Emil Trinkflasche 0,3Liter Testbericht

Diese Frage stellte ich mir nicht nur einmal, als der Name bei uns zu Hause immer öfter fiel. Besonders aufmerksam wurde ich, weil meine Tochter im zarten Alter von fünf Jahren schon von so einem männlichen Wesen zu schwärmen schien. Nachdem ich mir also genug Gedanken gemacht hatte, nahm ich mir vor, meine Tochter bei nächster Gelegenheit doch einmal genauer nach diesem Emil zu befragen.

Schon bei einer der nächsten Mahlzeiten ergab es sich, dass sie wieder anfing, von Emil zu schwärmen.

„Wer zum Teufel ist denn dieser Emil? Wieso habe ich den noch nie gesehen? Geht der mit dir in den Kindergarten?", fragte ich so nebenbei.

Das Gesicht meiner Tochter werde ich nie vergessen. Sie schaute mich völlig überrascht an.

„Emil ist doch eine Flasche!", war ihre Antwort.

Jetzt war es an mir, überrascht zu sein. „Wieso eine Flasche? Du hast doch eben noch in den höchsten Tönen von diesem Emil geschwärmt. Da kannst du doch jetzt nicht sagen, er sei eine Flasche. Oder hat er dich etwa nicht verteidigt im Sandkasten? Überhaupt, lernst du das im Kindergarten, so über deine Freunde zu reden?"

„Mama, Emil ist wirklich eine echte Flasche!"

Ich zog es daraufhin vor, lieber still zu sein und den Ausführungen meiner Tochter zu lauschen. Sie würde das bestimmt jetzt klären. Und tatsächlich:

„Die meisten haben einen Emil, nur Fabian und ich noch nicht", klärte meine Tochter mich auf.

"Immer diese Pädagogenkinder", dachte ich so bei mir. Man erzieht sie repressionsarm, lehrt sie "Bitte" und "Danke" zu sagen. Aber dass etwas Trend ist und sie das aus verständlichen Gründen natürlich auch haben möchten, geht völlig an unsereinem vorbei.

„Wie sieht denn dieser Emil, ähm... diese Flasche aus?", wollte ich nun wirklich wissen.

„Der Emil ist eine ganz normale Flasche aus Glas. Aber von der Flasche sieht man nur ein bisschen vom Hals und den Verschlussdeckel. Die Flasche verschwindet nämlich in einem Stoffbeutel, den man oben so ähnlich wie einen Turnbeutel zuziehen kann. Übrigens gibt es die Verschlussdeckel in verschiedenen Farben."

Meine Tochter war also bestens informiert und ich sehr stolz auf sie, dass sie mir so eine detaillierte Auskunft geben konnte. Eine weitere Überlegung, die ich anstellte, was mit dem Emil passiert, wenn er den natürlichen Gesetzen der Schwerkraft folgt, wurde auch gleich zerstreut. Denn auch hierfür ist anscheinend gesorgt.

„Der Emil wird wohl in Watte gepackt?", war also meine nächste Frage.

„Nein! Die Flasche steckt in einem blauen Becher, der ganz besonders leicht ist. In unserem letzten Paket war so etwas in weiß", klärte meine Tochter mich auf. „Wie heißt das nur?", wollte sie nun von mir wissen.

„Styropor", wusste ich nun auch endlich etwas Gescheites zu sagen.

Es handelt sich um einen Isolierbecher oder Köcher aus Styropor, konnte ich ihr erklären.

Diese kleine Episode fiel mir neulich wieder ein, als ich beim Aufräumen die Emils fand. Es ist nämlich nicht bei einem geblieben. Sie stehen nur nicht mehr in der ersten Reihe im Schrank, weil sie nicht mehr täglich benutzt werden.

Natürlich habe ich nach dem damaligen Erlebnis nicht gezögert, mit meiner Tochter noch am gleichen Nachmittag in Sachen Emil tätig zu werden. Als wir im Laden, der diese Emils verkaufte, ankamen, zeigte uns der Ladenbesitzer alle seine vorrätigen Emils. Es waren nicht wenige und einer schöner als der andere. Damit wurde die Wahl allerdings auch zur sprichwörtlichen Qual. Denn die Stoffbeutel, in denen sich all die Emils befanden, hatten wirklich alle ein für Kinder sehr ansprechendes Design. Aber auch jung gebliebene Erwachsene hätten und haben ihre Freude daran.

Es handelt sich – wie bereits erwähnt - um eine 0,33 Liter Inhalt fassende klare Glasflasche, die sich in einem Styroporbecher befindet. Beides befindet sich in einem wattierten Stoffbeutel, der mit einer stabilen Kordel zugezogen werden kann. Textilien, die für Emilstoffbeutel verwendet werden, sind übrigens schadstoffgeprüft. Die Kordel ist so lang, dass man den Emil um den Hals hängen kann. Diese Kordel ist in meinen Augen dennoch das einzige Minus, weil sie nicht reißt, wenn sie sich an einem Hindernis verhakt. Übrigens gibt es mittlerweile sogar einen Kordelstopper, um den Stoffbeutel festzuziehen und Emil vor dem Herausfallen zu bewahren.

Positiv finde ich, dass man die Flasche im Gegensatz zu Kunststofftrinkflaschen sehr gut und sogar in der Spülmaschine reinigen kann. Der Stoffbeutel ist ebenfalls und sogar bei 30° Celsius maschinenwaschbar. Der Köcher kann mit einem feuchten Tuch von Zeit zu Zeit oder bei Bedarf gereinigt werden. Bis vor einiger Zeit, als es noch Einwegflaschen in der Größe von 0,33 Liter gab, konnten diese ohne Problem als Ersatzflasche verwendet werden. Diese Möglichkeit gibt es so nicht mehr, weil diese Flaschen mittlerweile durch die PET-Flaschen vom Markt verdrängt wurden. Als weiteres Plus ist die Möglichkeit anzusehen, dass kohlensäurehaltige Getränke darin abgefüllt werden können. Noch einen Vorteil sehe ich darin, dass man auch heiße Getränke einfüllen kann, die sich durch die Styroporummantelung schon einige Stunden warm halten lassen. Das ist besonders im Winter angenehm, unterwegs einen heißen Tee oder etwas anderes Warmes trinken zu können. Bei Kindern sollte man natürlich darauf achten, dass die Temperatur des frisch eingefüllten Getränkes so ist, dass man sich nicht den Mund daran verbrüht oder verbrennt. Was für heiß gilt, gilt gleichermaßen für kalt. So kann man im Sommer ein kaltes Getränk auch über einige Stunden kühl halten.

Wenn wir unterwegs oder auch auf größeren Reisen sind, begleiten uns die Emils, „diese Flaschen" heute noch. Mittlerweile haben wir tatsächlich sechs davon, für jeden von uns zwei. Das hat seinen Grund darin, dass es Emil mittlerweile auch in der Größe für 0,5 Liter Inhalt gibt. Gerade im Sommer, wenn wir einmal größere Touren unternehmen, bei denen viel trinken angesagt ist, sind wir für die größere Flasche sehr dankbar.

Übrigens ist es möglich, kaputte oder verlorene Teile des Emils einzeln zu ersetzen. Im Falle eines verlorenen oder ausgeleierten Schraubverschlusses passen übrigens auf die Schnelle auch Schraubverschlüsse der handelsüblichen Wasser- und Limonadeflaschen.

Derzeit bezahlt man für den Emil in der Größe von 0,33 Liter zwischen 8,50 und 9,99 Euro. Die Kosten für die Ersatzteile habe ich beim Hersteller angefragt, weil sie nicht auf der Homepage aufgeführt sind.

Emil ist übrigens bei den Verbrauchern so gut angekommen, dass es dem Unternehmen gefallen hat, noch andere Produkte unter diesem Namen herzustellen und zu vertreiben. Wer also neugierig geworden ist, kann sich unter

http://www.emil-die-flasche.de

auch noch über die weiteren Produkte dieses „Kinderausstatters" kundig machen. Als einen Nachteil empfinde ich es, dass auf der Homepage keinerlei Preise für die Emilprodukte angegeben sind.

Insgesamt kann ich trotz der Angaben beim Kontra Emil als Gebrauchsgegenstand uneingeschränkt empfehlen. Selbst so mancher Erwachsene wird seine Freude daran haben. Denn diese Flaschen sind nicht nur praktisch sondern auch ein echter Blickfang.



antjeeule 12/2003