Bauzeichner/in Testbericht

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  • Einstellungschancen:  durchschnittlich
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  durchschnittlich
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von diekleinemima

interessanter Beruf vom Aussterben bedroht?

4
  • Einstellungschancen:  schlecht
  • Aufstiegschancen:  gut
  • Verdienstmöglichkeiten:  schlecht
  • Sozialleistungen:  durchschnittlich

Pro:

interessant, abwechslungsreich, macht einfach Spaß

Kontra:

schlechte Bezahlung, wenige Stellen

Empfehlung:

Ja

Hallo

hier kommt nun mein erster Bericht. Da ich selbst eine Ausbildung in diesem Beruf gemacht habe, die mir viel Spaß gemacht hat, möchte ich ihn nun auch anderen Leuten näher bringen.

Inhalt:
Beschreibung
Ausbildung
Karriere und Weiterbildung
Anforderungen
Meine Erfahrungen
Fazit


Beschreibung
Bauzeichner arbeiten vorwiegend in Bauunternehmen, Architektur- oder Ingenieurbüros. Man findet sie aber auch in Bauämtern, Wohnungsbaugesellschaften oder ähnlichem.
Ihre Hauptaufgabe ist es, die Gedanken des Architekten oder Bauingenieurs aufs Papier zu bringen, also zu zeichnen, sowohl Entwurfs- und Ausführungszeichnungen als auch Details, Lage- und Höhenpläne oder Baustelleneinrichtungspläne. Dabei werden leider ständig wieder Änderungen fällig, und so kommt es vor, dass man sich Tage lang immer wieder mit dem gleichen Plan beschäftigen muss. Auf der anderen Seite ist jedes Bauvorhaben etwas neues, so dass man auch ständig wieder neue Sachen lernt.
Heutzutage werden die Zeichnungen meistens mit CAD Programmen wie AutoCAD, Spirit oder Nemetschek gemacht. Nur noch selten wird in den Betrieben noch am Zeichenbrett gearbeitet.

Aber der Beruf ist abwechslungsreicher, als man zuerst annimmt. Bauzeichner müssen nicht nur zeichnen. Sie sind außerdem noch zuständig für die Vermessung und Kontrolle auf der Baustelle, sowie für diverse Berechnungen (Materialberechnungen, Anlagen für Bauanträge usw.), Schrift- und Telefonverkehr, Zusammenstellung von Unterlagen (z.B. für Ausschreibungen, Abrechnungen) und Terminplanungen. Sie müssen in der Lage sein Normen und Gesetze anzuwenden und Probleme lösen zu können.

Man sitzt also nicht den ganzen Tag am PC oder Zeichenbrett, sondern kommt auch viel raus und hat Kontakt zu anderen Menschen.

Arbeitsmittel waren früher größtenteils Transparentpapier, Bleistift und Tuschestifte, dazu kommen Taschenrechner, Lineale, Schablonen, Maßstäbe, Tabellen und Gesetze usw.
Heute wird dieses fast alles ersetzt durch einen CAD-Arbeitsplatz (PC, Drucker, Plotter, entsprechende Software...)

Ausbildung
Die Ausbildung dauert drei Jahre. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Zeit auf 2,5 bzw. 2 Jahre verkürzt werden. Allerdings muss der Betrieb dieser Verkürzung zustimmen, was bei mir damals nicht der Fall war.

Es sind 3 Schwerpunkte möglich:
1.Hochbau einschließlich raumbildender Ausbau
– z.B. Zeichnungen im Bereich Hochbau, Massenermittlungen, Ausschreibungen
2.Ingenieurbau
– z.B. Zeichen von Positions- und Bewehrungsplänen
3.Tief-, Straßen- und Landschaftsbau
– z.B. Kanalbau, Lagepläne und Querschnitte von Straßensystemen

Die Ausbildung erfolgt „dual“. Das heißt man besucht 1-2 mal pro Woche die Berufsschule und den Rest der Woche verbringt man im Betrieb.

Weiterhin sind 3 Monate Baustellenpraktikum sowie 20 Baubegehungen Bestandteil der Ausbildung.

In der Berufsschule wird sehr viel Theorie gemacht, wie z.B. Bauplanungstechnik, Baukonstruktion, WBL und Statik. Weiterhin wird einem hier das technische Zeichnen mit Tusche gelehrt, was im Betrieb kaum noch gemacht wird. (Ich glaube die Fächerbezeichnungen variieren an den unterschiedlichen Berufsschulen etwas)

Im Betrieb soll dann das gelernte in die Praxis umgesetzt und vertieft werden. (funktioniert meistens nicht ganz, da vollkommen unterschiedliche Sachen gemacht werden.)

Am Ende des zweiten Ausbildungsjahres findet eine Zwischenprüfung statt, die dann später Vorraussetzng ist, um an der Abschlussprüfung teilnehmen zu dürfen.

Die Abschlussprüfung, die in der Regel nach dem 3. Lehrjahr stattfindet, unterteilt sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil (Kenntnisprüfung und Fertigkeitsprüfung).
In dem theoretischen Teil werden die Fächer Technologie, technische Mathematik, technisches Zeichnen und Wirtschafts- und Sozialkunde als Multiple Choice Fragen abgefragt.
Während der praktischen Prüfung sollen in insgesamt 6 Stunden verschiedene Zeichnungen angefertigt werden. Dieses können sein Grundrisse, Schnitte, Ansichten, Dreitafelprojektionen, Durchdringungen, Abwicklungen, Freihandzeichnungen, Detailzeichnungen u.a.
Hinzu kommen noch Zeichnungen innerhalb des gewählten Schwerpunktes.
Um zur Prüfung zugelassen zu werden, sind die Zwischenprüfung sowie ein ordentlich geführtes Berichtsheft erforderlich. Sie kann bei Nichtbestehen bis zu zweimal wiederholt werden.

Als ich vor einem Jahr meine Prüfung gemacht habe, war es schon möglich, die Hälfte der Aufgaben am PC zu erledigen, aber ich denke, irgendwann wird es auch möglich sein, alles am PC zu erledigen.
Dazu muss noch gesagt werden, dass wir unseren PC aus der Firma mit zum Prüfungsort bringen mussten, wogegen sich die meisten Chefs etwas wehren.

Das Gehalt ist sehr unterschiedlich, für die Auszubildenden bei den Behörden gibt es einen guten Tariflohn, auch in den Bauunternehmen kann man nicht klagen. Wer allerdings in ein kleines Architekturbüro geht, bekommt ziemlich wenig, weil die das frei bestimmen können. Fast jedes Büro zahlt also etwas anderes.

Karriere und Weiterbildung
Die Aussichten auf eine Stelle sind heutzutage nicht besonders gut und werden zudem noch schlecht bezahlt.
Die Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Beruf sind auch nicht besonders gut. Man kann zum Beispiel nach einer gewissen Berufspraxis den Techniker der Fachrichtung Bautechnik oder Vermessungstechnik machen, jedoch werden diese in der Praxis nicht gerne genommen, da sie zu teuer sind.

Anforderungen
Ich empfehle auf jeden Fall ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Außerdem sollte man in der Lage sein sauber und genau zu arbeiten und ein wenig Ahnung von Mathe und vor allem von Geometrie haben.
Je nach dem in was für einer Firma man arbeitet, ist auch Teamgeist erforderlich.

Meine Erfahrungen
Als ich vor 4 Jahren die Schule verließ, wusste ich eigentlich schon genau, was ich machen wollte. In der 11. Klasse hatte ich ein Praktikum in einem Architekturbüro gemacht und danach regelmäßig dort ausgeholfen. Und das war genau das, was ich machen wollte.
Also beschloss ich, erstmal eine Ausbildung machen, um ein wenig praktisch zu arbeiten, Geld zu verdienen und dann später noch zu studieren.

Gesagt, getan: Ich ließ mir von der IHK Unterlagen zuschicken, über die ausbildenden Betriebe in meiner Nähe (kann ich jedem nur empfehlen, das erspart viel Zeit) Dann schrieb ich mehrere Bewerbungen, bekam aber erstmal nur Absagen. Viele schrieben, dass sie sich schon vor einem halben Jahr entschieden hätten, andere fanden meine Noten zu schlecht...

Irgendwann war dann ein Stellenangebot in der Zeitung, das sich interessant anhörte. Ein mittelständisches Unternehmen aus dem Bereich Hochbau. Ich packte meine Unterlagen zusammen und fuhr persönlich dort vorbei, um mich zu bewerben.
Und plötzlich klappte es ... ich habe mich auf Anhieb mit den Leuten verstanden, und auf einmal waren meine Noten nicht mehr wichtig.
Ziemlich kurzfristig bekam ich die Stelle und war glücklich.
Sie hatten sich wohl hauptsächlich wegen meinen Vorkenntnissen aus dem Architekturbüro für mich entschieden.

Nun ging es also los:
Die erste Frage war, ob ich schon gelernt hätte, Pläne zu pausen und zu falten. Klar hatte ich das, und damit war meine Hauptaufgabe für die nächste Zeit klar. Von morgens bis abends am Kopierer stehen und Ausschreibungsunterlagen und Pläne kopieren, falten, heften und verschicken.
Kein besonders schöner Job.
In der ersten Zeit musste ich außerdem sehr viel Normschrift schreiben (mit Tusche) sowie alte Pläne abzeichnen und „Sauberkeitsübungen“ machen (d.h. Irgendwelche Muster zeichnen)
Einen PC bekam ich erst, als ich das alles fast perfekt konnte. (Danach habe ich im Büro nur noch sehr selten einen Tuschestift benutzt) Ich durfte an einem 14-Lehrgang teilnehmen, um das CAD Programm (damals AutoCAD 2000) zu erlernen. Am Anfang schien alles etwas kompliziert, aber ich hatte mich schnell mit dem Programm angefreundet. Danach durfte ich dann auch im Büro abundzu damit arbeiten.
Aber meine Hauptaufgabe war immer noch kopieren. Ich denke, in den ersten zwei Jahren habe ich in der Berufsschule mehr gelernt als im Betrieb. Sollte wohl eigentlich nicht so sein, aber bei mir war das eben so.
Wirklich Spaß machte mir die Arbeit damals nicht. Meine Zwischenprüfung war auch dementsprechend schlecht, obwohl ich wirklich viel gelernt habe. Mir fehlte einfach die praktische Erfahrung.

Doch dann änderte sich alles. Am Ende meines zweiten Lehrjahres meldeten wir Insolvenz an, und das wars dann...
Ich musste mir eine neue Stelle suchen... und hatte wirklich Glück.

Ich habe sehr wenige Bewerbungen geschrieben und gleich mehrere Zusagen bekommen. Die einen suchten nur jemanden, der das Büro aufräumt, und meinten, ich könnte ja jede Stelle gebrauchen. Die anderen wollten unter Tarif bezahlen, weil sie meinten, ich würde so kurzfristig nichts anderes finden. Und so weiter...

Doch dann meldete sich die Firma, wo ich von Anfang an hin wollte. Ziemlich groß, vertreten in allen Bereichen (Hochbau, Ingenieurbau, Kanalbau, Bergbau, eben alles) Und die wollten mich wirklich haben.
Und ab da hat mir die Arbeit richtig Spaß gemacht. Ich musste kaum noch kopieren. Und habe in allen Bereichen viel gelernt.
Habe viel gezeichnet (am PC), Angebote geschrieben, telefoniert usw.
Außerdem durfte ich regelmäßig mit auf die Baustelle, was äußerst interessant ist. Man fühlt sich richtig gut, wenn man Baustellen oder Bauwerke sieht, an denen man selbst mit geplant hat, auch wenn es nur Kleinigkeiten waren.

Ich bin dann noch ein Jahr in dieser Firma gewesen und muss heute sagen, ich hätte nicht besseres machen können. Es hat wirklich Spaß gemacht, war interessant und abwechslungsreich.

Also, informiert euch ausreichend über den Betrieb, bevor ihr dort anfangt, denn wie ich selbst erlebt habe, gibt es dort sehr große Unterschiede.

Ein weiterer Punkt ist der, dass die großen Firmen zum Teil Fortbildungen bezahlen, ich war zum Beispiel pro Jahr sechs Wochen in Kerpen in einem Ausbildungszentrum und das hat mir sehr viel gebracht. Man lernt dort viele Sachen, die einem der Betrieb und auch die Berufsschule nicht beibringen können.

Nach diesen drei Jahen habe ich eine gute Abschlußprüfung abgelegt und noch ein paar Wochen in dem Betrieb gearbeitet.
Heute studiere ich Bauingenieurwesen, da die Zukunftschancen als Bauzeichner nicht besonders gut sind. Es gibt wenige Jobs und die sind auch noch schlecht bezahlt.
Aber für den Start ins Studium hat sich meine Ausbildung auf jeden Fall gelohnt. Vor allem im Grundstudium hatte man viele Sachen schon mal gehört oder sogar selbst gemacht, sodass einem alles etwas einfacher viel als den ganzen „Anfängern“. Außerdem entfällt für mich jetzt das 21-wöchige Baustellenpraktikum.

Fazit

- sehr interessant
- abwechslungsreich
- man kann immer wieder neue Sachen kennen lernen
- gut geeignet für den Sprung ins Studium

- leider vom Aussterben bedroht
- in letzter Zeit ist in der Baubranche häufig ein Arbeitsplatzwechsel nötig (z.B. bei Insolvenz)
- schlechte Bezahlung
- keine (kaum) Aufstiegschancen

- sammelt vorher Informationen über den Ausbildungsbetrieb, da die Ausbildung sehr unterschiedlich ist!

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