir alles gegessen hätten. Aber es ging uns nach den fünf Tagen schon gehörig auf die Nerven.
Verwunderlich ist allerdings, und das spricht entschieden für die Sauberkeit an Bord, daß kein einziger von uns Durchfall bekam, was ja für Taucher einer Katastrophe gleichkommt.
Lediglich Wasser ist nicht im Preis inbegriffen, Cola und andere Softgetränke kosten 1 Euro, Bier 1,50.
** Tauchen **
Auch das Tauchen war im Grunde eher eine Enttäuschung. Wir hatten uns extra für die Südtour entschieden, weil man uns gesagt hatte, daß gerade Großfische aus dem nördlichen Roten Meer nach Süden abgezogen wären. Pustekuchen. Außer einigen Mini-Haien haben wir überhaupt keine Fische gesehen, die größer als mein Arm gewesen wären (und der ist schon sehr kurz). Dafür war die Korallenwelt aber umso schöner, bunt und üppig. Schöner jedenfalls als die Kalkskelette auf den Malediven und auch bei den Similans, die ja hauptsächlich aus Felsblöcken bestehen. Insofern wurden wir für den fehlenden Reichtum an Großfischen fast entschädigt.
Der Tagesablauf ist recht geregelt: auf dem Programm stehen in der Regel 3, bei Möglichkeit auch 4 Tauchgänge am Tag - am Vorrmittag, einer oder zwei am Nachmittag und Nachttauchgang. Letztere sind mit Bedacht zu genießen. Da oft mehrere Schiffe am gleichen Ankerplatz über Nacht bleiben, ist das Wasser meist sehr aufgewühlt durch viele Nachttaucher und außerdem durch abgepumpte Fäkalien. Mir ist es jedenfalls dann vergangen. Man kann sich natürlich auch ausklinken, wenn es zu anstrengend ist.
Wir hatten nur einen Tauchguide an Bord, was mich schon ein wenig wunderte. Während es in den meisten Ländern üblich ist, pro Vierergruppe mit mindesten einem Guide zu tauchen, wäre das hier garnicht möglich gewesen. Gut, wir waren alles erfahrene Taucher und es gab vor jedem Tauchgang ein ausführliches Briefing, aber unsere Erfahrung konnte doch vorher keiner kennen. Das hätte auch schief gehen können.
** Tauchplätze **
Wer bisher noch an keinen spektakulären Plätzen tauchen war, wird mit den Tauchgründen im südlichen Roten Meer sehr zufrieden sein. Hier sind die Korallenriffe noch völlig in Ordnung, sind kaum Zerstörungen durch Fäkalien, Anker oder andere Beeinträchtigungen zu finden. Zumindest hat man hier nicht die gleichen Fehler gemacht, wie in den Anfangsjahren des Tauchtourismus in der nördlichen Region.
Die Tauchplätze sind in der Regel Korallenriffe, die bis über die Wasseroberfläche reichen können. Sie bilden Blöcke, Steilhänge oder langen Kanten. Spektakulär durch ihre Artenvielfalt und ihren Bewuchs waren für mich vor allem Abu Fendira mit seinen Höhlen und Schluchten, Shab Hefil, das vor allem beim Nachttauchgang mit riesigen Korallentürmen toll anzusehen war und Shab Claudia mit bizarren Formationen und Gängen.
Großartig ist aber auch das Wracktauchen gewesen. Zwei Wracks sind hier besonders hervorzuheben: ein riesiger Frachter und eine gut erhaltene gestrandete Yacht vor Abu Galawa.
Die Reihenfolge der Tauchplätze ist in Grenzen flexibel. Wenn Großfische gesichtet werden, ändert der Kapitän die Route. Selten fährt die Sea Fair auch durchaus mal näher an den Sudan heran, aber das kann gefährlich werden, wie man uns erzählte.
** Sonstige Tips **
- Als Trinkgeld für die Crew sollte man 5 Euro pro Tag pro Person einplanen, lautete die Empfehlung des Guides. Wir haben am Ende gesammelt und den Gesamtbetrag übergeben.
- Zum Trocknen der Badekleidung ist keine Vorrichtung vorhanden. Es ist daher ratsam, Klammern mitzunehmen, damit man das nötigste an der Verschnürung des Sonnendecks befestigen kann.
- Brausetabletten mit Vitaminen und Mineralien machen sich immer gut, um sie mit dem Wasser zu mischen. Damit kriegt man seinen Mineralhaushalt beim vielen Tauchen in den Griff.
** Meine Meinung **
Wir bekamen zwar nicht ganz das, was wir uns vorgestellt hatten, aber wie gesagt, wir sind ziemlich verwöhnt. In Thailand bekamen wir mehr geboten, sowohl an Service, Essen als auch an Sehenswertem unter Wasser, aber der Preis war auch ungleich höher.
Wir wollen also fair bleiben - für den Preis war die Leistung im Grunde angemessen, wenn auch nur bedingt zufriedenstellend. Aber darauf kann man sich ja einstellen.
Meine Bewertung daher: zu empfehlen, aber nur mittelmäßig. weiterlesen schließen
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