Blauregen Testbericht

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Erfahrungsbericht von Corni

Mein charmanter blauer Würger

Pro:

Bezaubernde und zart duftende fleißige Kletterpflanze

Kontra:

giftig

Empfehlung:

Ja

Beinahe hätte ich Euch eines meiner fleißigsten Schlinggewächse gar nicht vorgestellt. Als ich gestern durch den Garten ging, sah ich, dass mein Blauregen gerade mit seiner 2. Blüte beginnt, obwohl er im Frühjahr schon einen üppigen blauen Regen lieferte. Soviel Fleiß muss honoriert werden und so widme ich ihm sogleich diesen Beitrag.

Eines solltet ihr wissen: Ihr pflanzt ihn nicht nur für Euch, sondern auch für Eure Kinder und Kindeskinder: Blauregen überdauert alle - er kann bis zu tausend Jahre alt werden...

BLAUREGEN (WISTERIA SINENSIS)
Synonyme: Glycine, Glyzinie, Chinaflor


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FAMILIE & HERKUNFT
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Die Heimat errät der Kundige wenn er sich den botanisch Namen anschaut: sinensis - der Blauregen kommt also aus China, aber ist auch im ostasiatischen (Korea, Japan) und nordamerikanischen Raum zu Hause. Ihren „Vornamen“ erhielt die Pflanze von Caspar Wister (1761 - 1818) einem amerikanischen Anatom und Gartenliebhaber.

Blauregen zählt zu den Leguminosae (Hülsenfruchtgewächsen, Schmetterlingsblütlern), aber Vorsicht!! Er ist ziemlich giftig (siehe Punkt „Die Giftpflanze\" am Ende meines Beitrages).

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DIE PFLANZE
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ist ein sehr attraktiver Kletterstrauch mit saftig grünen fast 30 cm langen hübschen Blättern, die gefiedert sind (für die Botaniker unter uns: sie sind unpaarig), also aus Einzelblättchen bestehen, die schmal, lanzettförmigen und etwa 8 cm lang sind.
Der Blauregen windet sich 6 bis 12 m lang, aber ich denke, ich habe auch schon viel mächtigere Glyzinien im Süden gesehen. Mit ihren Trieben umschlingt sie mit unbändiger Kraft alles, was sich umschlingen lässt – aus schlanken, fingerdicken Trieben werden armdicke(!!) Lianen ...

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DIE BLÜTEN
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sind bei den meisten Sorten blau, ins violette gehend. Sie erscheinen im Frühjahr – etwa ab Mai – und hängen in dichten langen Trauben (20 – 30 cm) am Strauch (siehe Foto in meinem Profil). Die Traubenblüten (2 – 2,5 cm) öffnen sich erst am Ansatz und dann langsam bis zur Spitze über einige Tage. Auch erscheinen die Trauben selbst über einen längeren Zeitraum. In der Literatur fand ich immer die Aussage, dass die Blüten vor dem Blattaustrieb erscheinen, ich finde aber, sie entstehen fast parallel. Die zweite Blüte meiner Glyzinie erscheint nun Anfang August am üppigen Grün und sieht beeindruckend aus – Blütentrauben an jeder Ecke und jedem Ende! Die Blüten duften angenehm zart.
Weitere Blütenfarben sind weiß oder sogar rosa (siehe Sorten).
Die meisten Glyzinien blühen nicht gleich in den ersten beiden Jahren, sondern brauchen 4-5 Jahre, bis sie das erstemal zur Blüte kommen. Unsere tat uns den Gefallen im 4. Jahr mit 2 oder 3 Blütentrauben, aber ab dem nächsten Jahr ging’s richtig los!

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DIE SORTEN
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erkennt man ihrer Drehrichtung +lach+ Nein, es ist wirklich so, Wisteria sinensis windet sich links herum, die floribunda-Arten rechts herum, was übrigens sehr selten bei den Schlingern ist.

Im Internet habe ich nach verschiedenen Sorten recherchiert:
* W. sinensis: Blütentrauben blauvioletten oder weiß, 15 bis 30, Hauptblütezeit Mai, Nachblüte im August ist möglich – wie bei meiner
Wisteria floribunda \"Longissima Alba\": Blütentrauben weiss, bis 40 cm lang, Blütezeit Mai/Juni.
* Wisteria floribunda \"Macrobotrys\" : Blütentrauben blauviolette, EIN (!) Meter lang, stark duftend, Blütezeit Mai/Juni.
* Wisteria floribunda \"Rosea\" :- Blütentrauben hellrosa, bis 40 cm lang, Blütezeit Mai/Juni.
* Wisteria \"Violacea Plena\": Blütentrauben violett, reich gefüllt, Blütezeit Mai/Juni.
* Wisteria brachybotrys: kleinere Blütentrauben, Blütezeit in Schüben bis zum Herbst

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Die Verwendung
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des Blauregens ist vielfältig – Hauptsache, er findet etwas zum Schlingen: Wände, Pergolen, Laubengänge – ihm gefällt es überall.

Wir haben ihm an unserer Garage ab Dachhöhe eine Stütze in der Waagerechten angeboten (eine Art Pergola), die er willig angenommen hat, jetzt mitdenkt und sich in der gewünschten Richtung in der Waagerechten nach vorn bewegt, als wollte er eine Laube bilden.

Für Lauben, Laubengänge und dergleichen empfehlen sich sehr stabile Rankgerüste aus Eisen – alles andere „würgt“ er mit seinen kräftigen Trieben nieder - was man an unsren Holzstützen jetzt schon sehen kann... Der charmante blaue Würger macht auch vor Dachrinnen und Regenrohren keinen halt; er ist gewissermaßen die Python unter den Schlinggewächsen!

Interessant fand ich im Internet zwei Anregungen, nämlich den Blauregen als Hecke zu halten (der Schnitt macht’s möglich – s.u.) oder ihn als Baum zu erziehen – vielleicht sogar als Bonsai?

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DIE PFLEGE
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1. DIE ERDE
darf nicht zu schwer sein – eher frisch, sandig-lehmig und gerne sauer bis schwach alkalisch. Ist Kalkboden mit im Spiel, reagieren die Blätter mit Chlorosen und werden hell. Mein Blauregen steht in lehmigen Boden, der eher sauer ist. Wichtig ist, dass der Boden durchlässig und locker ist, damit keine Staunässe entsteht.

2. DIE DÜNGUNG
ist bei den Unmengen von Blütenkaskaden nicht zu vernachlässigen. Ich empfehle einen organischen Dünger mit Phosphat, Eisen und Magnesium. Ideal ist der „Azet Kletterpflanzen Dünger“ von Neudorff, speziell für mehrjährige Kletterpflanzen, besonders Blauregen und Clematis.

3. DER STANDORT
sollte sonnig sein bzw. im sehr hellen Halbschatten liegen, sonst blühen sie nur schwer. Wichtig ist ein geschütztes Plätzchen, damit der Frost keinen Schaden anrichten kann – ganz unempfindlich sind sie in dieser Hinsicht nicht.

Mein Glyzinie steht an einer Ostwand der Garage. Ihr Fuß wird erst am Nachmittag mit Sonne versehen. Die Pflanze selbst hat mittlerweile das Garagendach erreicht und ist ab dem Morgen in der Sonne. Erst ab dieser Höhe hat sie sich ausgebreitet und blüht so reich.
Glyzinien kann man auch im Kübel halten, ich selbst habe keine Erfahrung – der mächtige zu erwartende Wuchs ließ mich das Experiment nicht wagen.

4. DAS GIEßEN
darf man nicht vergessen, wenn es im Sommer so richtig heiß ist – man schaut sich einfach die Blätter an und weiß, wann der Blauregen Durst hat. Ich gieße prophylaktisch 1-2 mal pro Woche.

5. DER SCHNITT
ist dann erforderlich, wenn man die Bildung von Neutrieben anregen möchte, um noch mehr Blüten zu haben. Ein günstiger Schnittzeitpunkt ist der März, vor dem Austrieb, auf 2 bis 3 Augen. Als Empfehlung gilt, die Jahrestriebe bis auf 10 cm einzukürzen. Blauregen nimmt es aber auch nicht übel, wenn man im Sommer ein paar zu lang gewordene Triebe einfach abschneidet bzw. seine eigenen Vorstellungen (Hecke, Baum) durchsetzen möchte. Ich selbst habe noch nie Hand angelegt, meiner rankt, schlingt und blüht bisher ohne Schnittmaßnahmen bestens.

6. DIE ANZUCHT
erfolgt über Stecklinge (http://www.gartenbauvereine.org/texte/merkinfo/m_steckling.html#steckling ) und Absenker (http://www.gartenbauvereine.org/texte/merkinfo/m_steckling.html#absenker).

Sämlinge – so sagt die Literatur übereinstimmend – sind blühfaul, und das soll noch geschmeichelt sein.


7. DIE SCHÄDLINGE
hatten an meinem Blauregen noch keine Chance – auch im Internet habe ich nichts dazu gefunden.

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Angebote & Preise:
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habe ich im Internet gesucht; unter dem Suchbegriff „Blauregen Preise“ habe ich im Google Angebote ab 10 € aufwärts gefunden. Meiner war eine normale kleine Containerpflanze im gleichen Preislevel aus dem Baumarkt – sie ist ein Riese geworden!

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Die Giftpflanze
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Blauregen sollte ernst genommen werden.

Zitat Anfang (http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/blauregen.html)
\"Giftige Pflanzenteile: Alle Organe, besonders Samen, Hülsen. Außerdem Rinde und Wurzel.
Giftig durch: Samen und Hülsen enthalten Lectine, die Samen zusätzlich einen unbekannten Wirkstoff. Rinde und Wurzeln enthalten Wistarin.
Kritische Dosis: Nicht bekannt. Ab 3 Samen Krankheitszeichen wahrscheinlich.
Mögliche Symptome: Nach Verzehr mehrerer Samen oder anderer giftiger Pflanzenbestandteile kommt es zu Magenbeschwerden mit Erbrechen und Durchfall. Neben Gesichtsblässe und Schläfrigkeit kann es zu Kopfschmerzen, Schwindel und Kreislaufkollaps kommen.
Erste Hilfe: Nach Literaturangaben sollte man reichlich Flüssigkeit (Wasser/Saft) verabreichen. Arzt aufsuchen zur Kohlegabe und eventuellen Giftentfernung. \" Zitat Ende

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FAZIT
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Der Blauregen ist ein pflegeleichter problemloser Schlinger, wenn man sich ein wenig an seine Wünsche hält. Der Blütenreichtum der herunterhängenden süß duftenden Blütendolden ist bezaubernd. Man sollte daher unbedingt nach einer Sorte Ausschau halten, die eine Nachblüte hat bzw. auch in Schüben bis zum Herbst blüht.

Wenn man nur ein wenig Platz hat, sollte man sich ein Eckchen schaffen, wo man darunter sitzen und die köstlichen Blüten sehen und schnuppern kann.
Unsren Blauregen hat in diesem Jahr eine kleine, bisher eher kümmerlich wachsende Clematis entdeckt. Sie kletterte an seine Ranken empor und erfreute zusätzlich mit einer wunderschönen dunkelblauen Blüte.

Da der charmante blaue Würger keinen Schnitt wirklich übel nimmt, ist er auch für Experimentierfreudige geeignet.

Einen schönen, blütenreichen Sommer wünscht Euch

© Corni

30 Bewertungen, 1 Kommentar

  • milchstern

    22.07.2007, 00:58 Uhr von milchstern
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ja, der Blauregen ist ne schöne Pflanze. Ich habe eine weiße und möchte sie zum bonsai erziehen. Schöner Bericht. LG Marion