Domains Testbericht

"Toke... - wer?" - "Tokelau." - "To... was?" - "To-ke-la-u!" - "Wat'n dette?"

Nun gut. Also ganz von vorne.

Tokelau ist eine Inselgruppe im Pazifik. Sie besteht aus drei kleinen Inseln, die hauptsächlich von Korallenatollen gebildet werden, bedeckt mit einer dünnen Erdkrume. Alle zusammen haben ungefähr 7.000 Einwohner. Die Inseln sind offiziell unabhängig; Regierungsform ist eine parlamentarische Monarchie. Viele Tokelauaner leben als Gastarbeiter in Neuseeland, und das Inselreich ist wirtschaftlich von den Subventionen des Nachbarlandes abhängig, dessen Staatsflagge es in Ermangelung einer eigenen führt. Visa für Neuseeland sind auch für Tokelau gültig.

Größter "Exportschlager" der Inseln waren bisher Briefmarken, die von Sammlern aus aller Welt gekauft wurden. Und neuerdings "exportiert" Tokelau Domain-Namen. Womit wir beim Thema wären.

Abgekupfert hat man die Idee von einem anderen Inselstaat, Tuvalu, deren .tv-Domain an Fernsehsender in aller Welt verkauft wurde. Dort wie in Tokelau funktioniert das nach dem Umleitungsprinzip (domain forwarding): Die Website, auf die die Domain verweist, muss andernorts bereits vorliegen; man braucht also eigenen Webspace. So war zum Beispiel die Domain www.girlscamp.tv nichts weiter als eine Umleitung auf www.sat1.de/girlscamp/.

Ebenso, wie Tuvalu mit .tv Fernsehsender als Kunden gewinnen wollte, verfährt Tokelau mit .tk: Hier sind es Telekommunikationsunternehmen, die als zahlende Geschäftskunden angesprochen werden sollen.

Aber Tokelau handhabt die Domain-Vergabe recht großzügig, so dass sich auch Privatpersonen dort registrieren können - und nicht einmal dafür bezahlen müssen. Und hier fängt die Sache an, interessant zu werden.

Ich habe also die Seite www.dot.tk besucht und probehalber eine Domain angemeldet.

Erfreulich ist, dass die Anmeldung schnell geht und die Freischaltung sofort erfolgt. Als Registrand muss man seine Adresse angeben; diese wird jedoch offensichtlich nicht überprüft, da sonst wohl kaum eine sofortige Freigabe erfolgen könnte. Porno-, Warez- und sonstige illegale oder anstößige Inhalte sind laut Geschäftsbedingungen wie üblich verboten.

Als Probe-Umleitungsadresse verwendete ich meine Mitgliederseite bei ebay. Diese Seite steht nicht "statisch" im Netz, sondern wird bei jedem Aufruf vom ebay-Server dynamisch erzeugt. Sie stellt damit einen "Härtetest" für jedes Domain-Umleitungssystem dar, und viele Forwarder akzeptieren solche Seiten nicht. Bei www.dot.tk gab es hier jedoch keine Probleme.

Für den Seitanaufruf kann man den gewählten Domainnamen mit oder ohne www davor verwenden. Kürzer und einfacher geht's nicht mehr; aber da die Daten einmal um die halbe Welt und zurück reisen müssen, sind die Antwortzeiten ziemlich lang, und manchmal erscheint die Seite überhaupt nicht. "Neu laden" (bzw. "Aktualisieren") hilft in einem solchen Fall meistens; für eine Homepage, die immer verfügbar sein muss, würde ich .tk jedoch nicht empfehlen.

Eine Anmeldung bei Suchmaschinen ist für eine .tk-Domain nur begrenzt möglich. Am Ende des Registrierungsformulars kann man zwar einige Stichworte angeben, unter denen die angemeldete Seite angeblich bei einigen internationalen Suchmaschinen registriert wird; für deutschsprachige Seiten ist das jedoch in der Regel sinnlos. Da .tk keine "Vorschaltseite" mit den angegebenen Stichworten erzeugt (wie dies zum Beispiel freecity.de macht), wird die Seite von Suchmaschinen, die mit Indexbots ("Spidern") arbeiten, gar nicht erfasst - und das sind leider die meisten.

Ein zusätzlicher Nachteil ist, dass laut Selbstauskunft von .tk alle Seiten, die in einem Monat weniger als 30 Besucher haben, automatisch gelöscht werden. Ob man sich in Tokelau wirklich streng an diese Bedingung hält oder auch mal "ein Auge zudrückt", kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.

Zum "Zwischenparken" oder "einfach mal vorsorglich registrieren" eignet sich eine .tk-Domain somit sicherlich nicht. Wer aber seinen Wunschnamen bei anderen Anbietern nicht mehr bekommen konnte, hat in Tokelau noch gute Chancen. Und für die 30 Besucher pro Monat kann man ja notfalls selbst sorgen.

Bisher erfolgt die Weiterleitung noch werbefrei; meine bisherigen Erfahrungen mit anderen Weiterleitungssystemen haben jedoch gezeigt, dass sich so etwas schnell ändern kann. Werbefreiheit allein sollte also nicht das ausschlaggebende Argument sein, wenn man sich für eine solche Insel-Domain entscheidet.

Eine langfristige Angelegenheit wird .tk ohnehin nicht sein: Wenn nämlich das "CIA World Fact Book" Recht hat, wird Tokelau bei der derzeitigen Erderwärmung zwischen 2050 und 2070 im Meer versinken. Und leider gibt es keine Atlantis-Domain: .at ist schon für Österreich vergeben.

;-)