Weimar Testberichte
Auf yopi.de gelistet seit 12/2006
Pro & Kontra
Vorteile
- eine Stadt voll kultureller Highlights
Nachteile / Kritik
- keines
Tests und Erfahrungsberichte
-
Weimar - Stadt der Kultur und der Zeitgeschichte
25.07.2005, 04:14 Uhr von
DerPrinz
Mich interessieren kulturelle und geschichtliche Themen. Darüber hinaus verbringe ich viel Zeit a...4Pro:
eine Stadt voll kultureller Highlights
Kontra:
keines
Empfehlung:
Ja
Hallo liebe yopi-Leser,
Heute habe ich mir ein ganz „Klassisches“ Reiseziel ausgewählt.
Der Name dieser Stadt ist ein Synonym für Kultur und Kunst schlechthin. Ich hatte das Glück, Weimar auch als Kulturhauptstadt Europas 1999 zu erleben. Die Stadt war damals aus dem Häuschen, überall Aktionskünstler auf den Strassen.
Heut ist es ruhiger- folgt mir ins Herz Thüringens, in die schöne Stadt Weimar.
Vor allem ein Name fällt immer wieder in Verbindung mit dieser Stadt: Der des Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe. Aber auch andere Schöngeister liessen sich vom Ruf Weimars anlocken, wie Schiller, Wieland, Herder, Nietzsche und Liszt. So umfasst allein die Stiftung Weimarer Klassik allein 22 Museen mit Ausstellungen.
Update Juni 2005
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
In diesem Jahr 2005 wird das Schiller-Jahr gefeiert. Der 200. Todestag jährt sich in diesem Jahr. Also nicht nur dem Dichterfürsten Goethe wird hier gehuldigt, sondern auch Friedrich Schiller, der mal aus dem Schatten Goethes treten darf.
2005 jährt sich aber auch zum 60. Mal die Berfreieung des KZ`S Buchenwald bei Weimar. Ich habe in meinem Bericht diese schreckliche Stätte bisher noch nicht erwähnt. Im Konzentationslager Buchenwald haben die Nazis von 1937-1945 Zenhtausende von Menschen inhaftiert, gequält und getötet... Buchenwald und Weimar gehören aber zusammen, so unfassbar es scheint. Das Geniale und das Grauenhafte eng beieinander.Insgesamt waren etwa 250 000 Menschen aus allen Ländern Europas im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Die Zahl der Opfer wird auf etwa 56 000 geschätzt. Nach 1945 nutzte die russische Armee Buchenwald als Internierungslager.
Heute ist Buchenwald eine international geachtete Forschungs- und Gedenkstätte.
Die Lage und Anreise
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Weimar liegt im Herzen Thüringens zwischen Erfurt und Jena.
Die Klassikerstadt ist gut per Bahn erreichbar (ICE, IRE) und besitzt ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz (Busse). Der nächste Flughafen befindet sich ca. 25 Km entfernt in Erfurt.
Die Stadt hat Autobahnanschluss über die A 4 (Richtung Dresden oder Frankfurt/Main).
Die A9 Berlin-München ist nicht weit entfernt (Hermsdorfer Kreuz).
Wichtige Fernstrassen (B 7 und B85) verbinden Weimar mit Hessen und Bayern...
Die Historie
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Um 900 wird Weimar gegründet, seit 1372 regieren die Wettiner in der Stadt.
Von 1547 an bis 1918 ist Weimar Residenzstadt des Herzogtums Sachsen-Weimar beziehungsweise (seit 1815) des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach. Um 1552 weilt bereits ein berühmter Zeitgenosse in der Stadt: Lucas Cranach d. Ä. Von 1708-17 zieht es einen weiteren Künstler an die Ilm, nämlich J.S. Bach. Berühmt wird aber das „klassische Weimar“ im 18. und 19. Jahrhundert. Die „Klassische Periode“ beginnt mit dem Amtsantritt von Herzog Carl-August 1775, der Goethe in die Stadt holt. Ein Jahr später wird Herder Superintendent und 1799 kommt Schiller nach Weimar, Liszt 1842.
1919 tagt die Nationalversammlung im Nationaltheater, der Beginn der Weimarer Republik. Im selben Jahr gründet W. Gropius das „Bauhaus“, die künstlerische Avantgarde der Zeit wirkt in der Stadt. Von 1920-1948 war Weimar sogar Landeshauptstadt Thüringens. Die Nazis verunglimpfen den Namen Weimar und errichten 1937 das KZ Buchenwald. 1949 ehrt Thomas Mann Goethe in Weimar anlässlich dessen 200. Geburtstages, 1955 folgt die Schillerehrung. In der DDR verfielen leider viele alte Bauten. Erst nach der Wendek am der Aufschwung- 1999 wird Weimar „Kulturhauptstadt Europas“ und bekommt eine schmucke Innenstadt.
Die Stiftung Weimarer Klassik
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Alle „Heiligtümer“ der deutschen Kunst- und Kulturgeschichte in und um Weimar werden von der „Stiftung Weimarer Klassik“ verwaltet. Zu ihr gehören das Goethe-Nationalmuseum mit seinen 22 Museen, das Goethe- und Schiller-Archiv und die beeindruckende Herzogin Anna Amalia-Bilbliothek mit ihren 1 Mio. Bänden. Die Bibliothek wurde auch aufwendig restauriert und ist ein bibliophiles und architektonisches Schmuckstück. Anmerkungen 2005: Die Bibliothek brannte völlig aus, viele wertvolle Bände sind zerstört worden. Zur Zeit wird das Haus samt Buchbestand restauriert und ist auf die Spenden aus der Bevölkerung angwiesen. vor Die Gärten und Parks in der Stadt gehören ebenso zu den Pflegeobjekten, zum Beispiel das Schloss Belvedere, ein echtes Kleinod. Zur Stiftung gehören auch das Nietzsche-Kolleg und die Fotothek. Seit diesem Jahr sind auch sämtliche Kunstsammlungen (Sammlung im Residenzschloss, im Neuen Museum und im Bauhaus-Museum) unter dem Stiftungsdach vereinigt.
Der Frauenplan - Goethes Wohnhaus
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Also gleich rein ins Getümmel und keine Angst vor grossen Namen! Der Treffpunkt neben dem Theaterplatz in Weimar ist der „Frauenplan“. Dort steht das Haus der Häuser in Weimar, Goethes Wohnhaus. Das berühmte gelbe Haus am Frauenplan Nr.1 ist der Wallfahrtsort für Goethe-Liebhaber. Führungen finden jeden Dienstag und Freitag findet um 13.00 Uhr statt.
Zum Goethe-Haus gelangten wir über das Nachbarhaus, der in den grossen Innenhof führt. Wir sahen uns in einem Vorraum einen Film über das Leben Goethes und die Geschichte des Hauses an. In der Remise ist die Reisekutsche Goethes zu sehen.
Beinahe fünfzig Jahre, bis zu seinem Tod lebte der Großmeister hier, so informiert der Film. 1792 zog Goethe mit seiner Lebensgefährtin Christiane Vulpius und dem Sohn August in das Haus ein. Sein „Chef“, der Herzog Carl August schenkte ihm 1794 das Anwesen. Goethe ließ einige bauliche Veränderungen vornehmen -Vorder- und Hinterhaus verbinden und ein großes Treppenhaus einbauen. Die Antike und Italien haben sichtbare Einflüsse im Haus hinterlassen.
Im barocken Haus befinden sich umfangreiche Sammlungen, von Büsten, Bildern und anderen Kunstgegenständen bis hin zu Tier- und Pflanzenresten. Jeden Moment hat man das Gefühl, der Geheimrat taucht aus irgendeinem Gemach auf. Goethe sammelte ja, was das Zeug hielt, denn er war auch Naturforscher. Über 50 000 Exponate hat er zusammengetragen. Besonderes Augenmerk legte er auf die Farbgestaltung der einzelnen Räume, die er nach seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen ausführte.
Dabei soll das Haus kein langweiliges Museum sein, es soll „lebendig“ wirken. Der wohnliche Charakter der Ausstellung wird durch die vielen persönlichen Gegenstände und Möbel verstärkt, es sind kaum Absperrungen oder Hinweistafeln usw. vorhanden.
Gleich nebenan befindet sich in einem Anbau eine Ständige Ausstellung zum Leben und Wirken des Dichters, die 1999 neu gestaltet wurde. Unter dem Titel "Wiederholte Spiegelungen. Weimarer Klassik 1759 - 1832" sind Exponate zu sehen, die aus Bibliotheken, Museen und Kirchen stammen. Diese Ausstellung ist auch behindertengerecht gestaltet und für Rollstuhlfahrer zugänglich. Eine Cafèteria lädt zum Verweilen ein (mit eigenwilliger Wandmalerei, neben klassischen Gesichtern taucht auch das Konterfei Hitlers mit auf).
Die Besichtigung des Goethe-Hauses kostet heutzutage 6 €, leider wird für den Besuch der Ständigen Ausstellung nebenan noch mal 2,50 € extra verlangt, was ich recht teuer finde.
Wer hungrig ist, dem empfehle ich Goethes Lieblingsrestaurant „Zum Weißen Schwan“, es existiert heute noch und bietet deftige Speisen in historischem Ambiente (Am Frauenplan 9).
Der Park an der Ilm- Goethes Gartenhaus
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Ein Refugium der Erholung ist der Park an der Ilm in Weimar. Hier befindet sich Goethes Gartenhaus, dass 1994/95 nach Originalvorlagen restauriert worden ist. Es ist der erste langjährige Wohnsitz des Dichters, von 1776 bis zum Umzug ins Haus am Frauenplan 1782 lebte und wirkte er hier. Hier war er ungestört und konnte in Ruhe arbeiten.
Sieben grössere Parks machen Weimar zu einer grünen Stadt. Die Stiftung Weimarer Klassik verwaltet den Park an der Ilm, (mit Römischen Haus und Goethes Gartenhaus), den Schloßpark Belvedere mit seiner Orangerie, den Park Schloß Tiefurt, den Schloßpark Ettersburg (mit Pücklerschlag), die Schloßgärten Kochberg und Dornburg und Christoph Martin Wielands Landgut in Ossmannstedt. Daneben gehören noch einige Privat- und Hausgärten zur „Grünen Lunge“ Weimars, wie z.B. der Garten am Goethehaus.
Schiller`s Wohnhaus
'''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Unweit vom Frauenplan, zwischen Markt und Theaterplatz, leuchtet die hellgelbe Fassade des Hauses Schillerstr. 12. Hier wohnte der andere grosse Klassiker und Freund Goethes, Friedrich Schiller.
Voller Respekt sah ich mir die Räume der Wohnetage im ersten Obergeschoß an. Ob im Wohnzimmer, Gesellschaftszimmer oder Charlottes Zimmer, überall ein Hauch von Genius und Klassik. Beinahe wie im Originalzustand präsentiert sich das Haus, was ich bemerkenswert finde. 1988 wurden alle Räume restauriert, teils mit originalen Tapetenmustern. Im Arbeitszimmer umweht einen der „Geist“ des Meisters, in diesem Raum verstarb Schiller am 9. Mai 1805.
Die Fürstengruft
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Goethe und Schiller, sowie die hohen Herrn und Damen der Weimarer Gesellschaft ruhen in schweren Särgen in der Fürstengruft am Poseckschen Garten. Herzog Wilhelm IV. und seine Nachkommen, darunter Großherzog Carl August und seine Gemahlin Luise sind hier aufgebahrt. Zur fürstlichen Familiengruft gehört auch eine russisch-orthodoxe Kapelle, weil die hier bestattete Großherzogin Maria Pawlowna aus Russland stammt.
Rund um den Theaterplatz
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Das Wittumspalais wurde 1767-69 als dreiflügelige Anlage errichtet. Es diente lange Zeit als Wohnsitz für die Herzoginmutter Anna-Amalia und als Treffpunkt des gesellschaftlichen Lebens der Stadt. Heute ist hier eine Ausstellung zur Wohnkultur des Hofadels im Klassischen Weimar zu besichtigen.
Das Deutsche Nationaltheater gab dem Platz seinen Namen und wurde 1779 als Barockbau errichtet. 1907 wurde es wegen Baufälligkeit abgebrochen und dann in der heutigen Gestalt unter Prof. Max Littmann wieder aufgebaut. Durch Kriegseinwirkung wurde es 1945 zerstört und von 1945 bis 1948 wieder aufgebaut. 1973 bis 1975 erfolgte eine erneute Renovierung, ebenso 1997 bis 1999.
Das Haus gilt als Synonym für Weimars Theatertradition. Es war einst Komödienhaus und später Hoftheater. Goethe war berühmter Intendant, der hier u.a. Schillers Dramen aufführte. Aber auch Franz Liszt und Richard Strauss wirkten hier als Kapellmeister; Hermann Abendroth war hier Generalmusikdirektor. Die Weimarer Republik wurde im Gebäude gegründet.
Das Bauhaus-Museum steht auch am Theaterplatz, welches die „Bauhaus“-Bewegung der zwanziger Jahre würdigt (z.B. das Schaffen von Walter Gropius, dem ersten Direktor des Bauhauses, von Johannes Itten, Lyonel Feininger und Oskar Schlemmer). Leider existieren auch weniger künstlerische Bauten am Markt, so ein Kaufhaus, dessen Beleuchtung nachts die sämtlicher Kulturstätten im wahrsten Sinne des Wortes erblassen lässt.
Weimar hat auch ein Stadtschloss mit einer grossen Ausstellung, ein Liszt-Haus und eine Albert-Schweitzer-Gedenkstätte.
Leider gehört auch die Gedenkstätte des ehemaligen KZ Buchenwald zum Stadtbild. Nach 1945 wurde es sowjetisches Internierungslager.
Rund um den Marktplatz
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Das neogotische Rathaus gilt als jüngstes Gebäude am Platz. Seit 1987 erfreut die Besucher wieder das alte Porzellan-Glockenspiel. Das älteste Hotel der Stadt steht hier- das „Hotel Elephant“. Zum Kulturjahr 1999 standen Figuren von Goethe und Schiller in blau auf dem Balkon. Der Zwiebelmarkt bringt Leben in die Stadt – jedes Mal Anfang Oktober rund um den Marktplatz.
Ein gelbes und ein rotes Schloss leuchten als feine Farbtupfer in der Weimaraner Innenstadt, auch das Reiterstandbild von Herzog Carl-August wirkt frisch herausgeputzt.
Was bietet Weimar ausser Goethe und Co.?
'''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Thüringer Bratwurst solltet ihr probieren, am Markt findet sich immer ein Stand mit der ultimativen Brat-Wurst. Kultur, Klänge, Klamauk, Kunst und Kaffee bietet das ACC-Kulturzentrum am Burgplatz. Goethe darf selbst hier nicht fehlen, er nächtigte auch schon im Hause. Sein Zimmer wird heut vermietet, nach heutigem Standart, versteht sich. für ein jüngeres Publikum Nett sitzt es sich sich auch im Theater-Cafè, in der auch viele Studenten einkehren. Es macht Spass, durch die restaurierten Gassen der Altstadt zu wandern. Viele Gassen sind verkehrsberuhigt oder gehören zur Fussgängerzone. Cafès und Kneipen sind rund um den Theaterplatz und den Goetheplatz zu finden.
Übrigens hat Weimar eine Universität, nein- keine Goethe-Universität, sondern eine „Bauhaus“-Universität und eine Musikhochschule. Ein Jugendtheater leisten sich die Stadtväter neben ihrem Prestige-Theater ebenso. Trotzdem wirkt Weimar provinziell, behäbig, aber auch gemütlich in der Altstadt.
Infos zu Übernachtungen
''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Es gibt Unterkünfte aller Kategorien in und um Weimar. Das Hotel „Elephant“ ist sicher am bekanntesten. Reservieren könnt ihr über die
Tourist-Information Weimar
Markt 10
PF 3727
99407 Weimar
Tel.: 03643 / 24 00 0 und 19 43 3
Fax: 03643 / 24 00 40
e-mail: [email protected]
Auskünfte erteilt auch der
Fremdenverkehrsverein Weimar e.V.
UNESCO-Platz 1
Postfach 3727
99407 Weimar
Telefon: 03643 / 745303
Fax: 03643 / 745333
E-Mail: [email protected]
Umgebung von Weimar
'''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''
Da wären die Schlösser und Parkanlagen im Weimarer Land. Die Dornburger Schlösser laden zu Besichtigungen ein. Ebenso wären Tiefurt, Ettersburg, Belvedere mit seiner fantastischen Orangerie und Kochberg zu nennen, deren Besichtigung sich echt lohnen.
Das Wielandgut Ossmannstedt ist ebenso sehenswert, auch die Städte Apolda und Jena. Ebenso um die 20 Km entfernt liegt die Landeshauptstadt Erfurt entfernt.
In Bad Berka und Bad Sulza lässt es sich kuren, in Sulza wird sogar Wein angebaut.
Fazit
'''''''''''
Weimar ist eine Kulturhauptstadt besonderen Ranges- an die 30 historische Stätten lassen sich besichtigen. Die „Klassiker“ sind lebendig und scheinen in der thüringischen Stadt allgegenwärtig, Weimar ist aber auch eine moderne Stadt mit ihren Hochschulen und der Bauhaus-Tradition. Der Glanz der „Kulturhauptstadt“-Zeit 1999 scheint etwas verblasst. Trotzdem bleibt Weimar eine Perle der europäischen Kunst und Kultur. Goethe, Schiller, Lizst sind nur einige Namen, die Weimar geprägt haben.
© DerPrince für yopi am 04.01.2003 weiterlesen schließenKommentare & Bewertungen
-
Cicila, 11.11.2005, 23:11 Uhr
Bewertung: sehr hilfreich
Da war ich noch nie, will ich aber unbedingt noch einmal hin, da ich Weimar einfach als eine Stadt sehe, die viele Künstler "gesehen" hat. <br/>LG Cicila
-
-
-
Der etwas andere Weimar-Bericht
Pro:
siehe Bericht
Kontra:
siehe Bericht
Empfehlung:
Ja
Als ich 1972 im Rahmen einer Jugendweiheveranstaltung (die „Wessi’s“ werden jetzt fragen, was das ist – ihr könnte ja gerne per Mail bei mir nachfragen, Antwort gibt’s garantiert) in Weimar. Damals war ich 14, voll in der Pubertät und nicht anders als heutige 14jährige.
Schon als wir in Weimar ankamen hat es geregnet. Es war so ein fieser Nieselregen, bei dem man die Hand vor Augen kaum sieht. Wir waren damals zur Besichtigung im Konzentrationslager Buchenwald, haben danach im „Weißen Schwan“ – eine sehr historische Gaststätte, heute ein Luxusrestaurant – Mittag gegessen, haben einen Stadtbummel gemacht, das Schiller-Haus besichtigt und sind dann wieder nach Hause gefahren. Damals habe ich mir geschworen: nie wieder nach Weimar.
Seit 25 Jahren lebe ich nun in dieser Stadt. Meinen Vater hatte es damals beruflich nach Weimar verschlagen. Weimar im Regen ist immer noch etwas hässliches, aber ich fühle mich mittlerweile sehr wohl in dieser Stadt. Gott sei Dank überwiegen die Sonnentage.
In Weimar, einschließlich der eingemeindeten Orte, leben etwa 65.000 Einwohner. Man kann gut hier leben. Die Menschen in Weimar sind schon ein recht eigentümliches Völkchen. Sie sind stolz auf die Stadt der Dichter und Denker und viele haben sich intensiv mit der Geschichte der Stadt und ihrer früheren Bewohner beschäftigt. Manchen ist das allerdings auch ein wenig zu Kopf gestiegen. Die Weimarer bilden sich schon etwas darauf ein, in einer so geschichtsträchtigen Stadt zu leben.
Es gibt genügend Wohnraum, für jeden Geschmack etwas. Es gibt wunderschöne alte Villen oder Stadthäuser, und die Stadt selbst hat 3 große Neubaugebiete, die in den 70er Jahren entstanden sind. Aber auch in den letzten Jahren ist viel gebaut worden, vor allem am Stadtrand und in den eingemeindeten „Vor“-Orten. In einem solchen „Vor“-Ort lebe ich jetzt. in Gaberndorf. Gaberndorf ist ein idyllisches altes Dorf direkt unterhalb des Ettersberges. Hier entstand Anfang der 90er Jahre – also kurz nach der Wende – eine neue Siedlung mit vielen Ein- und Zwei-Familienhäusern.
Früher hat Weimar hauptsächlich von zwei Großbetrieben gelebt, zum einen das Weimar-Werk, hier wurden Kartoffel-Rode-Maschinen gebaut, und zum anderen vom Uhrenwerk. Beide Betriebe sind mit der Wende „untergegangen“ und heute gibt’s in Weimar keine „Groß“industrie mehr. Arbeitsplätze sind in Weimar knapp geworden, die Arbeitslosenrate beläuft sich hier auf ca. 14 %.
Die Mühlen in Weimar mahlen langsam. Es hat z.B. fast 10 Jahre gedauert, bis die Stadt den Bau einer neuen Drei-Felder-Halle beschlossen hat. Es erscheint eigentümlich, wenn eine Straße wochenlang gesperrt ist, weil z.B. Gasleitungen neu verlegt werden, und ein Jahr später ist dieselbe Straße wieder gesperrt, weil die Telekom-Leitungen erneuert werden. Da fragt man sich wirklich, wo der Amtsschimmel wiehert.
Sportlich ist in der Stadt überhaupt nicht viel los. Sicher, es gibt Karate- und Tennisschule, der Polizeisportverein erntet beim Judo so manche Medaille, aber es gibt nur ein winziges Stadion, und die Schulen, die keine eigene Sporthalle haben müssen ihre Schüler sonst wohin schicken, damit überhaupt Sportunterricht stattfinden kann. Es erschien mir wie ein Wunder, dass die Mannschaft von Schalke 04 diesen Sommer nach Weimar kam, um hier ein Freundschaftsspiel zu absolvieren.
Negativ finde ich auch, dass die Ämter der Stadt teilweise ziemlich weit auseinander liegen. Wenn man z.B. an einem Tag auf’s Ordnungsamt, zum Jugendamt und zum Sozialamt möchte, braucht man wirklich fast den ganzen Tag, um seine Wege zu erledigen. Dabei ist Weimar gar nicht so groß und die Busverbindungen sind nicht schlecht.
Positiv hingegen ist auch das Bildungsangebot in Weimar. Es gibt 4 oder 5 Gymnasien, etliche Regelschulen, eine Schule für Lernbehinderte, Ausbildungsstätten für Berufsausbildung, eine Volkshochschule usw. Und es gibt die Bauhaus-Universität, eine der wichtigsten und besten Ausbildungsstätten für Architekten und Bauingenieure. Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang die Hochschule für Musik. Hier gibt’s Studienrichtungen vom Instrument bis zum Gesang, natürlich hauptsächlich klassisch.
Kulturell hat Weimar ja nun wirklich einiges zu bieten. Es gibt etliche Museen und Ausstellungen. Eigentümlicherweise hat vor kurzem das Stadtmuseum schließen müssen, weil angeblich die Besucher weggeblieben sind. Und das Museum für Ur- und Frühgeschichte – eines der schönsten Museen in Weimar – hat seit Monaten wegen Umbaumaßnahmen geschlossen.
Mir persönlich war der Schiller schon immer lieber als der Goethe, aber immerhin gab’s hier noch Herder, Bertuch, Wieland, Gropius usw. usf. Es gibt so viele Namen, die man nennen könnte. Und zu fast jeder Persönlichkeit, die einmal in dieser Stadt gelebt hat, gibt es ein Museum, oder zumindest doch eine Ausstellung. Und zu manch anderen Dingen gibt’s auch Museen, so gibt’s zum Beispiel ein Ginkgo-Museum und ein Bienenmuseum.
Es gibt das Deutsche Nationaltheater, ein Kino, eine neue Schwimmhalle, den Park an der Ilm, ein schönes Rathaus mit dem Porzellan-Glockenspiel aus Meissner Porzellan, das historische Hotel „Elephant“, das Schiller-Haus, das Goethe-Haus, das Goethe-Gartenhaus, das Liszt-Haus, das Kirmes-Krakow-Haus ... Es nimmt kein Ende. Und es gibt den Zwiebelmarkt, das Highlight des Jahres, nicht nur für Touristen, auch für die Einwohner der Stadt ist mindestens ein kurzer Besuch des Zwiebelmarktes Pflicht. Der Zwiebelmarkt findet jeweils am 2. Wochenende im Oktober statt, fängt Freitag Nachmittag an und endet Sonntag abend. Und wie der Name schon sagt dreht sich hier alles um die Zwiebel, da gibt’s vom Zwiebelzopf bis zum Zwiebelkuchen natürlich auch noch eine Menge kulturelle Höhepunkte. Dieses Jahr sollen 300.000 Besucher auf dem Zwiebelmarkt gewesen sein.
Im Jahr 1999 war Weimar ja die Kulturhauptstadt Europas. Mann, war da was los. Schon 2-3 Jahre vorher fing das an. Überall wurde gebaut, ständig waren irgendwelche Umleitungen, weil auch die Straßen neu gemacht werden mussten. Und das Jahr 1999 war das totale Chaosjahr an sich. Millionen von Touristen haben die Stadt regelrecht gestürmt, ständig war ein Gedränge in der Stadt, dass man kaum noch durchkam. Straßen und Parkplätze voll geparkter Autos, die Busse übervoll, fast jeden Tag irgendeine Veranstaltung, von Riesen-Eröffnungsfeiern, Theateraufführungen bis Open-Air-Konzerte, Feuerwerke, Ballett usw. Es war alles dabei. Ein Höhepunkt jagte den anderen.
Ständig hatten wir irgendwelche Besucher, weil alle unsere Bekannten und Verwandten ja auch was davon haben wollten, dass Weimar mit dieser Ehrung bedacht wurde, und wenn da schon jemand wohnt, den man kennt, dann kann man da ja auch kostenlos übernachten ... Dabei hat Weimar mindestens 30 Hotels, dazu noch etliche Pensionen und für die jungen Leute 3 Jugendherbergen. Aber was soll’s, wir haben’s überlebt, und schön war’s ja doch, das Kulturhauptstadtjahr in Weimar.
Hab’ ich was vergessen? Bestimmt. Aber dazu kann ich nur sagen: Kommt doch mal nach Weimar und seht Euch um. Es macht schon Spaß, hier zu sein. Als Gastgeber kann ich Weimar jedenfalls nur empfehlen. Und auch außerhalb Weimar’s gibt’s noch einiges zu entdecken. Bericht dazu folgt.
Ein guter Rat noch: Wenn ihr mal nach Weimar kommt, sagt nie zu einem Einwohner, er wäre Weimaraner. Der wäre total eingeschnappt. Weimaraner sind nämlich Hunde, die Einwohner nennen sich Weimarer. weiterlesen schließen
Informationen
Die Erfahrungsberichte in den einzelnen Kategorien stellen keine Meinungsäußerung der Yopi GmbH dar, sondern geben ausschließlich die Ansicht des jeweiligen Verfassers wieder. Beachten Sie weiter, dass bei Medikamenten außerdem gilt: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.
¹ Alle Preisangaben inkl. MwSt. und ggf. zzgl. Versand. Zwischenzeitl. Änderung der Preise, Lieferzeiten & Lieferkosten sind in Einzelfällen möglich. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr.
Bewerten / Kommentar schreiben