Der Krieg der Zwerge (gebundene Ausgabe) / Markus Heitz Testbericht

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ab 9,45
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Erfahrungsbericht von vampire-lady

das Gute ist auch blöd

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Ich muß gerade mal über die Bücher schreiben, die ich im Winter gelesen habe, bevor ich alles vergesse. Eins davon war Markus Heitz „der Krieg der Zwerge“, ein 600seitiges Taschenbuch von Heyne und die offizielle Fortsetzung von „die Zwerge“.

Heitz schreibt zwar, daß er das Buch so geschrieben hat, daß auch Quereinsteiger damit klar kommen, mir würde aber doch einiges fehlen, hätte ich den ersten Teil nicht gelesen. So richtig glücklich war ich mit „der Krieg der Zwerge“ am Ende dann auch nicht – auch wenn irgendwo verlagsseitig behauptet wurde, Teil 2 wäre besser. Ok, man muß sagen „der Krieg der Zwerge“ weicht etwas vom üblichen Fantasyeinerlei ab.

Der Inhalt schließt nahtlos an den ersten Band an, in dem Heitz sich bereits die Möglichkeit einer Fortsetzung durch einen Kometen am Himmel (ein immer wieder gern herzitiertes Element“) und ein paar Unkenrufe seitens der Zwerge offen gehalten hat. Nun der Komet soll auch voll einschlagen.

Während ein Teil der guten Armeen immer noch damit beschäftigt sind, das Geborgene Land von den letzten Schergen (Orks und Alben = böse Elben) des Zauberers No Donn zu befreien, konzentrieren sich die Zwerge auf die Zusammenführung der 4 guten Clans. Während der Clan der Dritten weitgehend sein eigenes verräterisches Ding verfolgt und auch dieses Mal versucht, den anderen das Wässerchen zu trüben. Tungdil Goldhand, die Hauptfigur, ist ein Findelkind, das eigentlich aus diesem Clan stammt, aber eben nicht dort aufwuchs. Durch seine großen Taten und das Schmieden seiner sagenhaften Feuerklinge wird er aber durch die 4 guten Clans zunächst voll akzeptiert, darf aber seine Geliebte Balindys nicht heiraten. Ihr Vater hat sie einem anderen versprochen und lt. den strengen Zwergengesetzen kommt sie aus der Nummer nicht heraus – ohne verbannt zu werden. Tungdil verzichtet daher darauf, der neue König des 5ten Clans zu werden und macht sich lieber wieder auf zu neuen Abenteuern, die im Zusammenhang mit der neuen Gefahr fürs Geborgene Land bestehen. Zunächst lernt er aber die freien und clanloses Zwerge kennen, mit deren Lebensweise er sich fast angefreundet hätte – leider hat eine fiese Albin ihm die Feuerklinge geklaut, und das geht so ja einfach nicht. Währenddessen wird das Geborgene Land von einem neuen Feind überlaufen – nach dem Kometeneinschlag scheint sich die alte Legende um die Avatare zu bewahrheiten... oder macht sich nur jemand diese Geschichte zu nutze?

Im Grunde gefällt mir die Geschichte um Tungdil ja ausgesprochen gut – außer der Sache mit dem Heiratsversprechen durch Balindys Clan. Ist für meinen Geschmack irgendwo unzwergisch, das die Mädels sich da einfach so verheiraten lassen? Nun ok, man muß akzeptieren, daß Heitz seine Zwerge so geschaffen hat, und daß es den ultimativen Zwerg schlechthin einfach nicht gibt. Ansonsten aber hat mich Heitz polteriges Zwergenvolk schon im ersten Teil ziemlich begeistert, wenn es auch ein wenig komplizierter zu handhaben ist, als man es aus anderen Fantasyserien her kennt. Heitz versucht natürlich auch ein genaueres Bild zu schaffen, weil er dieses Volk eben in den Mittelpunkt rückt, von der Götterwelt (Moradin möge fluchen *g) bis zu ihrem Alltag. Zumindest ist es ihm gelungen, daß ich Zwerge mittlerweile viel cooler finde, als die oftmals langweiligen Blümchenpflücker. Zwerge passen auch besser in den Ruhrpott. Mein Highlight unter dem Zwergenvolk ist nach wie vor nicht Tungdil, der in diesem Teil mehr über seine Herkunft erfährt und sehr damit hadert, sondern der berserkerisch veranlagte Ingrimmsch (wahrscheinlich weil dieser eine wunderbare Mischung aus einem gewissen König Bruenor Heldenhammer und einem Schlachtenwüter namens Thibbledorf Pwent abgibt – der eine oder andere wird die beiden ja kennen.)

Überhaupt bin ich gerade froh, daß ich den letzten Teil von Salvatores „die vergessenen Welten“ gelesen habe. Denn dazu gibt es bei Heitz einige wirklich interessante Parallelen. Vom maskierten Elf, der die Hauptfigur jagt, weil sie mit dem Tod des Elfenclans zu tun hat, über die gestohlene magische Waffe, dem Versinken des Helden in Selbstzweifeln... ich habe irgendwo gerade dafür etwas übrig, zu sehen, wie verschiedene Autoren aus ähnlichen Aspekten ganz andere Bündel schnüren, ohne das es langweilig wird.

Was in Heitz „der Krieg der Zwerge“ übel aufstößt, ist der Verlust zu zahlreicher Charaktere an die man sich einfach sehr gewöhnt hat, bzw. die auch auf der guten Seite des ersten Teils gearbeitet hatten. Gut – im Fantasybereich neigen Charaktere zur Wiederauferstehung, aber dafür sind es einfach zu viele. Auch wenn Heitz gen Ende wieder mit dem Fortsetzungszaunpfahl wedelt (ein wertvoller Kristall wurde gestohlen) und ich meine schon gehört zu haben, daß Teil 3 in der Tat bald kommt – leider habe ich den Titel vergessen.

Richtig deprimierend ist der Auftritt des ultimativ Guten, dessen Intention die Vernichtung allen Bösen im Geborgenen Land ist – das aber dabei ziemlich amerikanische Methoden entwickelt und nicht nur das reine Böse plättet, sondern auch alles andere was so kreucht und fleucht und daher einfach nur im Wege steht. So hat die Entwicklung der Geschichte einen üblen Beigeschmack. Gut die Alben und Orks sind weg – das Geborgene Land ist wohl erst mal friedlicher als je zuvor und vor allem magiefrei (warum kann jeder selber lesen), aber um welchen Preis? Zwei meiner Lieblingscharaktere sind weg – und auch wenn sei böse waren: die überaus faszinierenden Albae (Heitz Variante von Dunkelelfen). Ich mag ja die Bösewichte immer irgendwie. Und so ganz hat der Angriff des Guten dann ja auch nicht funktioniert, wenn man den Diebstahl betrachtet, der womöglich zu Teil 3 überleiten wird. Hoffentlich wieder mit Alben!

(tut mir leid, wenn ich die Namen nicht richtig geschrieben habe, aber ich komm gerade an das Buch nicht ran)

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