Heaven Testbericht

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ab 309,26
Auf yopi.de gelistet seit 12/2006
Summe aller Bewertungen
  • Action:  durchschnittlich
  • Anspruch:  durchschnittlich
  • Romantik:  durchschnittlich
  • Humor:  wenig humorvoll
  • Spannung:  durchschnittlich

Erfahrungsbericht von Axolotl2002

Tom Tykwers "Heaven"

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Schon wieder Zeit für einen Verriss. Diesmal trifft es Tom Tykwer und seinen neuesten Film "Heaven". Warum? Weil es sich bei diesem Film schlicht um angestrengten, aber trotzdem banalen Kunstkitsch handelt.

Aber von Anfang an:

Die in Turin lebende Lehrerin Philippa (Cate Blanchett) versucht einen mutmaßlichen Dealer, der, als normaler Geschäftsmann getarnt, offenbar mafiöse Strukturen etabliert hat, mit Hilfe einer selbst gebastelten Bombe zu töten, weil dieser ja schon so viele Kinder und andere Menschen ins Unglück gestürzt hat. Beweise oder Anhaltspunkte für ihren Verdacht oder ein Motiv für ihren maßlosen Wunsch nach Rache liefert der Film nicht. Zumindest geht der Anschlag böse nach hinten los und an Stelle des bösen Dealers werden eine Putzfrau und einen Vater mit zwei Kindern, also vier Unschuldige, getötet. Philippa wird kurz nach dem Attentat von den Carabinieri festgenommen und erfährt erst beim Verhör, auf welch tragische ihre Absichten vereitelt wurden.

Da Philippa als gebürtige Engländerin das Recht hat, das Verhör auf englisch durchzuführen, hilft der Carabiniere Filippo (Giovanni Ribisi) als Dolmetscher aus und verliebt sich spontan in die schuldige, aber ob Ihrer Tat schockierte oder gar gebrochene Frau. Über ein Diktiergerät, dass er in Philippas Tasche schmuggelt, nimmt er Kontakt zu ihr auf und bereitet ihre Flucht vor, ohne zu ahnen, dass all diese Informationen auch den Polizeikollegen und Vorgesetzten über eine Wanze in Philippas Zelle zugänglich werden. Diese unternehmen wenig, um den Fluchtplan zu verhindern und besonders der Major, der in gutem Kontakt zum oben erwähnten Dealer steht (Mafia!), sieht das als Gelegenheit, sie unauffällig auf der Flucht zu beseitigen.

Filippo handelt aber instinktiv richtig und bringt seine entkommene Angebetete auf dem Dachboden des Polizeipräsidiums unter. Dort sitzen sie dann rum und schweigen sich an. Philippa möchte ihrer gerechten Strafe zugeführt werden, aber vorher noch ihre Mission zu Ende bringen. Filippo wünscht sich eine gemeinsame Flucht mit ihr, hilft ihr aber zunächst, ihren Erzfeind in die Falle zu locken, wo sie ihn dann erschießt. Anschließend gelingt den beiden die Flucht und sie schaffen es, obwohl die Polizei ihnen auf der Spur ist, bis in die Toscana. Hier kommt es dann zu den zwei wirklich gelungenen Szenen des Films: Ein Treffen mit Filippos Vater, der anbietet, F. und Ph. aus der immer enger werdenden Belagerung durch die anrückenden Carabinieri zu befreien, indem er sie in seinem Wagen mitnimmt (eine zutiefst berührende Sequenz), und die Schlussszene, in der die davonlaufenden Protagonisten mit der toskanischen Landschaft verschmelzen und anschließend den versammelten Polizeikräften ein überraschendes Schnippchen mit unbestimmtem Ausgang schlagen.

Man merkt gleich: Hier handelt es sich um einen ernsten Film, der sich um Fragen der Schuld, der Moral, der Freiheit und der Liebe dreht. Dagegen ist im Prinzip ja nichts zu sagen, leider gelingt es Tom Tykwer nicht, seine Geschichte überzeugend zu erzählen und in Szene zu setzen. Es genügt nicht, beispielsweise durch eine außerhalb des Kontexts stehende und völlig überflüssige Anfangssequenz, die einen Ausschnitt aus einer Flugsimulation darstellt, wichtig die Symbolkeule zu schwingen. Auch aus der Horizontalen (quasi der Hubschrauberperspektive) aufgenommene Luftbilder von Turin bringen nichts, wenn sie nicht vernünftig in die Story eingebettet werden, stattdessen nerven grade die bewusst ruhig gehaltenen Szenen durch monotone Klavierbegleitung und ein abgeranztes, sehr deutsches Kunstverständnis. Es gibt einfach Regisseure, die viel besser mit wortkargen Figuren umgehen können (z.B. Kaurismäki). Auch die schönsten Kulissen in Turin und der Toskana (bezeichnenderweise eben Lieblingsurlaubsziele von Gymnasiallehrern oder Angestellten aus dem universitärem Mittelbau, für die der Film ja auch gemacht ist) verblassen angesichts der bleiernen Schwere, die uns der Regisseur hier zumutet. Interessante Fragen, die die Geschichte aufwirft, werden ignoriert (Motivation für die Tat? Paranoia? Was verbindet die Protagonisten?), stattdessen bis kurz vor dem Ende der ganz öde und gedankenschwere Stiefel durchgezogen. Erst die letzten fünf bis zehn Minuten verhinderten bei mir ein komplett vernichtendes Urteil über "Heaven", hier konnte man sehen, wie es aussieht, wenn es dem Regisseur gelingt, sowohl Emotionalität in Szene zu setzen als auch eindrucksvolle Bildhaftigkeit rüberzubringen.

Auch Cate Blanchett (die über weite Teile des Films fade wirkt) und der überzeugend agierende und irgendwie rührende Giovanni Ribisi können diesen aufgesetzten Murks nicht mehr retten. Fazit: Deutscher Kunstschwurbel der langweiligen Sorte. Nur weil ein Film unamerikanisch daher kommt, muss er noch lange nicht per se gut sein.

17 Bewertungen, 3 Kommentare

  • ralf0816

    17.04.2002, 04:16 Uhr von ralf0816
    Bewertung: sehr hilfreich

    schlechte filme sind schlecht.

  • DirkWG

    11.03.2002, 22:07 Uhr von DirkWG
    Bewertung: sehr hilfreich

    Oho, das kenne ich ja noch gar nicht! Hast Du den bei Ciao auch schon?

  • AliAsAliAs

    11.03.2002, 12:28 Uhr von AliAsAliAs
    Bewertung: sehr hilfreich

    na ja dass er langweilig ist war mir fast klar - danke für den tipp. gruß vom alias