Pro:
unprüde, weibliche Sichtweise
Kontra:
langweilig, mir zu intellektuell
Empfehlung:
Nein
Jeder der das jetzt hier liest, ist Beweiß für die alte Regel „Sex sells“, aber anders als bei anderen reißerischen Überschriften, ist diese aber wirklich ausschlaggebend für den Film :-)
***Story***
Marie (Caroline Ducey) ist eine junge, gutaussehende, selbstständige Frau und hat ein Model als Freund (Sagamore Stévenin). Was will man mehr? SEX. Denn ihr Freund verweigert ihr schon seit mehreren Monaten aus unerfindlichen Gründen den gemeinsamen Beischlaf. Und da wir hier in einem europäischen und nicht in einem amerikanischen Film sind, darf die Frau Lust und Verlangen empfinden und begibt sich so auf die Suche nach ihrer sexuellen Erfüllung.
Eigentlich unbeabsichtigt lernt sie so in einem Lokal den gutaussehenden Italiener Paolo (Rocco Sifreddi) kennen und beginnt nach kurzem zögern, eine kurze Affäre. Doch auch in dem gefühlslosen Sex den sie mit ihm hat findet sie nicht das erhoffte Glück. Weiter auf der Suche landet sie schließlich bei ihrem um einiges älteren Kollegen Robert (Francois Berléand) und lernt durch ihn ihre masochistischen Seiten auszuleben.
***Kritik***
Man, was gab das für eine Aufregung als der Film in die Kinos kam. Da wagt es eine Regisseurin doch tatsächlich echte Sexszenen in ihr feministisches Drama einzubauen. Skandal!!!
Sind wir denn wirklich so beeinflusst von amerikanischen Filmen, das wir nur noch Filme gutheißen können in denen sich Frauen nach dem Sex die Bettdecke bis unters Kinn ziehen, und sich die Männer sofort wieder die Hosen anziehen, damit man bloß nichts sieht. Anscheinend schon, deswegen gab’s ja in den letzten drei, vier Jahren gerade im französischen und dänischen Kino genug Filme die sich nicht scheuten auch mal eine Erektion zu zeigen, um dem entgegen zu wirken. Diese wurden aber nicht so kontrovers begutachtet wie dieser Film hier und das liegt dann wohl weniger an den expliziten Sexszenen als an der eigentlichen Story dieses Films.
Denn die anderen „erektilen“ Filme hatten eins gemeinsam, einen männlichen Regisseur. Sei es Francois Ozon’s „Sitcom“ in dem sich Stephane Rideaus bestes Stück zwischen dem Busen der Haushälterin gemütlich macht, oder sei es „Pola X“ in dem Gerard Depardieus Sohn oral befriedigt wird oder gar Lars von Triers „Idioten“ in dem Pseudo-Behinderte schlecht ausgeleuchtet, aber in Großaufnahme Gruppensex haben. In diesen Filmen haben die Kritiker das akzeptiert, weil es nicht pornographisch ist und dem Zwecke der Erregung des Zuschauers dient, sondern den Realismus fördern soll. Was soll dann hier anders sein? Ist es einer Frau nicht erlaubt Sex wie ein Mann zu haben? Sind wir wirklich noch so rückständig, das es immer noch konservative Kritiker gibt, die einer Frau kein sexuelles verlangen zustellen wollen? Ich weiß es nicht, und ehrlich gesagt interessiert es mich nicht, da Kritiken nur einen Tipp geben sollen und nicht die eigene Meinung beeinflussen sollen.
Ich bin zwar auch nicht unbedingt von dem Film begeistert, das liegt aber nicht an der feministischen Aussage des Films, sondern einfach daran das ich mit ihm nicht viel anfangen kann, da ich keine für mich passende Identifikationsfigur finde, ihn durchaus pseudointellektuell halte und ihm zudem eine unterkühlte und langweilige Inszenierung unterstelle.
Und das kommt daher, das der Film außerhalb der Sexszenen ein typisch französisches Drama ist und die haben bei mir sowieso keine gute Stellung. Und wenn jetzt einer sagt „Im Rausch der Tiefe“ „Sous le sable“ und „Lovers“ find ich aber nicht schlecht, dem sei gesagt, das Luc Besson, Francois Ozon und Jean-Marc Barr ausgeschlossen sind, denn die drehen wirklich gute Filme, die man auch außerhalb Frankreichs mögen kann. Wer das nicht sagt, dem empfehle ich mal diese Filme zu schauen.
Aber „Romance“ gut leider nicht dazu. Diese kühlen Kulissen und die düsteren Bilder haben unbestreitbar einen Einfluss der die Probleme und die Gefühle der Hauptdarstellerin verdeutlicht und für den Zuschauer verständlicher machen soll, bei mir wirkt das leider nicht und macht mich eher distanziert und depressiv anstatt eine Atmosphäre aufzubauen. Dadurch und durch die für mich unnachvollziehbaren Handlungen der Charaktere hab ich schnell die Interesse an jeglichen Figuren verloren. Und dazu kommt dann noch dieser typische aufgesetzt wirkende Anspruch mit möglichst intellektuell wirkenden, gesäuselten Kommentaren aus dem Off. In einer lobenden Kritik hab ich mal gelesen, das dieser viel ironisch sei, danach hab ich ihn mir noch mal angeguckt und bin zu dem Entschluss gekommen, das ich ihn vielleicht nur nicht verstehe, denn das einzige ironische was ich entdeckt habe ist der Titel des Films, denn Romantik sucht man hier vergebens.
Und wer jetzt denkt „Mann dat is mir doch sowat von ejal, ich guck mir den trotzdem an. Da wird jefi**t“, den muss ich wohl belehren. Zwar gibt’s hier genug Fleischbeschau, aber sonderlich erregend ist das nicht unbedingt, weil nebenbei zuviel geredet wird *g*. Wer allerdings gefallen daran findet fünf Minuten Rocco Sifreddi dabei zuzugucken wie er seinen Penis bearbeitet damit er steif wird, dann ein Kondom überzieht um schließlich Catherine von hinten zu nehmen und das ganze sehr gut sichtbar ohne Schnitt, der kann sich den Film ja mal anschauen. Ansonsten ist der wohl nur für Lateinstudenten geeignet(ohne irgendwen beleidigen zu wollen). Eine einfallsrfeiche Sexszene gibt’s hier aber noch, die wirklich durchdacht und effektiv ist, filmisch gesehen nicht sexuell *fg*.
Marie erzählt von einem feuchten Traum den sie hat, den man dann natürlich auch gezeigt bekommt und in der letzten Einstellung sieht man dann in Nahaufnahme wie ein fremder Mann auf ihren Bauch ejakuliert und kaum sind die Flüssigkeiten gelandet gibt’s einen Schnitt. Noch immer Maries Bauch, aber mit anderer Flüssigkeit drauf, denn Marie ist beim Arzt und lässt ein Ultraschall machen.
Aber um keinen falschen Eindruck zu erwecken, muss noch gesagt werden, das die Sexszenen trotz aller Offenheit, sich gut in den Film integrieren und nicht reißerisch oder und trotz aller Penetration nicht penetrant wirken. Sie wirken im Kontext des Films plausibel und dienen wirklich nicht der reinen Provokation.
*** Schauspieler ***
Ehrlich gesagt kenn ich keinen dieser Schauspieler aus anderen Filmen, doch sie passen gut in diesen zeigefreudigen Film. Vor allem Caroline Ducey muss hier einiges durchmachen und in den Mund nehmen und wirkt wirklich genauso pseudointellektuell und verstört wie der Film. Außerhalb Frankreichs dürfte höchstens Mr. 30 Zentimeter Rocco Sifreddi dem pubertierenden Pornozuschauer ein Begriff sein, was ja auch für Aufregung gesorgt hat. Ein Pornodartseller in einem anspruchsvollen Film? Ja geht denn das? Wenn er nicht unbedingt großartig Schauspielern muss und so träge wie die andern agieren kann, klappt das schon. Immerhin gibt er seinem Charakter mehr Tiefe, als allen seinen Charakteren zuvor. Denn Paolo geht’s nicht nur um Sex, sondern er scheint auch etwas für Marie zu empfinden und gibt ihr Geborgenheit, die sie aber abschreckt.
***Fazit***
Leider geht aus meiner Sicht die lobenswerte feministische Sichtweise wegen der Krampfhaftigkeit und der intellektuellen, spröden Umsetzung verloren. Nur für Leute geeignet, die Rocco Sifreddi mal in Aktion sehen wollen, sich aber nicht trauen einen seiner zahlreichen Pornos auszuleihen. Aber ein Skandal ist dieser Film auf keinen Fall, die Leute müssen nur einsehen, dass es durchaus Menschen auf dieser Welt gibt, die schon mal Sex haben und warum soll so was dann nicht im Film der nun mal Realität darstellt gezeigt werden. Zudem ist der Film ja ab 18, weswegen sich kein Moralhüter beschweren muss.
***Diesen Bericht habe ich auch bei Ciao unter meinem Nickname andrekuhlemann gepostet*** weiterlesen schließen
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