Volksschauspiele, Ötigheim Testberichte
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Pro & Kontra
Vorteile
- Vieles...
- Schönes Freilufttheater in idyllischer Landschaft, gute Theaterstücke mit vielen Schauspielern
Nachteile / Kritik
- Nichts...
- bei schlechtem Wetter ebenfalls Aufführungen, die aber vielleicht nicht ganz so viel Spaß machen könnten
Tests und Erfahrungsberichte
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Deutschlands größte Freilichtbühne
4Pro:
Schönes Freilufttheater in idyllischer Landschaft, gute Theaterstücke mit vielen Schauspielern
Kontra:
bei schlechtem Wetter ebenfalls Aufführungen, die aber vielleicht nicht ganz so viel Spaß machen könnten
Empfehlung:
Ja
Das Freilichttheater Ötigheim in der Nähe von Karlsruhe und Rastatt ist die größte Freilichtbühne Deutschlands. Umso mehr erstaunte es mich, dass bisher niemand einen Bericht dazu verfasst hat, was ich hiermit dringend nachholen möchte. Früher hätte ich nicht gedacht, dass ich jemals an einen Ort gehen würde, an dem Volksschauspiele aufgeführt werden. Das hörte sich bis vor Kurzem nach volkstümlichem Theater mit bayrischer Brauhausatmosphäre an, aber das hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Eine gute Freundin erzählte uns von ihren bisherigen Besuchen erzählt und trotz einiger Zweifel nahmen wir ihr Angebot an und sie bestellte für uns Karten für eine der Vorstellungen.
Die Volksschauspiele Ötigheim werden auf der größten Freilichtbühne Deutschlands aufgeführt. Es ist in einem Wäldchen gelegen, verschiedene Gebäude sind in ein Wäldchen gebaut worden, die überdachten Tribünen bieten Platz für circa 4000 Menschen. Wenn man das Theater das erste Mal betritt, ist man schon sehr beeindruckt. Zentral steht ein circa 20 Meter hoher Säulenbau, der als einer der Schauplätze des jeweiligen Stückes dient. Von ihm führen Treppen herab zu einem circa 80 Meter breiten Platz, der in einem Halbrund bis an die ersten Zuschauerränge heranführt. Am linken und rechten Ende dieses Platzes stehen weitere zwei Häuser, die mit Ihren Säulen, Verzierungen und je nach weiterer Ausschmückung in den Stücken für verschiedene Handlungsorte herhalten. Viele Wege führen von der Naturbühne hinaus, so dass es immer wieder überraschend ist, woher die Schauspieler auftauchen oder ein plötzlicher Volksauflauf sich in Luft aufzulösen scheint, wenn die bis zu 150 Schauspieler in Sekundenschnelle von den Treppen und der Bühne verschwinden, wobei sie auch an den Zuschauerrängen vorbei laufen oder in Katakomben unter der Tribüne entfleuchen.
Die gesamten Zuschauerränge sind überdacht, so dass nach Angaben der Theaterleitung die Aufführungen bei jedem Wetter stattfinden. Sollte es jedoch in Strömen regnen, kann ich mir nicht vorstellen, dass es sonderlich viel Spaß macht, den weitestgehend im Regen stehenden Schauspielern bei ihrer Arbeit zuzusehen, während sie wahrscheinlich innerlich am liebsten eine warme Dusche herbeisehenen.
Ben Hur sollte es sein, also wenigstens eine Geschichte, die man so halbwegs kennt und keine Angst haben muss, dass man der Handlung nicht folgen könnte. So machten wir uns dann bei erfreulich schönem Wetter auf den Weg.
Die Geschichte des Stückes sei hier kurz zusammengefasst. Ben Hur ist Sohn eines jüdischen Kaufmanns und wird von seinem ehemaligen Freund und jetzigem römischen Tribun Messala unter falschen Anschuldigungen verhaftet und auf eine Sklavengaleere verschleppt. Seine Mutter und Schwester werden verbannt und erkranken an Lepra. Ben Hur jedoch stirbt nicht wie viele Galeerensklaven, ihm wird die Freiheit geschenkt, als er einem Feldherren das Leben rettet. Er kehrt nach Jerusalem zurück, wo seine Mutter und Tochter geheilt werden und er in einem Wagenrennen die Chance bekommt, einen symbolischen Sieg über Messala, dem er sich mittlerweile offenbart hat, zu erreichen und ein Zeichen gegen die Unterdrückung der Juden durch das römische Reich zu setzen.
Diese Handlung wird vier Akten aufgeführt; der Text für dieses Stück wurde extra für die Volksschauspiele und ihre Bühnenfassung umgeschrieben. Wer wollte, konnte sich so ein Textheft im DIN A6-Format für schlappe zwei Mark kaufen, was sicherlich wegen der Erklärung der Personen zu empfehlen ist, wenn man das STück nicht so gut kannte.
Das Schauspiel wusste durchaus zu gefallen. Neben guten schauspielerischen Leistungen und herrlichen Requisiten und römischen Gewändern wussten vor allem die Massenauftritte von Kindern, Frauen und Männern zu gefallen, die jedesmal eine wunderbare Stimmung einer Menschenmenge hervorrief. Absolute Höhepunkte waren jedoch die Auftritte der Pferde, die meist in rasantem Galopp über die Bühne geritten wurden. Das Wagenrennen, welches mit schön hergerichteten römischen Streitwagen aufgeführt wurde, war die Krönung uns sorgte aufgrund des tollkühn wirkenden Fahrstils für Rauenen und Applaudieren im Halbrund. Beim Wagenrennen fuhren die Streitwagen auf der einen Seite der Bühne hinein und auf der anderen wieder hinaus. Für den Zuschauer unsichtbar fuhren sie rücklings um das Theater herum um dann -- quasi eine Runde des Rennens später -- in eventuell neuer Reihenfolge auf die Bühne zu galoppieren. Ein Kommentator schilderte dabei den Rennverlauf.
Die Akustik war sehr gut. Wir saßen ziemlich weit hinten, konnten aber dank der Mikrofone und der guten Ausrichtung der Boxen alles perfekt verstehen. Die Mikrofonanlage gibt es noch nicht sehr lange, ist aber sicher auf den Plätzen hinten und am Rand sehr hilfreich. Auf störendes Knacken oder Rauschen hat man vergeblich warten müssen, nein, der Klang war schon ziemlich klasse. Auch die Beleuchtung war in der einsetzenden Dämmerung effektvoll. Zwischen einzelnem Spot und Beleuchtung der kompletten, breiten Bühne wurden die Lichter und Strahler eingesetzt und das einmal ein falscher Spot angeschaltet wurde, sorgte eher für Erheiterung denn für Empörung.
Das Rauchen war während der Vorstellung verboten, was aber aufgrund der halbstündigen Pause von allen Zuschauern verkraftet wurde, soweit ich das beobachten konnte. Das Sitzen auf der Tribüne, die mit der Bühne zusammen an ein Amphittheater erinnert (also man von jedem Platz aus auf die Bühne herunterschaut) war ebenfalls auszuhalten. Die Beinfreiheit war ausreichend und das Sitzen auch ohne Kissen nicht ermüdend oder anstrengend, obwohl ein Kissen an kälteren Tagen wahrscheinlich von Vorteil ist.
Etwas störend war in den hinteren Reihen das Klappern der Türen, wenn Leute wieder mal aus den verschiedensten Gründen zu spät kamen und das Klappern nach der Pause, das vom Abräumen des Geschirrs auf dem Platz direkt vor den Eingängen herrührte. Aber auch das war zu verschmerzen.
Ötigheim liegt etwa 35 Kilometer südwestlich von Karlsruhe und 12 Kilometer nördlich von Rastatt. Das Freilichttheater lässt sich auf die verschiedensten Arten erreichen. Mit dem Auto kommend, kann man auf der Autobahn A5 die Ausfahrt Rastatt (Nummer 49) nehmen und folgt zunächst der Ausschilderung nach Ötigheim, im Ort ist die Freilichtbühne natürlich ausgeschildert. Auch per Bahn und S-Bahn lässt sich Ötigheim ansteuern.
Die Parkplatzsituation ist einigermaßen gut organisiert worden. Am Fuße des Hügels, auf dem sich das Freilichttheater befindet, gibt es einen großen Platz, auf dem man für 2 Euro parken kann. Ein relativ fairer Preis. Vom Parkplatz aus ist es nur noch ein kurzer Anstieg von einhundert Metern und man hat sein Ziel erreicht. Bedenken sollte man allerdings, dass die Parkplatzanweiser die Autos dicht an dicht rangieren und man somit nach der Vorstellung nicht damit rechnen kann, direkt losfahren zu können. In der Regel gibt es auf der Ausfallstraße auch noch einen kleinen Stau, der sich aber normalerweise auf fünf Minuten Wartezeit begrenzen lässt
Die Bewirtung und Versorgung vor Ort ist sehr gut. Vor den Eingängen des Theaters sind verschiedene Stände und kleine Unterschlüpfe, an denen man sich kleine Snacks, Eis, Brezeln sowie Getränke holen kann. Auch ausreichend Tische, Stühle, Bänke oder Bar-Tische sind vorhanden, so dass es sich durchaus lohnt, bei schönem Wetter etwas früher zu kommen und an einem lauen Sommerabend noch genüsslich ein Eis zu schlecken. Ebenso erfreulich sind die Preise, die eher günstig als horrend zu bezeichnen sind. So kostet ein Sekt oder ein Campari-Soda 2 Euro, was ich bei anderen Veranstaltungen schon für ein halbes Glas Wasser ohne Kohlensäure zahlen sollte. So gestärkt kann man sich also auch nach der Pause oder vor dem Stück wieder ins Theater hineinbegeben.
Die Kartenbestellung ist telefonisch über die Geschäftsstelle möglich, die man zu angegebenen Zeiten unter unten angegebener Nummer erreicht. Im Internet findet man einen kleinen Plan der Zuschauerplätze, die in insgesamt fünf Kategorien unterteilt ist. Vor Ort kann man am Abend der Vorstellung verfügbare Restkarten und kurz vor der Vorstellung zurückgegebene Karten ergattern. Da die Aufführungen aber meist nahezu ausverkauft sind, muss man schon einigen Optimismus an den Tag legen, um eine der begehrten last-minute-Karten erwerben zu können. Wir haben unsere Karten circa 10 Wochen vorher bestellt und bekamen in der Tat nur noch Plätze in der allerletzten Reihe. Frühzeitiges Planen ist also durchaus angebracht. Die Spielsaison in Ötigheim beginnt jeweils Mitte Juni und endet Ende August. Gespielt wird dabei jeweils samstags, aber auch an Frei- und Sonntagen finden regelmäßig Aufführungen statt.
Die Preise der Vorstellungen richten sich natürlich nach dem Platz, der Länge des Stücks und wahrscheinlich wohl auch nach dem Aufwand, der durch die vielen Schauspieler und Statisten entsteht. Als Anhaltspunkte seien hier die Vorstellung "Ben Hur" aufgeführt, deren Preise zwischen 7 und 20 Euro (Loge) schwanken, während "Die Zauberflöte" zwischen 12 und 25 Euro Eintritt kostet. Billiger wird es bei "Ali Baba und die 40 Räuber", hier bezahlt man zwischen 4 und 10 Euro.
Die diesjährige Saison ist seit letztem Wochenende beendet. Gespielt wurden in diesem Jahr neben dem Stück Ben Hur auch das Stück "Ali Baba und die 40 Räuber", der wohl bekanntesten Geschichte aus Tausendundeiner Nacht, in dem der Brennholzverkäufer Ali Baba eine Räuberbande beobachtet, die mit einer Zauberformel ein Versteck für deren Raubgüter zugänglich macht. Als er heimlich den Zauberspruch zur Öffnung der Höhle verwendet, beginnt das für die meisten wahrscheinlich bekannte Abenteuer von ihm, den 40 Räubern und der listigen Sklavin im Hause Alis. Das kindgemäß aufgearbeitete Stück soll aber auch den Zuschauern Möglichkeit bieten, in die Handlung einzugreifen.
Ferner wurde in diesem Jahr noch Die Zauberflöte aufgeführt, Mozarts Oper über Tamino, der die wunderschöne Pamina retten will, die vom geheimnisvollen Sarastro entführt wird. Seine größte Waffe gegen Sarastro ist dabei die berühmte Zauberflöte, die ihm von der Königin der Nacht gegeben wurde, um sie gegen Sarastro einzusetzen. Das glückliche Ende ist wahrscheinlich ebenfalls bekannt.
Zweimal im Jahr gibt es in Ötigheim noch das festliche Konzert, mit renommierten Solisten und Instrumentalisten, die einen Höhepunkt der Spielsaison im Juli bilden sollen. In diesem Jahr wurden dabei von Bedrich Smetana, Edvard Grieg, Franz List, Johannes Brahms und anderen zum Besten gegeben.
Die Adresse und Öffnungszeiten des Freilichttheaters sind neben den Veranstaltungsterminen wie folgt:
Volksschauspiele Ötigheim
Kirchstraße 5
76470 Ötigheim
Geschäftszeiten:
Montag bis Donnerstag 10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr
Freitag 10 bis 12 Uhr
Telefon: 07222 - 96 87 90
Telefax: 07222 - 9 68 79 29
Bitte beachten: Die Preise (vom Parken, Sitzen und Trinken) können sich seit unserem Besuch geändert haben ...
Auch im Internet findet man einige Fotos und viele weitere Informationen. Neben dem aktuellen Spielplan der Saison erfährt man auch einiges über die Chronik, Historie und die Geschichte dieses wunderschönen Freilichttheaters.
Die Webseiten scheinen relativ aktuell zu sein und trotz einiger Serverausfälle in letzter Zeit lassen sich die schlichten, aber schönen Seiten schnell aufrufen. Wer plant, eine der Aufführungen zu besuchen, sollte hier auf jeden Fall mal einen Blick riskieren. Die Adressen sind www.volksschauspiele.de oder www.volksschauspiele-oetigheim.de. Wer direkte Fragen hat, kann diese per E-Mail an die Betreiber mit der Adresse [email protected] richten, wobei ich aber über die Schnelligkeit der Bearbeitung keine Aussagen machen kann.
1906 war die erste Aufführung der Volksschauspiele Ötigheim, 95 Jahre später habe ich es das erste Mal geschafft eine solche Aufführung zu besuchen. Wie man wahrscheinlich gemerkt hat, war ich trotz einiger Längen des zweistündigen Stücks begeistert und werde mich auch nächstes Jahr wohl wieder um eine Karte bemühen. Es ist eben mal was anderes als "normales" Theater und eine wirklich sinnvolle Abwechslung zu so langweiligen Dingen wie Fernsehen oder Kino :-) Sehr empfehlenswert, auch wenn mancher im ersten Moment vielleicht denkt, das wäre nichts für ihn. Dachte ich anfangs auch, wurde aber glücklicherweise eines Besseren belehrt. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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sterntaler16, 12.06.2011, 19:40 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
ein schönes Pfingstwochenende. LG kiara
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Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut...
Pro:
Vieles...
Kontra:
Nichts...
Empfehlung:
Ja
Jedes Jahr wird in Ötigheim klassisches und volkstümliches gespielt und jedes Jahr besuchen Tausende von Menschen die Aufführungen der Freilichtbühne Ötigheim, die mit immer neuen und beeindruckenden Inszenierungen für ein wunderbares Theatererlebnis sorgt. Wir fahren seit einigen Jahren ins ca. 80 Kilometer entfernte Ötigheim, auch in diesem Jahr waren wir wieder dort und heute möchte ich Euch diese Bühne etwas näher.
== PFARRER JOSEPH SAIER UND DER TELLPLATZ ==
Im Jahr 1905 war es als der Pfarrer Joseph Saier im kleinen mittelbadischen Ötigheim, zwischen Karlsruhe und Baden-Baden gelegen, sein Amt antrat. Pfarrer Joseph Saier, dem ganz besonders die Jugend der Gemeinde am Herzen lag, fürchtete deren Entfremdung vom örtlichen Leben durch die immer mehr zunehmende Industriearbeit. Ihm kam der Gedanke der Jugend eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung anzubieten und er gründete vor mehr als 100 Jahren, ein Jahr nach Amtsantritt, die Volksschauspielbühne Ötigheim. Nicht im Traum hätte er daran gedacht, dass daraus einmal die größte Freilichtbühne Deutschlands wird.
Viele freiwillige Helfer und Mitarbeiter funktionierten eine der Ortschaft nahe gelegene Kiesgrube zur Bühne um und schon im September 1906 konnte man dort die erste Aufführung sehen. "Die beiden Tilly" wurde auf die Bühne gebracht und wegen der großen Nachfrage auch im darauf folgenden Jahr noch einige Male wiederholt. Der Spielbetrieb ruhte nun bis 1910. Dann gelang der Durchbruch mit "Wilhelm Tell". Publikum und Mitwirkende waren so begeistert, dass "Tell" auch in den Jahren 1911 und 1913 aufgeführt wurde. Ganze 100.000 Zuschauer sahen den "Wilhelm Tell", das im Ötigheim am häufigsten aufgeführte Drama, mit dem sich die Ötigheimer Volksschauspieler so identifizieren, dass die Freilichtbühne heute auch "Tellplatz" genannt wird.
== WILHELM TELL BIS HELGE SCHNEIDER ==
Im weißen Rössl, ein festliches Konzert, Rodger Hogson, ein internationales Chorfestvial, Marshall & Alexander, Glück, es passiert hier, Helge Schneider und Ronja die Räubertochter stehen in diesem Jahr, in dem der Startschuss für den Theatersommer am 21. Juni fiel, auf dem Festspielprogramm.
Seit 1906 wurden unzählige Stücke aufgeführt - vom obligatorischen Wilhelm Tell, Joseph und seine Brüder, die Passion, Der Alpenkönig und der Menschenfeind und Andreas Hofer über Die Jungfrau von Orleans, Die Nibelungen und Der Richter von Zalamea bis hin zu Franz von Assisi - Der Narr Gottes, Romeo und Julia, Die Zauberflöte, ein Sommernachtstraum, My Fair Lady, Anatevka, Jesus Christ Superstar, Das Wirtshaus im Spessart, Carmina Burana, Der gestiefelte Kater, Agnes Bernauer und Der Brandner Kasper und das ewig Leben. Neben den Theatervorstellungen gibt es auch viele Sondervorstellungen und für jeden Geschmack wird hier etwas geboten.
== ZAHLEN ==
Ganze 4.000 Plätze bietet der überdachte Zuschauerraum der Freilichtbühne, die somit als die größte Freilichtbühne Deutschlands gilt. Entsprechend groß ist auch die Bühne, die ganze 174 Meter breit und 62 Meter tief ist und auf der 500 Mitspieler gleichzeitig agieren können.
== KULISSEN ==
Eine imponierende große Freittreppe und ein großes Gebäude, das den Anforderungen des jeweiligen Stückes angepasst wird und vom mittelalterlichen Schloss über einen arabischen Prunkbau bis hin zum griechischen Tempel oder zum Hotel "Zum weißen Rössl" verwandelt werden kann, befinden sich in der Mitte der Bühne. Weiterhin gibt es auf der rechten Bühnenseite ein Nebengebäude und im linken Bereich finden sich - je nach Stück - Felsen Türme oder Berge. Alles ist erstaunlich wandelbar. Das Einzige, was sich nicht ändert, sind die schönen, alten Bäume.
== KOSTÜME ==
Wunderschön, farbenfroh und dem jeweiligen Stück bestens angepackt sind die zahlreichen Kostüme der auf der Bühne Agierenden. Auf einer Freilichtbühne dieser Größe ist das eine ganz andere Herausforderung als auf einer kleinen Theaterbühne. Diese Herausforderung wurde hier bei jedem Stück, as ich gesehen habe, aufs Allerbeste gemeistert. Übrigens wurde noch nie ein Stück mit einem solchen Kostümaufwand auf die Bühne gebracht wie das diesjährige weiße Rössl.
== DAS WETTER ==
Wichtig ist bei einer Aufführung im Freien immer das Wetter. In Ötigheim ist es - zumindest für die Zuschauer - nicht ganz so wichtig, denn der komplette Zuschauerraum ist hier überdacht. Das ist sowohl bei Regen als auch bei Sonnenschein hilfreich. Bei der letzten Vorstellung, die wir besuchten, war ich für etwas Schatten sehr dankbar. Inzwischen wird hier bei wirklich (fast) jeder Witterung gespielt. Für die Schauspieler kann das mitunter schon sehr unangenehm werden...
Wir hatten bisher allerdings das große Glück, bei jeder der Vorstellungen, die wir besuchten recht gutes Wetter zu haben.
== VOM BALLETT BIS ZU DEN TIEREN ==
Viele Menschen (und Tiere) sind bei den Vorstellungen auf der Bühne zu sehen. Es gibt ein Ballett und sogar eine eigene Ballettschule mit um die 60 Tänzern und Tänzerinnen, die je nach ihrem Ausbildungsstand in den Theater- und Musicalproduktionen zu sehen sind.
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Schon im Gründungsjahr spielte der Chorgesang eine wichtige Rolle. Er wurde zu einem typischen Element des Ötigheimer Spielstils. Heute umfasst der große Chor ganze 150 Mitgliedern, der junge Chor besteht aus immerhin 50 Mitgliedern. Weiterhin entstand inzwischen ein Kinderchor für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren, die in verschiedenen Gruppen stimmlich ausgebildet werden.
Ganz wichtig und typisch für Ötigheim sind die eindrucksvollen Massenszenen, bei denen bis zu 500 Personen, angefangen beim Kleinkind bis hin zum Senior auf der Bühne zu sehen sind und bei denen man überhaupt nicht weiß, wo man hinschauen soll, denn überall gibt es etwas zu sehen.
Das Herzstück einer jeden Inszenierung sind die Rollenträger, durch die die Handlung des Stückes verkörpert wird. Bis zu 80 Rollenträger sind bei den einzelnen Inszenenierungen zu sehen. Und viele dieser Rollen werden von Laienschauspielern übernommen. Einen Großteil ihrer Freizeit opfern die Laienschauspieler, denen auch Gesangs- und Sprachschulungen angeboten werden, beim ihrem Rollenstudium und den Proben. Für einige der Rollen sind dann allerdings auch professionelle Gäste und ausgebildete Sängerinnen und Sänger erforderlich. Weil alle Rollen mindestens doppelt besetzt sind, muss natürlich alles doppelt geprobt werden...
Ohne ein Orchester geht bei den musikalischen Stücken natürlich gar nichts und von Anfang an waren die Aufführungen durch musikalische Einlagen geprägt. Bereits vor dem ersten Weltkrieg soll es in Ötigheim ein Bühnen Orchester gegeben haben. Heute spielt bei den Aufführungen das "Orchester der Volksschauspiele Ötigheim" unter der Leitung von Matthias Hammerschmitt
Sehr beliebt sind auch Tiere bei den Aufführungen in Ötigheim. Bei der letzten Aufführung, die wir uns angesehen haben, bei "Im weißen Rössl" waren tierische Statisten vom Dackel über Schafe, Ziegen und Kühe bis zu den obligatorischen Pferden vorhanden. Besonders eindrucksvoll in Ötigheim (dort gibt es übrigens eine eigene Reiterei) sind immer wieder die Szenen mit den Pferden - wenn manchmal bis zu zwanzig Pferde über die Bühne galoppieren, ist das schon ebenso sehenswert wie beeindruckend.
== PROFESSIONELLE GÄSTE ==
Durch professionelle und ausgebildete Gäste werden die Ötigheimer Festspiele unterstützt. Beim weißen Rössl sind die lyrische Sopranistin Silvia Klauder, die im festen Engagement und als Gast an 35 Opernhäueren tätig ist, die Sopranistion Christiane-Maria Vetterm im IN- und Ausland eine gefragte Sängerin im Mozart- und Operettenfach, Annette Postel, als Opernsängerin, Operparadodistin und Chanteuse bekannt, Wolfram B. Meyer, dessen Tätigkeit ihn schon in die USA und nach Nigeria führte sowie der Wiener Marin Sommerlatte, der derzeit im Berleiner Admiralspalast im Musical "The Producers2 zu sehen ist.
== DAS WEISSE RÖSSL ==
In diesem Jahr sahen wir uns Ralph Benatzkys Operette "Im weißen Rössl" mit bekannten Titeln wie "Es muss was Wunderschönes sein, von Dir geliebt zu werden" und "Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist" an. Schon einige Male habe ich diese Operette gesehen, jedoch noch nie mit solch beeindruckenden Massenszenen. Immer war etwas los auf der Bühne, immer gab es etwas zu sehen - und manchmal wusste man überhaupt nicht, wo man zuerst hinschauen sollte.
Aufgeführt wurde diese Operette in Ötigheim bereits in den Jahre 1978, 1979 und 1973 und war ein derartig erfolgreicher Publikumsmagnet, dass sie in einer fischen und schönen Inszenierung in diesem Jahr wieder den Weg auf die Bühne Ötigheims fand.
Die Operette führt uns an den Wolfgangssee im Salzkammergut und in die Zeit vor 1914. Leopold, Zahlkellner ist immer wieder sehr beschäftigt mit dem Ansturm von Reisenden fertig zu werden und bis über beide Ohren in die schöne Wirtin des Hauses, Josepha Vogelhuber verliebt. Die wiederum ist in einen Stammgast des Hauses verliebt, nämlich in den jedes Jahr wiederkehrenden Rechtsanwalt Dr Siedler aus Berlin.
Als dann der leicht cholerische Berliner Trikotagenfabrikant Gisecke mit seiner hübschen Tochter Ottilie, der schöne Sigismund, seines Zeichens Sohn von Gieseckes schärfstem Konkurrenten und Professor Heinzelmann samt lispelnder Tochter Klärchen mit ins Spiel kommen, gibt es jede Menge Verwirrungen.
Zum guten Ende lösen sich - wie bei Operetten üblich - alle Liebesverwirrungen auf und es gibt ein Happy End mit glücklichen Paaren.
Farbenprächtig, turbulent, witzig, schwungvoll und mit wunderschönen, populären Melodien (der Herr in der Reihe hinter mir summte immer mit ;-) präsentierte sich das Stück 3 Stunden land. Es gab eine Menge Überraschungseffekte und keine Sekunde Langeweile. Sänger und Orchester agierten souverän, die vielen farbenfrohen Kostüme boten viel fürs Auge und die Aufführung war sehr gelungen, was die Zuschauer schließlich mit Standing Ovations dankten.
== ESSEN UND TRINKEN ==
Vor der Vorstellung und in den Pausen gibt es natürlich an verschiedenen Ständen auch zu essen und zu trinken. Belegte Brötchen, Kaffee und Kuchen, Eis, Bier, Wein und Sekt - hier wird zu recht günstigen Preisen sicherlich für jeden etwas Passendes zu finden sein. Zum Großteil wird hier über Bons abgerechnet, die an einzelnen Kassen erhältlich sind. Zwar muss man, wenn gerade wieder ein Bus eingetroffen ist, hier unter Umständen ein paar Minuten warten, aber insgesamt ist hier alles wirklich sehr gut organisiert und das Personal ist sehr freundlich. Bänke, Stühle und Tische stehen in der parkähnlichen Anlage ebenfalls zur Verfügung. Hier ist auch eine Menge Platz - genügend Platz für 4.000 Zuschauer.
Die Preise sind günstig - für eine Apfelsaftschorle zahlt man 1,-- Euro, ein Fleischkäsebrötchen gibt es für (wenn ich mich recht erinnere) 2,20 Euro.
== FÖRDERER ==
Viele Vereine, Firmen und sonstige Organisationen unterstützen die Festspiele in Ötigheim, angefangen vom Mandolinenverein Ötigheim, dem Reitverein, dem DRK Ortsverein und der Freiwilligen Feuerwehr Ötigheim über die Förderer Josef-.Saier-Stiftung e.v., das Land Baden-Württemberg und den Landkreis Rastatt und verschiedene Firmen bis hin zur Schwarzwald Tourismus GmbH, den Landesverband Baden-Württemberg Kultur und den Verband Deutscher Freilichtbühnen. Alle unterstützenden und fördernden Organisationen sind auf der Website der Freilichtbühne aufgeführt.
== KONTAKT ==
Kontaktiert werden können die Volksschauspiele unter
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Volksschauspiele Ötigheim, Kirchstr. 5, 76470 Ötigheim
Telefon: 0 72 22 / 96 87 90, Telefax: 0 72 22 / 9 68 79 29
Website: www.volksschauspiele.de
== WIEVIEL? ==
Je nach Veranstaltung und natürlich je nach Kategorie - von Loge über Sperrsitz bis zum 1. oder 2. Platz sind die Eintrittspreise unterschiedlich. So kosten die Plätze beim in diesem Jahr aufgeführten "Im weißen Rössl" zwischen 10,-- und 24,- Euro, für Helge Schneider muss man zwischen 23 und 44 Euro investieren, der Gastspiel-Galaabend schlägt mit zwischen 25 und 60 Euro zu Buche und das Kinderstück "Ronja die Räubertochter" kann man sich für zwischen 5 und 12 Euro ansehen. Im Vergleich zu anderen Freilichtbühnen sind die Preise hier wirklich nicht zu hoch.
Verbleibende Restkarten für das jeweilige Wochenende sind kurzfristig ausschließlich an der Tageskasse vor der jeweiligen Vorstellung erhältlich. Man sollte sich allerdings nicht darauf verlassen noch Karten zu bekommen. Wir unterhielten uns bei der letzten Vorstellung mit einem Ehepaar, das jedes Jahr auf gut Glück kommt, manchmal noch Karten bekommt, aber auch schon Pech hatte.
== FAHREN UND PARKEN ==
Zwischen Karlsruhe und Baden gelegen ist der kleine Ort, den man mit dem Auto oder der Bahn erreichen kann. Über die Autobahn A5 Frankfurt/Basel (Ausfahrt Rastatt) oder von Rastatt und Karlsruhe aus mit den S-Bahnen S 4 und S 41 des KVV, die auch noch zu späterer Stunde verkehren kann man zur Freilichtbühne gelangen. Eine Anfahrtsskizze befindet sich ebenfalls auf der Website. Kommt man mit dem Auto, gibt es direkt unterhalb der Freilichtbühne einen riesigen Parkplatz. 2,-- Euro muss man dort in die Parkgebühr investieren, was ich für nicht überteuert halte. Viele Busunternehmen bieten Fahrten zu den Veranstaltungen an und bei unserem letzten Besuch zählte ich auf dem Parkplatz mindestens 30 Busse. Zu spät sollte man nicht unbedingt kommen, denn der Parkplatz ist zwar groß, aber irgendwann auch einmal voll ;-)
== TICKETS ==
Nach Versand des Spielplans werden zuerst sämtliche schriftlich eingegangenen Bestellungen bearbeitet. Daneben ist eine platzgenaue Ticketbuchung via Internet möglich. Telefonische Kartenbestellungen über unsere Hotline 0 72 22/96 87 90 sind für die jeweils kommende Saison immer erst ab Anfang Januar, Mo.-Do. von 10-12 Uhr und 14-17 Uhr, Fr. von 10-12 Uhr, möglich. Ab diesem Zeitpunkt können Sie ihre Tickets auch direkt in der Geschäftsstelle der Volksschauspiele, Kirchstr. 5, 76470 Ötigheim kaufen. Die Abendkasse der Freilichtbühne öffnet jeweils 90 Minuten vor Aufführungsbeginn. (Quelle: www.volksschauspiele.de)
Natürlich gibt es auch verschiedene Ermäßigungen, z.B. für Gruppen, Auszubildende oder Studenten. Näheres dazu ist ebenfalls der Website zu entnehmen.
Vorbestellte Karten (ausgenommen sind Karten zu Gastspielen) können bis zu 4 Wochen im Voraus zurückgegeben werden. Danach werden nur noch zwei Karten pro Auftrag zurückgenommen. Selbst am Spieltag selbst ist die Kartenrückgabe bis eine Stunde vor Vorstellungsbeginn möglich. Hierauf gibt es dann zwar eine Stornogebühr, allerdings hält sich diese mit nur 2 Euro preislich sehr im Rahmen.
== FOTOGRAFIEREN ==
Das Fotografieren während der Vorstellung war erlaubt. Man wurde nur gebeten den Blitz nicht einzusetzen. Da wir jedoch eine Nachmittagsvorstellung besuchten, war das auch nicht nötig.
== WINTER ==
Deutschlands größte Freilichtbühne ist naturgemäß ein Theater, das seine Aufführungen auf die Sommermonate beschränken muss. Aber auch im Winter steht seit nunmehr über 40 Jahren das Theaterleben im badischen Telldorf nicht mehr still. 1963 erarbeitet Willi Panter mit einigen Schülern das Stück "Vom Morgen bis zum Abend" - die Geburtsstunde der "kleinen bühne" hatte geschlagen.
Nach wechselnden Spielstätten bekam das Zimmertheater 17 Jahre später in der Ortsmitte Ötigheims eine schmucke Residenz. Seither hat sich die "kleine bühne" mit zahlreichen Schauspielen für Kinder und Erwachsene einen festen Platz in der Theaterlandschaft der Region gesichert. Neben den erfolgreichen hauseigenen Produktionen ergänzen Gastspiele und Sonderveranstaltungen das Angebot der "kleinen bühne".Die Arbeit auf der "kleinen bühne" hat es zum Ziel, den Nachwuchs für große Rollen auf der Freilichtbühne zu fördern. Sie ist quasi das hauseigene Sprungbrett für Schauspiel- und Regietalente aller Altersklassen. Aber auch viele der renommierten Darsteller auf Deutschlands größter Freilichtbühne, haben zum ersten Mal auf der "kleinen bühne" Theaterluft geschnuppert und kehren zur Weiterbildung gerne an diese zurück. (Quelle: http://www.volksschauspiele.de/kleine_buehne.php)
== FAZIT ==
Wir fahren seit einigen Jahren dorthin und wirklich jede der Vorstellungen hat uns sehr gut gefallen. Besonders beeindruckend sind die Massenszenen, bei denen teilweise bis zu 500 Personen auf der Bühne agieren. Hier hat man wirklich was fürs Auge und nicht nur Theaterbegeisterte werden hier ihren Spaß haben.
Der Zuschauerraum ist vollständig überdacht, so dass auch bei schlechtem Wetter die Zuschauer im Trocknen sitzen. Die Preise der Karten sind recht günstig für da, was man hier geboten bekommt. Und mit dem Schlemmerblock für die Region Karlsruhe bekommt man auf die 2. Eintrittskarte sogar einen Preisnachlass von 50 %. Es empfiehlt sich - wenn man gute Plätze haben möchte - sich frühzeitig um die Karten für die gewünschte Aufführung zu kümmern. Das Ehepaar, welches wir trafen und welches sich erst Am Vorstellungstag um die Karten kümmerte, bekam Plätze in Reihe 47. Zwar sind diese recht günstig, aber schon ziemlich weit weg von der Bühne...
Es gibt Abendvorstellungen (die ich persönlich ein wenig beeindruckender finde) und auch Nachmittagsvorstellungen. Wer eine weitere Anfahrt hat und nicht zu spät nach Hause kommen möchte, dem empfehle ich die Nachmittagsvorstellungen, die sonntags stattfinden. "Das weiße Rössl" war die erste Nachmittagsvorstellung, die ich sah. Und um es wie der Kaiser Franz-Josef aus diesem Stück zu sagen "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut" ;-)
Die Festspiele Ötigheim sind einen Besuch wert und ich vergebe gerne fünf von fünf Sternchen sowie eine Empfehlung. weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
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anonym, 23.09.2009, 16:09 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Gruss und einen schönen Tag noch! Talulah
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giselamaria, 05.09.2009, 14:30 Uhr
Bewertung: besonders wertvoll
wunderschön, prima Bericht!! -bw - - ist nicht weit von mir entfernt, und ich kenne es, war leider noch nie selbst dort. Aber ich muss da unbedingt mal hin, ganz sicher im nächsten Jahr ;-)) - LG Gisela
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Muss man gesehen haben
27.12.2002, 14:12 Uhr von
NB112
Hallo allerseits, mein Name ist Norbert, bin 48 Jahre und komme aus dem Raum Karlsruhe. Von Beruf...Pro:
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Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Hallo allerseits,
heute möchte ich über die Volksschauspiele in Ötigheim, Deutschlands größter Freilichtbühne berichten.
Zur Geschichte:
Die Volksschauspiele in Ötigheim, wurden im Jahre 1906 durch den Pfarrer Joseph Saier, der sein Amt als Priester im Jahre 1905 dort aufnahm, ins Leben gerufen. (Zur Information, Ötigheim ist eine kleine Gemeinde zwischen Karlsruhe und Baden Baden). Zur Bühne wurde eine nahegelegenen Kiesgrube von Zahlreichen freiwilligen Helfern und Helferinnen umgebaut, und am 30.09.1906 wurde das Stück „Die beiden Tilliy“ uraufgeführt. Da das Stück bei der Bevölkerung großen Anklang fand, wurde es im darauffolgenden Jahr einige Male wiederholt. Danach ruhte für 3 Jahre die Bühne, bis 1910 mit Schillers „Willhelm Tell“ der Durchbruch der Schauspiele begann. Das Stück wurde in den Darauffolgenden 3 Jahren von über 100 000 Zuschauern besucht. Dieses Stück ist das bis heute meist Aufgeführte Drama der Volksschauspiele, und die Ötigheimer gaben der Bühne daraufhin den Namen „Tellplatz“, der bis heute geblieben ist.
Mitwirkende
Mittlerweile sind die Volksschauspiele in Ötigheim nicht mehr wegzudenken, und sie Zählen ca. 1300 Mitgliedern die am Spielgeschehen vor oder hinter der Bühne teilhaben. Schon die kleinsten wirken auf der Bühne mit, und werden je nach Stück selbst im Kinderwagen schon auf die späteren großen Rollen vorbereitet. Die Schauspieler kommen alle aus den eigenen Reihen und führen ihre Arbeit zu meist ehrenamtlich durch. Allerdings kann es auch vorkommen, dass man eine Rolle mit den eigenen Kräften nicht besetzten kann, so zum Beispiel bei dem Stück: Der Brandner Kasper und das Ewige Leben, dort wurde, soviel ich weiß, zum ersten mal für eine Hauptrolle der Staatsschauspieler Toni Berger für die Rolle des Borndelkramers (der Tod) verpflichtet.
Bühne
Die Bühne selbst besitzt 3 Feststehende Gebäude, die sich auf einer Breite von ca. 175 m und einer Tiefe von ca. 60 m verteilen. Je nach Aufführung können diese Gebäude von den eigenen Bühnenbildnern passend zum Stück umfunktioniert werden.
Eines davon ist auf der linken Seite auf einer Erhebung platziert das zu den jeweiligen Spielen mal als Burg, Schloss oder Kirche umgebaut wird. Der Mittelbau ist der Größte dieser Anlage, wobei das Grundgerüst dieses Gebäudes aus 24 Säulen (6 Stück in der Breite, und 4 Stück nach hinten) und einem festen Dach besteht. Die Säulen sind so umbaut, wie sie für das jeweilige Stück benötigt werden. Alleine dieser Bau dürfte eine Breite von ca. 25 m und eine Höhe von ca. 18 m haben. Dort ist auch das Hauptgeschehen der Spiele ausgerichtet. Auf der rechten Seite befindet sich ebenfalls eine feststehende Kulisse. Zwischen dem Hauptbau in der Mitte und dem linken Bau befindet sich eine Vertiefung, die je nach Spiel zu einem See umfunktioniert wird. Wie zum Beispiel beim: Das Weisse Rössel am Wolfgangsee
Zuschauer
Da die Spiele mittlerweile bei jeder Witterung stattfinden, ist der Zuschauerraum überdacht, und bietet Platz für über 4000 Zuschauer. Und dass sie wirklich bei jeder Witterung spielen kann ich nur bestätigen. Wenn ich an meine erste Aufführung denke, 1966 die Nibelungen, brach ausgerechnet nach der Ermordung von Siegfried durch Hagen ein Wolkenbruch herunter. Der Siegfried lag in seiner offenen Holzkiste, das Wasser ronn über die Seiten heraus, aber er rührte sich kein bisschen. Den Schauspielern klebten die Kleider am Leibe, aber keiner ließ sich irgend etwas anmerken.
Dass die Spiele zu jeder Witterung stattfinden, liegt auch daran, dass sie in Deutschland einen mittlerweile hohen Bekanntheitsgrad haben, und die Besucher von überall auch mit Bussen angereist kommen. Ich würde mich auch ärgern, wenn ich von Berlin mit dem Bus anreisen müsste, und die Vorstellung wegen schlechtem Wetter ins Wasser fallen würde. Dazu schon mal ein großes Lob an die Mitwirkenden.
Inszenierungen
In der Hauptsache werden Christliche oder Monumentalstücke wie z. B. Die Passion, das Welttheater, Josef von Ägypten, Ben Hur, Quo Vadis, Die Nibelungen, Götz von Berlichingen, die Jungfrau von Orleans, Jedermann, natürlich den Wilhelm Tell usw. usw. Aber auch Operetten und Singspiele finden ihren Anklang wie das Schwarzwaldmädel oder wie oben schon erwähnt das weisse Rössel. Aber auch für die kleinen Zuschauer sind die Volksschauspiele ein Begriff, da jedes Jahr auch für sie was auf dem Spielplan steht. Meistens sind es Märchen, wie der gestiefelte Kater, Schneewittchen, das tapfere Schneiderlein, Max und Moritz usw.
Pro Jahr werden in der Regel 2 – 3 Stücke verschiedener Kategorie aufgeführt. So waren dies im Jahre 2002 zum einen Quo Vadis, die Zauberflöte und für die kleinen Zuschauer Ali Baba und die 40 Räuber.
Wer alle Stücke genau wissen will, kann dies auf der Webseite www.volksschauspiele.de nachlesen.
2003 stehen die Rockoper Jesus Christ Superstar, Julis Cäsar und für die kleinen Gäste Max und Moritz auf dem Spielplan.
Zu diesen Aufführungen kommt pro Jahr noch zusätzlich ein festliches Konzert mit auf den Plan, wo auch die Opernfreunde ihre Freude daran haben. Da dies allerdings nicht so meine Wellenlänge ist, erlaube ich mir diesen Part zu übergehen.
Spielzeit und Preise
Da es sich ja um eine Freilichtbühne handelt ist es anzunehmen dass die Spielzeit sich in den Sommermonaten aufhält. So beginnt die Spielsaison im Juni, und endet ende August. Die Preise sind im humanen Bereich und in 5 Kategorien eingeteilt.
1. Loge ( 20 – 22 € Kindervorstellung 10 € )
2. Sperrsitz I (16 – 18 € Kindervorstellung 8 € )
3. Sperrsitz II ( 13 – 15 € Kindervorstellung 6 € )
4. 1. Platz ( 10 – 12 € Kindervorstellung 5 €
5. 2. Platz ( 7 – 9 € Kindervorstellung 4 € )
Da die Preise allerdings auch für die jeweiligen Aufführungen unterschiedlich sind habe ich oben zwei Zahlen bekannt gegeben. Die erste ist für Julius Cäsar und das festliche Konzert, und die zweite für Jesus Christ Superstar. Näheres dazu ebenfalls auf der Webseite.
Fazit
Da es für mich natürlich ein Heimspiel ist, wohne nur ca. 10 Km davon entfernt, ist es wohl klar, dass die Volksschauspiele in Ötigheim jedes Jahr auf dem Programm stehen. Für mich, meine Freunde und Bekannte ( mittlerweile hat sich schon ein rechter Stamm gebildet, so dass wir immer zwischen 10 und 20 Personen sind ) ist es immer wieder ein schöner und gelungener Abend. Ich empfehle allerdings die Abendvorstellungen zu besuchen, da sich diese aufgrund der Lichteffekte nochmals hervorheben. So wie z. B. im letzten Jahr bei Quo Vadis, als so gegen 21:30 h Rom angezündet wurde, die halbe Bühne in Flammen stand und im Mittelbau die Wände einstürzten. Ein hoch den Pyrotechnikern die dieses Schauspiel überwachten.
Der Vorverkauf für 2003 beginnt am 13. Januar, und da ich wieder meine guten Plätze haben möchte werde ich mich dann wohl auf den Weg machen um mir meine Karten zu sichern.
So, und nun wünsche ich allen Lesern noch ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest, und vielleicht sieht man sich ja mal in Ötigheim....
Gruß Norbert weiterlesen schließen
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