Friedman Testbericht

Ein Lächeln auf den Lippen, das Gesicht braungebrannt und wie gemeißelt, die dunklen Haare nach hinten gekämmt. Ein Blick in diese erbarmungslosen Augen lässt schlimmes erahnen!

Friedmann ist bereit!

Bereit, sein Opfer zu zerfleischen, bereit, jede Blöße des Gegners gnadenlos zu seinem Vorteil zu verwenden, bereit, es vor dem schon geifernden Publikum zu vernichten,
kaltlächelnd...

Nichts, aber auch gar nichts wird ihn davon abhalten!

Worum geht es?
>Friedmann< ist ein 2-Personentalk im ARD der 14-tägig ausgestrahlt wird, es wird mit harten Bandagen gekämpft, Rücksichtnahme ist hier ein Fremdwort!
Friedmanns oberstes Ziel ist, seinen Gegner zu demontieren, für dieses Ziel ist ihm jedes Mittel recht.

Friedmann ist ein Killer, er weiß das und er genießt es sichtlich!
Mit unerschütterlichem Selbstvertrauen entkleidet er seine Gegner um sie dann im Stile eines Pathologen zu sezieren, das innerste nach außen zu kehren und dann am Ende die kümmerlichen Reste angeekelt entsorgen zu lassen.

Was, um Himmelswillen treibt einen gestandenen, medienerfahrenen und gewandten Politiker in die Arme einer solchen Vernichtungsmaschine?
Jeder der sich auch nur ein Fünkchen Verstand bewahrt hat, würde lieber eine Nacht im Löwenkäfig verbringen, als eine Einladung in diese Show anzunehmen.

Aber, sie kommen, sie kommen sogar bereitwillig auf dieses Schlachtfeld!
Nun, man kann jetzt sagen: Ist doch zu bewundern, dieser Mut! Respekt!
Ich nenne es einfach Dummheit, in diese Sendung mit dem Wissen zu gehen, das man hier eigentlich nur verlieren kann. Wer hier als Friedmanns Gegner antritt, sollte sich fragen ob er auch nur den Hauch einer Chance hat in diesem Duell auch nur halbwegs gut auszusehen, bei den geringsten Zweifeln sollte er es wirklich besser lassen!
Dieser Hang zur Selbstzerstörung ist für mich nicht nachvollziehbar.
So publicitygeil kann doch eigentlich niemand sein.
Allerdings werde ich alle 2 Wochen aufs neue Zeuge einer solchen vorhersehbaren Demontage.

In der ersten Sendung die ich verfolgt habe war sein Gast Gregor Gysi.
Ein schlagfertiger Mann, der, so schätzte ich ihn eigentlich ein, mit allen Wassern gewaschen, redegewandt und nie um eine Antwort verlegen ist.
Zu beobachten wie aus diesem Mann innerhalb von 10 Min. ein schweißtriefendes, händeringendes und auf dem Stuhl herumrutschendes Opfer würde, ließ mich wahrlich den Atem anhalten.
Wie konnte das möglich sein?
Friedmann attackierte erbarmungslos, jedes Argument, jede Antwort von Gysi wurde von seinem Gegner gnadenlos zerlegt, brachte ihn näher an den Abgrund und Gysi wusste es!
Das ihm im Nacken sitzende Publikum registrierte mit gereckten Köpfen: Dieser Mann ist fertig, Exitus!

Als der schwitzende, schon geschlagene Gysi um ein Glas Wasser bittet, erklärt ihm Friedmann, süffisant lächelnd, es gebe kein Wasser, das gehöre auch zum Konzept dieser Sendung. Gysi nimmt dies, hilflos lächelnd, hin und sehnt insgeheim den Schlussgong herbei, der ihn erlösen wird.

Zugegeben, die Position von Friedmann in dieser Show ist schwer zu erschüttern, er hat alle Trümpfe in der Hand und diktiert mühelos die Richtung, aber es stellt sich doch die Frage, muss ein Politiker sich das antun und wenn ja, welche Gründe hat er dafür?
Mein Bericht soll nur wiederspiegeln, wie diese Show auf mich wirkt. Eine persönliche Einschätzung möchte ich hier nicht vornehmen.
Versteht es einfach als Hinweis auf eine Sendung, die man sich vielleicht einmal ansehen sollte um sich dann sein eigenes Urteil bilden zu können.
Interessant ist es allemal!
Friedmann läuft jeden zweiten Mittwoch um 23 Uhr in der ARD

Bis denne, rispetto

©Rispetto, auch gepostet bei Ciao