Die Rache der Zwerge (gebundene Ausgabe) / Markus Heitz Testbericht

Mit "Die Rache der Zwerge" hat Markus Heitz den dritten und vorletzten Band über die geschickte des Geborgenen Landes und vor allem die Geschichte der Zwerge dort zu erzählen.


Um was es geht ...

Die Niederringung der Elbin, die sich Magie zu nutze gemacht hat, um das Geborgene Land von allen Geschöpfen Tions (= Geschöpfe des Bösen wie Orks usw.), die mit viel Blut und dem Tod vieler Freunde erkauft worden ist, hat dem Geborgenen Land und auch Tungdil, dem Heldenzwerg, nicht wirklich das gebracht, was alle sich für das Land erhofft hatten: Frieden und Freiheit, ein Gemeinschaftsgefühl aller.
Noch immer herrschen Befürchtungen vor, dass die letzten Überlebenden des Stammes der Dritten (=Zwergenstamm), die für ihren unversöhnlichen Hass auf alle anderen Zwerge bekannt waren, nun aber in ihren Resten in den restlichen Stämmen aufgegangen ist, auch weiterhin im Untergrund Unfrieden säen könnten. Und auch den Elben werden immer noch Vorbehalte entgegen gebracht.
Das gegenseitige Misstrauen wird durch verschiedene Vorkommnisse geschürt: Mysteriöse maschinen tauchen in den Tunneln der Zwerge auf und töten viele von ihnen. Viele Zwerge fallen einem Giftanschlag zum Opfer. Zwei Dörfer der Menschen werden vollständig ausgelöscht, niemand überlebt.
Und die letzte magische Quelle des Geborgenen Landes, ein Diamant, der alle magische kraft der Hauptquelle des Landes aufgesogen hatte wird von unbekannten Mischwesen gejagt: Auf Anraten Tungdils waren13 identische Kopien des Diamanten angefertigt worden und auf die Herrscher des geborgenen Landes verteilt worden. Niemand wusste, wer den echten magischen Stein hat und alle waren natürlich darum bemüht, die höchste Sicherheit zu garantieren, denn jeder hätte der Hüter der mächtigen Quelle sein kann.
Nach und nach werden freilich alle diese Steine recht blutig von Mischwesen aus Orks und Albea, die zudem noch magische Kräfte besitzen und mechanische Elemente im Körperbau aufwiesen, erbeutet.

Schlimmer noch: Die Elben scheinen sich anders zu verhalten. Diese senden in alle Reiche des Geborgenen Landes Delegationen, angeblich um das elbische Wissen mit allen Bewohnern zu teilen.
Tungdil freilich fällt bei einem besuch bei den Elben auf, dass zum einen der Herrscher nicht zu sprechen ist und dass alle Gebäude, die im bekannt sind, nicht mehr bewohnt werden.

Dabei hat Tungdil selbst eine bittere Zeit hinter sich: Die letzten Jahre heben ihm und seiner Frau einen Schicksalsschlag erteilt - der Sohn ertrank in einem Fluss-, den Tungdil nicht verwinden kann: Er trinkt, wird fett und pflegt sich nicht mehr.

Es dauert seine Zeit, doch sein Freund Boindil hilft durch eine "Schocktherapie", dass sein Freund zumindest darüber hinweg kommt und zu alter Stärke findet.
Das wird auch zeit, denn wie sich herausstellt, haben die beiden Führer der Albea, ein Geschwisterpaar das nach ägyptischer Sitte das Ehelager teilt, gemeinsam mit einigen Zwergen der Dritten sowie dem tot geglaubten Magister technicus Furgas eine perfiden Plan ersonnen, die Zwergen auszulöschen und die macht im Geborgenen Land an sich zu reißen.
Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, der für alle Beteiligten der Guten einige handfeste Überraschungen parat halten wird ......



Was gut gelungen ist...

Wie schon in den zwei Vorläuferbüchern zu diesem Buch "DIE RACHE DER ZEWERGE" schafft Heitz es, eine an die "Welt" Tolkiens angelehnte logische, lebende, fantasievoll gestaltete Lebenswelt zu erschaffen, die Wichtiges übernimmt, um an die gewohnten Kopfbilder der tolkienschen Welt anzuknüpfen, dieser Welt aber eine ihr eigene Dynamik zu geben, eigenständige Entwicklungen zu institutionalisieren und sich so auch vom unerreichten Vorbild zu emanzipieren.
Was er auch nicht verheimlicht ist, dass die Bände zur Geborgenen Welt auch Bücher sind, die quasi als Auftrag der Leser entstanden sind, denn die Masse der Zuschriften auf unterschiedlichen Weg haben ihm klar gemacht, dass für die Leser der Bücher die Geschichte noch lange nicht zu Ende ist.
Mit dem ersten Band hat er es also geschafft etwas zu erschaffen, dass über weit mehr als einen oder zwei Bände Hand und Fuß und qualitative Tiefe hat und den Leser in einer recht großen Zahl erreicht hat. Die Leser haben durch eine Abstimmung nach Füßen (die sie an die Bücherregale getragen haben) das Konzept zur Geschichte der Zwerge, der Elben usw. einen klaren Qualitätsstempel aufgedrückt.
Inhaltlich holt Heitz in der Tat seine Leser dort ab, wo der zweite Band des Zyklus aufgehört hat und von hier aus entwickelt er logisch eine mögliche Entwicklung der Geschichte weiter.
Viel Bekanntes fängt den Leser ein, einiges Neues wird ihn nicht überfordern.


Was anstrengt ...

Das Buch fesselt den Leser, hat aber auch einige Bruchstellen und Verwerfungen: So empfinde ich es als sehr anstrengend, das fortwährend andeutungsweise tot geglaubte Personen wieder auftauchen oder zumindest dem Aussehen nach auftreten, um die Handlungen voranzutreiben. Da gibt es teilweise krimitypische Verwirrspiele, die so nicht ganz in die Welt des Geborgenen Landes, zumindest wie sie aus den ersten beiden Bänden entstanden ist, zu passen scheint.
Auch verlässt Heitz ein wenig den "geraden" Weg der Handlung der ersten Bände und baut die oben genannten ungewöhnlichen Handlungsbausteine ein, wird die dynamische Handlung zunehmend durch Verwirrspiel ersetzt.


... und zum Schluss doch ein Fünf-Sterne- Fazit?!

So ganz konnte der dritte Band über das Geborgene Land für mich nicht an seine beiden Vorläuferbände anschließen. Nichts desto trotz erfüllt der band das, was die Leser gewünscht haben: Mehr zu erfahren über die weitere Geschichte des Geborgenen Landes.
Dass ich fünf Sterne vergebe, liegt nun nicht an den oben beschriebenen "Neuerungen" in der Handlung, sondern daran, dass bei aller Verwunderung dennoch ein spannendes Buch vorgelegt worden ist, dass aus der Masse der anderen Elben-Orks-Zwerge - Bücher immer noch heraus sticht.
ABER: Spätestens bei dem Band 3 des Zyklus zur Geborgenen Welt ist es nicht mehr getan mit dem Lesen des Buches an sich, sondern die Bücher vorher sind Vorraussetzung zum verstehen der vielen Andeutungen, zur Kenntnis der angesprochenen vergangenen taten etc.
Insofern ein durchaus würdiger, ein in Teilen anders gearteter Nachfolger der ersten beiden Zwergenbände, der zwar für mich Abstriche hat, dennoch aber für alle Genre-Fans eine Leseempfehlung ist.

Fazit: Für Serien - Fans