Pro:
Sehr gut erhalten
Kontra:
der Anmarschweg durch die Bakschichjäger
Empfehlung:
Ja
Mein Jugendtraum war immer schon einmal gewesen das geschichtsträchtigste Land der Erde zu besuchen und vor wenigen Jahren habe ich es wahrgemacht.
Eine der angenehmsten Möglichkeiten, die historischen Tempel in Ägypten entlang des Nils zu besuchen, ist halt doch eine Nilkreuzfahrt. Diese Touren gehen entweder von Luxor nach Assuan oder umgekehrt. Unsere einwöchige Reise auf den mit 6671 km längste Strom der Erde begann in Luxor und endete dort auch wieder.
Untergebracht waren wir auf dem Nilschiff "MS-Elephant" von wo aus alle Ziele erobert wurden, Luxor, Assuan, Kom Ombo und auch Edfu.
Vom Schiff aus mußten wir uns in einer kleinen Karawane mit einer Pferdedroschke zu der Tempelanlage bewegen. Dabei ging es vorbei an den "Tempeln" der Neuzeit, den Verkaufsangeboten der zahlreichen ägyptischen Händler. Umringt von Bakschichjägern ging es die letzten Meter vorwärts, auch wenn die Reiseführer sich doch um deren Abwehr bemühten. Es war auch eine der letzten der zu besichtigenden Tempelanlagen, sodass vielleicht auch schon unser anfänglich vorhandene Elan langsam erste nachlassende Spuren zeigte.
Tempel von Edfu
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Edfu liegt 115 km südlich von Luxor und 100 km nördlich von Assuan. Zu altägyptischen Zeiten, den Zeiten der Pharaonen hieß diese Stadt noch Tbot. Der Horus-Tempel aus der Ptolemäerzeit soll übrigens der besterhaltenste Tempel von ganz Ägyptens sein und wurde in der Zeit von 257 v. Chr. bis 37 v. Chr. erbaut, s.a. http://www.meritneith.de/edfu.htm.
Der Horustempel war von einer hohen Ziegelmauer umgeben, die zum Teil noch erhalten ist. Der Makedone Ptolemäus war für Ägypten der Statthalter von Alexander dem Großen und wurde nach dessen Tod deren Pharao. Um den Einheimischen das Gefühl zu vermitteln, daß ihre Götter respektiert werden, wurden diverse Bauwerke errichtet, so auch dieser.
Wahrzeichen des Tempels ist ein Falke aus Granit - Horus, der Falkengott. Laut ägyptischer Mythologie ist Horus der Sohn von Isis und Osiris. Er bewacht hier sozusagen seinen eigenen Tempel. Der falkenköpfige Haroeris (Gott Horus im Abbild als Sohn des Re) wurde in Form des Falken als Gott des Himmels und der Sonne verehrt.
Den hervorragend erhaltenen Zustand verdankt der Tempel allein dem Umstand, das er erst im letzten Jahrhundert freigelegt wurde, er war bis dahin völlig von Sand bedeckt gewesen. So schrieb der Franzose Auguste Mariette als den Tempel vom Schutt und Sand sowie von den noch immer darin stehenden Häusern befreien ließ (ab 1860) und auch die Innenräume wieder zugänglich zu machen. ?Heute ist Edfu wieder in seiner ehemaligen Herrlichkeit erstanden. Ich habe die vierundsechzig Häuser auf dem Flachdach niederreißen lassen, ebenso achtundzwanzig weitere Behausungen, welche sich zu nah an der Außenmauer des Tempels befanden?.
Dieser Tempel ist heute noch so gut erhalten, daß man meint, er könne sofort wieder seiner sakralen Bestimmung übergeben werden. Der Tempel ist übrigens, wie auch die Pyramiden, exakt nach Norden ausgerichtet.
Der Eingangs- oder 1. Pylon dessen Portal ursprünglich durch einen Doppeltor verschlossen werden konnte und auf allen Seiten mit Darstellungen und Inschriften bedeckt ist, ist mit 36 m Höhe und 64 m Breite nach dem 1. Pylon von Karnak der größte Pylon Ägyptens.
Das Tor wird von zwei großen Falken aus schwarzem Granit beidseitig bewacht. Wenn man es durchschreitet, kommt man in den großen Innenhof mit 32 verzierten und sehr gut erhaltene Säulen. Die Wände der Kollonaden zeigen Opferzeremonien und die sich anschliessende Vorhalle besitzt bautechnisch eine Hohlkehle, typisch für ägyptische Bauweise. Mehrere halbhohe Säulenschranken zeigen, wie Euergetes II. den Göttern Horus und Hathor Opfer darbringt. Auch hier sind weitere Falkenabbildungen zu finden, ebenso weitere sehr imposante Falkenstatuen. Die Horusfalken sind im Hof vor der ersten Säulenhalle aufgestellt (einer ist umgefallen) und sind schätzungsweise mehr als zweimal so groß wie ein Mensch. Dagegen sind die beiden Falken vor dem Tor eher klein.
Die Decke der Vorhalle wird von zwölf Säulen mit Blumenkapitälen getragen. Ebenfalls sehr imposant sind die Reliefbilder, die sehr viele sakrale Handlungen zeigen, unter anderem die Grundsteinlegung für diesen Tempel.
Guterhaltene Darstellungen auf der imposanten Westwand zeigen unter anderen Horus, der gegen Nilpferde, als Verkörperungen des "bösen" Gottes Seth, kämpft. Die Gesichter der Götter und Pharaonen wurden vermutlich während der christlichen Zeit ausgemeißelt.
Die sehr gut erhaltenen Reliefs und Inschriften haben viel zum Verständnis der altägyptischen Kultur beigetragen. Am Ende liegt wie immer in derartigen Tempeln üblich ?das Heiligtum?, welches nur der Pharao und der oberste Priester betreten durften, um mit den Göttern zu sprechen. Der zentrale steinerne Schrein war der Aufenthaltsort des Götterbildes. Da diese Kultstatuen aber üblicherweise aus Edelmetall oder Holz mit Einlagen bestanden, sind sie wie in all anderen Tempeln Ägyptens auch dereinst geraubt worden.
Ein weiterer Unterschied zu anderen Tempeln ist der innere Tempelumgang. Er zeigt löwenköpfige Wasserspeier, eine Prozession eines Pharaos mit seiner Gemahlin zu den Göttern und Kämpfe des Horus gegen Feinde.
Nirgends ist mir allerdings die Tristessse so aufgefallen wie hier. Zum einem die wahrlich phantastischen Bauwerke der Historie und zum anderen das dreckige Ambiente des An- und Abmarschweges. Rechts und links z.T. verwahrloste Gebäude und Straße ist der weg auch kaum zu nennen.
Man ist wahrlich froh wieder die Planken zum Nilkreuzschiff unter sich und das Essen vor sich zu wissen.
Fazit
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Der Horus-Tempel von Edfu dürfte wohl tatsächlich der am besten erhaltenen Tempel auf dem Weg durch Ägypten gwesen sein. Es sind kaum Schäden an der Tempelanlage zu sehen. Imponiert haben uns vor allem die tatsächlich gewaltigen Falken-Statuen, in deren Folge gerade hier zahlreiche Bilder geknipst werden mussten.
Der Besuch ist ein Bestandteil einer jeglichen Nilkreuzfahrt und diese hat sich nachhaltig in meine Erinnerungen eingenistet. weiterlesen schließen
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